Was das Herausbringen von optionalen Systemwerkzeugen betrifft, zeigt sich Microsoft groß, doch um den Zugang zu den Hilfsprogrammen ist es weniger gut bestellt. Gemeint sind die zahlreichen System-Tools und Helferlein für Windows-Clients und Server "Made by Microsoft". Diese werden zwar größtenteils kostenlos angeboten, oft sind sie jedoch nur so im Netz bereitgestellt, dass sie ohne entsprechenden Hinweis kaum zu finden sind.
Schwerpunktmäßig dreht sich bei den Tools aus den Microsoft-Werkstätten alles um die System- und Netzwerkpflege. Drei Beispiele: Die virtuelle Kopie einer Windows-Installation lässt sich mit Disk2vhd erzeugen, der Microsoft Network Monitor unterstützt bei der Traffic-Analyse sowie dem Netzdebugging und die Office Environment Assessment Tools assistieren beim Upgrade auf Office 2010. All diese Tools verbreitet Microsoft gratis im Web, wenn man nur weiß, wo auf der undurchsichtigen Sever-Struktur man suchen muss.
Unfreiwillige Verschleierungstaktik
Die wichtigsten Add-ons und Updates rund um Windows-Systeme bietet Microsoft ohne große Umwege auf der Startseite des Download-Centers auf der deutschsprachigen Web-Seite http://www.microsoft.com/de/de/beziehungsweise auf der amerikanischen Pendant-Site http://www.microsoft.com/en/us/default.aspx an. Über den Punkt Downloads gelangt man direkt zum Download-Center, zu den Office-Aktualisierungen und zum Windows-Update.
Die Microsoft-Server haben mehr zu bieten, als es die dröge Übersicht auf den ersten Blick zu vermitteln vermag. In den Tiefen der Site-Struktur findet sich ein Gros durchaus brauchbarer Administrationsprogramme, die sich nur durch eine geschickte Auswahl der Suchkriterien und hartnäckiges Verfolgen von weiterführenden Links finden lassen. Um in dem beachtlichen Download-Angebot fündig zu werden, bedarf es Geduld, Ausdauer und einer guten Spürnase.
Update: Download mit Hindernissen
Niemand kann genau sagen, wie viele Tools Microsoft tatsächlich verfügbar hält. Zählt man alle Treffer einer Standard-Suchanfragen zusammen und zieht die doppelten Einträge ab, so sind es über den Daumen gepeilt über 750 Tools, Patches, Add-ons und Treiber. Es ist aber anzunehmen, dass sich in den Tiefen der Web-Seiten inklusive Subdomains und nicht öffentliche Entwicklerforen insgesamt weit mehr Download-Titel verbergen. Bei vielen davon handelt es sich allerdings um veraltete Entwickler- und System-Tools, die selten von Interesse sind.
Oben auf der Leitseite des Download Centers gibt es das Suchfeld Gesamtes Download Center durchsuchen. Wer hier beispielsweise Windows 7 Tools eintippt und auf das Lupensymbol klickt, bekommt die lapidare Meldung "Für diesen Suchvorgang wurden leider keine Ergebnisse gefunden" angezeigt. Keine Verbesserung der Ergebnisse liefert der Microsoft-Server, wenn man die Suche auf Zusätzlich Downloads für englischsprachige Versionen anzeigen erweitert. An deutlich mehr Ergebnisse kommt man über die Rubriken- und Kategorienauswahl heran. Dazu stellt man rechts oben bei Downloadkategorien exemplarisch die Auswahl Tools für die Systemverwaltung ein. Knapp 290 Titel umfasst die Software-Liste in Tabellenform, die man per Klick auf die Spaltenüberschrift Veröffentlicht chronologisch sortieren kann.
Verteilte Plattformen
Mangels einer zuverlässig funktionierenden, übergeordneten Übersichts- und Listenfunktion kann man kaum abschätzen, wie viele relevante und zudem halbwegs aktuelle Downloads es unterm Strich gibt. Grund genug, für manche Suchanfragen besser Google zu konsultieren, jedenfalls dann, wenn man ungefähr weiß, wie ein Tool heißt.
