Linux 2.4 für den Desktop

20.06.2001 von Jörg Luther
Endlich sind sie zu haben - die neuen Linux-Distributionen auf Kernel-2.4-Basis. Unser Test klopft Halloween 7, Mandrake 8, Red Hat 7.1 und SuSE 7.2 auf ihre Stärken und Schwächen im Desktop-Einsatz ab.

Als Desktop-Betriebssystem kommt Linux nur zögerlich zum Laufen. Während immer mehr Server auf dem freien Unix aufsetzen, bleibt die Euphorie für Linux auf dem privaten Computer nach wie vor gedämpft. Nach dem sanften Entschlafen von Eazel - das Unternehmen wollte mit GNOME-Support und dem passenden, aufpolierten File-Manager Nautilus Geld verdienen - war jüngst sogar schon vom Ende des freien Unix auf dem Desktop die Rede.

Derartige Schwarzmalerei ist jedoch völlig unbegründet. Weder hängt Linux von einem bestimmten Desktop ab, noch beeinträchtigt das Scheitern einer Firma ernsthaft GNU-basierte Free Software wie GNOME. Was den Desktop-Einsatz von Linux bislang viel gravierender ausbremste, war die Übermacht von Microsofts Büroapplikationen. Mit Windows XP und Office XP steht nun aber die Zwangsregistrierung von Betriebssystem und Anwendungen ins Haus, eine Kröte, die viele Anwender gerade vom Redmonder Big Brother nicht schlucken mögen. Dies gibt in der Linux-Community zur Hoffnung Anlass, dass sich gerade die Desktopuser ernsthafter mit der Windows-Alternative Linux und Bürosuiten wie StarOffice oder KOffice auseinander setzen.

Zudem geben sich die aktuellen Linux-Distributionen mehr denn je als bedienerfreundliche Systeme, die den Vergleich mit Windows in keiner Weise zu scheuen brauchen. Komfortable, grafische Setups ermöglichen auch Einsteigern eine intuitive Installation. Ausgefeilte Erkennungsroutinen identifizieren automatisch die verwendete Hardware. Auch nach der Einrichtung sorgen bedienungsfreundliche GUIs für effizientes Arbeiten und eine Fülle nützlicher Verwaltungstools erspart das händische Einrichten von Konfigurationsdateien.

Die Kandidaten

Mit Mandrake 8.0, Red Hat 7.1 und SuSE 7.2 haben wir drei der Kernel-2.4-basierenden "Schmuckstücke" aus der jüngsten Linux-Generation für Sie unter die Lupe genommen. Neben diesen drei prominenten Prüflingen muss mit Halloween 7 auch eine Kernel-2.4-Updatevariante ihre Eignung für den Desktopeinsatz beweisen.

Eigentlich wollten wir Ihnen gleichzeitig auch Debian 3.0 vorstellen. Ursprünglich war sein Erscheinen für Mitte Juni avisiert. Dieser Termin hat sich inzwischen jedoch erheblich verzögert. Zwischenzeitlich wurde Ende April Debian 2.2r3 freigegeben. Nach Einschätzung optimistischer Distributoren könnte Debian 3.0 ab Ende Juli oder Anfang August in den Läden stehen. Pessimistischere Zeitgenossen erwarten das Release dagegen erst "irgendwann im Herbst".

Welche Kriterien in unserem Test zum Tragen kommen, lesen Sie in unserem tecLab-Report. Die ausführlichen Ergebnisse finden Sie in der Tabelle zum Test.

Lehmanns Halloween Linux 7

Bei Halloween Linux von Lehmanns handelt es sich um eine alternative Variante der Red-Hat-7-Distribution. Sie verzichtet auf gedruckte Handbücher, lediglich ein Waschzettel im DIN-A4-Format fungiert als Quick Guide für die Installation. Immerhin liegt die komplette Red-Hat-Originaldokumentation im HTML-Format auf CD bei. Auch auf Support jeglicher Couleur muss der Halloween-User verzichten. Dafür wechseln beim Kauf der Distribution nur 50 statt 89 Mark den Besitzer.

In Sachen Umfang braucht sich Halloween 7 (alias: Nighthawk) gegenüber dem Original nicht zu verstecken: Auf insgesamt zehn CDs lagern über 5 GByte Software, darunter auch kommerzielle Anwendungen und zahlreiche Spiele. Alle bis Februar 2001 erschienenen offiziellen Red-Hat-Patches sind in die Software bereits eingearbeitet. Als Standardkernel verwendet Halloween 7 die Version 2.2.17. Ein Update auf den 2.4er-Kernel ist mit Hilfe der im Paket enthaltenen Upgrade-CD möglich.

Halloween 7: Installation

Nach dem Start der Installations-CD begrüßt Halloween den Benutzer mit einem verwirrenden Intro, das zahlreiche Boot-Optionen zur Auswahl stellt. Hat man sich mit einem schlichten Enter durch den Textdschungel gekämpft, gelangt man in die grafische Installationsroutine. Sie bietet am linken Bildschirmrand ausführliche, kontextsensitive Hilfetexte an und erlaubt das schrittweise Vor- und Zurück-Navigieren durch die Einrichtungsabschnitte.

Als vordefinierte Paket-Optionen offeriert Halloween eine Workstation-Installation mit GNOME-1.4- und KDE-2.0-Desktop sowie die Einrichtung als Server. Daneben erlaubt die Distribution auch eine komplett manuelle Paketauswahl. Die Workstation-Installation nimm rund 1,2 GByte Plattenplatz in Beschlag, die Server-Variante begnügt sich mit 480 MByte.

