Veraltetes IT-Wissen das keiner mehr braucht

IT-Wissen für die Mülltonne: Einst hart erarbeitet - heute kaum noch zu gebrauchen

17.07.2008 von Alexander Galdy
IT-Wissen, dass gestern noch wichtig war, reicht heute oft nur noch um in einer Quiz-Show zu punkten. TecChannel zeigt Ihnen fünf fachliche Kompetenzen, mit denen Administratoren und IT-Experten keinen Blumentopf mehr gewinnen können.

Fachwissen wird immer wichtig sein. Um dieses Wissen zu erarbeiten, investieren die meisten IT-Experten viel Zeit und Schweiß. Doch die IT entwickelt sich wie andere Technologien stetig weiter. Schnell ist das hart erarbeitete Wissen in einem Fachgebiet nicht mehr so gefragt, wie es einmal war.

Zum Beispiel System-Wissen: gestern noch entscheidend und heute schon nicht mehr wichtig. "Früher mussten die Jungs von der IT viel über Memory, Drivers und Address Locations wissen, aber heute steckt der Kram sogar schon in den meisten Unix-Systemen drin", sagt Brian Jones vom Virginia Polytechnic Institute. Heute wird vor allem viel Wert auf Virtualisierung und ähnliches gelegt.

Neue Aufgaben: Der Administrator von heute kann sich nicht auf Erlerntem ausruhen.

Auch Kenntnisse in der HTML-Programmierung fristen heute mit dem Umstieg der Unternehmen auf Web 2.0-Technologien wie AJAX oder XML eher ein Schattendasein. Debbie Joy von CSC in Phoenix weiß: "Niemand fragt mehr danach, ob jemand Web 1.0, also HTML benutzen kann.“

Cobol? Interessiert nicht mehr!

Das Beherrschen von Programmiersprachen wie Cobol lässt heute keinen Personaler mehr zu ungestümen Beifallklatschen bewegen. Also ab ins Lexikon unter Buchstabe A wie Altlast.

Kenntnisse in Programmiersprachen wie Cobol, Fortran, Power-Builder oder andere zählen heute nicht mehr so, wie sie es einmal getan haben. "Vor allem die Cobol-Spezialisten, die eine Auferstehung wegen des Jahr-2000-Fehlers erlebten, werden nicht mehr gesucht", berichtet John Estes von Robert Half Technology. Aber auch für andere Applikationen wie beispielsweise Delphi, die in den Neunzigern wichtig waren, interessiert sich keiner mehr.

Grace Hopper: US-amerikanische Informatikerin und Computerpionierin war maßgeblich an der Entwicklung der Programmiersprache Cobol beteiligt. (Quelle: Wikipedia)

Es ist allerdings nicht so, dass Sprachen wie Cobol heute nicht mehr in Gebrauch sind. Es will nur kein Unternehmen mehr dafür bezahlen. "Es ist immer noch einiges an Cobol im Umlauf, aber mit Kenntnissen darin, kommt man kaum noch auf seine Kosten", sagt David Foote vom gleichnamigen Marktforscher.

NetWare, ja und?

Es gab eine Zeit, da wurde Know-how für das Betriebssystem NetWare zunehmend wichtiger, um einen Top-Job als IT-Kraft zu ergattern. Aber das System von Novell konnte nicht mit anderen Technologien in diesem Bereich mithalten. "Heute ist NetWare nicht annähernd mehr das, was es noch in den Neunzigern war", meint Estes. Und Foote fügt hinzu: "Kenntnisse bei Windows Server und Linux haben längst den Platz von NetWare eingenommen."

Novell Netware: Heute hat das Betriebssystem stark an Bedeutung verloren.

Alles außer IP-basierte Netzwerke interessiert nicht

Kenntnisse in nicht-IP-basierten Netzwerken wurden von Fähigkeiten in Internet Protocol (IP) und Internet vom Thron gestürzt. Kenntnisse über Technologien wie System Network Architecture (SNA) von IBM fahren fort, zu den am schlechtesten bezahlten zu gehören. "SNA-Kenntnisse sind bei Netzwerk-Technologie von IP-Qualifikationen verdrängt worden", stellt Foote fest.

Technischer Support verliert an Bedeutung

Die Zeiten, in denen sich die IT-Abteilung um den technischen Support von PCs oder anderen Geräten kümmerte, sind auch vorbei. Wie die Computer Technology Trade Association berichtet, werden immer weniger IT-ler gesucht, die sich mit Hardware fürs Büro auskennen. Die Organisation wollte wissen, welche Fähigkeiten mit der Zeit an Wichtigkeit dazu gewinnen werden. Dabei hat sich gezeigt, dass die Hardware zu den Bereichen gehört, die am meisten an Bedeutung verloren haben.

Kabelsalat: Immer weniger Nachfrage nach IT-Experten mit Kenntnissen der Büro-Hardware.
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Wer sich fit macht in neuen Technologien wie Virtualisierung, legt bei einer Bewerbung um einen neuen Job sicher einen besseren Start hin als seine Konkurrenten.

Mit der Weiterentwicklung der IT haben sich die Anforderungen an Administratoren verändert. Neue Technologien verlangen nach neuen Fähigkeiten. Technik-Profis, die sich in der Firma halten wollen oder einen neuen Job suchen, sollten sich in Themen wie Virtualisierung, Wireless und Web 2.0 fit machen.

Neue Technologien und Sicherheit wird wichtiger

"Technologien wie Web 2.0, .Net, Java oder Wireless, die in der Lage sind den End User zu erreichen und miteinander zu kommunizieren, sind stark im Kommen", findet Rich Milgram, CEO des Job-Portals Beyond.com. Gleichzeitig werden Kenntnisse bei Netzwerken und Sicherheit immer wichtiger, weil Unternehmen zunehmend mehr Daten in der Welt herumschicken.

Allerdings dürfen sich Administratoren nicht nur auf die technische Seite beschränken. Wenigstens mit einem Auge sollten sie auch auf die Grundlagen beim Business schielen. Besser sind jedoch zwei, denn die Wettbewerber schlafen nicht. "IT-Profis mit den richtigen technischen Kenntnissen sollten sich ein grundlegendes Verständnis über das Geschäft, in dem sie arbeiten, zulegen, damit sie einen besseren Stand im Markt haben", sagt Neill Hopkins von der Computer Technology Industry Association.

Der Artikel basiert auf einer Veröffentlichung unserer Schwesterpublikation CIO. (mst)