Das Download-Portal ist nicht die einzige Anlaufstelle für System-Tools. Neben dem Download-Center betreibt das Unternehmen aus Redmond ein Sammelsurium an weiteren Sites und Sub-Domains. So finden sich etliche Tools nur in TechNet (Infozentrum für Administratoren), Entwicklerforen (Microsoft Developer Network), für Teilnehmer am Action Pack (System Builder Support), oder den unternehmenseigenen Experimentierstuben (Microsoft FuseLabs und Microsoft Research). Auf den Research-Servern veröffentlichen Microsoft-Programmierer manches nützliche Windows-Tool. Für Administratoren weniger relevant sind die Tools im Zusammenhang mit der Live-Onlineplattform, die es unter http://www.live.com. Der Download setzt in vielen Fällen zwingend eine ID für die jeweilige Plattform voraus.
Weitere je nach eigenem Anspruch möglicherweise lohnenswerte Downloadquellen verbergen sich in den Microsoft DevLabs, den Microsoft SQL Azure Labs und den Microsoft Office Labs. Weniger relevant sind Microsoft Education Labs, die Photosynth-Plattform und Bing Ads Intelligence (früher Microsoft Advertising Intelligence).
Klassiker: Technische System-Tools
Die Sysinternals-Tools sind ein Klassiker unter den kostenlos von Microsoft angebotenen Utilities zur Systempflege und Datenrettung. Microsoft hat das kleine Entwickler-Team vor rund drei Jahren eingekauft und bietet die Programme seither kostenlos zum Download oder zur Online-Ausführung an. Die mehr als 60 Diagnose- und Reparaturprogramme zielen auf die Bedürfnisse von versierten Windows-Nutzern und Administratoren. Mit den Applikationen durchleuchtet man die in Windows laufenden Tasks, prüft Netzwerkeinstellungen, Dateikonflikte und Freigaben und wehrt Schadprogramme ab.
Eine Übersicht findet sich unter http:/technet.microsoft.com/de-de/sysinternals/. Über die URL http://live.sysinternals.com lassen sich die einzelnen Tools ohne vorherige Installation online aufrufen - praktisch, wenn man auf die Schnelle eines der Programme benötigt.
Zentrales Update-Paket
Unter der wenig attraktiven Namensgebung ISO-Abbild für die Sicherheit bietet Microsoft das ISO-Abbild einer Sicherheits-DVD für Administratoren zum Herunterladen an. Enthalten ist eine Zusammenstellung an wichtigen Sicherheitsupdates für Windows 2000, XP, Vista und Windows 7, die in der Vergangenheit veröffentlicht wurden. Auch für den Windows Server 2008 gibt es Aktualisierungsdateien. Das DVD-Image ist für Systemverantwortliche und IT-Abteilungen konzipiert, die damit eine große Zahl an Rechnern im Netzwerk updaten können. Die DVD nutzt jedoch auch, um einen einzelnen Windows-Rechner ohne Netzanbindung auf einen halbwegs neuen Stand zu bringen.
Das ISO-Abbild enthält die betreffenden Updates in allen Sprachen in einem Paket. Weniger gut: Microsoft aktualisierte die DVD-Kompilation in der Vergangenheit nicht permanent, seit Dezember 2010 kommen die Updates aber jeden Monat. Für eine aktuelle Version sollten Sie die Microsoft-Suche benutzen und anschließend nach Veröffentlichungsdatum sortieren.
Office-Exploits und Filter Pack
Microsoft Offvis (Microsoft Office Visualization Tool) ermöglicht eine Analyse von Office-Dokumenten, bevor diese geöffnet werden. Dazu untersucht die Software Word-, Excel- und Powerpoint-Dateien auf Exploits. Nutzt ein eingebettetes Skript bekannte Sicherheitslücken aus, erhält man einen Hinweis. Zur weiteren Analyse zeigt Offivs die interne Struktur der Office-Datei in einer Hex-Darstellung an.
