Tinte oder Laser? Die Frage nach der besseren Druckertechnologie spaltet die Branche. Dabei lassen sich die Hersteller grob in drei Kategorien einordnen: Die Tintenstrahlfraktion, die sich fast komplett auf die Tintentechnologie konzentriert, die Hersteller, die zweigleisig fahren, und Unternehmen, die ausschließlich Laserdrucker im Portfolio haben.
Entsprechend fallen auch die Argumente für und wider den entsprechenden Drucktechnologien aus. Eines ist jedoch gewiss: Sowohl Tinten- als auch Laserdrucker haben längst die Grenzen der ursprünglichen Einsatzbereiche überschritten. Günstige Laserdrucker sind heute auch beim privaten Endkunden im Einsatz, während Business-Ink-Geräte längst im professionellen Gebrauch sind. Konnte man früher eher von einer friedlichen Koexistenz sprechen, wird heute vehement die Diskussion über die bessere Technologie geführt.
Zwar wurden auch schon früher Tintenstrahler in Büros eingesetzt, doch erst in jüngerer Zeit kann ein breitere Anwendung beobachtet werden: "Erst durch die Entwicklung neuer Produkte konnte der B2B-Markt erfolgreich adressiert werden", erläutert Epson-Marketingleiter Schahin Elahinija. "Bisher waren Tintenstrahldrucker nur für den Consumer-Markt ausgelegt, seit etwa zwei Jahren hat sich dies stark gewandelt", pflichtet ihm Klaus Baumann, Geschäftsführer des Memjet-Distributors Compatech bei.
Erst kürzlich ist auch Canon in das Business-Ink-Segment eingestiegen: "Wir haben kleine Unternehmen als Wachstumsfeld im Tintenstrahldruckmarkt identifiziert und eine neue Technologie entwickelt, die höhere Druckgeschwindigkeiten und Druckvolumen ermöglicht", berichtet Dieter Röther, Produktspezialist bei Canon. Man habe damit auf steigende Kundennachfrage reagiert.
Tintenstrahler verbrauchen weniger Energie
Als Argumente für den Einsatz von Tintenstrahlern werden hauptsächlich der niedrige Energieverbrauch, die niedrigen Druckkosten und der geringere Wartungsaufwand genannt. Unterschwellig spielt auch die Diskussion um eine vermeintliche Feinstaubbelastung tonerbasierter Druckverfahren eine Rolle. "Aus unserer Sicht ist der Laserdruck die Zukunftstechnologie", widerspricht Dirk Bader, Teamleiter Product Marketing DACH bei Lexmark. Lexmark hatte bereits erste Business-Tintenstrahler eingeführt und sich dann 2012 überraschend aus dem Segment verabschiedet. "Toner wird eingebrannt und kann nicht verschmieren", erklärt Bader.
Bei Kyocera verweist man zudem die Druckqualität: "Laserdrucker haben die bessere Qualität bei allen gängigen Office Papieren", meint Abteilungsleiter Produktmarketing, Bernd Austinat. Die Darstellung sei sowohl bei Text als auch bei Grafiken deutlich detaillierter und kontrastreicher. "Tintenstrahldrucken arbeiten mit flüssiger Tinte, die von den Fasern des Papieres aufgezogen wird. Die Folge, Text franst aus und farbige Grafiken werden blass ausgegeben. Diese schlechten Eigenschaften verstärken sich noch beim Einsatz von Recycling-Papier", erläutert der Kyocera-Produktspezialist.
Ein weiteres Problem sieht Austinat darin, dass der Druckkopf eintrocknen kann, wenn der Drucker längere Zeit nicht in Gebrauch ist: "Um das Eintrocknen zu verhindern, werden die Düsen des Druckkopfes mit Tinte durchspült. Das ist kostenintensiv", führt er an.
Laserdrucker punkten bei der Druckqualität
Laut Austinat werden häufig auch Probleme bei der Weiterverarbeitung insbesondere bei einfachem Kopier- oder Recycling-Papier genannt. Bedingt durch die hohe Ausgabegeschwindigkeit seien die Ausdrucke oft gewellt, besonders im Duplex-Modus. "Zwar wird bei verschiedenen Tintendruckern oft damit geworben, dass diese durch Pigmenttinten oder ähnliches wasserfeste Ausdrucke produzieren können. In der Praxis zeigt sich aber häufig, dass die Ausdrucke nicht wischfest sind", behauptet der Kyocera-Manager. Hier sein Laserdrucker einfach nicht zu schlagen. Das will Stephan Batteux, Manager Inkjet Printer Portfolio bei Hewlett-Packard, nicht so stehen lassen: "Bei manchen Kunden und Händlern herrscht zwar das Vorurteil, Tinte sei teuer und würde verschmieren. Außerdem befürchten sie ein zu häufiges Wechseln der Patronen. Diese Vorbehalte können wir aus dem Weg räumen", bekräftigt er. So seien die aktuellen Officejet-Pro- und Officejet-Enterprise-Geräte nicht nur kostengünstiger als Laserdrucker. "Auch die Tintenpatronen haben eine hohe Reichweite mit bis zu 10.000 Seiten. Die pigmentierte Tinte sorgt für wischfesten und dokumentenechten Ausdruck", widerspricht Batteux.
