K3B - Linux brennt!

06.10.2005 von Moritz Jäger
Die meisten Linux-Distributionen enthalten die Brenn-Software K3b. Das ausgereifte Programm eignet sich perfekt, um damit ein Backup von Windows-Daten zu erstellen, falls das Redmonder Betriebssystem einmal zickt.

Das Horrorszenario für jeden Administrator: Windows verweigert komplett den Start, wichtige Daten scheinen unwiederbringlich verloren. Doch keine Angst, Linux-Live-CDs wie beispielsweise Whax, enthalten die ausgereifte Brenn-Suite K3b, mit der sich ein Backup leicht erstellen lässt.

Eigentlich handelt es sich bei K3b lediglich um ein für KDE optimiertes grafisches Benutzer-Interface. Die eigentliche Arbeit erledigen die Kommandozeilen-Tools cdrecord, cdrdao und growisofs. Die Oberfläche ist allerdings um einiges bequemer zu bedienen. Daten lassen sich beispielsweise per Drag-and-Drop einem Projekt hinzufügen, Anfänger unterstützt ein Wizard. Außerdem werden andere Partitionen auf der Festplatte in den Dateibaum eingebunden. Erfahrene Benutzer können viele Einstellungen händisch ändern.

Zum Funktionsumfang von K3b zählt das vor allem Brennen von CDs und DVDs, möglich sind Daten-, Audio- oder Video-Medien. Außerdem können CDs kopiert oder gerippt, also ausgelesen werden. Images von CDs und DVDs lassen sich ebenso brennen. Eine komplette Übersicht über die Funktionen finden Sie auf der Homepage der Entwickler.

Bitte Beachten Sie: Aufgrund der Rechtsunsicherheit des Paragrafen 202c StGB haben wir aus diesem Artikel die genauen Startparameter und Links zu Programmen entfernt. Wir bitten Sie um Verständnis. Die TecChannel-Redaktion

Erste Schritte

Am besten lässt sich mit K3b arbeiten, wenn ein separater Brenner in dem PC steckt und Whax von einem zweiten Laufwerk gestartet wird. Alternativ kann Whax auch lokal installiert werden. Bauen Sie notfalls einfach ein weiteres CD-ROM-Laufwerk in den Rechner ein und starten Sie Whax davon.

K3b versucht nun, die im Rechner eingebauten CD/DVD-Brenner zu erkennen. In einem Dialog werden Sie gebeten, die ermittelte Maximalgeschwindigkeit zu bestätigen oder gegebenenfalls zu ändern. Im Anschluss landen Sie direkt auf der Hauptoberfläche des Programms. Im unteren Bereich lässt sich schnell ein neues Projekt starten, das Gleiche ist über File -> New Project möglich.

Daten lassen sich über ein einfaches Drag-and-Drop-Verfahren zu einem neuen Projekt hinzufügen. Dabei ist es egal, von welcher Partition die Dateien kommen. Die Festplatten mit Windows finden Sie unter /root/mnt/hda und einer entsprechenden Nummer. Die 1 entspricht dabei der Windows-Festplatte C:. Dateien, die Sie mit Whax erstellt haben, beispielsweise Screenshots oder Logdateien, können Sie ebenso in dem neuen Projekt ablegen.

Unter der Datenansicht sehen Sie einen Balken. Dieser zeigt grafisch, wie viel Platz bereits verbraucht ist. Zusätzlich steht die genaue Anzahl des freien Speichers auch am Ende der Leiste. Die Projektansicht speichert alle Dateien temporär, Sie können also nach Belieben Dateien löschen, verschieben oder in Ordnern platzieren.

Der Brennvorgang

Um ein schnelles Backup von Daten zu erstellen, kommen in vielen Fällen wieder beschreibbare Medien zum Einsatz. Diese sind meist bereits mit anderen Daten beschrieben. Kein Problem für K3b, das Brennprogramm kann RW-Medien löschen. Ob eine CD oder eine DVD bereits Daten enthält, zeigt die Option „Media Info“. Diese lässt sich mit einem Rechtsklick auf den Brenner aufrufen.

