Die Linux-Distribution Parted Magic hat sich bereits als mobiles Partitionierungs-Tool einen Namen gemacht. Im Laufe seiner Entwicklung ließ sich das Betriebssystem auch immer besser als „Helfer nach dem Crash“ einsetzen, um Daten zu retten.
Nun ist es Hauptentwickler Patrick Verner mit starker Unterstützung von Steven Shiau gelungen, die kostenlose Klonsoftware Clonezilla zu integrieren. Dabei müssen Sie während des Starts nicht zwischen Clonezilla oder Partitionieren wählen, sondern können die Klonsoftware direkt aus der Parted-Magic-Oberfläche aufrufen.
Verschiedene Versionen
Die Entwickler stellen Parted Magic 4.2 in fünf Varianten zur Verfügung, die wir zunächst alle kurz beschreiben. Für den restlichen Artikel haben wir uns mit der startfähigen Live-Variante beschäftigt. Diese dürfte am häufigsten zum Einsatz kommen. Neben der Live-Version stellen die Entwickler eine grub4dos-Ausgabe zur Verfügung. Diese verwendet grub4dos anstatt isolinux als Bootloader. Parted Magic HDD lässt sich direkt auf einen USB-Speicher oder eine Partition entpacken. Danach finden Sie eine Linux-übliche Dateistruktur auf diesem Medium. Es muss allerdings ein Linux-Dateisystem (ext2, ext3, und so weiter) enthalten. Nun können Sie Lilo oder Grub anpassen, um die Partition mit in das Startmenu aufzunehmen.
Mit der PXE-Ausgabe können Sie Parted Magic aus dem Netzwerk starten. Die Entwickler empfehlen für den Client allerdings mindestens 512 MByte Arbeitsspeicher. Computer mit wenigstens 192 MByte RAM können auch verwendet werden, allerdings lassen sich dann keine weiteren Programme hinzufügen. Wie Sie die PXE-Ausgabe einsetzen und dem System weitere Programme hinzufügen, erfahren Sie in der PXE-Dokumentation auf der Projektseite. Die USB-Ausgabe hilft Ihnen, das Betriebssystem auf ein USB-Medium zu installieren, das FAT16 oder FAT32 als Dateisystem einsetzt. Eine ausführliche Beschreibung wie Sie einen startfähigen USB-Stick mit Parted Magic kreieren, finden Sie ebenfalls in der Dokumentation des Projekts.
Verschiedene Startoptionen
Parted Magic ist flexibel, wenn es um die Boot-Optionen geht. Das ist sehr angenehm, da es sich auf vielerlei Hardware einsetzen lässt. Haben Sie ausreichend Arbeitsspeicher, können Sie die Standard-Version benutzen. Hier kopiert sich das Betriebssystem komplett in den Arbeitsspeicher und das CD-Laufwerk lässt sich dann anderweitig einsetzen. Ebenso bietet der Bootloader eine Option für Rechner mit wenig Arbeitsspeicher (64 bis 128 MByte RAM) an. Das System startet dann so, dass die meisten Daemons abgeschaltet bleiben. Lediglich GParted und TWM werden aktiviert. Falls Parted Magic nicht startet, könnte das am grafischen Server X.Org liegen. Für diesen Umstand gibt es Option Nummer Fünf. Hier verwendet das Betriebssystem Xvesa. Menüpunkt Sieben startet in eine Konsole und verwendet die Kernel-Optionen vga=normal, acpi=off, noapic, nolapic, nopcmcia, noscsi, nogpm und nosmart.
Interessant ist auch der letzte Menu-Punkt. Dieser startet nicht das Betriebssystem, sondern ein Hardware-Erkennungs-Tool. Damit können Sie die Komponenten Ihres Computers auslesen.
Die Bordwerkzeuge
Parted Magic war früher ein reines Partitionierungs-Werkzeug. Dies hat sich geändert. An Bord befinden sich außer GParted noch einige andere nützliche Helfer. Einige davon stellen wir vor.
Mit PhotoRec können Sie versuchen, verlorene Daten wieder herzustellen. Das Tool ignoriert das Dateisystem und versucht die darunter liegende Schicht zu lesen. Somit ist eine Datenrettung denkbar, auch wenn das Dateisystem beschädigt oder neu formatiert wurde. Das Gegenteil ist die Möglichkeit, Daten unwiederbringlich zu vernichten. Auch dafür liefert das Betriebssystem ein Werkzeug.
Der Datentresor TrueCrypt ist als Version 6.2 ebenfalls mit an Bord. Es ist eine kostenlose Software, mit der sich Daten sicher verschlüsseln lassen. Um CD- und DVD-Abbilder zu bearbeiten oder zu erzeugen, haben die Entwickler auch das für Linux kostenlose Werkzeug ISO Master implementiert.
