Erfahrungsbericht

iPad Pro – ein erster Test

26.09.2015 von Ole Leitloff und Davide Price
Das neue iPad Pro mit seinem riesigen Display hat uns beeindruckt und verwirrt. Klasse Design, cooles Zubehör - aber wer soll es kaufen?

Während Apples Präsentation am 9. September haben unsere US-Kollegen das neue iPad Pro ausprobiert. Hier ihr erster Erfahrungsbericht plus alle bisher bekannten Fakten über technische Daten, neue Funktionen, Preise und Zubehör.

Gerät und Design

Apple iPad Pro
Foto: Apple

Das iPad Pro folgt grundsätzlich dem Design des iPad Air 2, aber in deutlich größerem Maßstab. Die Ausrichtung, das Material, der Rand etc. sind der Größe angepasst, während die Position der Knöpfe, des Lightning- und Headset-Anschlusses und des mit Touch-ID ausgestatteten Home-Buttons die gleichen sind, wie die es kleineren iPad Air 2. Im ersten Eindruck finden die Kollegen „das iPad Pro deutlich größer [als das Air 2], es fühlt sich jedoch nicht unausgewogen oder komisch an. Ich konnte es bequem halten, aber - und mir ist klar manche werden sich darüber lustig machen – ich wünsche mir einen Ständer wie für das Surface Pro.“

Abgesehen von der größeren Bildschirmfläche gibt es einige Unterschiede: So hat das neue iPad Pro vier Lautsprecher, im Gegensatz zu den zwei Lautsprechern des iPad Air 2 (die zu nahe beieinander sind, um einen räumlichen Effekt zu haben). Das führt zu deutlich mehr Lautstärke und Apple behauptet, das Gerät sei intelligent genug die Balance zwischen den vier Lautsprechern für eine gleichmäßige Wiedergabe automatisch anpassen zu können, egal wie man das iPad Pro hält.

Im lauten Demo-Raum ieß sich das nicht wirklich testen, weshalb unser Urteil noch aussteht.

Es gibt eine neue Schnittstelle auf der linken Seites des iPad Pro. Dieser Smart Connector dient zum Verbinden des neuen Smart Keyboard. Man weiß noch nicht, ob Dritthersteller eigenes Zubehör für die Smart-Connector-Schnittstelle anbieten werden, aber es ist sehr wahrscheinlich.

Apple iPad Pro -
Apple iPad Pro
Apple führt nach dem iPad mini und iPad Air mit dem neuen iPad Pro eine zusätzliche Tablet-Serie ein.
Apple iPad Pro
Beim iPad Pro gibt es mit 12,9 Zoll Diagonale ein deutlich größeres Display mit einer Auflösung von 2732 x 2048 Pixel.
Apple iPad Pro
Das Aluminiumgehäuse des iPad Pro ist nur 6,9 mm dick. Damit ist es nur etwas dicker als das iPad Air 2 mit 6,1 mm.
Apple iPad Pro
Die übrigen Abmessungen betragen 305,7 x 220,6 mm. Das Gewicht des iPad Pro liegt bei 713 Gramm. Zum Vergleich: Das iPad Air 2 bringt 437 Gramm auf die Waage.
Apple iPad Pro
Als Farben sind Spacegrau, Silber und Gold verfügbar.
Apple iPad Pro
Für hohe Performance sorgt der A9X-Chip mit 1,8-facher Leistung im Vergleich zum A8X des iPad Air 2. Die Speicherbandbreite und Storage-Geschwindigkeit wurden verdoppelt im Vergleich zum iPad Air 2.
Apple iPad Pro
Das Display des iPad Pro ist 78 Prozent größer als beim iPad Air 2.
Apple iPad Pro
Neu für das iPad Pro ist auch der Stylus-Stift mit dem Namen Pencil.
Apple iPad Pro
Der Stift lässt sich über einen integrierten Lightning-Stecker jederzeit wieder aufladen. Der Pencil ermöglicht über einen Sensor auch verschieden starke Drücke auf dem iPad Pro, um beispielsweise unterschiedlich dicke Striche zu zeichnen.
Apple iPad Pro
Apple bietet für das iPad Pro als Zubehör eine spezielle Tastatur im Stile eines Microsoft Surface an.
Apple iPad Pro
Mit dem Namen Smart Keyboard dient die physische Tastatur gleich als Schutzhülle und Ständer für das Tablet.
Apple iPad Pro
Das Keyboard verbindet sich über den neuen Smart Connector mit dem iPad Pro.
Apple iPad Pro
Aufstellmodus mit dem Smart Keyboard.
Apple iPad Pro
So sieht es zugeklappt aus.
Apple iPad Pro
Das Smart Keyboard bietet einen echten Tastenhub an.