Für alle Varianten bietet Halloween wahlweise eine automatische oder eine manuelle Aufteilung der Festplatte. Im selbsttätigen Modus legt die Distribution nach Red-Hat-Strickmuster für die Workstation je eine Boot-, Swap- und Root-Partition an. Dem Server spendiert Halloween daneben auch noch usr-, home- und var-Partitionen. Wem diese Aufteilung nicht behagt, dem stellt die Installationsroutine ein komfortables grafisches Partitionierungstool zur Verfügung. Mit diesem kommen auch Linux-Neulinge problemlos klar.

Halloween 7: Konfiguration

Im Anschluss an Paketauswahl und Partitionierung fordert die Einrichtungsroutine dem Benutzer eine ganze Reihe von Konfigurationsangaben ab. Diese umfassen unter anderem die Netzwerkeinstellungen, die Angabe der Zeitzone, die Vergabe des Root -Passworts sowie das Anlegen eines oder mehrerer Benutzerkonten.

Auch bei der Konfiguration des X-Servers will Halloween präzise Angaben sehen. Viele gängige Grafikboards erkennt die Routine zwar automatisch. Im Zweifelsfall gilt es jedoch, Vsync- und Hsync-Raten des Monitors sowie Chiptyp und Speicherausbau der Grafikkarte parat zu haben. Bei der Auswahl des Log-in-Verfahrens sollte sich der Benutzer für die textbasierte Variante entscheiden: Die grafische Anmeldung erlaubt keine direkte Rückkehr zur Textkonsole, sodass später bei Bedarf ständig zwischen den Konsolen umgeschaltet werden muss.

Nach Abschluss der X-Konfiguration erledigt die Installationsroutine die Formatierung und schaufelt die ausgewählte Software auf die Platte. Dabei wandert lediglich der Inhalt der Installations-CD auf die Harddisk, Zusatzprogramme von den Add-on-Disks sind später manuell einzurichten.

Halloween 7: Verwaltung

Je nach Auswahl bei der Paketinstallation findet man sich nach dem Booten auf einem GNOME- oder KDE-Desktop wieder. Zwischen diesen beiden Alternativen und dem ebenfalls eingerichteten twm lässt sich durch den Aufruf eines grafischen Konfigurationstools und anschließenden Neustart des X-Servers jederzeit komfortabel wechseln.

Als Verwaltungstools bietet Halloween ebenso wie das Red-Hat-Pendant ein Sammelsurium grafischer und textbasierter Programme unterschiedlichster Provenienz und Qualität. Etliche Funktionen "leiht" sich die Distribution bei der GUI aus: etwa GnoRPM respektive kpackage als Paket-Manager. Wenigstens findet sich für jedes verfügbare Werkzeug auch ein Eintrag im Systemmenü.

Eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Original stellt das Control Panel von Halloween dar. Anders als bei Red Hat 7 lassen sich von dort aus fast alle wichtigen Konfigurationsfunktionen erreichen. Allerdings nutzt Halloween dabei als zentrale Schaltstelle vorwiegend Linuxconf. Dieses Tool bietet zwar eine beeindruckende Vielfalt an Funktionen, lässt sich jedoch erst in Auflösungen jenseits von 1024x786 Pixeln in voller Pracht überschauen. Die Fülle der angebotenen Optionen birgt zudem die Gefahr Linux-Einsteiger völlig zu überfordern.

Halloween 7: Update auf Kernel 2.4

Zum Update verspricht Halloween auf der CD 5 den Kernel 2.4.1 sowie ein Skript namens update-kernel24 bereitzustellen. Letzteres soll die Umrüstung auf die neue Kernelversion automatisch besorgen. Ein beherzter Probelauf endet jedoch in zahlreichen Fehlermeldungen. Wie das Durchforsten der CD zeigt, liegt dort gar kein Kernel 2.4.1, sondern lediglich ein 2.4.0-0.99.11.

Ein kurzes Studium des Installationsskripts zeigt, das diese - zwar ärgerliche - Tatsache aber nicht den Grund für das Fehlschlagen des Updates darstellt. Vielmehr schafft es das Skript nicht, auch Sourcen und Header mit zu installieren, so dass mkinitrd mangels eines Modul-Verzeichnisses mit einem Fehler abbricht. Ein Linux-Einsteiger dürfte spätestens an dieser Stelle kapitulieren.

Wer den Umgang mit dem CLI nicht scheut, kann sich jedoch manuell behelfen. Im Verzeichnis /Kernel auf der CD 5 findet sich ein englischsprachiges Readme-File mit einer präzisen Beschreibung der zum Upgrade erforderlichen Schritte. Nach der Installation von Kernel, Sourcen, Header sowie devfsd-2.4.0 führt ein anschließendes Ausführen von mkinitrd zum gewünschten Erfolg. Nach der entspechenden Anpassung in LILO steht der Arbeit mit dem frisch installierten, stabil laufenden Kernel 2.4 nichts mehr im Weg.

Halloween 7: Red-Hat-"Features"

Bei der Linux-Gemeinde erregte Red Hat 7, auf dem Halloween basiert, durch einige Eigenmächtigkeiten bei der Softwareauswahl Unmut. So integrierte Red Hat etwa einen Entwickler-Snapshot des Compilers gcc samt 80 eigener Patches als "gcc-2.96" in die Distribution. Auch mit der GNU C-Library preschte Red Hat voraus und lieferte eine "glibc-2.1.92" statt der damaligen Stable Releases 2.1.2 / 2.1.3.

