Studie

IT vergisst Backups bei Virtualisierung

12.04.2012 von Hartmut  Wiehr
Mit Virtualisierung sollte alles besser werden. Unter dem Gesichtspunkt der Datensicherung scheint das Gegenteil einzutreten: Es werden weit seltener Backups durchgeführt als bei traditionellen Installationen. Dies ist zumindest ein Ergebnis einer Studie von Acronis.

Acronis gehört zu den kleineren, unabhängigen Anbietern von Datensicherung, die sich ihren Platz im hart umkämpften Speichermarkt erhalten konnten.

Der Backup-Anbieter Acronis hat interessante Zahlen vorgelegt. Besonders in virtuellen Umgebungen vernachlässigen viele KMUs ihre Pflicht, ihre Daten regelmäßig zu sichern.
Foto: Acronis

Das Ponemon-Institut hat nun im Auftrag von Acronis erneut eine international ausgerichtete Umfrage zum Einsatz von Backup- und Disaster-Recovery-Lösungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) durchgeführt. Dabei ging es ganz zeitgemäß auch um die Datensicherung in virtuellen und Cloud-Umgebungen.

Um das doch recht überraschende Ergebnis vorwegzunehmen: Im Unterschied zu rein physikalischen Umgebungen werden bei virtuellen Maschinen (VMs) weit seltener Backups durchgeführt. Das bedeutet ganz schlicht, dass die IT-Abteilungen der Datensicherung ein noch geringeres Gewicht einräumen, als es notwendig wäre. Sie sind vielleicht auch deshalb so nachlässig, weil sie die Übersicht über die in VMs installierten Applikationen verloren haben.

Die Servervirtualisierung gewinnt nur langsam Anhänger.
Foto: Acronis

Laut Umfrage virtualisieren kleine und mittelständische Unternehmen ihre IT-Infrastruktur mit steigender Tendenz: Rund 29 Prozent ihrer Server sollen bis zum Ende des Jahres 2012 auf diese Technologie umgestellt sein. Zurzeit sind es erst 24 Prozent. Diese Angabe entspricht anderen Umfragen von Gartner oder IDC, die ebenfalls von einem niedrigen Durchsetzungsgrad ausgehen. Die Entwicklung schreitet also insgesamt langsam voran. Umso bedeutender sind Einschätzungen über den Umgang mit der Servervirtualisierung und ihren unmittelbaren Folgen.

Die Gründe für Servervirtualisierung

Als Hauptgründe für die Virtualisierung der Serverinfrastruktur nennen die befragten Unternehmen die erwartete höhere Effizienz und Flexibilität der Server. Neben der Auslastung der vorhandenen Server, die bisher nur selten voll in Anspruch genommen werden, spielt auch die schnellere Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen eine Rolle. Ein oder mehrere virtualisierte Server haben in der Regel genug Luft, um sofort VMs für neue Applikationen oder Test- und Entwicklungsszenarien bereitzustellen. Umständliche, lang dauernde Genehmigungs- und Implementierungsprozesse entfallen; auch muss nicht jedes Mal ein neuer physikalischer Server bereitgestellt oder gekauft werden.

Backup und Disaster Recovery sträflich vernachlässigt

Die Acronis-Untersuchung liefert konkrete Angaben darüber, wie viel Prozent der befragten Unternehmen sich in ihren virtualisierten Umgebungen um die Bereiche Backup und Disaster Recovery kümmern:

Die Katastrophe vor der Tür: Virtuelle Maschinen werden bei KMUs äußerst unzureichend gesichert.
Foto: Acronis

Die Befragung zeigt auch einen offensichtlichen Widerspruch im Anwenderverhalten auf: Denn trotz dieses überwiegend nachlässigen Verhaltens, das Ausfälle der IT in Kauf nimmt, halten sich viele der mittelständischen Unternehmen gerade wegen der befürchteten Einschränkungen der Datensicherheit bei Cloud-Lösungen zurück.

Erst rund ein Fünftel der IT-Infrastruktur ist laut Umfrage Cloud-basiert. Noch 2010 hatten 87 Prozent der Befragten allerdings angegeben, sie planten ein deutliches Wachstum bei den Cloud-Installationen.

Externes Backup durch Cloud-Provider kaum genutzt

Bei Acronis heißt es dazu: "Als Gründe dafür, dass dieser Zuwachs geringer ausgefallen ist als erwartet, werden genannt: Bedenken im Hinblick auf die Wiederherstellung von Daten im Disaster-Fall, Sicherheitsrisiken und mangelndes Vertrauen in den Cloud-Provider."

Teilnehmer: Acronis hat sich wirklich Mühe gegeben und die Datenerhebung international und in verschiedenen Branchen durchgeführt.
Foto: Acronis

Ein externes Backup per Cloud-Provider wird lediglich von 21 Prozent der Befragten genutzt. Dies steht in Kontrast dazu, dass immerhin 42 Prozent der Befragten nach wie vor auf die Aufbewahrung von Tapes oder Disks außerhalb des Unternehmens setzen.

Für Michael Hon-Mong, Geschäftsführer von Acronis, wächst langfristig gesehen der Anteil jener Unternehmen, die sich für die Virtualisierung ihrer IT-Infrastruktur oder für Cloud-Services entscheiden. Für ihn ist es "aber doch mehr als erstaunlich, dass das Thema Backup virtueller Maschinen dabei schon fast sträflich vernachlässigt wird. Das erinnert ein wenig an russisches Roulette: Wenn es nicht gut geht, kann das ernsthafte Konsequenzen für die Unternehmen haben."

Russisches Roulette bei virtualisierten Servern

Die Befragung wurde im September und Oktober 2011 bei rund 6000 IT-Managern in kleinen und mittelständischen Unternehmen mit maximal 1000 Beschäftigten durchgeführt. Folgende 18 Länder nahmen teil: Deutschland, Australien, Brasilien, China, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Indien, Italien, Japan, Niederlande, Norwegen, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Singapur und USA. In Deutschland beteiligten sich 520 Unternehmen an der Studie. Aufgrund dieser Zahlen kann die Studie als repräsentativ gelten. (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.de.