Um die Daten zu löschen, nutzen Sie die Option Tools -> CD/DVD -> Format. Im Anschluss startet K3b einen Dialog, in dem sich der jeweilige Brenner und verschiedene Einstellungen, beispielsweise Schreibmodus oder Brenngeschwindigkeit festlegen lassen. Bei DVD+-RWs können Sie zusätzlich die Option „Force“ wählen, diese sollte aber mit Vorsicht aktiviert werden. Sie sorgt dafür, dass K3b eine DVD-RW formatiert, auch wenn diese keine Daten enthält. Allerdings werden die meisten DVD-RWs nach 10 bis 20 Formatierungen unbrauchbar. Nutzen Sie ein DVD+RW-Medium, muss dieses nur einmal formatiert werden. Mit einem Klick auf „Start“ beginnt K3b mit der Löschung.

Sobald Sie den Brennvorgang starten wollen, klicken Sie rechts unten in der Auswahl auf den Knopf „Burn“, der das Projekt-Menü aufruft. Ein Klick auf das Brennsymbol in der Mitte der Werkzeugleiste ruft ebenfalls dieses Menü auf. In den „Writing“-Einstellungen können Sie zunächst den Brenner auswählen, die Geschwindigkeit und Optionen wie On-the-fly-Brennen oder eine Überprüfung der gebrannten Daten (Verify Data). Besonders bei DVD-Medien sollten Sie unbedingt noch im Reiter „Settings“ einstellen, dass eine neue Multisession-DVD erstellt werden soll.

Diese Option sorgt dafür, dass das Medium nach Abschluss des Brennvorgangs nicht komplett abgeschlossen wird. Sobald Sie die Option „Continue multisession“ wählen, können Sie auf dasselbe Medium weiter schreiben, solange noch Platz vorhanden ist.

Im Bereich „Volume Desc“ lassen sich zusätzliche Informationen zu dem Projekt eintragen, beispielsweise der Name des Mediums, wann und von wem es erstellt oder auf welchem System gebrannt wurde.

Weitere Feinheiten erlaubt der Bereich „Filesystem“. Die von K3b erstellten Daten sind ohne Probleme unter Windows lesbar. Allerdings können Sie in diesem Bereich weitere Feinheiten vornehmen. Die Option „Generate Rock Ridge extensions“ erweitert das herkömmliche Joliet-Dateisystem um einige Unix-Fähigkeiten. Die einzelnen Dateien können beispielsweise extrem lange Namen verwenden, behalten die jeweiligen Berechtigungen oder können symbolische Links nutzen. Diese Fähigkeiten lassen sich nur auf Unix-basierten Systemen verwenden, sie schränken aber die Funktion auf anderen Systemen nicht ein.

Nach dem Klick auf „Burn“ startet der Brennvorgang in einem Nero-ähnlichen Fenster. Bei einer DVD+/-RW kommt noch ein kurzer Dialog, mit dem das Löschen des Mediums bestätigt wird. Im Anschluss sollte K3b das Medium brav beschreiben, im Test traten zumindest keine Fehler auf.

Fazit

K3b ist ein ausgereiftes Programm, das Brennaufgaben einwandfrei erfüllt. Die Oberfläche ist übersichtlich und logisch aufgebaut. Die Einteilung in Projekte erlaubt es selbst Nicht-Profis, unter Linux schnell Dateien zu brennen.

Im Zusammenspiel mit Whax eignet sich das Tool gut für Backup-Zwecke. Vor allem wenn eine Neuinstallation von Windows unumgänglich scheint, lassen sich so Dokumente, Postfächer und andere wichtige Daten vor dem digitalen Nirwana retten.

Hilfreich ist auch, dass die Entwickler zu jeder Option eine schnelle Hilfe erstellt haben. Sobald Sie einen bestimmten Begriff nicht kennen, reicht ein Rechtsklick, und in den meisten Fällen erscheint „What`s this?“. Die Option gibt einen kurzen Text in einem Pop-up aus, das die gewählte Funktion genauer erklärt.

(mja)