Der IBM Lotus Component Designer 6 ist der Nachfolger des IBM Workplace Designer. Er besteht aus zwei Komponenten:
-
Der eigentliche IBM Lotus Component Designer 6 ist eine Eclipse-basierende Anwendung, die auf einem Clientsystem unter Windows ausgeführt wird.
-
Die IBM Lotus Component Designer 6 Runtime ist dagegen eine Serverkomponente, die über den IBM Workplace ausgeführt wird. Allerdings spricht IBM an dieser Stelle aktuell nur noch vom IBM WebSphere Portal 6.0, wobei faktisch die gleiche Infrastruktur wie beim IBM Workplace erforderlich ist.
Die Runtime wird benötigt, um Anwendungen ausführen zu können, die über den Designer erstellt wurden.
Funktionale Änderungen
Der IBM Lotus Component Designer wird zwar als eine neue Anwendung beschrieben, genau genommen ist es aber eine - sehr weit reichende - Aktualisierung des bisherigen Produkts. Die neue Version ist für den IBM WebSphere Portal Server 6.0 entwickelt worden. Dieser ist - mit Patches, wie weiter unten noch ausgeführt - die Voraussetzung für die Runtime-Komponenten.
Der eigentliche Designer setzt Eclipse in der Version 3.2 voraus. Das Vorgängerprodukt hat sich ja noch mit der Version 3.0 begnügt. Das ist in Bezug auf Updates wichtig, weil man eine neue Eclipse-Version einrichten und die bisherige Lösung - soweit man nicht auch noch mit dem Designer 2.5 arbeiten will - deinstallieren muss. Für die Migration von Projekten und Komponenten von früheren Designer-Versionen gibt es im Designer 6 ein Migrationswerkzeug, mit dem die alte Version in das neue Format namens XSP umgesetzt.
Schon beim Start des Produkts nach der ersten Installation fällt die deutlich ausgebaute Hilfefunktion auf. Man kann auf der Startseite eine Reihe von Hilfethemen auswählen. Das reicht vom Überblick über neue Funktionen bis hin zu detaillierten Ausführungen zur Entwicklung mit dem Designer. Auch bei der weiteren Nutzung kann man sich ständig umfassende Hilfeinformationen anzeigen lassen.
Funktionale Änderungen II
Deutlich verbessert wurde die Bedienbarkeit des Produkts. Die Designelemente sind nun in aller Regel sowohl über Menüs als auch die Symbolleisten auswählbar. Auch sonst fällt die deutlich gewachsene Zahl an Menüpunkten auf, die allerdings auch darauf zurückzuführen ist, dass die Funktionalität des Produkts stark ausgebaut wurde.
Besonders wichtige Funktionen in diesem Bereich sind:
-
Unterstützung für mehrsprachige Komponenten. Zeichenketten in Benutzerschnittstellen können nun von außen gesteuert werden, um unterschiedliche Sprachversionen erstellen zu können. Allerdings werden komplexere Aspekte wie Sprachen, die von rechts nach links geschrieben werden, noch nicht unterstützt.
-
Innerhalb einer Komponente können nun mehrere Portlets erstellt werden. Diese werden miteinander verknüpft. Damit lassen sich auch komplexere Anwendungen realisieren, die unterschiedliche Benutzerschnittstellen haben.
-
Darüber hinaus lassen sich auch „zusammengesetzte Anwendungen“ (composite applications) erstellen, die aus mehreren Komponenten bestehen. Die Komponenten kommunizieren dann untereinander. Der IBM WebSphere Portal Server fungiert als Broker, um die Kommunikation zwischen den Komponenten abzuwickeln.
-
Die Funktionen für den Umgang mit Grafiken wurden deutlich erweitert. So können Images vor dem Einfügen betrachtet und bearbeitet werden.
-
Der Designer unterstützt nun auch die Erstellung von kundenspezifischen Controls für die Benutzeroberfläche. Diese können über Skripts und Parameter konfiguriert werden.
-
Das Design von Objekten wird auch deshalb einfacher, weil beispielsweise Seiten vorab betrachtet werden können. Außerdem gibt es deutlich mehr modifizierbare Eigenschaften von Controls.
-
Wichtig ist auch die Möglichkeit, Stylesheets in sogenannten Style Sets zusammenzufassen, mit denen unterschiedliche Sichten auf Informationen verwaltet werden können.
-
Durch die Unterstützung von AJAX können auch modernere Oberflächen mit einer einfachen Bedienung und sehr leistungsfähigem Umgang mit Grafiken realisiert werden.
-
Beim Umgang mit Daten sind die Funktionen ebenfalls deutlich erweitert worden. So gibt es nun lokale Verbindungen und globale Verbindungen. Letztere stehen über die Grenzen einer einzelnen Komponente hinaus zur Verfügung und sind damit natürlich vor allem für zusammengesetzte Anwendungen interessant.
