Klonen ohne Gentechnik

16.10.1998
Die Übertragung von identischen Festplattenkopien, "Images" genannt, auf andere Rechner im LAN reduziert den Installationsaufwand im Unternehmen spürbar. Doch das Duplizieren von Festplatteninhalten hat auch seine Tücken, und die verfügbaren Tools unterscheiden sich deutlich. Getestet wurden die Programme "Drive Image 1.01 D", "Ghost 4.0a", "Image Cast 2.0" sowie "Transfer Pro".

Von: Marcus von Harlessem, Oliver Stein

Die Installation eines PC kostet reichlich Zeit. In Unternehmen mit vielen PC-Arbeitsplätzen - beispielsweise auch in Schulungsräumen - wird das Aufsetzen und die Unterhaltung der PC-Pools für das EDV-Team oft zum "Zeitfresser". Die einzelnen Arbeitsvorgänge wiederholen sich dabei immer wieder - von der Installation des Betriebssystems über die Gerätetreiber bis zu den Anwendungen. Die Idee, einen einmal funktionstüchtigen PC auf alle weiteren zu portieren liegt daher nicht fern. So widmen sich diesem Problem mittlerweile zahlreiche Softwareprodukte, die wir für Sie unter die Lupe genommen haben.

Natürlich könnte man auf die Idee kommen, einfach alle Dateien von einer Festplatte auf eine andere zu kopieren. Es ist jedoch erstaunlich, wie viele Fallstricke und nicht umschiffbare Klippen es dabei gibt. Hierfür sind nicht zuletzt lange Dateinamen unter Windows 95, Windows NT oder auch auf Novell-Servern verantwortlich. So unterstützt beispielsweise der Befehl xcopy unter der Eingabeaufforderung von Windows 95 keine langen Dateinamen. Im DOS-Fenster von Windows werden diese zwar korrekt kopiert, es besteht jedoch das Problem der gesperrten Systemdateien. Letztere lassen sich natürlich auch mit anderen Werkzeugen im Windows-Betrieb nicht kopieren. Das einfache Kopieren wird daher kaum Zeit gegenüber einer Neuinstallation sparen. Meist dürfte bei vergleichbarem Aufwand ein wesentlich "instabileres" System entstehen.

An diesem Punkt setzen nun die verschiedenen Programme an, mit deren Hilfe sich perfekte Abbilder des Ursprungsrechners erstellen lassen. Bevor wir jedoch auf die einzelnen Produkte und Verfahren eingehen, sollen zunächst die konzeptbedingten Tücken des Klonens aufgezeigt werden.

Bei der Übertragung einer Kopie der Festplatte (im folgenden "Image" genannt) eines Rechners auf einen andern Rechner mit gleicher oder kompatibler Hardware, wird letzterer nach dem Neustart in der Regel sofort und problemlos funktionieren. Ein mit einem Image aufgesetzter PC gleicht dem ursprünglichen wie ein Ei dem anderen. Dies beinhaltet jedoch auch den Computernamen, fest eingestellte IP-Adressen oder andere rechnerspezifische Einstellungen. Diese müssen auf jeden Fall nachträglich von Hand geändert und angepaßt werden.

Tücken der Hardware

Die ideale Situation, überall die gleichen Rechner vorzufinden, wird meist nur in Schulungs- und Bildungszentren oder Universitäten gegeben sein und auch dort nur in einzelnen Seminarräumen. Wann immer PCs im Bundle gekauft werden, macht sich die identische Hardware beim "Klonen" positiv bemerkbar. In der Regel beschaffen Unternehmen aber Rechner dem Bedarf entsprechend kontinuierlich, wodurch sich automatisch eine Veränderung der Hardwarespezifkation ergibt. Werden andere Komponenten benutzt, sind nach der Aufspielung eines Images zu jeder neuen Komponente die entsprechenden Treiber nachträglich zu installieren. Dies ist bei Grafikkarten noch unproblematisch. Das Ganze wird bei unterschiedlichen Netzwerkkarten im Zusammenhang mit mehreren Netzwerkprotokollen schon wesentlich komplizierter. Beispielsweise "klammert" sich Windows 95 nur zu gerne an alte Einstellungen und zwingt den Systembetreuer, tief in die Trickkiste zu greifen, bis die Netzwerkkarte ordnungsgemäß eingefügt ist und alle notwendigen Protokolle an sie gebunden sind.