Das Display

Das iPad Pro hat ein 12,9-Zoll-Display. Im Vergleich dazu verfügt das iPad Air über einen 9,7-Zoll-Monitor und das iPad Mini bietet ein 7,9-Zoll-Display. Das entspricht 78 Prozent mehr Bildschirmfläche im Vergleich zum nächstgrößeren iPad.

Die Darstellung des Display ist angenehm scharf und hat eine Auflösung von 2732 x 2048 Pixel, der größten Anzahl bei einem iOS-Gerät bisher. Das entspricht derselben Pixeldichte – 264,68 Pixel pro Zoll (ppi) wie der des iPad 2, allerdings über einen deutlich größeren Bildschirm hinweg.

Mit insgesamt 5,6 Millionen Pixel hat das iPad Pro mehr Pixel als das 15-Zoll Retina-Macbook Pro, verkündet Apple stolz. Und es soll wenig Energie kosten. So kann das iPad Pro die Bildwiederholfrequenz entsprechend den Bewegungen auf dem Display anpassen. „Zum ersten Mal weiß eines unserer Geräte, wann der Bildschirminhalt statisch ist und reduziert die Wiederherstellungsrate um die Hälfte auf 30 Mal pro Sekunde. Das bedeutet, dass der Monitor nicht nur groß, schön und hell ist, er ist auch unglaublich energieeffizient,“ so Apple.

Es klingt so, als sei das Display auch reaktionsschnell: Die Kollegen waren beeindruckt von der Reaktionsgeschwindigkeit von iOS 9 auf diesem Tablet, während sie die Seitenleiste hervorgeholt und den geteilten Bildschirm aktiviert hatten.

Neue Funktionen: Lautsprecher

Wie zuvor bereits erwähnt, bietet das iPad Pro vier Lautsprecher, statt der zwei des iPad Air 2. Das sind gute Neuigkeiten – ein Quad-Lautsprecher-Design steht schon lange auf der Wunschliste von iPad-Besitzern, wenn man die traditionell schwache Audioqualität der Geräte bedenkt.

Das iPad Pro hat nicht nur eine größere Anzahl an Lautsprechern, ein neues Gehäuse ermöglicht den Lautsprechern des Pro einen höheren Frequenzbereich und drei Mal mehr Akustik im Vergleich zu vorherigen iPad-Modellen.

Energieeffizienz

Obwohl es keine längere Batterielaufzeit in Bezug auf seine iPad-Vorgänger hat, scheint die Tatsache, dass das iPad Pro mindestens die gleichen Werte wie die Modelle mit kleineren Monitoren bietet, das Ergebnis mehrerer Verbesserungen bei der Display-Ansteuerung zu ein. Apple behauptet, dass sich die Wiederherstellungsrate automatisch anpasst, damit nicht unnötig Energie verbraucht wird, wenn es die Bewegungen auf dem Bildschirm nicht erfordern. Zusammen mit dem Energiesparmodus von iOS 9 scheint es so, dass Apple das Thema Batterieeffizienz ernst nimmt.

Spezifikationen

Um welche Spezifikationen handelt es sich beim iPad Pro? Um den aktuellen Stand der Technik natürlich! Es ist Apples schnellstes iOS-Gerät mit beeindruckenden Komponenten.

Prozessor

Das iPad Pro verfügt über einen super-starken A9X-Prozessor, der laut Apple fast die doppelte Geschwindigkeit des A8X im iPad Air 2 erreicht. „Das iPad Pro ist bei weitem das schnellste iOS-Gerät, was wir jemals gebaut haben. Sein A9X-Chip schlägt die meisten tragbaren PCs in Bezug auf CPU-Leistung und Grafik,“ soApples Marketing-Chef Phil Schiller.

