Kai's Power Tools 6

28.06.2000 von Gert  Schmidt
Der Klassiker der Bildbearbeitungs-Plug-ins geht in die nächste Runde. Neben attraktiven Licht- und Reflexfunktionen enthält KPT6 interessante Filter und Animationstools für Webgrafiker.

Kai's Power Tools gehören zu den Klassikern der Plug-in-Szene. Diese Tools sind für Bildbearbeitungsprogramme mit einer so genannten Photoshop-kompatiblen Plug-in-Schnittstelle konzipiert und erweitern deren Funktionsumfang. Neben Photoshop besitzen seit einigen Jahren fast alle gängigen Imaging-Programme diese Schnittstelle. Beispiele sind Corel PhotoPaint, Paint Shop Pro, PhotoImpact, PhotoLine, PhotoDeluxe oder Picture Publisher und dessen Nachfolger iGrafx Image 1.0.

Die aktuelle Version von KPT wird in separaten Paketen für Windows und Mac ausgeliefert. Sie bietet kaum Überschneidungen zu den Vorgänger-Versionen 3 und 5 (der Schritt 4 wurde übersprungen). Wer die Effekte aus KPT 5 oder 3 benötigt, muss deshalb das weiterhin erhältliche Programm KPT 5 erstehen, in dem auch KPT 3 enthalten ist. Der Kauf von KPT 5 lohnt sich, denn dann erhält man KPT 6 zum günstigen Updatepreis.

In der Regel kopiert man die Plug-ins lediglich in ein spezielles Verzeichnis. Das Bildbearbeitungsprogramm stellt die Funktionen dann in einem neuen Untermenü zur Verfügung. KPT 6 bietet zur Einbindung jedoch ein eigenes Installationsprogramm.

Generell können die Plug-ins keine Sofort-Vorschau am Originalbild liefern. Oft zeigen Plug-ins das Ergebnis daher an einem verkleinertem Bild in einem eigenen Dialog an. KPT 6 bietet hingegen bei manchen Filtern eine bis zu 640x640 Pixel große Vorschau, die jedoch nicht immer alle Wünsche erfüllt. Einige Plug-ins erlauben beispielsweise keine Änderung des Vergrößerungsmaßstabs. Ein Vorteil jedoch: Zu allen Filtern liefert Hersteller MetaCreations zahlreiche Voreinstellungen für interessante Ergebnisse mit.

Quickinfo

Plug-ins für Bildbearbeitungsprogramme

Kai's Power Tools 6.0

Hersteller

MetaCreations

Betriebssysteme

Windows 9x, NT 4.0 Mac OS 7.6.1

Hardware

Windows: Pentium 166 MHz, Macintosh: PowerMac ab 32 MByte RAM 24-Bit-Grafiksystem

Preis

299 Mark (dt. Version ab Januar 2000)

Update von KPT 5

99 Mark

KPT 6 für Webdesigner

Speziell für Webgrafiker ist KPT 6 eine interessante Filtersammlung. Das Programm produziert verschiedene Animationen, und der Befehl "Materializer" erzeugt sehr attraktive Texturen. Diese feinreliefartigen Strukturen lassen sich mit mehreren Lichtquellen subtil ausleuchten, man kann sie skalieren, drehen und glätten. Die Tiefe lässt sich ebenso bestimmen wie die Farbe und die Mischung mit dem ursprünglichen Bild.

Allerdings erzeugt KPT 6 nicht automatisch nahtlos kombinierbare Kacheln, wie sie für Webseiten-Hintergründe erforderlich sind. Dazu muss man die Ergebnisse erst weiter bearbeiten; die meisten Bildbearbeitungsprogramme bieten eine solche Funktion, die die gegenüberliegenden Ränder eines Bildes angleicht.

Drei Filter aus der KPT-6-Serie erzeugen zusätzlich Animationen (Beispieldateien finden Sie unterhalb des Fazits). Dazu gehört der Goo-Befehl, der das bekannte Knautschen und Dehnen von Bildbereichen mit dem Mauszeiger erlaubt. Ebenfalls für Animationen eignet sich das Projector-Plug-in, mit dem man ein Bild dreidimensional kippen kann. Das Verfahren ist hier jeweils identisch: Man legt verschiedene Zwischenergebnisse auf einer Leiste ab, die Software verbindet diese Stufen mit einer nahtlosen, ruckfreien Animation. Dabei kann man die Geschwindigkeit einstellen und auch die Pixelmaße deutlich verkleinern oder vergrößern. Etwas schlichter ist die Animationsfunktion bei dem "Turbulence"-Filter, der das Foto auf eine bewegte Wasseroberfläche projiziert.

Die KPT-6-Filter schreiben keine GIF-Animationen, wie man sie für Internetseiten braucht. Stattdessen erzeugen sie Quicktime-Dateien (mit der Endung *.mov) oder Sequenzen von Einzelbildern. In der Windows-Version sind auch AVI-Dateien möglich. Mit gängigen Programmen zur GIF-Animation lassen sich die KPT-Ergebnisse jedoch leicht ins GIF-Format übertragen. Durch die hohe Auflösung der zunächst völlig ruckelfreien Animationen entstehen jedoch große, für das Internet unbrauchbare Datenmengen. Hier gibt es mehrere Abhilfen, wie sich die Größe reduzieren lässt. So kann man gleichmäßig einen bestimmten Prozentsatz von Einzelbildern schon beim Import entfernen oder die Farbtiefe drastisch senken.