Misstrauische Gemüter mutmaßen hier einen Versuch von Red Hat, seine Marktstellung auszunutzen und durch proprietäre Werkzeuge Entwickler an die eigene Distribution zu binden. Dergleichen weist Red Hat weit von sich und will die selbst gestrickten Packages als technische Neuerungen verstanden wissen. Zumindest die Compiler-Entwickler des gcc-Teams sahen das anders und revanchierten sich durch prompte Einführung eines gcc 2.97 und der Verweigerung jeglichen Bugfixes für den 2.96-Snapshot.

Wie dem auch immer sei: In unserer Wertung führen solche Alleingänge mit Devel-Versionen jedenfalls zum Punktabzug. Im Fall des gcc trifft er auch Halloween, das wie das Red-Hat-Original die beanstandete Compiler-Version mitbringt. In Sachen GNU C-Library dagegen wurde bei Halloween nachgebessert: Die Distribution setzt auf der offiziellen glibc 2.2.1 auf.

Halloween 7: Fazit

Anwendern, die bereits Erfahrung im Umgang mit Linux aufweisen können, bietet Halloween eine kostengünstige Alternative zur Red-Hat-Distribution. Über den Umfang des Pakets lässt sich nicht klagen - vorausgesetzt, man kann auf Handbücher und Installationssupport verzichten. Die Möglichkeit zum komfortablen Online-Update über das Red Hat Network dagegen steht auch Halloween-Usern frei.

Linux-Einsteiger sollten jedoch besser die Finger von der Distribution lassen. Zwar weist Halloween gegenüber dem Original verbesserte Management-Tools auf, wirklich übersichtlich lässt es sich jedoch nicht verwalten. Speziell die Integration der Paket-Listen aller CDs in ein zentrales Repository könnte nicht schaden: Geübte Linux-Adepten können sich die Pakete manuell von den einzelnen Disks zusammenklauben - wenn auch vermutlich mit Schwitzen und Fluchen. Linux-Anfängern dagegen vergeht bei solchen Aktionen allzu schnell die Lust am Open-Source-Unix.

Quickinfo

Produkt

Halloween Linux 7

Hersteller

Lehmanns

Anbieter

Lehmanns

Preis

49,90 Mark

Systemvoraussetzungen

Hardware

CPU ab i386, 32 MByte RAM, ab 500 MByte Festplattenplatz, 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, CD-ROM-Laufwerk

Sonstiges

empfohlen: 64 MByte RAM, 1200 MByte Plattenplatz, Maus

Die ausführliche Wertung zu Halloween Linux 7 finden Sie in der tecDaten-Tabelle.

Red Hat Linux 7.1 Deluxe

Des Amerikaners liebstes Linux heißt Red Hat. Auch im Server-Bereich hat sich die Distribution als Standard-Linux etabliert. Viele Hard- und Softwarehersteller zertifizieren ihre Produkte zuerst oder ausschließlich für diese Plattform. Die neuste Workstation-Variante 7.1 Deluxe (alias: Seawolf) fällt mit 125 Mark deutlich teurer aus als die Vorgängerversion. Weshalb, bleibt fraglich: Statt früher zehn CDs enthält der voluminöse Red-Hat-Karton nur noch neun Disks. Eine Bootdiskette hat sich der Hersteller ebenso gespart. Und auch telefonischen Support gewährt Red Hat nur noch gegen Bares, lediglich 60 Tage Installations- und Basiskonfigurationssupport via Web bleiben gratis.

Immerhin liefert Red Hat nach wie vor zwei ausführliche, deutschsprachige Handbücher mit. Vor der Installation empfiehlt sich die peinlich genaue Lektüre zumindest des 165-seitigen Einrichtungshandbuchs. Nur auf diesem Wege kommt man etwa dahinter, dass sich Red Hat zu Testzwecken auch auf FAT -Partitionen unterbringen lässt ("partitionslose Installation"). Die auch bei Red Hat 7.1 bestehende Möglichkeit, per FIPS bestehende Windows-Installationen zur Abgabe des erforderlichen Plattenplatzes zu nötigen, verschweigt das Manual dagegen komplett. Dafür schildert es ausführlich die Einrichtung des Systems im Textmodus.

Red Hat 7.1: Installation

Nach dem Start der Installations-CD begrüßt Red Hat den Benutzer erst einmal mit einem umfangreichen Intro, das zahlreiche Boot-Optionen zur Auswahl stellt. Neben textbasierten und speziellen grafischen Installationsvarianten lassen sich hier auch das Starten eines Rescue-Systems oder das Einspielen spezieller Treiber anwählen. Wer einfach nur sein neues Linux aufsetzen will, gelangt mit einem schlichten Enter in die grafische Installationsroutine. Sie bietet am linken Bildschirmrand ausführliche, kontextsensitive Hilfetexte an und erlaubt das schrittweise Vor- und Zurück-Navigieren durch die Einrichtungsabschnitte.

Als vordefinierte Paketoptionen offeriert Red Hat je eine Auswahl für Workstations, Server und Laptops. Daneben erlaubt die Distribution auch eine komplett manuelle Paketauswahl. Die Workstation- und Laptop-Installationen nehmen rund 1,1 GByte Plattenplatz in Beschlag, sofern man sich auf den vorgewählten GNOME -1.2.4-Desktop beschränkt. Installiert man zusätzlich die optionalen KDE -2.1.1- und Spielepakete, steigt das erforderliche Speichervolumen auf gut 1,3 GByte. Die Servervariante begnügt sich mit 588 MByte respektive 623 MByte inklusive DNS -, News-, NFS -, SMB - und Web-Diensten.