Wird nach dem Klonen beim ersten Start des PC ein anderer IDE-Controller nicht richtig erkannt, ist eine Windows-Neuinstallation über das installierte Image meist die schnellste Lösung. Beim Versuch, in der Systemsteuerung die "alte" Hardware zu entfernen und die "neue" hinzuzufügen, kommt es leicht zur Inflation der unbeliebten Ausrufezeichen im Gerätemanager. Nach zahlreichen Versuchen endeten solche Aktionen im Test fast immer in einem hoffnungslos "verkorksten" System. Die Neuinstallation über das "inkorrekte" Image ist also in diesem Fall wesentlich effizienter. Zu beachten ist, daß dazu vorher die Datei win.com gelöscht werden muß.

Wer das Klonen zum Installationsstandard erheben will, sollte in die EDV-Strategie daher auch Überlegungen einbeziehen, die Hardware bei möglichst vielen Systemen identisch zu halten. Beim Kauf neuer PCs läßt sich dies jedoch oft nicht realisieren, da die bisher verwendeten Komponenten meist nicht mehr lieferbar sind.

Wenig kritisch sind Attribute wie Prozessortakt oder Speichergröße. Vielmehr sollten die Rechner mit den problematischen IDE-Controllern, Netzwerk- und Grafikkarten auf dem gleichen Stand gehalten werden. Die Investitionen in diesen Standard dürften sich innerhalb kürzester Zeit durch einen geringeren Installations- und Supportaufwand amortisieren.

Umgang mit Partitionsgrößen

Keine große Einschränkung ergibt sich hinsichtlich der Festplattenkapazität. Natürlich muß ausreichender Platz vorhanden sein, um ein Image zurückzulesen. Sind mit dem Image mehrere Partitionen gesichert worden, werden diese beim Restore auch wieder angelegt. Ist die Festplatte des Zielrechners größer als die Platte, von der das Image erstellt wurde, so unterstützen die meisten Hilfsprogramme eine Vergrößerung der Image-Partitionen. Teilweise ermöglichen die Softwareprodukte eine dynamische Partitionsvergrößerung. Eine Partitionsverkleinerung wurde dagegen bei keinem der Programme vorgesehen. Das Zurücklesen einer größeren Platte (mit nur einer Partition), deren Inhalt aber auf einer kleineren Platz findet, hat im Test beispielsweise mit "Image Cast" trotzdem tadellos funktioniert. "Drive Image" bietet in der Pro-Version durch das mitgelieferte "Partitionmagic" die Möglichkeit, die Partitionsgrößen zu jeder Zeit beliebig zu verändern.

Anwendung verteilen

Auch wenn man die Software per Image über alle Rechner des Systems verteilt, vermehren sich die Lizenzen leider nicht automatisch. Zur Einhaltung der Lizenzbedingungen müssen daher gegebenenfalls Programme nachträglich installiert oder nach der Installation eines Images entfernt werden. Exotische Programme, die nur an wenigen Arbeitsplätzen benötigt werden, sollten daher nicht zum Standard-Image gehören. Bei mehreren Arbeitsplätzen mit den gleichen "Zusatzanforderungen" dürfte der Umweg über ein weiteres Image die zeitsparendste Lösung sein. In diesem Fall setzen Sie einen PC mit dem Standard-Image auf, machen alle nötigen Erweiterungen und ziehen von der erweiterten Installation ein neues Image.

Image-Programme eignen sich aber nicht nur dazu, viele PCs innerhalb kürzester Zeit zu installieren. Beim Plattencrash läßt sich mit einem passenden Image ein PC innerhalb weniger Minauten wieder einsatzbereit machen. Für den Fall, daß Daten auch auf der lokalen Platte und nicht nur im LAN gespeichert werden, ist natürlich zusätzlich ein funktionierendes Backup unentbehrlich.

