Kaufberatung B2B-Projektoren

Kriterien für Business-Beamer Teil 1: Die Technik

26.10.2014 von Klaus Hauptfleisch
Spielt im Heimkino der Kontrast die größte Rolle, ist bei Business-Projektoren die Helligkeit das oberste Auswahlkriterium. LED-Minis sind mit meist unter 1.000 ANSI-Lumen noch zu wenig lichtstark, dafür aber ultraportabel. Beamer für Public Viewing im Freien bringen es auf bis zu 40.000 ANSI-Lumen. Doch es gibt noch andere Technikkriterien.

Wie 2009 der Ausstieg des einstigen deutschen Marktführers Toshiba zeigte, oder 2013 der Exit von Mitsubishi als Anbieter hochwertiger Business-Geräte, scheint sich das Projektorengeschäft für viele Hersteller nicht mehr zu lohnen. Denn Flachbildfernseher und Public oder Large Format Displays für den Empfangsbereich, für die Lobby, Flughäfen und Bahnhöfe werden immer größer und bezahlbarer. Beamer werden in diesen Einsatzszenarien folglich mehr und mehr zurückgedrängt. Aber wo es eben auf Größe ankommt, im Konferenzsaal zum Beispiel, sind sie immer noch unschlagbar, vor allem in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis.