Suchkomfort für Office-Dokumente will das Microsoft Office 2010 Filter Pack schaffen. Die Windows-Suche spürt Dateien nicht nur anhand ihres Namens auf, sondern durchforstet auch den Inhalt der Dokumente. Allerdings berücksichtigt das Betriebssystem dabei nicht alle wichtigen Dateitypen. Unter anderem ignoriert es Dokumente in den Formaten Word 2007 und 2010 sowie Dateien von Excel und PowerPoint ab Version 2007. Mit dem Filter Pack erhält Windows die fehlende Formatunterstützung in Form von IFiltern für den Windows Indexing Service. Der Suchdienst kann damit auch in neueren Office-Dokumenten einschließlich Visio, Microsoft Publisher und OneNote wühlen.
RDP-Sitzungen vereinfachen
Der Remote Desktop Connection Manager peppt die Windows-eigene Fernwartungsfunktion um einen praktischen Server-Manager auf. Nützlich ist das Tool für alle, die viel mit Remote-Desktop-Verbindungen arbeiten. Mit dem Manager bauen Sie RDP-Sitzungen (Remote Desktop Protokoll) zu häufig benötigen Gegenstellen blitzschnell auf.
Die zur Fernsteuerung vorgesehenen Systeme zeigt die Software in einer Baum-Struktur ähnlich dem Windows Explorer an. Für jeden Server lassen sich alle erforderlichen Verbindungsparameter und Anmeldeinformationen wie Benutzername, Kennwort, Bildschirmauflösung und Dateifreigabe hinterlegen. Die einzelnen Verbindungen zeigt der Manager platzsparend in Tabs des Programmfensters an. So behalten Sie auch beim gleichzeitigen Bedienen mehrerer Rechner den Überblick.
Windows 7 PE-System und Sniffer
Das Windows Automated Installation Kit für Windows 7 (WAIK) ist ein kostenloses Tool-Paket, mit dem Administratoren unbeaufsichtigte Windows-Installationen durchzuführen können. In Verbindung mit Tools wie Winbuilder (http://winbuilder.net) erstellen Sie auf Basis des WAIK eine Live-DVD oder einen USB-Stick, der Windows 7 an nahezu jedem Rechner bootet. Dank WAIK benötigen Sie dazu keine Windows-7-Lizenz.
Fehlern im lokalen Netzwerk kommen Sie mit dem LAN-Sniffer Microsoft Network Monitor auf die Schliche. Das Profi-Tool zur Protokollanalyse kann Netzwerkdaten aufzeichnen, anzeigen und zur Analyse vorbereiten. Berücksichtigt werden sowohl ein- wie auch ausgehende Datenpakete. Ein eigener Treiber sorgt dafür, dass Netzwerkpakete überhaupt abgehört werden können. Nach dem Programmstart wählen Sie den Netzwerkadapter aus, dessen Traffic eingesammelt werden soll. Im oberen Fensterbereich zeigt der Network Monitor eine Übersicht aller protokollierten Pakete an. Über Filter beschränken Sie die Tabelle nach Ihren Wünschen. Unten im Fenster erscheinen die Details zum ausgewählten Paket samt einer Inhaltsansicht in Hex- und Textdarstellung.
Check für den Arbeitsspeicher
Das früher als kostenloser Download von Microsoft angebotene Windows Memory Diagnostic ist jetzt nicht mehr offiziell einzeln erhältlich, sondern ab Windows Vista bereits enthalten. Es lässt sich durch Eingabe von mdsched im Suchfeld aufrufen.
Damit kommen Sie Hardwarefehlern im PC-Arbeitsspeicher auf die Schliche. Vor allem wiederkehrenden Fehlermeldungen oder Abstürzen ohne erkennbare Ursache gehen Sie damit gezielt auf den Grund. Das Check-Tool stellt eine Auswahl an diagnostischen Tests zur Verfügung, mit denen Sie die RAM-Bausteine, das Speichersystem des Mainboards und die Hauptfestplatte im Rechner auf Fehler scannen. Es stehen acht Diagnosemodule zur Auswahl, wobei der Standardtest zu empfehlen ist.
Die Tests laufen nach einem Neustart durch. Bei der alten Version des Programms war zuerst eine bootfähige Test-CD oder -Diskette mit den Programmdateien zu erstellen. (mec)