Die Image-Programme können derzeit noch kein Backup ersetzen, obwohl "Transfer Pro" Optionen in dieser Richtung anbietet. Auch für "Ghost" existieren Tools, um auf einzelne Dateien im Image zuzugreifen. Die komplette Datensicherung auf diesem Wege zu betreiben erscheint aber noch nicht praktikabel, da der Zeitaufwand relativ hoch ist und die Images im Gegensatz zu inkrementellen Backup-Dateien viel Plattenspeicher benötigen. Selbst bei großen Serverplatten stößt man bei solchen Datenmengen schnell an die Kapazitätsgrenzen. Die Auslagerung auf DAT-Bänder oder ähnliche Medien verlangsamt das ganze Verfahren bis zur Ineffizienz.

Klonen übers Netzwerk

Im Test wurden die Programme "Drive Image" (Powerquest), "Ghost" (Innovative Software), "Image Cast 2.0" (Microhouse) und "Transfer Pro" (ITS Systems) berücksichtigt. Diese Programme arbeiten im Gegensatz zu anderen Tools dieser Art insbesondere auch in Netzwerken.

Die Daten lassen sich auf beliebigen Festplatten im Netz ablegen und sind so leicht zugänglich. Es ist somit nicht nötig, mit Festplatten von Rechner zu Rechner zu eilen oder andere Medien in ausreichender Größe zu bemühen. Ein großer Vorteil hierbei ist, daß an den zu installierenden PCs weder intern noch extern etwas physisch geändert werden muß. Es sind keine zusätzlichen Medien anzuschließen, und der Rechner kann an seinem Arbeitsplatz bleiben. Die einzige Voraussetzung ist ein Netzwerkanschluß, der aber mittlerweile zum Standard gehören dürfte.

Einsatz von Multicasting

Als Erweiterung zu diesen Optionen im Netzwerkbetrieb bieten "Ghost" wie auch "Image Cast" die Möglichkeit des Multicasting. Hierbei werden alle aufzusetzenden Rechner mit einer Boot-Diskette gestartet. Die Menge der unterstützten Rechner ist hierbei durch die Anzahl der erworbenen Client-Lizenzen begrenzt. Die Startdiskette muß so eingerichtet sein, daß die Rechner sich per TCP/IP am Netz anmelden. Die IP-Adressen müssen natürlich unterschiedlich sein, um Konflikte zu vermeiden. Bei "Image Cast" kann noch jeweils ein Rechnername vergeben werden, der aber nur der besseren Identifizierbarkeit dient. Ausschlaggebend für die Verteilung der Images ist auch hier nur die IP-Adresse. Ein im gleichen Netz (mit gleicher Subnet-Mask) befindlicher Steuerrechner, auf dem das jeweilige Serverprogramm läuft, sorgt für die gleichzeitige Verteilung des Images an alle angemeldeten Rechner. Diese werden vom Serverprogramm automatisch erkannt und ihre IP-Adresse (beziehungsweise der zugehörige Name) angezeigt, sobald das Clientprogramm von Diskette gestartet wurde. Nach der Clientauswahl und dem Start der Übertragung werden die Rechner parallel aufgesetzt

"Drive Image 1.01"

Nach Einlegen der CD startet unter Windows 95 und NT das Setup-Programm, ohne Probleme zu bereiten. Bei der Installation von "Drive Image" werden menügeführt die benötigten Disketten automatisch erstellt. Anschließend steht "Drive Image" im Windows-Startmenü zum Einsatz bereit. Ein Uninstaller wird erfreulicherweise gleich mit installiert, was alle anderen getesteten Programme leider vermissen lassen.

Nach dem Start wird Windows in den DOS-Modus versetzt. Das einfach gehaltene Menü von Drive Image bietet die Möglichkeit, ein Image zu erstellen oder eines wiederherzustellen. Auch das direkte Klonen auf einen weiteren Datenträger wird angeboten. Es sind drei Kompressionsraten möglich, wobei der Hersteller im Handbuch schon aus Performance-Gründen davor warnt, die höchste Komprimierung einzuschalten. Da sich die zur Erstellung eines Images benötigte Zeit von der niedrigsten bis zur höchsten Kompressionsrate bei unseren Tests etwa verdreifachte (32 Minuten gegenüber fast 1,5 Stunden), ist im normalen Betrieb die niedrigste Rate zu empfehlen. Zumal der Gewinn an Speicherplatz minimal ist. Das Image unserer Testplatte benötigte bei hoher Komprimierung 464 MByte gegenüber 482 MByte im schnellsten Modus.