Für alle Varianten bietet Red Hat wahlweise eine automatische oder eine manuelle Aufteilung der Festplatte. Im selbsttätigen Modus legt die Distribution für die Workstations je eine Boot-, Swap- und Root-Partition an. Dem Server spendiert Red Hat daneben auch noch usr-, home- und var-Partitionen. Wem diese Aufteilung nicht behagt, dem stellt die Installationsroutine das komfortable grafische Partitionierungstool Disk Druid zur Verfügung, mit dem auch Linux-Neulinge problemlos klar kommen.

Red Hat 7.1: Konfiguration

Im Anschluss an Paketauswahl und Partitionierung fordert die Einrichtungs-Routine dem Benutzer eine ganze Reihe von Konfigurationsangaben ab. Diese umfassen unter anderem die Netzwerkeinstellungen, die Angabe der Zeitzone, die Vergabe des Root-Passworts sowie das Anlegen eines oder mehrerer Benutzerkonten. Auch die Konfiguration der in den Kernel 2.4 integrierten Firewall fragt Red Hat an dieser Stelle ab.

Als Sicherheitsstufen stehen dabei Hoch und Mittel zur Auswahl. Im Modus Hoch akzeptiert der Rechner nur DHCP- und DNS -Pakete. Bei mittlerer Sicherheit lässt die Firewall Verbindung auf allen Ports über 1023 zu, sperrt jedoch die NFS -, X- und X-Font-Server-Anschlüsse. In beiden Modi kann der User zudem manuell bestimmte Dienste (DHCP , FTP , HTTP , SMTP , SSH und Telnet) freigeben oder durch Angabe in der Form Dienst:Protokoll (etwa: IMAP:TCP) explizit zulassen. Daneben erlaubt die Routine die Angabe von Trusted Devices, über die beliebiger Verkehr eingehen darf.

Dank einer guten Hardware-Erkennung und eines recht absturzsicheren Testmodus verläuft die Konfiguration des X-Servers in Red Hat 7.1 unproblematisch. Zwar sollte man im Zweifelsfall nach wie vor die Vsync- und Hsync-Raten seines Monitors sowie Chip-Typ und Speicherausbau der Grafikkarte zur Hand haben. Die dieser Kombination zuzumutenden Auflösungen und Farbtiefen errechnet Red Hat 7.1 jetzt automatisch. Dabei geht es eher konservativ vor. Die bei früheren Versionen nicht seltenen nachträglichen Abstürze traten in unserem Test nicht mehr auf. Insofern kann man nun bei der Auswahl des Log-in-Verfahrens guten Gewissens auch zur grafischen Anmeldung greifen.

Nach Abschluss der X-Konfiguration schaufelt die Installationsroutine die angewählte Software auf die Platte. Im Gegensatz zu den Vorversionen fordert Red Hat 7.1 dazu jetzt bei der Workstation-Installation beide Einrichtungs-CDs an. Zusatzprogramme von den Add-on-Disk gilt es nach wie vor später manuell einzurichten.

Red Hat 7.1: Verwaltung

Je nach Auswahl bei der Paketinstallation findet man sich nach dem Booten auf einem GNOME /Sawfish- oder KDE-Desktop wieder. Zwischen diesen beiden Alternativen und dem ebenfalls eingerichteten twm lässt sich durch den Aufruf eines grafischen Konfigurationstools und anschließenden Neustart des X-Servers jederzeit recht komfortabel wechseln.

Als Verwaltungstools ist bei der Distribution ein verwirrendes Sammelsurium von grafischen und textbasierten Programmen unterschiedlichster Provenienz und Qualität geboten. Etliche Funktionen "leiht" sich die Distribution bei der GUI aus, so etwa GNOMEs Paket-Manager GnoRPM. Einige Tools lassen sich gar nicht von zentraler Stelle aus aufrufen, andere verteilen sich über Red Hats Control Panel sowie einem textbasierten Konfigurationstool. Immerhin findet sich für jedes der Werkzeuge ein Eintrag im Systemmenü.

Wie in den früheren Versionen bietet es sich auch bei Red Hat 7.1 an, Linuxconf als zentrale Schaltstelle zu nutzen. Allerdings installiert die Distribution das Tool nicht mehr automatisch, es muss manuell von der CD 2 eingerichtet werden. Zudem weist Linuxconf zwei Nachteile auf: Zum einen lässt es sich erst in Auflösungen ab 1024x786 Pixeln einigermaßen überschauen. Zum anderen birgt die Fülle der hier einstellbaren Optionen die Gefahr, Linux-Newbies völlig zu überfordern.

Red Hat 7.1: Eigenheiten

Als "technische Neuerung" führte Red Hat schon mit der Distributionsversion 7 Eigenbauvarianten der GNU C-Library und des GNU C-Compilers ein. In beiden Fälle handelte es sich um Snapshots von Entwicklerversionen, in die Red Hat zahlreiche eigene Patches eingearbeitet hatte. Mit "glibc-2.1.92" und "gcc-2.96" zog sich Red Hat jedoch mitnichten die Bewunderung, sondern eher den Unmut der Linux-Community zu. Allzu nah lag der Verdacht, Red Hat versuche hier seine Marktstellung auszunutzen und durch proprietäre Werkzeuge Entwickler an die eigene Distribution zu binden.