Canon XEED SX6000
Wie der Name schon verrät, bietet Canons XEED SX6000 mit LCoS-Technik eine Farbhelligkeit von 6.000 ANSI-Lumen. Positioniert als Multimediaprojektor, macht er auch bei vielen Business-Anwendungen mit seinen vier Wechselobjektiven eine gute Figur.
Westernhagen in München 2010
Bei Großveranstaltungen wie diesem Westernhagen-Konzert in München 2010 werden von hinten und von vorn oft mehrere lichtstarke Beamer-Boliden eingesetzt.
Vioso: Beamen auf unebenen Flächen
Vioso hat das Edge-Blending neu erfunden und macht es per Software-Steuerung möglich, dass sogar auf rauen Felswänden projiziert werden kann.
Aiptek PocketCinema-V150W
Aiptek wollte ursprünglich gar kein Gerät ins Rennen schicken, weil Pico-Zwerge mit gerade mal 50 oder 100 Lumen außer Konkurrenz sind.
Aiptek MobileCinema
Dabei lässt sich etwa das MobileCinema i55 als iPhone-Zubehör für Präsentationen durchaus auch im kleinen Business-Kreis nutzen. Der mobile DLP Pico-Projektor projiziert Medieninhalte auf einer Bildgröße von bis zu 150 cm (60").
LG PW700 mit LED
Mit 700 Lumen ist LGs PW700 lichtstark genug, um jenseits direkter Sonneneinstrahlung eine anständige Projektion an die Wand zu bekommen. Ein Vorgänger mit 150 Lumen hatte sich im eigenen Wohnzimmer bei laufendem Fernseher und TV-Licht auch schon bewährt.
TI-Studie für Pico-Beamer
Das Bild zeigt eine frühe Studie von Texas Instruments für den Einsatz von Pico-Projektoren.
Erster LED-Heimkinoprojektor von Vivitek
Vivitek hat 2008 den ersten LED-Heimkinoprojektor auf den Markt gebracht. Der HC-7500 mit DLP-Technik schaffte damals immerhin schon 600 Lumen.
LCoS-Chip
Dieses Bild zeigt ein LCoS-Panel von Canon mit der WUXGA-Auflösung von 1.980 x 1.200 Bildpunkten. JVC hat sogar welche mit 4K-Auflösung entwickelt. Optisch unterscheiden sich die LCoS-Panels nicht so sehr von den LCD-Micro-Panels.
Barco HDX
Barcos auf 3-Chip-DLP-basierende HDX-Modelle mit 14.000 oder 18.000 ANSI-Lumen für große Veranstaltungen sehen noch so aus, als wäre die Zeit der Kinoprojektoren stehen geblieben.
Epson PowerLight Pro z11000WNL
Epson setzt bei Projektoren nur auf die eigene 3LCD-Technologie. Der PowerLight Pro z11000WNL hat mit 11.000 ANSI-Lumen tatsächlich viel Power...
Epson PowerLight Pro z11000WNL
... und ist eines der Top-Modelle aus dem Large-Venue-Portfolio des japanischen Herstellers.
Epson PowerLight Pro z11000WNL Edge-Blending
Mit zwei 11.000 Lumen starken PowerLight Pro z11000WNL erzeugt Epson hier ein richtig großes Bild.
Epson PowerLight Pro z11000WNL im Museum
Hier fühlt man sich an „Nachts im Museum“ erinnert.
Acer U5313W
Als Ultra-Short-Throw-Projektor soll sich Acers U53131 vor allem in Schulen bewähren. Schon im Abstand von 28 cm erreicht er ein Bild mit einer Diagonale von 2 m. HD-fähig unterstützt der DLP-Beamer sogar die die direkte Wiedergabe von 3D-Material.
BenQ MX852UST
Hier arbeiten im Klassenzimmer sogar zwei von BenQs Nahkampf-Beamern MX852UST nebeneinander. Den Traum vom digitalen Klassenzimmer träumen vor allem die Hersteller, Lehrer eher weniger. Zum Teil schlummern die Geräte ewig in den Asservatenkammern.
BenQ MX852UST
Hier einer der Ultra-Kurzdistanz-Projektoren in Nahaufnahme.
Acer P7505
Acers P7505 bringt es als 1-Chip-DLP-Projektor auf eine Helligkeit von 5.000 ANSI-Lumen und Full-HD-Auflösung...
Acer P7505
...Das Kontrastverhältnis ist wie bei vielen DLP-Vertretern mit 10.000:1 angegeben.
Canon SX7 Mark II FSL
Der XEED SX7 Mark II empfiehlt sich laut Canon gleichermaßen für Geschäftsanwendungen...
Canon SX7 Mark II FSR
... als auch für Fotografen. So sollen SXGA+ Auflösung, 4.000 Lumen, Adobe RGB-Modus und FOTO-Modus helle Darstellungen mit präziser Farbwiedergabe bei nahezu allen Lichtbedingungen bringen.
LG PW700
Der PW700 präsentiert sich laut Hersteller als portabler LED -Projektor LG in kompaktem Gehäuse und wartet mit Bluetooth-Unterstützung sowie hoher Leuchtleistung (700 ANSI-Lumen) auf.
NEC PH1000
Die 3-Chip-DLP-Beamer von NECs PH-Serie lassen sich für größere Projektionsflächen auch im Verbund einsetzen (Edge-Blending).
NEC PH1000
Auch das Zusammenschalten mehrerer Projektoren für mehr Lichtstärke (Stacking-Betrieb) ist möglich.
Canon WUX4000
Der Canon XEED WUX4000 wartet mit LCOS-Technologie, WUXGA-Auflösung, Full HD-Unterstützung und 3 separat erhältlichen Wechselobjektiven auf.
Acer U5313W
Dank eines speziellen Spiegels projiziert der Acer U5313W bei einem Abstand von nur 28 cm zur Anzeigefläche ein Bild mit einer Diagonale von mehr als zwei Metern.

Auf Geschäftsreisen beim Besuch von Kunden machen sich ultraportable Geräte mit herkömmlicher Halogen- oder UHP-Lampentechnik bezahlt. Wo die Lichtverhältnisse nicht bekannt sind oder die Räume sich nur wenig abdunkeln lassen, sollte die Leuchtkraft schon mindestens bei 2.500 ANSI-Lumen liegen. LED-Minis oder Pico-Beamer kamen anfangs nur auf zwei- oder niedrige dreistellige Lumen-Werte, haben aber auch dank neuer Player wie LG und Samsung aus Südkorea oder Optoma und Aiptek aus Taiwan deutlich aufgeholt. Nicht zu vergessen Vivitek, ebenfalls von der Insel vor China, als erster Anbieter eines ausgewachsenen HD-Heimkinoprojektors mit LED als Lichtquelle.