Die Angaben, die Drive Image zu geschätzter und verstrichener Zeit macht, haben (gleich welcher Modus) leider überhaupt keine Ähnlichkeit mit den realen Werten. Nur anhand der Fortschrittsanzeige in Prozent kann man ungefähr abschätzen, wie lange man sich noch anderen Tätigkeiten widmen kann.

Bei der Erstellung eines Images mit eingeschalteter Komprimierung erwies sich Drive Image zwar als der mit Abstand langsamste der Probanden, die Zeit für das Zurücklesen war jedoch akzeptabel. Nach knapp 16 Minuten war alles an Ort und Stelle, wobei der Modus "Partitionsgrößenanpassung" automatisch vor dem Start abgefragt wird. Eine Fehlbedienung ist bei diesem Programm nahezu ausgeschlossen, da beispielsweise die Ursprungsplatte, auf der das Image liegt, nicht zum Überschreiben freigegeben wird.

"Ghost 4.0a"

Das Programm "Ghost" wird auf zwei Disketten in Form von einigen Zip-Files geliefert. Nach dem Entpacken sucht man leider ein Setup-Programm vergebens. Eine ausführliche Beschreibung hilft jedoch schnell weiter. Über eine grafische Benutzeroberfläche läßt sich die Auswahl der Clientrechner und des zu übertragenden Images recht einfach steuern. Mit den Optionen "Starten" und "Stoppen" des Übertragungsvorgangs sind die Möglichkeiten dann allerdings auch schon erschöpft. Die Images müssen also aussagekräftige Namen oder der Systembetreuer muß ein gutes Gedächtnis haben. Eine integrierte Verwaltung und die Möglichkeit der Kommentierung der Images könnte hier die Arbeit etwas erleichtern. Während der Datenübertragung wird man über die Übertragungsgeschwindigkeit, die gesendete und verbleibende Datenmenge sowie die abgelaufene und noch zu erwartende Übertragungsdauer informiert. Die Schätzungen der Gesamtdauer einer Datenübertragung erfolgt bei Ghost schon kurz nach dem Start mit einem recht realistischen Wert.

Wird einfach nur der Ghost-Client ohne die Multicasting-Option genutzt, bestehen umfangreiche Möglichkeiten. Man kann ohne Einschränkungen ein oder mehrere Partitionen oder auch ganze Festplatten als Image ablegen und zurückspielen. Ebenso stehen all diese Möglichkeiten direkt von einem Datenträger zum anderen zur Verfügung. Diese Fähigkeiten besitzen in ähnlicher Form auch die anderen Programme. Ghost erweitert hier den Funktionsumfang für Einzelplatzrechner ohne "echten" LAN-Anschluß: Es gestattet alle Datenübertragungen auch über die parallele Schnittstelle und in Peer-to-Peer-Netzwerken via Netbios. Bei letzterem wird Ghost einfach auf einem Rechner als Server und auf dem anderen als Client gestartet. Es benötigt also keinen dedizierten Netzwerkserver.

Wie auch bei Drive Image sind bei Ghost die Partitionsgrößen beim Zurücklesen der Images im Rahmen der logischen Grenzen frei bestimmbar. Beim Erstellen der Images wird "Drive Spanning" auf diverse Datenträger unterstützt.

Die zum Transfer über Netzwerke und im Multicast-Betrieb benötigten Clientdisketten müssen leider manuell erstellt werden. Die erforderlichen Dateien und die Konfiguration der ini-Dateien entsprechen weitgehend der im folgenden beschriebenen Client-Disketten von "Image Cast". Die Dokumentation von Ghost gibt hierzu allerdings in allen Punkten ausreichende Auskunft.

