Distributionen verbessern

Linux-Tipps zu WLAN-, Hardware- und Treiber-Problemen

17.07.2015 von David Wolski
Egal ob fehlende WLAN-Treiber, ungenaue Speicherinfos oder langsame USB-Zugriffe - diese Tipps helfen bei Linux-Problemen weiter.

Drahtlosnetzwerke: Android-Smartphone als WLAN-Modem

Es kommt vor, dass WLAN-Chipsätze nach der Installation einer Linux-Distribution nicht auf Anhieb funktionieren, da der Treiber oder die Firmware nicht in der Standard-Paketauswahl enthalten ist. Besonders Debian ist wählerisch, da die regulären Installationsmedien nur Firmware und Treiber ausliefern, die unter einer Open-Source-Lizenz stehen.

Wenn nur ein WLAN bereitsteht und kein Ethernet-Kabel zu Hand ist, dann gelangt man durch die fehlende Netzwerkverbindung in eine Zwickmühle: ohne Treiber keine WLAN und ohne WLAN keine Treiber. Meistens ist es dazu auch noch nötig, erst mal Dokumentation zum verwendeten WLAN-Adapter zu finden, um dann den Treiber anhand einer Anleitung nachzurüsten. Der Anschluss eines Smartphones oder Tablets mit Android über USB ist hier oft der schnellste Ausweg aus dem Dilemma. Denn über USB-Tethering kann das Smartphone als WLAN-Modem aushelfen, über das Sie zur Einrichtung der benötigten WLAN-Treiber unkompliziert ins Internet kommen. Die Verbindung funktioniert dabei in Linux-Distributionen, die den Network Manager nutzen, ohne manuelle Konfiguration. Das Smartphone/Tablet stellt die Verbindung zum lokalen WLAN her, nicht zum Mobilfunk-Provider, denn das ist eine andere Baustelle. Der Verbindungsaufbau könnte einfacher nicht sein: Nach dem Anschluss über USB warten Sie einige Sekunden, gehen dann in Android in den Einstellungen auf „Drahtlos & Netzwerke -> Mehr... -> Anbindung & mobiler Hotspot“ und aktivieren die Option „USB-Tethering“. Diese Option steht erst bereit, wenn die USB-Verbindung zum Linux-PC steht. Um sicherzustellen, dass der Mobilfunk nicht zur Internetverbindung dient, sondern nur WLAN, gehen Sie außerdem in Android auf „Drahtlos & Netzwerke -> Mehr... -> Mobilfunknetze“ und deaktivieren die Option „Daten aktiviert“. Vergessen Sie nicht, diese Einstellung später wieder rückgängig zu machen, wenn das Tablet/Smartphone wieder unterwegs ist. Auf dem Linux-System klicken Sie auf das Symbol des Netzwerkmanagers im Panel der Desktop-Umgebung. Dort erscheint das Android-Anhängsel jetzt als „Kabelnetzwerk (Android)“, und Sie können sich verbinden. Dabei arbeitet das Android-Gerät als Router mit einem eigenen Subnetzwerk aus dem Netzwerksegment 192.168.42.X und gibt dem Linux-PC automatisch über DHCP eine IP-Adresse, die Gateway-Adresse und den DNS-Server mit.

Notebooks mit USB-Lampe: Besser tippen im Dunkeln

Tastatur im Lichtkegel: Falls das Notebook keine Tastenbeleuchtung hat oder diese unter Linux nicht funktioniert, dann hilft eine LED-Lampe am USB-Anschluss.

Viele Notebook-Tastaturen machen schnelles Tippen mit der engen Tastenanordnung nicht einfach, und bei erster Orientierung der Finger sowie bei Tastenkombinationen muss man oft genauer hinsehen, wo welche Taste liegt. Damit das auch im Dunkeln klappt, haben einige Notebooks eine Hintergrundbeleuchtung für die Tastatur. Unter Linux funktioniert diese aber nicht immer.

Die Steuerung der Tastaturbeleuchtung gehört wie die Hintergrundbeleuchtung des Displays zum Funktionsumfang von ACPI (Advanced Configuration and Power Interface). Zwar handelt es sich bei ACPI um einen offenen Standard, auf den sich mehrere Hardware-Hersteller und Microsoft einigten. Die Hersteller nehmen sich aber viele Freiheiten und weichen mit eigenen Energiespartechniken vom Standard ab. Gerade auf Windows zugeschnittene Notebooks bereiten mit abweichenden ACPI-Funktionen immer wieder Ärger. So ist bekannt, dass die Tastaturbeleuchtung vieler Toshiba-Notebooks unter Linux nicht funktioniert. In der Zwischenzeit hilft aber eine einfache Hardware-Lösung aus: Eine LED-Lampe für den USB-Port mit flexiblem Fuß macht das Tippen im Dunkeln angenehmer. Geeignete USB-Lampen finden sich inzwischen sogar im Sortiment von Ikea für knapp acht Euro.