Dennoch sind LED-Beamer im Business bis dato nur bedingt einsetzbar. LG teilt den Projektorenmarkt für sich übrigens in B2C mit LED und B2B mit Laser als Lichtquelle auf, sagt DACH-Produktgruppenleiter Nils Fleischhauer. Er fügt aber hinzu, dass man hier keine "trennscharfe Aussage treffen" kann, sondern immer der Einzelfall entscheidet.

Seit Mitsubishi Anfang des Jahrtausends einen entsprechenden Prototyp präsentiert hat, geht die Hoffnung eher in Richtung Laser - auch bei LCD-Projektoren. Sony hat Mitte 2013 mit dem VPL-FHZ55 den wohl ersten 3LCD-Projektor mit Laser-Lichtquelle vorgestellt und damit nicht nur die Farblichtleistung erhöht, sondern wichtiger noch die Lampenlebensdauer, von wenigen tausend auf bis zu 20.000 Stunden. Die Angaben für LEDs reichen bis zu 100.000 Stunden. Ein Jahr zuvor hat Acer mit dem K750 einen auf DLP-Technik basierenden Full-HD-fähigen LED-Laser-Hybrid-Beamer mit 1.500 ANSI-Lumen präsentiert. Und damit wären wir bereits beim ewigen Widerstreit zwischen den beiden führenden Technologien LCD und DLP.

DLP versus (3)LCD

Der 3LCD-Projektor Epson PowerLight Pro z11000WNL
Foto: Epson

LCD oder 3LCD und DLP halten sich mit jeweils etwa 48 Prozent Marktanteilen ungefähr die Waage. Beide haben grundsätzlich ihre Vor- und Nachteile, wobei letztere im Laufe der Zeit aber mehr oder weniger abgelegt. Daher sei hier nur ein kurzer Ausflug in die Technikwelt erlaubt.

Während sich die Crème de la crème der Hersteller lange Zeit um das japanisch dominierte LCD-Lager mit Epson als Technologieführer scharte (Sony baut die kleinen Panels nur für sich), ist im Laufe der Zeit die DLP-Front rund um Texas Instruments (TI) immer mehr erstarkt. Und damit ging die Marktführung in vielen Ländern an taiwanische Unternehmen wie Acer, BenQ und Coretronic mit Optoma als Aushängeschild, weil sie mit DLP scheinbar rechtzeitig aufs richtige Pferd gesetzt haben.

Das sehen die 3LCD-Anhänger mit dem Weltmarktführer Epson als Zugpferd selbstredend anders. Und natürlich lassen bis heute beide Lager auch nichts unversucht, die jeweils andere Technik schlecht zu machen, wobei sie mitunter tief in die Mottenkiste greifen. Doch wie gesagt, sind beide Technologien mittlerweile ihren Kinderschuhen entwachsen und stark verbessert worden.

Neue Business-Beamer von Epson
Mit insgesamt sechs Geräten erneuert Epson sein Portfolio an Business-Projektoren. Die Beamer sind für den Einsatz in Meeting- und Konferenzräumen konzipiert.
Neue Business-Beamer von Epson
Die EB-19er-Serie umfasst die Modelle EB-1985WU, EB-1980WU, EB-1975W und EB-1970W.
Neue Business-Beamer von Epson
Der EB-1985WU bietet WUXGA-Auflösung mit bis zu 4.800 Lumen Weiß- und Farbhelligkeit.
Neue Business-Beamer von Epson
Das Schwestermodell EB-1980WU ist bei gleicher Auflösung mit 4.400 Lumen etwas lichtschwächer.
Neue Business-Beamer von Epson
Die EB-1430Wi-Serie kommt mit den zwei Ultrakurzdistanzprojektoren EB-1430Wi und EB-1420Wi.
Neue Business-Beamer von Epson
Die zwei neuen Modelle der EB-1430Wi-Serie besitzen eine Farb- und Weißhelligkeit von 3.300 Lumen sowie WXGA-Auflösung.
Neue Business-Beamer von Epson
Alle Geräte sind kompatibel zu der Epson iProjection-App, mit der interaktiv von Tablets oder Smartphones präsentiert werden kann.
Neue Business-Beamer von Epson
Die App ist für iOS und Android verfügbar.