"Image Cast 2.0"

Die Installation von "Image Cast" erfolgt problemlos unter Windows mit Hilfe eines Setup-Programmes, das sich auf der ersten der drei Disketten befindet. Nach einigen Bestätigungen und der Eingabe des Lizenz-Codes steht der sogenannte "Server" zur Verfügung. Die einzige Einstellung, die hierbei manuell vorgenommen werden muß, ist die Einbindung des TCP/IP-Protokolls unter Windows - soweit es noch nicht vorhanden ist. Die Subnet-Mask und die IP-Adresse sind festzulegen. Sie sind beliebig, müssen aber natürlich so gewählt werden, daß es keine Konflikte im Netzwerk gibt. Mit Hilfe des "Client Builders" lassen sich nun die Clientdisketten für die aufzusetzenden Rechner erstellen.

Nach dem Booten von diesen Disketten werden die Clientrechner vom Server sofort erkannt. Sie können in der Liste der "Target Clients" anhand der in der Datei wattcfg.ini festgelegten Namen unterschieden und ausgewählt werden. Ein Klick auf copy startet den Übertragungsvorgang. Ein Fenster im Serverprogramm zeigt ähnlich wie bei Ghost die Datenmenge, Übertragungsgeschwindigkeit sowie abgelaufene Zeit und Restzeit an. Image Cast bietet zusätzlich die Möglichkeit, diesen Vorgang zu "schedulen", also zu beliebigen Zeiten zu starten. Diese Option vereinfacht die Verlagerung der durchsatzlastigen Image-Transfers in weniger belebte Nachtstunden.

Umgekehrt ist es mit den Server-Tools auch möglich, von einem Client ein Image auf einen beliebigen Netzwerkserver oder die Festplatte des Image-Cast-Servers zu ziehen. Da Image Cast gegenüber den anderen Programmen kein Drive Spanning unterstützt, ist dies bei größeren Images die einzige Möglichkeit. Vorteilhaft ist, daß sich das Image schon am Ausgangsort für den Transfer auf andere Rechner befindet.

Hauptsächlich für Schulungszentren und ähnliche Einrichtungen dürfte die Zusammenfassung der Clients in Gruppen interessant sein. So lassen sich die jeweils für eine bestimmte Schulung benötigten Rechner alle per Mausklick anwählen und per Multicasting aufsetzen. Dies funktioniert natürlich auch in Verbindung mit den Schedule-Funktionen.

Der "Client Builder" benötigt für die Erstellung einer Clientdiskette nur eine bootfähige Diskette. Dieser müssen noch manuell die Dateien himem.sys und emm386.exe hinzugefügt werden. Vergißt man diesen Schritt, weist der Client Builder auf das Versäumnis hin. Die Software hält für einige gängige Netzwerkkarten bereits Treiber bereit, alle weiteren können problemlos von Herstellerdisketten übernommen werden. Es folgt eine Abfrage, ob die entsprechenden Karten Plug&Play-fähig sind, was sich auf die Eintragungen der Interrupts und Adressen in den ini-Dateien entsprechend auswirkt. Nun sind noch die IP-Adresse, die Subnet-Mask und der Name des Clients zu definieren. Diese Daten können zur Erstellung weiterer Disketten gespeichert werden.

Der Client Builder hält auch eine Option für den Einzelplatzbetrieb bereit. In diesem Fall wird eine Diskette erzeugt, mit deren Hilfe sich der Rechner im Netzwerk anmeldet und somit jedes Netzlaufwerk als Ziel benutzen kann, ohne den Umweg über TCP/IP und den Steuerrechner zu gehen.

Eine fertig erstellte Multicast-Clientdiskette läßt sich in benötigter Anzahl kopieren und mit Hilfe des "Client Builders" zu einem Multicast-Diskettensatz vervollständigen. Der Client Builder inkrementiert automatisch pro Diskette die IP-Adresse und fügt dem Rechnernamen eine fortlaufende Nummer an. Durch Kopieren und manuelles Ändern in protocol.ini und config.sys lassen sich die Disketten auch manuell vervielfältigen.