Uefi/Bios-Legacy-Support: Langsame USB-Zugriffe

Besuch im Bios: Wenn USB lahmt, dann überprüfen Sie, ob der „USB Legacy Support“ aktiviert ist. Diese Einstellung für USB-Tastaturen bremst unter Linux häufig den USB-Zugriff aus.

Wenn das Linux-System Schreibzugriffe auf USB-Sticks und Speicherkarten außerordentlich langsam abschließt und dies auch noch mit Hängern anderer Programme begleitet wird, ist oft eine Kompatibilitätsoption für USB im Bios/Uefi die Ursache.

In den Einstellungen der meisten Bios/Uefi-Versionen findet sich in einem der Untermenüs der Punkt „USB Legacy Support“ beziehungsweise „USB Emulation”, „USB Device Legacy Support” oder auch „USB BIOS Supported Devices”. Diese Einstellung spricht eine angeschlossene USB-Tatstatur als PS/2-Gerät an, damit die Tatstatur auch im Bios und Bootmenü funktioniert. Unter Linux kann die Einstellung aber bei einigen Hauptplatinen die USB-Zugriffe ausbremsen. Deaktivieren Sie im Bios/Uefi testweise den USB Legacy Support, und vergleichen Sie dann das Tempo. Halten Sie aber eine ältere PS/2-Tastatur bereit, um wieder ins Bios/Uefi zu gelangen. Hinweis: Viele neuere USB-Tastaturen benötigen keine Legacy-Unterstützung mehr und geben sich automatisch als PS/2-Gerät aus.

Kilobyte und Kibibyte : Binäre Präfixe

Binäres Präfix

Symbol

Bedeutung

Umrechnung

kibi

KiB

2^10

1 Kibibyte = 1,02 Kilobyte

mebi

MiB

2^20

1 Mebibyte = 1,05 Megabyte

gibi

GiB

2^30

1 Gibibyte = 1,07 Gigabyte

tebi

TiB

2^40

1 Tebibyte = 1,10 Terabyte

pebi

PiB

2^50

1 Pebibyte = 1,13 Petabyte

Wie groß ist ein Datenträger? Es kommt immer darauf an, welches Programm Sie fragen. Denn obwohl die angezeigten Größeneinheiten des Linux Kernels den IEC-Standards folgen, verwenden Programme wie Dateimanager mal die dezimalen Einheiten für Bytes und mal die binären. So kommt es, dass ein USB-Stick mit acht GB (dezimal) an anderer Stelle nur 7,45 GB (binär) hat.

Die Informatik arbeitet mit dem Binärsystem und damit mit Zweierpotenzen: Ein Kilobyte sind deshalb nicht 10³ Byte, sondern 210 Byte. Trotzdem rechnet das eine Programm in Zehnerpotenzen und das andere in Zweierpotenzen. Und beide gebrauchen mit Kilo, Mega, Giga, Tera dieselben Größenpräfixe. Diese Präfixe sind im „Système International d’Unités“ verbindlich für eine Dezimalbasis festgelegt. Die Verwendung auch für binäre Einheiten ist also streng genommen unzulässig und sorgt für Verwirrung. Auf Anregung des IEEE entwickelte die International Electrotechnical Commission Ende der 90er-Jahre daher ein eigenes System von Bezeichnungen für binäre Maßeinheiten, wobei sie sich an das SI-System anlehnte. Die Präfixe erhalten dabei jeweils die angehängte Silbe „bi“ für Binär. 1024 Byte sind damit kein Kilobyte mehr, sondern ein Kibibyte. Diese korrekte Nomenklatur hat auch in Linux teilweise Einzug erhalten: Die Kernel-Meldungen, die Sie mit dem Befehl dmesg ansehen können, zeigen Datenträgergrößen in Kibibyte (KiB), Mebibyte (MiB) und Gigibyte (GiB) an. Auch der Partitionierer Gparted arbeitet mit diesen Größen und räumt damit alle Ungenauigkeiten aus.

(PC-Welt/ad)