Achtung, Luftblase!

Lebensläufe tunen ist gefährlich

03.06.2013 von Alexandra Mesmer
Aufgepimpt, aufgeblasen, abgeschmiert. Wenn Bewerber mit zu viel Kreativität ihren Lebenslauf gestalten, geht das meist ins Auge. Besser fährt man mit dem offensiven Umgang eigener Schwächen.

Wer Karriere machen will, muss sich und seine Fähigkeiten richtig vermarkten, so ein häufiger Rat an Bewerber. Auch Elly Schneider (Name von der Redaktion geändert) wollte Karriere machen. Allerdings hatte sie bereits sieben Mal die Stelle gewechselt, oft blieb sie nur kurz bei einem Arbeitgeber. Einige Zeugnisse fehlten ihr, manche Zeugnisse sprachen wenig für sie: Einmal war es die Beendigungsformel, die nichts anderes besagte als: "die Dame soll ihr Glück woanders versuchen, bei uns hatte sie keinen Erfolg", ein anderes Mal bescheinigte man ihr, dass sie ihren Job zwar erledigt hatte, aber keine nachweisbaren Erfolge sichtbar wurden.

Also beschloss Schneider, ihren Lebenslauf einem Tuning zu unterziehen: "Ich muss alles nur ein bisschen aufpimpen, weglassen, verschönern, denn am Ende schaut ja keiner so genau". So wurde aus dem Studium an der Berufsakademie ein Fachhochschulstudium, aus den soliden Französischkenntnissen wurden ausgezeichnete und die Erfolge wurden ebenfalls im Anschreiben maßlos übertrieben. Die ersten Reaktionen schienen auch verheißungsvoll: Nach ihrer Initiativbewerbung erhielt sie Rückmeldung, man würde sich in Kürze bei ihr melden. Doch die Einladungen zum Vorstellungsgespräch blieben aus. Schneider wurde skeptisch. Auf ihr Nachfragen erklärte ein Personalleiter, sie solle doch zumindest bei ihrem aktuellen Job bei der Wahrheit bleiben. Er hatte herausgefunden, dass Elly Schneider nicht als Managerin beschäftigt war, sondern nur als Referentin. Nachdem er mehrere Lügen entlarvt hatte, hatte er keine Lust mehr, mit ihr auch noch ausführlich zu diskutieren.

Birgit Zimmer-Wagner, die mit ihrem Mann Wolfgang in Frankfurt-Sachsenhausen die Personalberatung Bewerber Consult betreibt, weiß, dass Elly Schneider kein Einzelfall ist. Ein Manager verschwieg zum Beispiel, dass er fast ein Jahr arbeitslos war. Er vergaß, dass aus seiner Lohnsteuerkarte der Beendigungszeitpunkt seines letzten Beschäftigungsverhältnisses klar hervor ging. Die Übersendung der Sozialdaten an den neuen Arbeitgeber war ein zweiter Beweis seiner Lüge. Nach wenigen Monaten in der Probezeit erhielt er von seinem neuen Arbeitgeber die Kündigung.

Quelle Teaserbild: Fotolia, Scott Griessel

Schwächen begründen statt verschweigen

Darum rät Personalexpertin Zimmer-Wagner: "Jeder Bewerber sollte daran denken, dass seine Daten überprüft werden. Manche Firmen stellen dafür eigens Rechercheure an. Schwächen wegzuretuschieren ist gefährlich. Besser ist es, nachvollziehbar zu begründen, weshalb eine Berufsstation nicht so erfolgreich verlaufen ist."

Birgit Zimmer-Wagner, Bewerber Consult: "Wer den Lebenslauf aufbläst, riskiert die Kündigung."
Foto: Bewerber Consult

Inzwischen sei es keine Schande mehr und fast normal, zwischendurch einen Hänger zu haben oder kurzzeitig arbeitslos zu sein. Hellhörig werden Personaler dann, wenn Lebenslauf und Bewerbung zu perfekt erscheinen.

Auch Elly Schneider bekam die Folgen ihres "Lebenslauftunings" zu spüren: Ihr aktueller Arbeitgeber legte ihr nahe, sich umzuorientieren: "Sie sind ja für höhere Aufgaben geboren, das können wir Ihnen nicht bieten, da müssen Sie sich außerhalb unseres Hauses umschauen". Zeit hatte sie nur bis zum nächsten Mitarbeitergespräch in sechs Monaten: "Wenn ich bis dahin nichts habe, bin ich jobmäßig abgeschmiert", so Schneider.

Dazu Zimmer-Wagners Fazit: "Wer aufpimpt und aufbläst, riskiert die Kündigung oder den Bruch der Karriere. Daher kann der Rat nur lauten: Nachweisbare Stärken vermarkten ohne Schwächen zu verschweigen. Wer aus einer Schwäche lernt, sei es eine Kündigung oder ein Wechsel des Studienfachs, hat Selbstkritik und Lösungskompetenz bewiesen."

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche. (cvi)