In seltenen Fällen mag es das Problem geben, daß nur eine Partition, kein Netzwerkanschluß und auch keine ausreichend großen Medien (zum Beispiel eine andere Partition) zur Verfügung stehen. Ist auf der einzigen Partition jedoch noch ausreichend Platz vorhandenen, bietet Image Cast als einziges Programm im Test die Möglichkeit, die Quellpartition auch als Ziel für das Image zu nutzen. Letzteres muß allerdings zum Zurücklesen zunächst auf einen anderen Datenträger portiert werden.

"Transfer"

In drei Ausbaustufen wird das Programm "Transfer" angeboten, von denen erst die Pro-Version die Nutzung von Netzwerken unterstützt.

"Transfer EZ" kann nur lokale Laufwerke komplett klonen. Es ist gut geeignet, um ein bestehendes Windows-95-System auf eine größere Platte zu transferieren. Dabei kann entweder nur der Datenbereich, die komplette Platte inklusive Boot-Sektor und MBR oder nur die Boot-Information kopiert werden. Hierin liegt auch der größte Vorteil gegenüber den Mitbewerbern: Eine neue Platte läßt sich sofort bootfähig beschreiben. Anschließend kann man die alte Platte aus dem Rechner entfernen oder diese als Slave-Platte konfigurieren und mit der neuen, bootfähigen Festplatte arbeiten. Eine weitere Option ist das sogenannte "Clone Drive", welche sektorenweises Kopieren erlaubt. Dies wird allerdings nur bei Platten mit identischen physikalischen Parametern unterstützt.

Um potentiellen Problemen mit geöffneten Dateien aus dem Weg zu gehen, empfiehlt der Hersteller die grundsätzliche Ausführung des Programms im abgesicherten Modus von Windows 95. Partitionen, die nicht das Betriebssystem selbst beherbergen, ließen sich im Test jedoch problemlos auch im "normalen" Windows-95-Modus kopieren.

Falls die Zielpartition nicht leer sein sollte, gibt Transfer vor dem Kopiervorgang einen entsprechenden Warnhinweis aus. Solange mit "Transfer Data" jedoch nur der Datenteil einer Platte kopiert wird, kann man diesen Hinweis ignorieren, wenn keine gleichlautenden Verzeichnisse auf der Zielpartition existieren.

Die PE-Version erweitert Transfer im wesentlichen um die Fähigkeit, mit komprimierten Laufwerken zu arbeiten. Das Klonen von komprimierten Laufwerken erfordert jedoch mehr Interaktion vom Anwender. Die Datei exclude.lst im Transfer-Verzeichnis enthält eine Liste von Dateinamen, die grundsätzlich nicht kopiert werden sollen. Die Einträge drvspace.ini und dblspace.ini sind in diesem Fall zu entfernen. Die Zielpartition ist vor dem Kopiervorgang identisch zur Datenquelle als komprimiertes Laufwerk zu konfigurieren.

Die Version "Transfer Pro" enthält neben einer Kommandozeilenversion von Transfer weitere DOS-Kommandozeilenprogramme, die das Erzeugen von Festplatten-Images sowohl lokal als auch im Netzwerk erlauben. Zentrale ausführbare Datei ist dabei icopy32.exe, die dann auch in der Praxis am häufigsten zur Anwendung kommt. Auf Wunsch erzeugt "Icopy" Images von kompletten Laufwerken oder einzelnen Verzeichnissen und legt diese an beliebiger Stelle ab - auch im Netzwerk.

