Notes-Client unter Linux einrichten

Lotus Notes 8: Richtig gut auch unter Linux

14.04.2008 von Martin Kuppinger
Mit dem Release 8 hat Lotus erstmals zeitgleich zum Windows-Client auch eine Linux-Variante auf den Markt gebracht. Dank der Umstellung auf Eclipse als Plattform kann dieser neue Client mit einfacher Installation und umfassender Funktionalität überzeugen.

Die Multi-Plattform-Fähigkeit ist bei IBM Lotus ein wichtiger Bestandteil der Strategie. Um hier flexibler zu werden und gleichzeitig neue Optionen bei der Entwicklung von Anwendungen und dem Management zu schaffen, hat sich Lotus mit der Version 8 dafür entschieden, den Notes-Client auf der Eclipse-Plattform umzusetzen. Ein erstes Ergebnis davon war schon die Notes-Version 7.5 für Linux, die allerdings nur in kleinem Rahmen an ausgewählte Kunden gegeben wurde.

Die Nutzung von Eclipse bringt für Lotus Notes viele Vorteile. Dazu zählen das zentrale Management und das einfache Deployment von Funktionen auf Clients, die Ausführbarkeit auch von Eclipse-Anwendungen und insbesondere auch von gemischten Applikationen und eben die Unterstützung mehrerer Systemplattformen. Neben Windows und Linux wird mit dem derzeit in Beta befindlichen Release 8.5 auch eine Version für den Apple Macintosh folgen.

Außerdem können beispielsweise OpenOffice-Anwendungen in ihrer Umsetzung als IBM Produktivitätswerkzeuge genutzt werden. Damit wird eine vollständige Desktop-Umgebung geliefert.

Die Installation

Eine positive Überraschung bei Lotus Notes 8 für Linux ist zweifelsohne der Installationsprozess. Bei der Version 7.5 war dieser noch etwas heikel - selbst auf der damals ausschließlich freigegebenen Red Hat Linux-Variante.

Inzwischen wird neben Red Hat auch Novell Suse unterstützt. Und auch auf anderen Linux-Versionen wie Ubuntu lässt sich das Produkt, wenn auch manchmal mit etwas mehr Aufwand bei der Konfiguration, zum Laufen bringen. IBM hat bereits die Unterstützung weiterer Linux-Varianten angekündigt, wobei man sich wohl wie üblich schon aus Support-Gründen auf die drei bis vier gebräuchlichsten Derivate beschränken wird.

Kompakt: Der Notes 8 Client für Linux wird in Form einer einzigen .tar-Datei geliefert.

Der erste Schritt bei der Installation ist das Kopieren des tar-Archivs auf das System, in der Regel in den Ordner /opt. Dort entpacken Sie das Archiv. Dabei wird ein Unterverzeichnis Notes 8 Client angelegt, in dem sich wiederum die Datei setup.sh findet. Diese rufen Sie einfach auf, um die eigentliche Installation durchzuführen:

./setup.sh

Der Installationsprozess

Das Shell-Skript lädt den Installer, der als Java-Anwendung realisiert und identisch mit dem von Windows ist.

Grafisch: Die Installation des Notes 8-Clients unter Linux wird durch ein grafisches Installationsprogramm unterstützt.

Nach allgemeinen Informationen auf der Startseite folgt im nächsten Schritt das Lizenzabkommen, dem Sie zustimmen müssen, bevor Sie die zu installierenden Funktionen auswählen können. Hier haben Sie mehrere Optionen:

Beachten Sie, dass die Installation mit administrativen Berechtigungen ausgeführt werden muss. Dagegen darf die eigentliche Anwendung jedoch nicht unter dem Konto root gestartet werden. Die weitere Konfiguration für individuelle Benutzer erfolgt jeweils von diesen nach Anmeldung mit ihren individuellen Systemkonten.

Die Konfiguration für den Benutzer

Die Einrichtung für einen individuellen Benutzer erfolgt anschließend beim ersten Start von Lotus Notes aus dem Startmenü des Window Managers. Dort findet sich die Anwendung bei Büroprogramme – Weitere Programme. Die Konfiguration ist praktisch identisch mit einem Notes-Client unter Windows und damit für erfahrene Notes-Administratoren einfach zu bewerkstelligen.

Benutzerinformationen: Für die Einrichtung des Notes 8 Clients müssen einige Konfigurationsinformationen angegeben werden.

In der Regel reichen dabei der Benutzername und der Servername aus. Der Benutzername kann sowohl als einfacher Name als auch mit Angabe des Containers innerhalb der Domino-Organisationsstruktur erfolgen, also beispielsweise Tim Kuppinger/Kuppinger.

Der Server muss immer in der letztgenannten Notation angegeben werden. Wenn die Namensauflösung korrekt konfiguriert ist, wird er über den ersten Teil automatisch gefunden. Es kann aber auch erforderlich sein, später zusätzlich eine IP-Adresse einzugeben.

