"Recht auf Vergessen"

"Lösch-Beirat" von Google uneins

06.02.2015
Monatelang haben acht Experten Vorschläge für Googles Umgang mit dem EuGH-Urteil über ein "Recht auf Vergessen" erarbeitet. Die Mehrheit des Beirats lieferte konkrete Empfehlungen, denen aber eine Internet-Legende in dem Komitee nicht folgen konnte.

Die Experten im "Lösch-Beirat" des Internet-Konzerns Google haben sich nicht auf eine einheitliche Linie zum "Recht auf Vergessenwerden" einigen können. Das geht aus dem Bericht des Komitees hervor, der am Freitag von Google veröffentlicht wurde. Zwar konnte sich die Mehrheit des Gremiums auf einen Katalog von Kriterien verständigen, den Google beim Unterdrücken von Links zu falschen oder kompromittierenden Inhalten in Web über betroffene Personen anwenden soll. Das prominenteste Mitglied des achtköpfigen Beirats, Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, protestierte hingegen gegen jeden Versuch, unerwünschte Links in den Ergebnissen einer Google-Suche zu unterdrücken.

Der Europäische Gerichtshof hatte entschieden, dass Suchmaschinen wie Google aus ihren Ergebnisseiten Links zu Inhalten löschen müssen, wenn sich ein Nutzer in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt sieht.

Wales forderte, das Europäische Parlament müsse umgehend die rechtliche Grundlage ändern, um die freie Meinungsäußerung zu schützen und eine angemessene gerichtliche Kontrolle des vom EuGH ausgesprochenen Löschanspruchs zu ermöglichen. "Bis zu diesem Zeitpunkt sind alle Empfehlungen an Google in diesem Bericht zutiefst fehlerhaft, weil das Gesetz selbst zutiefst fehlerhaft ist."

Die Mehrheit der Experten plädierte dafür, anhand des Kriterienkatalogs jeden Antrag individuell zu bewerten. Uneins waren sich die Mitglieder des Gremiums in der Frage, ob Löschanträge von Bürgern regional begrenzt gelten sollten. Die Mehrheit des Beirats befürwortete die Praxis von Google, das Unterdrücken der Links auf die nationalen Angebote - also beispielsweise google.de oder google.es - zu beschränken. Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sprach sich in ihrem persönlichem Votum hingegen dafür aus, die Fundstellen aus allen Google-Angeboten weltweit zu tilgen. "Wenn ich bei der Google-Suche in Europa über Google.com die Artikel wiederfinde, auf die sich der Löschungsanspruch bezieht, wird der Anspruch umgangen", erklärte sie.

Die Mehrheit der Experten betonte in dem Bericht, mit dem EuGH-Urteil sei nicht ein "Recht auf Vergessen" geschaffen worden. Google sei nicht verpflichtet worden, "zu vergessen", sondern Links aus Suchergebnissen zu entfernen, deren Ergebnisse "inadäquat, irrelevant oder nicht mehr relevant oder exzessiv" seien. Google könne dabei nicht zum Entfernen der Links gezwungen werde, wenn es ein öffentliches Interesse an diesen Informationen gebe.

Dem Beirat gehörten neben Wales und Leutheusser-Schnarrenberger auch der UN-Sonderberichterstatter für Meinungsfreiheit Frank La Rue an. An den Beratungen von August bis September 2014 in sieben europäischen Hauptstädten waren weitere Juristen, Datenschützer und Netzexperten aus mehreren europäischen Staaten beteiligt. In Berlin hatte Google-Verwaltungsratschef Eric Schmid die Runde moderiert. (dpa/ad)

Google Trends Search 2014 -
Google Trends Search 2014
Welche Suchbegriffe bei den Google-Nutzern im zu Ende gehenden Jahr besonders beliebt waren, erfahren Sie in dieser Bilderstrecke...
Platz 10: Sochi Olympics
Die Olympischen Winterspiele im russischen Sochi sorgten zu Beginn des Jahres für ein großes Suchvolumen.
Platz 9: Frozen
Der 2013er Disney-Film, der hierzulande den Titel "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren" trägt, sorgte auch 2014 noch für eine Menge Aufmerksamkeit.
Platz 8: ISIS
Die Terrororganisation bestimmt seit vielen Monaten die Nachrichten - entsprechend hoch ist das Suchaufkommen.
Platz 7: Conchita Wurst
Die österreichische Eurovision-Song-Contest-Gewinnerin löste im Frühsommer einen Sturm an Google-Suchen aus.
Platz 6: Flappy Bird
"Angry Birds" war gestern - der neue Gaming-Hype gilt "Flappy Bird"...
Platz 5: ALS Ice Bucket Challenge
Sich eiskaltes Wasser über den Kopf zu schütten, war der Online-Hype des Sommers.
Platz 4: Malaysia Airlines
Abgestürzte und verschwundene Flugzeuge - die Fluglinie hatte es in diesem Jahr nicht einfach.
Platz 3: Ebola
Sehr viele Web-User weltweit informierten sich in den vergangenen Monaten über die heimtückische Ebola-Seuche.
Platz 2: World Cup
Ein Hoch auf uns - die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien dominierte den Sommer.
Platz 1: Robin Williams
Der beliebte Hollywood-Star, um den es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger geworden war, nahm sich im August das Leben.