Weitere "Zugaben" wie die Option "Multiple Disk Spanning" oder das differentielle Zurücklesen machen die Pro-Ausgabe zu einem leistungsfähigen Windows-95-Kopierer. Deutliche Nachteile von "Icopy" sind zweifellos die unzureichende Komprimierung der Images und die umständliche Handhabung. Insbesondere das Klonen der Partition, die Windows 95 selbst enthält, ist recht mühsam. Ein spezieller Diskettensatz muß zu Beginn angelegt werden; anschließend hangelt man sich durch eine Vielzahl von Arbeitsschritten und Programmaufrufen. Die eigentlich recht gute Dokumentation schafft es leider nicht, die möglichen Optionen übersichtlich zu erläutern.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Alle getesteten Programme erfüllen die gestellten Aufgaben weitgehend zufriedenstellend. Unterschiede ergeben sich in der Bedienungsfreundlichkeit. Drive Image und Image Cast lassen sich sehr einfach in Betrieb nehmen und werfen bei der Bedienung so gut wie keine Fragen auf. Sehr angenehm fällt auch bei Image Cast der Client Builder auf, der dem Anwender einige Arbeit erspart. Daher ist das spärliche und weitgehend unbrauchbare Handbuch zu verzeihen. Ebenso komfortabel ist die Erstellung der benötigten Disketten bei Drive Image. Das Programm Ghost gleicht mit einer guten Dokumentation die etwas umständlichere Installation aus. Eine Automatisierung stünde einer Nachfolgeversion jedoch sicherlich sehr gut. Der Funktionsumfang der drei Programme gleicht sich nahezu.

Image Cast erlaubt im Gegensatz zu den anderen Programmen auch das Erstellen von Images eines beliebigen Clients mit Hilfe des Image-Cast-Servers. Da der Client jedoch zuvor mit der passenden Diskette gebootet werden muß, ist dies nur ein geringer Vorteil, es sei denn, man möchte die Scheduling-Funktion nutzen. Die Konkurrenzprodukte ermöglichen den Netzzugriff direkt vom Client aus. Der Ghost- wie auch der Drive-Image-Client erlauben das direkte Klonen von Platte zu Platte. Da Image Cast dies nicht vorsieht (hier ist immer der Zwischenschritt über eine Image-Datei nötig), muß hier auf das mitgelieferte "EZ-Copy" zurückgegriffen werden, das derartige Aktionen ebenso perfekt beherrscht. Für die Entscheidung zwischen den ersten drei Programmen dürfte also weniger die Funktion als vielmehr der erhebliche Preisunterschied eine Rolle spielen. Kann man auf die Multicast-Funktion und den Komfort bei der Bedingung verzichten, fährt man mit Transfer noch billiger. Einige Optionen - wie automatische Partitionsgrößenanpassung und Datenkompression - läßt das Produkt jedoch schmerzlich vermissen. Die unzeitgemäße Bedienung ist zudem aufwendig und fehleranfällig.

Die Packrate liegt bei Ghost am höchsten, dicht gefolgt von Image Cast und Drive Image, was sich aber erst spürbar bemerkbar macht, wenn man eine größere Anzahl von umfangreichen Images ablegen möchte. Transfer benötigt aufgrund fehlender Komprimierung unnötig viel Speicherplatz. In Sachen Geschwindigkeit liegt beim Erstellen des Images Image Cast mit Ghost an der Spitze (circa 25 MByte/Minute auf unserem Testrechner; Pentium 200MMX, 64 MByte, 2 x 2 GByte HD, 100-MBit-Fast-Ethernet-Karte). Bei gleichem Tempo liefert Ghost allerdings eine etwas höhere Kompressionsrate. Beim Zurücklesen ist Image Cast absoluter Spitzenreiter (10 Minuten für rund 1 GByte). Im gesamten Test dauerte diese Aktion jedoch maximal 16 Minuten. Alle angegebenen Werte beziehen sich auf lokale Image-Transfers zwischen zwei IDE-Platten, da die Übertragungsraten je nach Netz und dessen Auslastung stark schwanken.

Insgesamt haben Image-Programme das Potential, der EDV-Abteilung das Aufsetzen und die Wartung des PC-Parks drastisch zu erleichtern. Aufgrund der angeführten Fallstricke bei unterschiedlichen Hardwarekomponenten ist jedoch ein systematisches Vorgehen unbedingt anzuraten. Neben Standard-Images für die Installation neuer Rechner lassen sich auch elegant Desaster-Recovery-Images für alle PCs (zum Beispiel auf einer zweiten Partition) erstellen. Schließlich läßt sich auch der Einbau einer neuen Festplatte in einen Rechner auf wenige Operationen reduzieren. (gob)