Spieleentwickler lieben es, die schnellsten Prozessoren an ihre Grenzen zu bringen und Spiele, die die Grafikleistung des Pro ausschöpfen, sollten nicht lange auf sich warten lassen. Auch Kreativ-Anwender bevorzugen traditionell leistungsfähige Geräte – die Hauptkunden des Mac Pro sind aus der Video- und Kreativindustrie. Man hat das Gefühl, dass für Geschäftskunden, die in einigen Abschnitten während Apples Präsentation die Hauptzielgruppe zu sein schienen, das iPad Pro überqualifiziert ist und dementsprechend überteuert.

Das wird sich allerdings in den kommenden Monaten genauer zeigen. Leistungsfähige Apps für den geteilten Bildschirm von iOS 9, könnten den Nutzen des A9X im Geschäftsbereich verdeutlichen.

Arbeitsspeicher

Apple macht traditionell keine Angabe zum RAM seiner Mobilgeräte, aber es ist bereits bekannt, dass das iPad Pro über 4 GB Arbeitsspeicher verfügt. Apples Präsentations-Partner Adobe verriet diese Zahl als erster, bevor sie durch eine Untersuchung des iOS9-Codes durch Entwickler bestätigt wurde.

4 Gigabyte bieten viel Arbeitsspeicher zum Herumspielen – das meiste, was es im iPad bisher gab waren 2 GB, wodurch Multitasking ein Klacks und Hochleistungsanwendungen möglich werden.

Speicherplatz

Das iPad Pro bietet recht ungewöhnliche Speicherkapazitäten. Während die meisten Geräte über Optionen mit 16 GB, 64 GB und 128 GB verfügen, bietet die WLAN-Version des Pro nur 32 GB oder 128 GB. Und wer das Cellular-Modell möchte, der hat nur eine Wahl: 128 GB. Es ist zwar schön, dass die Ausstattung mit 32 GB ein Comeback hat, aber uns scheint die Auswahl merkwürdig und eingeschränkt.

Kameras

Das iPad Pro bietet eine iSight-Kamera mit 8-Megapixel auf der Rückseite, die den Spezifikationen der Kamera des iPad Air 2 entspricht. Hier die Details:

• 8 Megapixel iSight Kamera

• Autofokus

• ƒ/2.4 Blende

• Objektiv mit fünf Elementen

• Hybrid IR Filter

• Rückwärtige Belichtung

• Verbesserte Gesichtserkennung

• Belichtungsregler

• Panoramabild (bis zu 43 Megapixel)

• Serienbildmodus

• Zum Fokussieren tippen

• Geotagging für Fotos

• Selbstauslöser

Die Video-Funktionen entsprechen ebenfalls denen des Air 2.

• 1080p HD Videoaufnahmen (30 Bilder pro Sekunde)

• Zeitlupenvideo (120 fps)

• Zeitraffervideo

• Videobildstabilisierung

• Verbesserte Gesichtserkennung

• 3x Videozoom

• Geotagging für Videos

Und die Spezifikationen der Frontkamera sind ebenfalls die gleichen:

• 1,2 Megapixel

• ƒ/2.2 Blende

• 720p HD Videoaufnahme

• Rückwärtige Belichtung

• Auto-HDR für Fotos und Videos

• Verbesserte Gesichtserkennung

• Serienbildmodus

• Belichtungsregler

• Selbstauslöser

Wer enttäuscht ist, dass hier keine technischen Anpassungen an die Leistungen des Prozessors, des Arbeitsspeichers und des Displays vorgenommen wurden, sollte sich fragen: Wer möchte das iPad Pro als Kamera nutzen?

Batterieleistung

Apple behauptet, dass das iPad Pro 10 Stunden durchhält (Videowiedergabe oder Internetsurfen). Das entspricht in etwa dem Standard von Apples Tablets und genau der Leistung, die auch beim iPad Air 2 versprochen wurde. Apple ist normalerweise sehr ehrlich, wenn es ums die Batterieleistung der Geräte geht, sobald wir die neuen iPads haben, werden wir dies testen. Diese Batterie-Leistung basiert auf einem 38,5-Watt Lithium-Polymer-Akku, der deutlich größer ist als der 27,3-Watt-Akku des Air 2.