DLP-Beamer mit einem DMD-Chip (Mikrospiegel) und 3-Segment-Farbrad haben früher oft ein individuell unterschiedlich stark wahrnehmbares Flimmern beziehungsweise einen Regenbogeneffekt erzeugt und hatten auch Probleme mit der Farbdarstellung. Das ging soweit, dass große Unternehmen sehr zur Freude der DLP-Gegner ihre Farben nicht mehr wiedererkannt haben und Toshiba zum Beispiel vor Jahren nach dem groß angekündigten Ausstieg wieder zu LCD zurückrudern musste. Durch zusätzliche Farbsegmente auf dem sich schnell drehenden Farbrad oder durch die 3-DMD-Chip-Technik, die gar kein Farbrad benötigt, ist die Farbtreue deutlich verbessert worden. Dessen ungeachtet haben 1-Chip-DLP-Beamer mitunter Bestnoten bei der Farbdarstellung erzielt.

Die transmissiv arbeitende 3LCD-Technik stand lange in der Kritik, dass die Geräte zu wenig lichtstark waren, das blaue Panel und somit die Farben insgesamt zu schnell verblassten, der Schwarzwert wegen des anhaltenden Restlichts eher dürftig war, die Lampenlebensdauer ebenfalls und das Bild insgesamt zu pixelig. Aber gerade für den Heimkinobereich haben Epson und Sony hier deutlich nachgelegt, so dass LCD-Beamer den DLP-Vettern in punkto Auflösung und Schwarzwert heute durchaus das Wasser reichen können. Epson verweist stolz auf die höchste Farbhelligkeit am Markt. In Kombination mit Laser als Lichtquelle erreichen LCD-Projektoren wie gesagt auch insgesamt sehr hohe Lichtwerte.

Die LCoS-Technologie erlaubt eine sehr kleine Bauweise.
Foto: Canon

Um das Technologie-Thema abzuschließen, sei noch auf LCoS (Liquid Crystal on Silicon) verwiesen, die eine sehr kleine Bauweise erlaubt und daher von Aiptek unter anderem auch bei Pico-Projektoren mit LED-Lichtquelle eingesetzt werden. Von JVC in Abwandlung D-Ila, von Sony SXRD genannt, verbinden die reflektierenden statt transmissiven LCD-Panels die Vorzüge der beiden führenden Technologien und gilt LCoS daher als überlegen, aber auch als relativ teuer, was wohl auch den geringen Marktanteil erklärt. Dabei gehörten LCoS-Projektoren zu den ersten mit 4K- oder vierfacher HD-Auflösung, ein Trend, der nicht nur im Heimkino begeistert, sondern auch Business-Anwendungen findet.

Fazit: Probieren geht über Studieren

Es finden sich viele Business-Anwendungen für Beamer und jeweils passend auch die richtigen Geräte. LED-Zwerge (Pico-Projektoren) sind zwar noch nicht lichtstark genug. Dieses Manko machen sie aber dadurch wett, dass sie mitunter nur an ein Smartphone angedockt zu werden brauchen.

Bei großen Veranstaltungen wie Aktionärsversammlungen werden zwar teils schon LCD- oder LED-Bildwände eingesetzt, aber ein nahtloses und möglichst pixelfreies Großbild ist nur über entsprechende Installations- oder Large-Venue-Projektoren zu erzielen. Edge-Blending oder Stacking ist eine interessante Alternative, wenn es um 3D- und 4K- oder gar 8K-Anwendungen geht.

Während man mittlerweile alles im Internet kaufen kann, sollte man sich bei der Wahl eines Business-Projektors wohl doch besser auf die Spezialisten aus dem AV- oder IT-Fachhandel und die "Puddingprobe" verlassen, zu deutsch "Probieren geht über Studieren". (mb)