Linux-Partitionen: Tools für den Zugriff unter Windows

17.07.2006 von Juergen Donauer
Dual-Boot-Konfigurationen sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Während man unter Linux die Windows-Daten zumindest auslesen kann, ist das umgekehrt nicht sofort möglich. Wir zeigen Ihnen, wie Sie dieses Problem elegant umgehen.

Linux und Windows auf einem PC - inzwischen keine Seltenheit mehr. Wer in beiden Betriebssystemwelten zu Hause ist, bemerkt schnell die Macken des Windows-Dateimanagers. Denn während man unter Linux normalerweise ohne großartige Konfiguration auf Windows-Dateien zugreifen kann, tauchen die Linux-Festplatten im Windows-Dateimanager nicht einmal auf.

Doch die findige Entwicklergemeinde sorgt für Abhilfe. Mittlerweile gibt es einige Tools, mit deren Hilfe die beiden Betriebssysteme verschmelzen. Auch wenn die Programme noch nicht ganz perfekt sind, gewähren Sie dennoch Zugriff auf die gesuchten Dateien.

In diesem Artikel stellen wir neben den kostenpflichtigen Lösungen der Paragon Group auch die bekanntesten, kostenlosen Tools der Entwicklergemeinde vor. Je nach Ihren Vorstellungen und Ihrem Dateisystem können Sie die passende Lösung auswählen.

Ext2 Installable File System for Windows

Das erste Programm, Ext2 Installable File System for Windows, ist Freeware und gibt Ihnen von Windows NT4/2000/XP vollen Lese- und Schreibzugriff auf Linux-ext2-Dateisysteme. Zudem erlaubt es den Zugriff auf Disketten, die mit dem ext2-File-System formatiert wurden. Auch ext3-Dateisysteme können Sie in den Verzeichnisbaum einbinden, allerdings müssen Sie auf die Vorzüge dieses Journaling-Dateisystems verzichten. Weitere Details dazu finden Sie in der FAQ der Entwickler.

Diese Software unterstützt Dateien, die größer als vier GByte sind. Ebenso könnten Sie die Windows-Auslagerungsdatei pagefile.sys auf ein gemountetes ext2-Dateisystem legen. Aber Vorsicht: Zugriffsrechte berücksichtigt die Software nicht. Somit erhalten alle Benutzer eines Rechners vollständigen Zugriff auf alle Dateien der Linux-Partition. Dies gilt es zu beachten, sollten irgendwelche Passwörter in Dateien auf dem Linux-File-System hinterlegt sein, die normalerweise nur der Superuser root auslesen darf. Weitere Informationen finden Sie auf der Projektseite des Treibers.

Nach dem Herunterladen ist der Treiber schnell installiert. Haben Sie der Linux-Partition nicht während des Installationsvorgangs bereits ein Laufwerk zugewiesen, können Sie das jederzeit nachholen oder ändern. In der Systemsteuerung finden Sie ein neues Symbol mit dem Namen „IFS Drives“. Ein Doppelklick darauf bringt ein simples Menü zum Vorschein, das eigentlich keiner weiteren Erklärung mehr bedarf. Sie weisen der Linux-Partition einen Laufwerksbuchstaben zu und schon finden Sie die Platte im Windows-Explorer wieder.

rfstool: Lesezugang zum reiserFS-Dateisystem

Für das Dateisystem reiserFS gibt es ebenfalls kostenlose Tools, mit denen unter Windows zumindest ein Lesezugriff möglich ist. Relativ einfach zu handhaben ist dabei das unter der GPL stehende rfstool. Sie haben die Wahl zwischen einer GUI oder dem direkten Einsatz auf der Kommandozeile. Sollten Sie das Graphical User Interface herunterladen, befindet sich rfstool bereits mit in diesem Paket.

Die grafische Software läuft allerdings nur, wenn Sie das Microsoft .NET Framework installiert haben. Dabei macht es nichts aus, ob Sie Version 1.1 oder 2.0 verwenden. Ein direktes Mounten von ReiserFS-Partitionen ist nicht möglich. Aber Sie können zumindest auf Ihre Daten zugreifen und diese via Drag-and-Drop kopieren.

rfsgui: Es geht auch ohne .NET

Ein weiteres grafisches Werkzeug, das die rfstools verwendet, ist das Frontend rfsgui von Michael Adams. Die Software ist ähnlich einfach zu bedienen und ermöglicht ein Kopieren von Dateien auf die Windows-Platte. Es bietet zudem rekursives Kopieren von Verzeichnissen. Allerdings haben Sie auch hier keine Möglichkeit, die Partition als Laufwerk einzubinden. Diese GUI ist auch ohne das .NET Framework einsatzbereit. Sie finden rfsgui hier auf der Entwickler-Homepage.

Sollten Sie rfstool als Kommandozeilen-Programm verwenden wollen, finden Sie die Software und die entsprechende Dokumentation hier. Zudem existieren Plug-ins für das Dateiverwaltungs-Programm Total Commander. Diese finden Sie hier.

Kommerzielle Programme von Paragon

Paragon bietet zwei Programme an, mit denen sich das gewünschte Ergebnis realisieren lässt. Das eine Programm heißt „Alles Mounter 3.0“, das zweite „Ext2FS Anywhere 3.0“. Sieht man sich die Feature-Liste der beiden Produkte näher an, kommt man jedoch schnell zu dem Ergebnis, dass „Ext2FS Anywhere 3.0“ den geforderten Ansprüchen gerecht wird. Letzteres ist sozusagen in den „Alles Mounter“ integriert. Allein der Preis spielt natürlich auch eine Rolle. So schlägt die Personal-Version des „Alles Mounter 3.0“ mit 39,95 Euro und „Ext2FS Anywhere 3.0“ mit 29,95 Euro zu Buche.

Die Installation des Programms lässt sich einfach und schnell im Windows-Stil absolvieren. Anschließend ist es ein Leichtes, ext2- oder ext3-Dateisysteme einzubinden. Das Programm unterstützt außerdem verschiedene Codepages, die Sie beim Mounten des Dateisystems auswählen können.

Kurioserweise erlaubt es die Software, neue reiserFS-Dateisysteme zu erstellen. Jedoch besteht keine Möglichkeit, solche File-Systeme in Windows einzubinden. In der Demo-Version können Sie Laufwerke allerdings nur lesbar einbinden. Außerdem ist die Test-partition auf maximal ein GByte beschränkt. Sie finden die Software auf der Homepage der Paragon Software Group.

Fazit

Die Tools eignen sich hervorragend, um sich lästiges Hin-und-Her-Starten von Betriebssystemen zu ersparen und um auf Daten von ext2/3- und ReiserFS-Partitionen zuzugreifen. Auch das Schreiben auf ext2/3-Platten hat mit dem IFS-Treiber in einem längeren Test ausgezeichnet funktioniert. Der Programmierer gibt natürlich keine Garantie auf einen möglichen Datenverlust bei Schreibzugriffen.

Die kostenpflichtige Paragon-Software beinhaltet zusätzlich einen sehr guten Partitions-Manager. Sollten Sie auf eine optisch aufpolierte Oberfläche und den Manager verzichten können, besteht eigentlich keine Notwendigkeit, Geld auszugeben, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Persönlich gefällt mir der IFS-Treiber am besten. Die Software ist kostenlos, funktioniert bis dato ohne Probleme und kann lesend und schreibend auf meine Linux-Partition zugreifen. Dazu muss allerdings die Partition mit ext2/3 formatiert sein. Was in meinem Fall aber nichts ausmacht, da es sowieso das von mir bevorzugte Dateisystem ist. (jdo/mja)