IPv6-Umgebungen aufbauen

01.09.2006 von Martin Kuppinger
Im vorliegenden Artikel werden wichtige Konfigurationsschnittstellen für IPv6 bei Windows Vista und Longhorn erläutert. Neben den Schnittstellen bei den Netzwerkverbindungen werfen wir einen Blick auf die Anpassungen bei DNS und DHCP als den wichtigsten Infrastrukturdiensten im Netzwerk.

Die Konfiguration der Netzwerkkomponenten für IPv6 bei Vista und Longhorn ist erfreulich einfach zu bewerkstelligen. Alle wesentlichen Infrastruktur-Komponenten wie der DNS- und der DHCP-Server, die Windows-Firewall und natürlich der Protokoll-Stack für Netzwerkverbindungen unterstützen IPv6. Hinzu kommt, dass IPv6 auch ohne DHCP mit Autokonfigurationsmechanismen arbeitet. Alle IPv6-Knoten erhalten eine so genannte Link Local Address, mit denen sie innerhalb des lokalen Netzwerks arbeiten können. Diese Adressen werden nicht bei DNS registriert und können nicht für die Kommunikation über die Grenzen des lokalen Netzwerks hinaus genutzt werden.

Im Bereich der automatischen Konfiguration gibt es aber noch zwei weitere wichtige Mechanismen:

Eine manuelle Konfiguration ist dagegen bei normalen Hosts nicht erforderlich. Allerdings müssen die IPv6-Router konfiguriert werden, damit sie die richtigen Informationen an die Clients liefern. Falls erforderlich, kann eine manuelle Konfiguration aber über netsh interface ipv6 oder die nachfolgend beschriebene grafische Oberfläche erfolgen.

Netzwerkverbindungen

Wie im ersten Schwerpunktartikel erwähnt, kann die Konfiguration von IPv6 bei den Eigenschaften einer Netzwerkverbindung erfolgen. Beim Status wird zunächst angezeigt, ob IPv6-Verbindungen bestehen (Bild 1). Das setzt voraus, dass entsprechende andere IPv6-Komponenten im Netzwerk vorhanden sind.

Bild 1: Die Statusinformationen für ein System unterscheiden nun zwischen IPv4- und IPv6-Daten.

Bei den Eigenschaften einer Netzwerkverbindung findet man anschließend beide IP-Versionen. Bei Auswahl von IPv6 kann über Properties ein Eigenschaftsfenster geöffnet werden. Im Gegensatz zur bisherigen Implementierung findet sich nun auch ein Eintrag für IPv6. Dort kann optional auch eine IPv6-Adresse konfiguriert werden. In diesem Fall muss man im Eingabefeld IPv6 address die Unicast-Adresse eintragen. Anschließend kann bei Subnet prefix length die Länge des Subnetzes konfiguriert werden. Der Wert für Unicast-Adressen ist 64. Außerdem kann man ein Default Gateway konfigurieren. In der Regel wird aber mit der Option obtain an IPv6 address automatically gearbeitet, also dem automatischen Bezug der entsprechenden Adresse.

Über die Schaltfläche Advanced lassen sich weitere Einstellungen vornehmen. Bei IPv6 werden weitere IP-Adressen konfiguriert, falls sie manuell festgelegt werden. Außerdem lassen sich zusätzliche Standard-Gateways konfigurieren. Darüber hinaus kann die Einstellung für Automatic metric, die die Auswahl von Gateways beeinflusst, modifiziert werden.

Bild 2: Die erweiterten TCP/IPEinstellungen für IPv6.

Im Register DNS werden zusätzliche DNS-Serveradressen konfiguriert. Wie bei IPv4 finden sich hier auch die Optionen für die Verwendung unterschiedlicher DNS-Suffixes bei der Namensauflösung.

In der Regel ist in keinem dieser Bereiche eine Anpassung erforderlich. Soweit mit DHCP und den Router-Einstellungen für die Konfiguration gearbeitet wird, kann man alle in normalen Netzwerken erforderlichen Parameter zentral vorgeben.

DNS

Bei DNS gibt es relativ wenige Änderungen, die Administratoren betreffen. Da sich Systeme in den meisten Fällen automatisch registrieren, steht die Unterstützung von AAAA-Records im Mittelpunkt. AAAA-Records sind die IPv6-Variante der A-Records (Host-Records) von IPv4. Wenn ein System für die Nutzung von IPv6 konfiguriert ist, werden beim DNS-Server von Longhorn automatisch entsprechende Einträge angelegt (Bild 3).

Bild 3: Ein DNS-Server mit Einträgen für IPv4 und IPv6.

Beim Anlegen von Host-Einträgen wird über die IP-Adresse entschieden, ob es sich um einen A- oder einen AAAA-Record handelt. Ansonsten agiert DNS nur als Auskunftsdienst, sodass keine weiteren Konfigurationsschritte erforderlich sind.

DHCP

Anders sieht es bei DHCP aus. Wie weiter ober schon erläutert, spielt DHCP eine wichtigere Rolle, weil es bei der statusbehafteten Konfiguration beispielsweise für die Zuordnung von Informationen zum Subnetz benötigt wird.

Bei DHCP können nun sowohl für IPv4 als auch IPv6 gesonderte Konfigurationseinstellungen vorgenommen werden (Bild 4). Hier stehen spezielle Optionen für IPv6 wie beispielsweise die Festlegungen zu den DNS-Servern für rekursive Namensauflösung zur Verfügung. Eine kleine Tücke bei der Konfiguration ist, dass ein DHCP-Server, der für IPv4 und IPv6 eingesetzt wird, noch einmal autorisiert werden muss, wenn er später auch für IPv6 DHCP-Antworten senden soll.

Bild 4: Die Festlegung von Serveroptionen für IPv6 beim DHCP-Server von Longhorn.

Die Vorgehensweise der DHCP-Konfiguration ist nicht wesentlich anders als bei IPv4, mit dem Unterschied, dass es primär um die Anpassung von DHCP-Optionen geht, weniger um die Adresszuweisung, die vom Client wie beschrieben über andere Mechanismen innerhalb eines Subnetzes durchgeführt wird.