Selbstverständlich darf in der Kollektion GParted nicht fehlen. Das Open-Source-Pendant zu Nortons Partition Magic unterstützt allerlei Dateisysteme. Sie können damit neue Partitionen erstellen und formatieren. Ebenso können Sie mit GParted Partitionen vergrößern respektive verkleinern.
Ein weiteres nettes Werkzeug ist HardInfo. Damit können Sie jede Menge Informationen über Ihr System auslesen und das Ergebnis als Datei abspeichern. Sowohl Hardware als auch Netzwerk-Konfiguration berücksichtigt die Software. Außerdem beinhaltet sie vier CPU- und zwei FPU-Benchmark-Tests.
Partitionen und Festplatten mit Clonezilla sichern
Eine wirkliche Besonderheit in dieser Ausgabe von Parted Magic ist Clonezilla. Damit können Sie Festplatten oder Partitionen 1:1 klonen. Ebenfalls haben Sie die Möglichkeit, Abbilder von Festplatten oder einzelnen Partitionen zu kreieren. Diese können Sie dann auf einem lokalen Massenspeicher oder via Netzwerk auf einem entfernten Rechner spielen. Clonezilla eignet sich nicht nur zum Sichern. Die Klonfunktion lässt sich wunderbar für Masseninstallationen einsetzen.
Allerdings gibt es hier ein kleines Problem. Die Klon-Software bietet einen Transfer via Samba an, um entfernte Samba- oder Windows-Shares für die Sicherung zu nutzen. In Parted Magic fehlt hierfür die Samba-Suite. Wollen Sie diese Funktion nutzen, müssen Sie selbst Hand anlegen und Parted Magic modifizieren.
Parted Magic mit Samba nachrüsten
Die Distribution basiert grob gesagt auf Slackware. Laut Anweisung der Entwickler können Sie daher versuchen, Pakete der Generation Slackware 12.x einzuspielen. Die Samba-Sammlung sollten Sie aus dem Slackware Package Browser herunterladen. Danach spielen Sie diese in das Verzeichnis /pmagic/pmodules. Für diesen Vorgang können Sie zum Beispiel ISO Master verwenden.
Bei einem Start der neu erschaffenen CD bindet das Betriebssystem die eben eingespielte tgz-Datei ein. Beachten Sie aber: Je mehr Module Sie hinzufügen, desto mehr Arbeitsspeicher braucht Parted Magic.
Nun ist Clonezilla in der Lage, Abbilder auch via Samba zu kopieren. Ebenso könnten Sie jetzt via Konsole auch freigegebene Windows-Laufwerke einbinden: mount –t cifs –o username=<Windows Benutzer>,password=<Passwort> //<IP-Adresse oder Name des Servers>/<freigegebenes Verzeichnis> /<Einhängepunkt>
Weitere Tipps und Anmerkungen
Parted Magic startet standardmäßig mit dem Tastatur-Layout US. Dummerweise gibt es während des Startvorgangs keine Möglichkeit, dies auf Deutsch zu ändern. Falls Sie X.org als X-Server verwenden, können Sie dies tun. Dazu dient der Konsolenbefehl setxkbmap de. Wenn Sie Xvesa einsetzen, geht das leider nicht.
Sollten Sie eine wieder beschreibbare CD einsetzen, können Sie die momentane Sitzung speichern.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Projektseite. Dort gibt es zum Beispiel eine Liste aller verwendeten Programme. Auch ein Blick in die Dokumentation könnte sich lohnen. Dort befinden sich unter anderem einige Videos. Des Weiteren hat das Projekt ein Forum. Dort können Sie Fragen stellen, Fehler melden und über Module diskutieren. Außerdem freuen sich die Entwickler über Spenden. Diese sollen bei einer Weiterentwicklung des Betriebssystems helfen.
Fazit
Parted Magic 4.2 sollte in keiner Werkzeugkiste von Systemverwaltern fehlen. Die enthaltenen Tools sind überdacht ausgewählt. Das Betriebssystem lässt sich nicht nur zum Partitionieren einsetzen. Es ist auch hervorragend geeignet, um Datenrettung zu betreiben. Die Integration von Clonezilla macht Parted Magic noch wertvoller als seine Vorgängerversionen. Auch die Möglichkeit, Programme hinzuzufügen und die CD zu remastern ist eine feine Sache.
Dennoch könnte man das System noch weiter verbessern. Es gibt zum Beispiel kein Programm, mit dem sich freigegebene Windows-Laufwerke einbinden lassen. Via Konsole geht es serienmäßig ebenfalls nicht, da die Samba-Client-Suite fehlt. Dieser Misstand gehört definitiv auf die Wunschliste für spätere Ausgaben. Ebenso würden die Programme Filezilla und Clamav Parted Magic noch kompletter machen.
Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass das Betriebssystem und die enthaltene Software kostenlos sind. Wollen Sie eine annährende Tool-Sammlung aus kommerziellen Programmen zusammenstellen, müssten Sie relativ tief in die Tasche greifen. (mec)