Weitere Funktionen

Zu den attraktivsten weiteren Funktionen von KPT 6 zählt der Filter für Gegenlichtreflexe. Er rechnet Sonnenstrahlen, Lichthöfe und die typischen Objektivfehler einer Gegenlichtaufnahme ins Bild. Damit lassen sich nicht nur monotone Landschaftsaufnahmen aufwerten, sondern auch Nachtfotos, Produktabbildungen oder Farbverläufe. Eine solche Funktion ist zwar bei Photoshop und Corel PhotoPaint bereits eingebaut, allerdings liefert KPT weit mehr Regelmöglichkeiten für Zahl und Größe der Strahlen und für weitere Parameter.

Einen sehr ungewöhnlichen Scharfzeichner, der gleichzeitig auch weich stellen kann, erhält man mit dem "Equalizer". Die Wirkung dieses Filters hängt von den Kontrasten in einzelnen Bildbereichen ab. Beispielsweise kann man gleichzeitig deutlich kontrastierende Zonen scharfzeichnen und Bildpartien mit weichen Kontrasten nochmals absoften. Auf diese Art verbessert man präzise Scans mit starker Körnung , Bildrauschen oder Moire . Interessante Lichteffekte sind ebenfalls möglich.

Das Plug-in "Reaction" rechnet eigentümliche Vertiefungen und Strukturen ins Foto. Dabei folgen diese Muster den vorhandenen Bildkonturen, sodass der Bildinhalt im entstehenden Relief sehr deutlich wiederkehrt. Der Filter "Gel" malt dagegen der Mausbewegung folgend scheinbar dicke Spuren mit flüssigem Metall ins Bild. Lichtrichtung, Oberflächenstruktur und Farbe lassen sich auch nachträglich noch anpassen.

Zwei Filter, die vom Fremdhersteller RAYFlect zugeliefert wurden, unterscheiden sich in der Oberfläche von den anderen Plug-ins. Der Befehl "SceneBuilder" lädt ein kleines Programm zum 3D-Rendering. Er wirkt allerdings mit Dutzenden von Reglern plus Vorschaubereich auf einer Bildschirmfläche von nur 648x507 Bildpunkten völlig überladen. Ebenso gedrängt geriet das Plug-in "SkyEffects", das künstliche Wolken, Nebel und Sonnen errechnet. Die Ergebnisse wirken alles andere als natürlich.

Fazit

Kai's Power Tools 6 eignen sich vor allem zur Verfeinerung und Belebung von ungewünscht glatten Computergrafiken oder Scans. Positiv fielen die Filter auf, mit denen man die Oberflächenstruktur manipulieren oder Lichtreflexe ins Bild rechnen kann. Gerade der Filter für Gegenlichtreflexe bietet weit mehr Regelmöglichkeiten als vergleichbare Plug-ins. Dazu kommen Funktionen zum Rendern von 3D-Objekten, Himmelspanoramen sowie für Pinselstriche aus scheinbar flüssigem Metall. Auffallend leicht gerät die Erstellung von Animationen. Allerdings vermisst man so manche Arbeitserleichterung, zum Beispiel die automatische Umwandlung der Animationen in GIF-Dateien. Ebenso fehlt die Funktion zur nahtlosen Kombination von Kacheln - diese Funktion ist in KPT 3 und 5 noch enthalten.

Die Oberfläche ist insgesamt zu verspielt. Die Filter des Fremdherstellers RAYFlect wirken mit den zahlreichen Reglern sowie dem Vorschaubereich völlig überladen.

KPT 6 bietet interessante Ansätze für Webgrafiker. Der Kauf lohnt sich eher in Verbindung mit KPT 5 oder als Update. Als Einzelprogramm ist es überteuert. (sda)

Beispieldateien

Für schnellere Übertragungsraten wurde die Farbtiefe der hier gezeigten Animationen gegenüber dem Original aus KPT drastisch gesenkt. Die einzelnen Beispieldateien zeigen Anwendungen des Goo-, Projector- und Turbulence-Plug-ins.

tecDaten - alle Daten im Überblick

Zusammengefasst finden Sie hier nochmals die wichtigsten Einzeldaten zu Kai's Power Tools 6.

tecDaten

Plug-in-Filter zur Bildbearbeitung

Kai's Power Tools 6.0

Hersteller

MetaCreations

Adresse

Neuhauser Str. 5/ Arcade 80331 München

Telefon Info und Bestellungen

02602-92714

Preis

299 Mark (dt. Version ab Januar 2000)

Update

99 Mark

Betriebssysteme

Windows 9x, NT 4.0, Mac OS 7.6.1

Hardware

Windows: Pentium 166 MHz Macintosh: PowerMac 32 MByte RAM, 65 MByte freie Festplattenkapazität, 24-Bit-Grafiksystem

Bildbearbeitungsprogramme

Photoshop 4 oder höher sowie PS-Plug-in-kompatible Programme

Anzahl integrierter Filter

10

Filter im Einzelnen

KPT Equalizer KPT Gel KPT Goo KPT LensFlare KPT Materializer KPT Projector KPT Reaction KPT SceneBuilder KPT SkyEffects KPT Turbulence

Filter mit Animationsfunktion (.avi-/.mov-Dateien)

KTP Goo KPT Projector KPT Turbulence