Falls man das System (was sicherlich die Regel ist) mit einem Lotus Domino Server gemeinsam nutzen möchte, bleibt die Option I want to connect to a Domino server gesetzt.

Weitere Serverinformationen

Falls der Server nicht direkt gefunden wird, erscheint im nächsten Schritt ein Dialogfeld, in dem Sie auswählen können, ob die Verbindung per Wählleitung (phone connection) oder über ein LAN erfolgen soll.

Netzwerkverbindung: Falls der Domino-Server nicht automatisch gefunden wird, können Details zur Netzwerkverbindung gesondert angegeben werden.

Bei der Konfiguration einer LAN-Verbindung wählen Sie in der Regel TCP/IP als Netzwerktyp aus. Anschließend tragen Sie den Host-Namen oder die IP-Adresse des Servers ein.

Lotus Notes startet anschließend einen neuen Verbindungsversuch, der bei korrekten Informationen erfolgreich sein sollte, so dass Sie mit der weiteren Client-Konfiguration fortfahren können. Dazu geben Sie zunächst das Kennwort für die angegebene User-ID ein.

Weitere Konfigurationsschritte

Wenn Sie die Sametime, also die Instant Messaging-Lösung von IBM Lotus, installiert haben, erscheint noch ein zusätzlicher Konfigurationsdialog.

Letztlich erhalten Sie Dialogfeld, in dem Sie insbesondere Serverdienste im Internet wie Email, News oder LDAP zur Konfiguration auswählen können. Falls solche Server genutzt werden sollen, bringt die Konfigurationsroutine weitere Dialogfelder für notwendige Detailangaben auf den Bildschirm.

Abschließend legen Sie noch fest, ob Lotus Notes als Standard-Email-Programm verwendet werden soll oder nicht. Damit ist die Einrichtung des Systems abgeschlossen.

Die Nutzung

Nach dem ersten Start erhalten Sie – bei korrekt konfiguriertem Mozilla – eine Einführungsseite und zusätzlich die Homepage angezeigt. Auf dieser können Sie sich entscheiden, ob Sie eine eigene Seite erzeugen wollen oder ob die Standard-Startseite Ihren Ansprüchen genügt. Die Startseite legt fest, welche Informationen beim Start des Notes-Clients angezeigt werden.

Startseite: Über die Startseite kann der schnelle Zugriff auf die Funktionen des Lotus Notes-Clients erfolgen.

Von hier können Sie auf Mail, Kalender und andere Funktionen zugreifen. Die Nutzung ist weitestgehend identisch mit dem Windows-Client. Es gibt nur minimale Funktionsunterschiede und kleine Detailunterschiede beim Verhalten beispielsweise von Fenstern, die aber den mit den jeweiligen Systemplattformen vertrauten Benutzern bekannt sein sollten.

Identisch: Der Notes Client unter Linux unterscheidet sich praktisch nicht von seinem Windows-Pendant.

Sicherheitsrisiko?

Eine interessante Diskussion ist allerdings bezüglich der Sicherheit entstanden. Dabei handelt es sich um potenzielle Sicherheitslücken aufgrund des Sicherheitsmodells des Notes Clients für Linux. Grundsätzlich ist es möglich, dass ein Angreifer ohne root-Zugriff in der Lage ist, die Installationsdateien zu modifizieren, die bei der angepassten Installation für einen Benutzer verwendet werden. Das Problem lässt sich durch Extraktion der Dateien in ein temporäres Verzeichnis und Ausführung von

chmod –R 700 ./*

auf dieses Verzeichnis umgehen. Das zweite Problem entsteht durch die Zugriffsberechtigungen, die vom Installationsprogramm vergeben werden. Hier kann die Datei setup.sh wie in dem genannten Artikel beschrieben modifiziert werden, um geringere Berechtigungen zu vergeben.

IBM hat bereits angekündigt, dass sie die Schwachstellen im anstehenden Release 8.0.1, also der ersten Aktualisierung, beseitigen wird.

Gelungene Portierung – mit Lücken

Dennoch bleibt als Fazit, dass IBM Lotus eine gelungene Portierung von Lotus Notes auf die Linux-Plattform gelungen ist, die funktional und bei der Administration überzeugen kann.

Derzeit fehlen noch der Domino Administrator und der Domino Designer, also die Module für die Administration von Lotus Domino-Umgebungen und die Entwicklung von Domino-Anwendungen. Vom Designer gibt es aber inzwischen eine Beta-Version auf Eclipse-Basis, die dann auch unter Linux lauffähig sein wird.

Damit bleibt nur noch der Administrator als reine Windows-Anwendungen. Hier ist die Web-Schnittstelle eine Option, über die sich zumindest die meisten administrativen Aufgaben auch von Linux-Clients aus abwickeln lassen. Allerdings ist der Funktionsumfang hier doch ein gutes Stück geringer als beim Windows-Client, so dass man sich hier überlegen muss, ob man nicht auch in Umgebungen, in denen primär Linux eingesetzt wird, zumindest einzelne Arbeitsstationen mit Windows nutzen sollte. (Kuppinger/mha)