Japanische Behörden setzten auf offene Standards

13.07.2007 von pte pte
In der japanischen Verwaltung muss künftig Software bevorzugt werden, die sich an offene Standards wie das Dokumentenformat ODF (Open Document Format) hält. Dies hat das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie kürzlich entschieden.

Bislang wurde bei Ausschreibungen jene Software bevorzugt, die sich an marktdominierenden Produkten wie etwa Microsoft Office orientiert. In Zukunft muss ein Programm mit allen internationalen, offenen Dateiformaten zu Recht kommen.

Die neuen Rahmenbedingungen sollen den Dokumentaustausch vereinfachen und für bessere Zusammenarbeit zwischen den Behörden sorgen. Das "Interoperability Framework", so der Titel der Regelung, empfiehlt die Anwendung der neuen Entscheidungskriterien auch der freien Wirtschaft.

Vertreter der offenen Standards freuen sich naturgemäß über die japanische Entscheidung. "Damit wird Japan zum Vorbild für die Welt", sagt ODF-Alliance-Manager Marino Marcic. "Durch die neuen Rahmenbedingungen wird ein gesunder Wettbewerb gefördert. Sie eröffnen kleineren und mittleren Unternehmen neue Marktchancen", sagt Masayuki Hayase, Präsident des Unternehmens Justsystems.

Definition des offenen Standards

Die Diskussion um offene Standards beschäftigte kürzlich auch den deutschen Bundestag. Ende vergangener Woche wurde schließlich der heftig umstrittene Antrag "für mehr Wettbewerb durch offene Dokumentenstandards" verabschiedet. Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, "das Bewusstsein von Verwaltung, Wirtschaft und Bürgern für die Bedeutung international akzeptierter, offener Dokumentenstandards umfassend zu fördern". Im eigenen Geschäftsbereich möge der Bund mit gutem Beispiel vorangehen und die Offenheit bei Dateien wo immer möglich praktizieren.

Scharfe Kritik gab es allerdings an der Definition des "offenen Standards". Laut Antrag müsse die Nutzung der Standards "zu fairen und diskriminierungsfreien Konditionen lizenziert werden". "Das widerspricht der Definition von Freier Software deutlich", kritisierte Joachim Jakobs, Sprecher der Free Software Foundation Europe (FSFE) gegenüber pressetext. Die Nutzung freier Software müsse für jedermann unentgeltlich und frei von ausschließenden Lizenzbedingungen zulässig sein, argumentierte die FSFE. (pte/mje)