Besonders die GNU-Compilerbauer reagierten schnell und hart: Sie verweigerten jede weitere Arbeit an der Devel-Version gcc-2.96 und wichen für die weitere Entwicklung auf die Version 2.97 aus. Ungeachtet dessen liefert Red Hat auch mit der Version 7.1 wieder einen selbst gestrickten "gcc-2.96" aus. Wenigstens in Sachen GNU C-Library hat sich der Hersteller inzwischen eines Besseren besonnen und setzt auf die offizielle glibc 2.2.2. Damit scheinen die befürchteten Kompatibilitätsprobleme zu anderen Distributionen vorerst vom Tisch zu sein.

Red Hat 7.1: Fazit

Wie schon die Vorversionen eignet sich auch Red Hat Linux 7.1 eher für den erfahrenen Linux-Anwender. Zwar hat der Hersteller die Installation - speziell die Einrichtung des X-Window-Systems - komfortabler und zuverlässiger gestaltet. Die Hauptkritikpunkte an dieser Distribution bleiben aber weiter bestehen: Weder bringt Red Hat eine zentrale Verwaltungsschnittstelle mit, noch verfügt es über ein einheitliches Repository für alle mitgelieferten Pakete. Der Anwender muss die gewünschte Software-Ausstattung mühsam von den einzelnen CDs zusammenklauben. Daneben stellt sich die Frage, warum trotz reduziertem Lieferumfang und schlechterem Serviceangebot die aktuelle Version um 35 Mark teurer ausfällt als der Vorgänger.

Quickinfo

Produkt

Red Hat Linux 7.1 Deluxe

Hersteller

Red Hat

Anbieter

Red Hat

Preis

125,35 Mark

Systemvoraussetzungen

Hardware

CPU ab i386, 32 MByte RAM, ab 650 MByte Festplattenplatz, 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, CD-ROM-Laufwerk

Sonstiges

empfohlen: CPU ab i586, 64 MByte RAM, 1200 MByte Plattenplatz, Maus

Die ausführliche Wertung zu Red Hat Linux 7.1 finden Sie in der tecDaten-Tabelle.

Linux-Mandrake 8.0 Powerpack

Seiner neusten Distributionsversion 8.0 verpasste MandrakeSoft den ungewöhnlichen Spitznamen Traktopel (frz.: Planierraupe). Von der Ausstattung her lässt Mandrake-Linux 8 kaum etwas zu wünschen übrig. Auf fünf Installations- und zwei Quell-CDs findet sich so gut wie alles, was das Linux-Herz begehrt. Zwei zusammen gut 660 Seiten starke Handbücher erläutern ausführlich Installation und Wartung des Systems sowie die wichtigsten Grundlagen rund um Unix.

Mandrake lässt sich über eine Installationsvariante namens lnx4win direkt auf einem Windows-System einrichten. Sie nistet sich in diesem Fall wahlweise in Form zweier Dateien direkt auf der Windows-Partition ein oder erstellt in noch freien Plattenbereichen ihre Partitionen. Auch die Erstellung von Bootdisketten von Windows aus offeriert Mandrake.

Zur Abwicklung des Installationsvorgangs dient in jedem Fall die übersichtliche und intuitiv bedienbare grafische Oberfläche DrakX. Sie führt in einer Randleiste alle Installationsschritte als Einzelpunkte auf. Die Leiste dient zum einen als Fortschrittsanzeige: Per Ampelfarben signalisiert DrakX für jeden Punkt, ob er noch zu erledigen, gerade anstehend oder bereits abgehakt ist. Zum anderen erlaubt das Tool, zwischen den einzelnen Einrichtungsschritten beliebig zu navigieren, sodass Fehleingaben schnell wieder ausgebügelt sind. Ausführliche, stets sichtbare Hilfetexte erleichtern dabei die Orientierung.

Mandrake 8.0: Installation

Mandrake 8 kennt zwei Installationsmodi: Eine als "Empfehlenswert" bezeichnete automatische Einrichtung sowie den Experten-Modus. Als tatsächlich empfehlenswert und für Linux-Einsteiger geradezu ideal erweist sich die automatische Installation. Sie erledigt die meisten Einrichtungsschritte auf Wunsch ohne Zutun des Benutzers. Der muss nur noch die gewünschte Systemsprache, die Benutzerdaten, den Monitortyp und gegebenenfalls die Netzwerkeinstellungen angeben. Alle anderen Einstellungen hakt Mandrake entweder selbsttätig ab oder liefert sinnvolle Vorgabewerte, die nur noch zu bestätigen sind. Auch ein absoluter Einsteiger erstellt auf diesem Weg problemlos ein funktionsfähiges Linux-System - inklusive GUI, Sound und Dial-up-Support.

Bei allem Komfort behindert die Installationsroutine den Anwender aber nicht darin, eigene Entscheidungen zu treffen. So lässt sich auch bei der automatischen Einrichtung optional manuell partitionieren und die gewünschte Softwareauswahl bis hinunter auf Paketebene definieren. Als Default gibt Mandrake bereits eine sinnvolle, relativ schlanke Softwareauswahl vor. Sie umfasst alle für einen Arbeitsplatzrechner mit Dial-up-Verbindung und grafischer Oberfläche notwendigen Pakete. Zusätzlich lassen sich weitere, nach Client- und Server-Funktionen sortierte Paketgruppen auswählen.