-
Außerdem werden nun auch externe Datenquellen und Web Services unterstützt. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Domino-Datenbanken, Web Services und relationale Datenbanken einfach anbinden.
-
Für die Gestaltung von Abfragen gibt es zudem einen neuen Editor. Dieser Editor unterstützt auch relationale Abfragen.
-
Interessant für Entwickler sind auch die serverseitigen Skriptbibliotheken, in denen Skripts zentral bereitgestellt werden können.
Neben den genannten Änderungen sind noch etliche Optimierungen im Detail versteckt. In der Summe ist der Designer in diesem Release ein vollwertiges Entwicklungswerkzeug geworden, mit dem sich nun auch komplexe Anwendungen für Portale realisieren lassen.
Die Installation
Ebenso komplex ist allerdings auch die Installation, zumindest bezüglich der Runtime-Komponenten. Für die Installation ist zunächst der IBM WebSphere Portal Server in der Version 6.0 erforderlich. Außerdem muss der IBM WebSphere Application Server (WAS) auf die Version 6.0.2 mit Fixpack 11 aktualisiert werden. Für den WebSphere Portal Server 6.0 müssen gleich mehrere Fixes installiert werden. Sie sind beim Download dokumentiert.
Für die Installation muss der IBM WebSphere Portal Server zunächst beendet werden. Die Dateien müssen in ein temporäres Verzeichnis extrahiert werden. Die Datei Designer-6-Beta-1-Runtime.exe muss anschließend für die Installation geladen werden. Sie enthält ein Java-Archiv und eine Batchdatei. Bevor die Installation durchgeführt werden kann, muss zunächst eine Umgebungsvariable WAS_HOME für das Verzeichnis mit dem IBM WAS gesetzt werden, falls das nicht schon vorher geschehen ist.
Anschließend kann die Datei updatePortal.bat ausgeführt werden. Dafür sind verschiedene Parameter erforderlich, die ausführlich dokumentiert sind. Erst danach kann die Aktualisierung über die ld60_PUI.bat erfolgen. Auch hier gibt es eine lange Parameterliste, die ausführlich dokumentiert ist. Nachdem diese Schritte abgeschlossen sind, kann der IBM WebSphere Portal Server wieder gestartet werden.
Die Installation II
Die Einrichtung der Clientkomponente erfordert etwas Zeit. Im ersten Schritt muss das sehr umfangreiche Installationspaket entpackt werden. Nach der Zustimmung zum Lizenzabkommen kann ausgewählt werden, in welcher Form die Installation erfolgen soll (Bild 1). Dabei wird zwischen zwei Varianten unterschieden:
-
Die Installation kann einschließlich Eclipse 3.2 durchgeführt werden. Das ist erforderlich, wenn die benötigte Eclipse-Version bisher noch nicht auf dem System vorhanden ist.
-
Die Installation kann auch in eine bestehende Eclipse 3.2-Installation erfolgen, wenn diese vorhanden ist und man eine Neuinstallation vermeiden möchte.
Wenn Eclipse mit installiert wird, muss man ein Installationsverzeichnis festlegen. Standardmäßig ist das c:\eclipse32. Der Designer wird in einem Unterverzeichnis eingerichtet. Nach der Überprüfung des erforderlichen Speicherplatzes und der Installationszusammenfassung wird der eigentliche Installationsprozess gestartet, der innerhalb weniger Minuten beendet ist. Es wird automatisch ein Desktop-Symbol angelegt, über das die Anwendung gestartet werden kann. Die Anwendung unterscheidet sich in ihrem Layout deutlich von der bisherigen Version (Bild 2).
Die Nutzung
Nach dem Start muss zunächst ein Projekt angelegt oder importiert werden. Im Designer 6 werden zahlreiche Optionen für Projekte angeboten (Bild 3). Dazu zählen unter anderem Java-Projekte und Plug-In-Development-Projekte.
Es bietet sich an, ein Projekt auszuwählen, das möglichst gut zur Aufgabenstellung passt, um auf entsprechend viele vorab definierte Einstellungen zugreifen zu können. In dem Assistenten können noch etliche weitere Einstellungen zu einem Projekt konfiguriert werden.
Deutlich wird aber an allen Stellen, dass die Entwicklungsumgebung nun einerseits wesentlich komplexer ist und andererseits auch deutlich Java-lastiger als bisher. Entsprechend steigt auch der Einarbeitungsaufwand. Wenn man aber über die Assistenten für unterschiedliche Arten von Projekten arbeitet, ist der Einstieg aber relativ gut machbar, auch weil die Dokumentation doch deutlich erweitert wurde.