Ein weiteres Argument pro Laser ist der Funktionsumfang der etablierten Geräte: "Laserdrucker verfügen über ein professionelles Farbmanagement und decken die unterschiedlichsten Business-Applikationen ab. So bieten Lasergeräte beispielsweise umfangreichere Sicherheitsfunktionen. Dadurch werden sie den heutigen Business-Marktanforderungen stärker gerecht als Tintenstrahlgeräte", wirft Lexmark-Manager Bader ein. Zudem seinen Laserdrucker robuster, leiser und in der Reichweite überlegen. "Wenn es um professionellen Office-Druck geht sind Lasergeräte die erste Wahl", ist sich Bader sicher. Dies sind allerdings überwiegend Eigenschaften, die unabhängig von der verwendeten Drucktechnologie implementiert werden können. So rüsten die Tintendruckerhersteller ihre Produkte im Funktionsumfang und in der Leistungsfähigkeit weiter auf und sind hier in mancherlei Hinsicht den Laserdruckern längst ebenbürtig.
Händler und Kunden sind zurückhaltend
Trotzdem scheinen Vorbehalte auf Händler- und Kundenseite den Absatz der Tintenstrahler noch zu bremsen. "Trotz der erheblichen Vorteile der Tinte gegenüber Laserdruckern beispielsweise beim Stromverbrauch, müssen wir uns jeden Zentimeter Boden hart erkämpfen", berichtet Epson-Marketing-Experte Elahinija. Das über Jahrzehnte gelernte und mit hohem Marketing-Aufwand beeinflusste Verhalten vieler Unternehmenskunden, beim Thema Bürodruck automatisch in Richtung Laser zu schauen, sei eine Hürde, die genommen werden müsse. "Den Erfolg der Tintenstrahldrucker wird es aber nicht aufhalten", ist sich Elahinija aber sicher.
Dazu kommt, dass Hersteller, die neben ihren Tintenstrahlern auch Laserdrucker produzieren, nicht zu offensiv vorgehen wollen, um das Lasergeschäft nicht zu beeinträchtigen. "Wir bieten für den Anwendungsfall ein passendes System", sagt dazu Canon-Manager Röther. Man bevorzuge keine Drucktechnologie gegenüber einer anderen. "Wir sind überzeugt, dass es keine passende Einheitslösung für alle gibt", betont er. Der japanische Hersteller Ricoh, der mit seinen GelJet-Produkten eine dem Tintenstrahldruck vergleichbare Technologie bietet, sieht dies ähnlich: "Beide Produktgruppen richten sich an spezielle Zielgruppen mit besonderen Anwendungsprofilen", erklärt Ingo Wittrock, Head of Marketing bei Ricoh. Stephan Batteux von Hewlett-Packard ist sich daher sicher, dass trotz zunehmender Nachfrage nach Tintenstrahldruckern die Laserdrucker ein "wichtiger Bereich" bleiben werden.
Bei Epson, wo man sich nahezu ganz der Tintentechnologie verschrieben hat, sieht man das etwas anders: "Die Vorteile der Tinte gegenüber Laser sind eklatant und deshalb wird sie sich durchsetzen. Die Frage ist daher wann, aber nicht ob", prophezeit Schahin Elahinija.
Der Streit um den Feinstaub
Gerade im sensiblen Bereich der öffentlichen Auftraggeber punkten die Tintenstrahldrucker. In der Vergangenheit waren immer wieder Bedenken aufgetaucht, dass Laserdrucker durch Feinstaubemissionen Gesundheitsschäden verursachen könnten. "Es gibt keine belastbare wissenschaftliche Basis, um Gesundheitsrisiken durch ultrafeine Partikel bei bestimmungsgemäßen Gebrauch von Laserdruck- und Kopiersystemen zu erwarten", bekräftigt Bernd Austinat von Kyocera. Die Feinstaubemissionen seien "nachweislich" sehr gering. "Die im Mai veröffentlichte, von der DGUV in Auftrag gegebene Studie 'Untersuchung möglicher gesundheitlicher Gefährdungen durch Drucker- und Kopierer-Emissionen', die von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung sowie des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt wurde, stellt keine Hinweise auf Gesundheitsrisiken durch Tonerstaub fest", ergänzt Lexmark-Manager Bader. Er sieht daher eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch Tonerfeinstaub als widerlegt.
So sieht man auch bei Ricoh, wo sowohl Toner, als auch Tinte bzw. Gel im Einsatz sind, die Sache differenziert: "Da wir auch mit tonerbasierter Drucktechnologie vertreiben, wäre ein Verweis auf eine etwaig vorhandene 'Feinstaubproblematik' nicht nur unseriös, sondern vielmehr aus Marketingsicht außerordentlich unklug. Zumal die Gesundheitsbelastung durch Tonerstaub derzeit wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen ist", erläutert Ingo Wittrock.
Trotzdem profitieren die Tintenstrahldruckerhersteller von der Feinstaubangst. "Die Belastung durch Emissionen bei Laserdruckern wurde bislang nicht nachgewiesen, das ist richtig. Dennoch sind etliche Anwender bei diesem Thema sensibilisiert und wollen die Garantie, dass der Drucker keinerlei Toneremissionen produziert", weiß HP-Tintenspezialist Batteux. Diese Garantie könne man mit den Tintenstrahldruckern geben. "Förderlich für die Gesundheit ist Feinstaub auf jeden Fall nicht. Wenn man ihn durch den Einsatz von Tintenstrahldruckern vermeiden kann, sollte es in den Büros umgesetzt werden", gibt sich Klaus Baumann von Compatech pragmatisch.
"Wissenschaftliche Nachweise möchten wir Experten überlassen. Man sollte die Unsicherheit von Anwendern bezüglich Tonerstaub aber nicht unterschätzen", warnt Epson-Marketing-Chef Elahinija. Man solle sich selbst einmal die Frage stellen, ob man bereit wäre, in direkter Nähe eines Laserdruckers Tag für Tag acht oder mehr Stunden zu arbeiten. "Ich möchte das nicht und eine sehr schnell wachsende Zahl von Mitarbeitern in Unternehmen und bei öffentlichen Auftraggebern ebenfalls nicht", schließt der Epson-Manager.