Auch eine gezielte Auswahl von Einzelpaketen kann der Anwender bei Bedarf vornehmen. Dabei listet Mandrake die Software wahlweise nach Funktionsgruppen in einer Baumstruktur oder alphabetisch geordnet. Nach Abschluss der Konfiguration kopiert die Installationsroutine die gewünschte Software, rund 900 MByte inklusive KDE 2.2.1 und GNOME 1.4, auf die Platte. Als Benutzeroberfläche startet Mandrake via grafischem Log-in das KDE. Disketten- und CD-ROM-Laufwerk sowie FAT -Partitionen bindet die Distribution per Automount als Icons in den Desktop ein.

Mandrake 8.0: Manuelle Installation

Auch die Einrichtung im Experten-Modus verläuft kaum weniger komfortabel als die automatische Installation. Allerdings bekommt der Anwender hier eine Fülle an zusätzlichen Optionen zu sehen. Nach der Partitionierung mit dem komfortablen grafischen Tool DiskDrake steht wie bei automatischer Installation zunächst die Auswahl von Funktionsgruppen und Paketen an.

Danach fragt die Routine in vier Schritten die Angaben zur Benutzerverwaltung ab. Hier sind die Sicherung der Passworte (MD5, Shadow, Kerberos) festzulegen, das Root -Passwort zu vergeben sowie Benutzerkonten einzurichten. Dabei gestattet Mandrake auch Optionen, die eher den Komfort als die Sicherheit fördern: Etwa ein leeres Root-Passwort oder das Auto-Login von Usern beim Systemstart. Die anschließende Netzwerkkonfiguration erlaubt die Definition nicht nur einer, sondern bei Bedarf auch mehrerer NICs . Es folgt die Definition der beim Systemstart aufzurufenden Dienste. In einer Liste der installierten Daemons kann der Anwender einzelne Dienste ab- oder zuschalten. Dabei liefert Mandrake zu jedem Daemon ein Pop-up-Fenster mit einer ausführlichen Funktionsbeschreibung.

Nach der optionalen Erzeugung einer Bootdiskette gilt es, den Bootloader einzurichten. Hier stellt Mandrake den üblichen LILO sowie alternativ den leistungsfähigeren GRUB zur Auswahl. Als letzter Schritt der Installation steht anschließend die Konfiguration des X-Window-System auf dem Plan. Die verwendete Grafikkarte erkennt Mandrake in aller Regel automatisch, erlaubt aber dennoch eine nachträgliche Modifikation durch den Anwender. Als X-Server kommen wahlweise XFree86 3.3.6 (mit oder ohne 3-D-Beschleunigung) oder 4.0.3 zum Einsatz. Auflösung und Farbtiefe lassen sich je nach angegebenem Monitortyp in relativ weit gesteckten, aber grundsätzlich zur vorhandenen Hardware kompatiblen Grenzen variieren. Ein absturzsicherer Test zeigt, ob der gewünschte Bildschirmmodus auch funktioniert. Zu guter Letzt kopiert Mandrake die Software und startet das System neu.

Mandrake 8.0: Verwaltung

Im Betrieb gibt sich Linux-Mandrake rundum benutzerfreundlich und intuitiv. Das beginnt bereits beim Bootmanager: Der standardmäßig eingerichtete LILO präsentiert dem Benutzer ein grafisches Menü der bootfähigen Systempartitionen. Die ebenfalls grafische Boot-Oberfläche Aurora erlaubt eine mausgesteuerte Auswahl des gewünschten Runlevels und der zu startenden Daemons während des Hochfahrens.

Als Standardoberfläche nutzt Mandrake KDE 2.1.1, alternativ kann man auf die parallel eingerichtete GNOME /Sawfish-GUI ausweichen. Zudem offeriert Mandrake 8 auch die Window-Manager Blackbox, Enlightenment, fvwm, fvwm2, IceWM, mwm, twm, Windowmaker und XFce. Für alle erstellt die Distribution ein identisches Anwendungsmenü, über das grafische Log-in wechselt der Anwender jederzeit nach Lust und Laune zwischen den Oberflächen.

Mandrake bringt nicht nur eine ganze Reihe nützlicher und übersichtlicher, grafischer Konfigurationstools mit - es bindet sie auch in eine zentrale Verwaltungsapplikation nach dem Muster der Windows-Systemsteuerung ein. Vom Mandrake Control Panel aus lassen sich praktisch alle Einstellungen für Hard- und Software komfortabel treffen. Selbst Bildschirmauflösung und Farbtiefe modifiziert der Benutzer in Windows-Manier on-the-fly.

Als besonders gelungen erweist sich der übersichtliche und leistungsfähige Paketmanager der Distribution. Er listet die verfügbaren oder installierten Pakete wahlweise nach Funktionsgruppen oder alphabetisch geordnet. Durch eine praktische Suchfunktion erleichtert er zudem das Auffinden einzelner Pakete. Ein integriertes Update-Tool sorgt für die komfortable Aktualisierung des Systems via Internet.

Mandrake 8.0: Fazit

MandrakeSoft ist es mit seiner aktuellen Distribution gelungen, Linux einen Einrichtungs- und Bedienungskomfort zu geben, der jenem von Windows um nichts mehr nachsteht. Die guten Kooperationsmöglichkeiten mit Windows, die nahezu vollautomatische Installation und die hervorragend integrierten grafischen Konfigurationstools machen Linux-Mandrake 8.0 Powerpack zur idealen Distribution für Linux-Einsteiger. Mit seiner umfangreichen Software-Ausstattung und der hohen Aktualität der Pakete gibt Mandrake andererseits auch dem Profi keinen Grund zur Klage.

