Kein Scherz: 1&1 führt Zwangsumleitung auf Werbeseite bei DSL-Zugängen ein

04.10.2005
In den nächsten Tagen wird der Internet Provider 1&1 sukzessive die bestehenden DSL-Anschlüsse umstellen. Ab dann landet man nach jedem Login beim ersten Zugriff auf eine Website auf dem 1&1-Portal mit einer “großen Anzahl von Shopping- und Service-Angeboten wie Automarkt, Single-Börse, Jobsuche, Lotto-Service, DVD-Verleih“.

Derzeit erhalten die DSL-Kunden von 1&1 eine E-Mail ihres Providers mit der Ankündigung „Wir schalten Sie jetzt frei für das 1&1 Portal!“. Zu den Vorteilen soll neben „Informationen rund um die Uhr“ auch die Möglichkeit gehören, „preiswert einzukaufen“. Von Handy über Computer bis zu Reisen will 1&1 alles auf seinem neuen Portal anbieten, was Umsatz im Web verspricht.

Stutzig macht jedoch der Hinweis in der E-Mail, die Umstellung erfolge automatisch. „Danach wird das 1&1 Portal Ihnen als erste Seite nach einem Aufruf präsentiert. Sollten Sie zu Ihrer gewünschten Seite weitersurfen wollen, finden Sie oben rechts einen entsprechenden Link“, so die 1&1-Kundeninformation.

Ein Mal täglich Gratiswerbung

Bei dem „Service“ 1&1-Portal als Startseite wird jeweils die erste Browser-Anfrage auf den Port 80 (HTTP-Protokoll) sowie 443 (HTTP-Protokoll über TLS/SSL) automatisch zum 1&1-Portal weitergeleitet. Es handelt sich laut 1&1 dabei um eine reine HTTP-Umleitung. Dieser Dienst wird seit kurzem von der T-Com für alle T-DSL-Resale-Abnehmer, zu denen auch die 1&1 Internet AG gehört, zur Verfügung gestellt. Dabei wird im DSL-Login-Script der T-Com eine automatische Weiterleitung auf das 1&1-Portal ausgeführt.

Da bei den meisten DSL-Zugängen zumindest ein Mal in 24 Stunden eine Zwangstrennung erfolgt, bedeutet dies, dass jeder 1&1-Kunde mindestens ein Mal täglich beim Internet-Zugang auf eine Werbe- und Shopping-Seite zwangsumgeleitet wird.

Umleitung deaktivieren

Die Umstellung erfolgt zwangsweise bei jedem Kunden. 1&1 beschreibt jedoch auf einer FAQ-Seite, wie man diese Umleitung deaktivieren kann. In vier Schritten muss man sowohl die Daten seines Internet-Zugangs als auch die Login-Kennung des Routers ändern. Moderne Router sollen die Änderung nach einer Umstellung im Service-Center automatisch erledigen. Bei älteren Modellen sei mitunter ein Firmware-Update oder eine manuelle Umstellung der Login-Daten nötig.

1&1 gesteht freimütig ein, dass es mitunter zu Software-Problemen durch die Zwangsumleitung kommen kann. Betroffen sind etwa DynDNS-Clients und Messenger. Doch auch hier hat 1&1 eine Lösung parat: Einfach vor der Benutzung einen Browser öffnen, warten, bis sich die Portalseite aufbaut und dann gleich wieder schließen. tecCHANNEL empfiehlt diese Vorgehensweise bei jedem Erscheinen der zwangsverordneten Portalseite.

UPDATE: Reaktionen der Provider

Beim Provider 1&1 sieht man das Problem eher locker. Jeder könne das Portal ja deaktivieren, wenn er es nicht wolle, so der Tenor der Presseabteilung. In den AGBs des Anbieters heißt es unter Punkt 2.6: " 1&1 ist berechtigt, als erste bei der Einwahl aufgerufene Seite, das 1&1 Portal einzustellen". Ein Sonderkündigungsrecht besteht nicht, so Ingrun Senft, Pressereferentin bei 1&1.

Anders bei der 1&1-Tochter GMX. Dort ist ein derartiges Portal nicht geplant, teilt die Presseabteilung auf Anfrage von tecCHANNEL.de mit. Die Provider Freenet und Web.de wurden ebenfalls befragt, eine Antwort steht aber noch aus. (ala/mja)