Löschpflicht: Kostenfalle Alt-PC

17.11.2003 von ULRIKE GORESSEN 
Verkaufen, verschenken oder verschrotten? Wie man sich seiner alten PCs auch entledigt, die privaten oder geschäftlichen Daten auf der Festplatte muss man zuvor beseitigen. Doch dies kann ungeahnt teuer werden.

Kaum ein Anwenderunternehmen ist sich der Kosten und Gefahren bewusst, die ein ausrangierter Alt-PC mit sich bringen kann. Die Computer einfach in den Müll zu werfen, klingt simpel, schadet aber der Umwelt. Und vielleicht sogar der Firma. Denn es gibt immer wieder Neugierige, die so entsorgte PCs auf Daten überprüfen - und fündig werden.

Ein einfaches "Format C:\\" genügt nicht, um Firmeninterna auf Nimmerwiedersehen zu löschen. Und wenn sich dann noch Mitarbeiterdaten auslesen lassen, können die nachfolgenden Rechtsstreitigkeiten Kosten in Höhe von mehreren 100.000 Euro betragen. Ähnlich teuer und peinlich könnte die Sache werden, wenn die Alt-PCs etwa über Ebay für ein paar Euro verkauft werden.

Egal ob die Gebrauchtgeräte verschenkt, verkauft oder verschrottet werden, Datenschutz ist Sache des Kunden. Er muss dafür sorgen, dass die aufgespielten Daten unwiederbringlich gelöscht werden. Die Kosten für diese Zusatzarbeit veranschlagt das Marktforschungsinstitut Gartner mit 85 bis 136 US-Dollar - abhängig von der Methode. Und davon gibt es einige.

Mit Starkstrom auf die Platte?

"Wir haben schon Kunden gehabt, die ihre Festplatten mit Starkstrom außer Gefecht gesetzt haben", berichtet Frank Rogge, Inhaber des Mainzer Systemhauses Rogge-IT sowie Assemblierer von Hyundai-PCs. Dabei sei das gar nicht nötig, da er beim Neukauf eines Hyundai-PCs kostenlos das Altgerät recyceln lassen kann. Dazu hat Rogge eine Kooperation mit Recycle it in München abgeschlossen.

Die Wiederverwerter sorgen nicht nur für die ordnungsgemäße Zerlegung des Geräts, sondern auch für den notwendigen Datenschutz. Manch sicherheitsbewusster Kunde gäbe dennoch nur Rohgerüste ohne Festplatte zurück. Grundsätzlich kämen gar keine Extrakosten auf den Kunden zu. Er würde vielmehr sogar am Erlös des Recyclings beteiligt.

Ist eine Rücknahme von Altgeräten vertraglich vereinbart, sorgt das Berliner BDL Computer + Software Systemhaus schon aus Eigenschutz automatisch für eine vollständige Löschung der Kundendaten, unabhängig davon, ob der PC danach recycelt oder weiterverkauft werden soll. Da jedes Gerät ein bis zwei Stunden Bearbeitung in Anspruch nehme, sind laut BDL-Geschäftsführer Ulrich Bachmann Kosten von rund 100 Euro realistisch. In der Regel trägt diese jedoch das Systemhaus, da man nur selten aktiv in der Akquise diesen Mehrwert herausstelle.

1000 Euro pro Großsystem- Recycling

Ähnliche Sicherheit bieten verschiedene Hersteller, der Kunde trägt dabei jedoch die Kosten. IBM etwa verlangt rund 12 Euro pro PC für die (daten-)sichere Entsorgung des Geräts. Bei Großsystemen kann der Preis auf bis zu 1000 Euro steigen, abhängig vom Gewicht. Denn die Geräte werden von IBM beziehungsweise von vertrauenswürdigen Transportfirmen beim Business-Kunden abgeholt und zum Zerlegewerk in Mainz gebracht.

Laut Jürgen Ludwig, Umweltbeauftragter bei IBM, werden zuerst die Festplatten mit einem Bohrer unlesbar gemacht. Die Stahlgehäuse eines Servers werden mit einer Hydraulikschere zerschnitten und die Leiterplatten mit einer Stachelwalze datentechnisch unschädlich gemacht. Dann werden die PC-Systeme in bis zu 100 verschiedene Teile zerlegt, bevor sie zum Verwerter gehen. Dieser gewinnt dann mit unterschiedlichen Verfahren Rohstoffe wie Kupfer oder Gold zurück. Der Rest wird geschreddert und als Parkbank, Straßenbelag oder Recycling-Drucker wiedergeboren.

Broker für Altgeräte

Anders sieht es bei Leasing-Geräten aus. Schon während der Produktion des Neugeräts wird die Weiterverwertungsoption des künftigen Altgeräts an einen Broker vergeben. Deshalb werden diese PCs, nachdem der Leasing-Vertrag ausgelaufen ist, aufwendig von jeglichen Daten befreit.

Das geschieht ähnlich wie bei FSC Remarketing und Recycling in Paderborn. Hier wird kein Broker eingeschaltet, sondern das funktionstüchtige Altgerät an Händler verkauft, die sich auf Gebrauchtgeräte spezialisiert haben. Wie Direktor Dietmar Mormann berichtet, werden die Daten auf den PCs unabhängig von deren weiterer Verwertung mit Dataclean von Blancco unleserlich gemacht. Während in den USA das dreimalige Überschreiben mit diesem Tool als sicher gilt, ist in Deutschland siebenmaliges Überschreiben Pflicht.

Fazit

Letztendlich entscheidet der Kunde über die Intensität der Datenvernichtung und über die Ausführlichkeit der Protokolle. Er kann zwischen der reinen Software-Lösung, elektromagnetischer Behandlung und sogar zusätzlichem Schreddern wählen. Davon hängt auch der Preis für die Behandlung ab. Die Transportkosten entfallen etwa für FSC-Kunden, wenn sie bei einem Neukauf die Altgeräte zurückgeben. Für Fremdgeräte werden 50 Cent pro Kilo in Rechnung gestellt.

Den wenigsten Kunden ist die Gefahr bewusst, die eine unsachgemäße Behandlung ihrer Firmendaten auf Alt-PCs bedeuten kann. Dem Fachhandel obliegt die Aufklärungsarbeit, denn nur er hat den direkten Kontakt zum Kunden. Und als Mehrwert kann er die sichere Löschung dieser Daten anbieten und sich bezahlen lassen, ob in Eigenleistung oder in Kooperation mit dem Hersteller.

Diesen Beitrag haben wir von unserer Schwesterzeitschrift ComputerPartner, der Fachzeitschrift für den ITK-Handel, übernommen. Weitere technische Hintergründe zum Löschen von Daten finden Sie in unseren Beiträgen Daten sicher löschen und Professionelle Datenrettung. (ala)