Quickinfo

Produkt

Linux-Mandrake 8.0 Powerpack

Hersteller

MandrakeSoft

Anbieter

LinuxLand International

Preis

119,90 Mark

Systemvoraussetzungen

Hardware

CPU ab i586, 32 MByte RAM, ab 500 MByte Festplattenplatz, 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, CD-ROM-Laufwerk

Sonstiges

empfohlen: 64 MByte RAM, 800 MByte Plattenplatz, Maus

Die ausführliche Wertung zu Linux-Mandrake 8.0 Powerpack finden Sie in der tecDaten-Tabelle.

SuSE Linux 7.2 Personal

Seit Version 7.0 splittet SuSE seine Distribution in zwei Geschmacksrichtungen. An die Einsteiger- und Desktop-Fraktion richtet sich die abgespeckte SuSE 7.2 Personal, SuSE 7.2 Professional peilt als direkter Nachfolger der bisherigen "Unisex"-Distributionsvariante die Professionals, Entwickler und die Server-Klientel an.

In einer schlanken, in SuSE-untypischem Blau gehaltenen Box kommt SuSE 7.2 Personal daher. Die "kleine SuSE" umfasst drei CDs, zwei Bootdisketten und drei insgesamt 640 Seiten starke Handbücher. In einem davon, einem 64-seitigen Quick-Install-Guide in Comic-Manier, führt das SuSE-Chamäleon in leicht verständlicher Art durch die Schritte zur Einrichtung der Distribution. Die beiden anderen Manuals beschreiben vornehmlich die Einrichtung der mitgelieferten Software. Diese fällt deutlich knapper aus, als das bei SuSE vorher der Fall war. Neben vielen eher Server-typischen Paketen fehlen der Personal-Variante auch zahlreiche Developer-Tools, kommerzielle Pakete und selbst zahlreiche Spiele. Andererseits fällt die "SuSE light" mit 79 Mark relativ preiswert aus.

SuSE 7.2: Installation

Nach dem Start von CD oder den mitgelieferten Bootdisketten führt das grafische Installationstool YaST2 den Anwender durch die Einrichtung. Am linken Bildschirmrand liefert es zu allen Installationsvorgängen ausführliche Hilfetexte, daneben erlaubt es die Navigation zwischen den einzelnen Einrichtungsschritten. Zwar geht es dabei immer nur schrittweise nach vorn respektive zurück, dennoch lassen sich so problemlos Installationsvarianten erkunden und Fehleingaben zurücknehmen.

Zur Partitionierung der Platte bietet SuSE zwei grundsätzliche Möglichkeiten. In der halbautomatischen Betriebsart nutzt die Distribution den freien Platz beziehungsweise eine bereits vorhandene Partition. Alternativ belegt sie die gesamte Platte mit Beschlag und löscht dabei deren Inhalt. In den meisten Fällen bietet es sich daher an, manuell zu partitionieren. Auch Anfänger kommen mit dieser Aufgabe dank eines übersichtlichen und mit guter Kontext-Hilfe versehenen, grafischen Partitionierungstools problemlos klar.

SuSE 7.2: Paketvarianten

Zur Installation offeriert SuSE 7.2 Personal fünf verschiedene Paketvarianten. Standard installiert eine rund 992 MByte große Allround-Auswahl an Software, die sich für typische Desktop-Rechner eignet. Durch Anwahl von Standard plus Office (1,29 GByte) lässt sich dieses Paket um StarOffice 5.2 ergänzen. Daneben stellt die Installationsroutine auch noch die Varianten Minimal sowie Fast Alles zur Verfügung. Erstere installiert ein textgestütztes Basissystem (184 MByte), letztere kopiert praktisch die gesamte Softwareauswahl auf die Platte. Diese Komplettinstallation umfasst rund 2,6 GByte.

Eine erweiterte Auswahl erlaubt, in jeder Variante Paketgruppen und einzelne Pakete von der Installation auszuschließen oder zusätzlich einzubinden. Dabei kalkuliert der Paketmanager das benötigte Volumen nach und zeigt den noch verfügbaren Plattenplatz an. Bis zur endgültigen Bestätigung der Paketauswahl besteht stets die Möglichkeit, zur Partitionierung zurückzukehren und gegebenenfalls die Linux-Partition(en) zu vergrößern. Nach Abschluss der Paketauswahl fordert die Installationsroutine noch das Anlegen eines Benutzeraccounts sowie die Vergabe eines Root-Passworts. Nun legt YaST2 die Linux-Partitionen an, kopiert die gewünschte Software und installiert den Bootmanager.

SuSE 7.2: Verwaltung

Die an die Installation anschließende Hardware-Erkennung identifiziert zuverlässig Grafik-, Sound- und Netzwerkkarte sowie angeschlossene Drucker. Nach der manuellen Identifikation des Monitors - SuSE Linux verfügt dazu über eine breite Datenbasis - lassen sich Auflösung und Farbtiefe für den X-Server vorgeben und testen. Fällt alles zur Zufriedenheit aus, erfolgt ein Neustart des Systems. Dabei erfolgt der Bootvorgang komplett im Grafikmodus.

Als Default-GUI verwendet SuSE das K Desktop Environment in der SuSE-eigenen Version 2.1.2, das Log-in erfolgt grundsätzlich via kdm im grafischen Modus. GNOME (in der aktuellen Version 1.4) installiert SuSE dagegen nur auf ausdrückliche Anforderung hin. Die Wechselmedien sowie bereits vorhandene FAT - oder ext2 -Partitionen integriert SuSE per Automount in den Verzeichnisbaum und stellt auf der Benutzeroberfläche entsprechende Icons bereit.

Bei der Systemadministration setzt SuSE 7.2 nahezu komplett auf das grafische Verwaltungstool YaST2. Lediglich die Administration des X-Servers erfolgt auch weiterhin über SaX (XFree86 3.3.6) respektive SaX2 (XFree86 4.0.3). YaST2 bietet zentralen Zugriff auf jede nur denkbare Verwaltungstätigkeit und erlaubt daneben auch die Installation und Wartung SuSE-basierter Rechner aus der Ferne. Die einzelnen YaST2-Applets - dazu zählen jetzt auch solche für LVM und CUPS - lassen sich praktischerweise direkt aus dem KDE-Panel erreichen. Puristen steht für die Verwaltungsarbeiten weiterhin das aus früheren Versionen bekannte, textbasierte YaST zur Verfügung. Zwar bietet es zentralen Zugriff auf alle Verwaltungsfunktionen, ist jedoch auf Grund der zahlreichen Menüpunkte reichlich unübersichtlich.

SuSE 7.2: Fazit

Mit seiner hervorragenden Installationsroutine, den leicht verständlichen Handbüchern sowie den guten Verwaltungswerkzeugen eignet sich SuSE Linux 7.2 bestens zum Einstieg in die Welt des Open-Source-Unix. Dazu trägt nicht zuletzt die jetzt komplett im Grafikmodus mit dem übersichtlichen YaST2 zu erledigende Verwaltung bei. Auch Linux-Newbies kommen auf diesem Wege problemlos mit den Administrationsaufgaben zurecht.

Schon in der Personal-Version bringt die Distribution eine umfangreiche Software-Auswahl mit, die die Bedürfnisse der meisten Anwender voll befriedigen kann. Den Anforderungen einer Server- oder Developer-Workstation-Installation wird sie jedoch nicht gerecht. Für diese Aufgaben bietet die rund 40 Mark teurere SuSE 7.2 Professional Edition eine wesentlich geeignetere Ausstattung. Um Benutzern die Entscheidung zwischen beiden Varianten zu erleichtern, hält SuSE auf seiner Website eine Liste vor, auf der die in SuSE 7.2 Professional zusätzlich enthaltenen Pakete aufgeführt werden.

Quickinfo

Produkt

SuSE Linux 7.2 Personal

Hersteller

SuSE

Vertrieb

SuSE

Preis

79 Mark

Systemvoraussetzungen

Hardware

CPU ab i486DX, 32 MByte RAM, ab 400 MByte Festplattenplatz, 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, CD-ROM

Sonstiges

Empfohlen: 64 MByte RAM, 1,5 GByte Festplattenplatz, Maus

Die ausführliche Wertung zu SuSE Linux 7.2 Personal finden Sie in der tecDaten-Tabelle.

Fazit

Wie unsere Probanden zeigen, trägt Linux seinen Ruf als Betriebssystem für Freaks und Masochisten inzwischen zu Unrecht. Sowohl Einrichtung und Verwaltung als auch die Bedienung der großen Distributionen lassen sich selbst von Einsteigern problemlos bewältigen. So stehen speziell Mandrake und SuSE in Sachen Usability Windows um nichts mehr nach.

Der Speicher- und Leistungshunger der eingesetzten grafischen Oberflächen fordert dabei allerdings seinen Tribut: Die Hardware-Anforderungen der Linux-Distributionen gleichen inzwischen verdächtig denen der Microsoft-Pendants. Zwar genügt ein Pentium-Rechner mit 64 MByte Speicher und 2-GByte-Harddisk grundsätzlich den Anforderungen, weder mit GNOME noch KDE jedoch ist damit ein zügiges Arbeiten möglich. Richtig Freude macht das grafisch aufgemotzte Linux erst ab einem Pentium III mit 500 MHz und 128 MByte RAM.

Den Umstieg auf den Kernel 2.4 werden dagegen nur die wenigsten Desktop-Anwender überhaupt bemerken. Die meisten neuen Features des aktuellen Betriebssystemkerns zielen eher auf den Servereinsatz. Auf dem Client kommen am ehesten der integrierte USB-Support und die ebenfalls in den Kernel eingebauten Firewall-Funktionen zum Tragen.

Für den Einsatz auf dem heimischen Desktop eignen sich aus unserem Testfeld Mandrake-Linux 8.0 und SuSE Linux 7.2 am besten. Beide können in Sachen Einrichtungs- und Bedienkomfort inzwischen problemlos mit Windows mithalten. Die seit 11. Juni im Laden erhältliche SuSE-Distribution glänzt vor allem durch eine topaktuelle Software-Ausstattung. Das bereits früher erschienene Mandrake-Linux weiß dagegen durch eine besser integrierte Verwaltung, gute Firewalling-Unterstützung und eine wesentlich komplettere Softwarepaketierung zu überzeugen.

Gegen die beiden Primusse fallen Red Hat 7.1 und Halloween Linux 7 in Sachen Komfort deutlich ab. Sie eignen sich eher für den Einsatz in der Firma, wo meist bereits Red-Hat-basierte Server laufen und deshalb entsprechendes Administrationspotenzial bereitsteht. Die originäre Red-Hat-Distribution weist dabei außer der Tatsache, dass sie quasi den Linux-Standard darstellt, kaum Vorteile auf. Das preisgünstigere und umfangreichere Halloween dagegen bietet mit Linux grundsätzlich vertrauten Anwendern eine hervorragende Möglichkeit, sich ohne große Kosten mit den Fähigkeiten und Eigenheiten der Red-Hat-Distribution vertraut zu machen. (jlu)