Anschlüsse

Es gibt eine Cellular-Version des iPad Pro, inklusive WLAN (802.11ac), wie auch das iPad Air 2. Apples Pressemitteilung zum iPad Pro verkündet stolz: „Ultra-schnelle kabellose Verbindungen sorgen überall für Anbindung, mit 802.11ac Wi-Fi und MIMO-Technik, der Unterstützung einer großen Bandbreite an LTE-Frequenzen und anderen schnellen Mobilnetzen (DC-HSDPA, HSPA+).“

Die Gerüchte, das iPad Pro könnte dem 12-Zoll-MacBook folgen und einen USB-C-Anschluss mitbringen, haben sich nicht bewahrheitet. In der Präsentation wurde nur die Lightning-Schnittstelle zum Laden und zur Datenübertragung vorgestellt, die wir von früheren iPads und iPhones kennen. Es scheint jedoch so, dass der Anschluss auch für etwas anderes genutzt werden kann. Apples Eingabestift wird über den Lightning-Port verbunden und lädt erstaunlich schnell.

Größe und Gewicht

Das iPad Pro ist beeindruckend dünn. Apple hat das Display des iPad Air 2 fast um das Doppelte vergrößert und es ist dabei weniger als einen Millimeter dicker geworden.

Hier die Angaben:

Breite: 220,6 mm

Länge: 305,7 mm

Dicke: 6,9 mm

Gewicht: 713 g (WLAN-Modell); 723 g (Cellular-Modell)

Das iPad Air 2 im Vergleich:

Breite: 169,5 mm

Länge: 240 mm

Dicke: 6,1 mm

Gewicht: 437 g (WLAN-Modell); 444 g (Cellular-Modell)

Zubehör

Mit der Vorstellung des iPad Pro hat Apple auch spannendes Zubehör präsentiert. Es ist separat erhältlich und bisher sind nur US-Preise bekannt.

Apple Pencil

Apple Pencil
Foto: Apple

Ja, Apple hat endlich nachgegeben und einen Stift eingeführt, der für druckempfindliches Zeichnen und Malen gedacht ist, statt der üblichen Steuerungseingabe. Man benötigt den Stylus aber nicht zum Benutzen des iPad Pro. (Vor langer Zeit hat Steve Jobs gesagt: „wenn man einen Stylus sieht, haben sie versagt“.)

In gewisser Weise ist ein Stift für das iPad Pro sinnvoller als für andere iOS-Geräte. Zum einen sind Designer, Künstler und andere Kreative wichtige potenzielle Kunden für ein iPad mit großem Bildschirm. Und offensichtlich unterscheiden sich der heutige Markt und die technische Entwicklung deutlich von der Zeit, als Steve Jobs seinen Kommentar abgegeben hat. Trotzdem hat uns diese Richtungsänderung von Apple überrascht.

Das iPad Pro oben auf dem Bild ist direkt mit einem Apple Pencil über den Lightning-Anschluss verbunden – so lädt dieser und das wirklich schnell. Laut Apple reichen 15 Sekunden Ladezeit für 30 Minuten Benutzung.

Unsere US-Kollegin war bei ihrem ersten Ausprobieren begeistert: „Der Pencil fühlte sich vom ersten Moment sehr gut an...wie ein Bleistift (wobei man über andere Bluetooth-Stifte auf dem Markt Ähnliches sagen kann), und die Benutzung wirkt ebenfalls sehr natürlich. Sensoren erkennen Druck und Winkel, so dass man mühelos Linien von unterschiedlicher Dicke zeichnen kann. Die Notizen-App bietet sogar ein Lineal. Über die Seite der Pencil-Spitze lassen sich realistische Schattierungen malen, wie mit der Seite eines Bleistifts.

Smart Keyboard

Smart Keyboard
Foto: Apple

Ähnlich zu Microsofts großformatigen Surface-Tablets stellte Apple für das iPad Pro eine Kombination aus Hülle, Abdeckung und Tastatur vor.

Das neue Smart Keyboard ähnelt den bisherigen Smart-Hüllen und -Abdeckungen dass es sich klappen und zu einem dreieckigen Ständer zusammenfalten lässt. Aber zu ersten Mal ist eine großformatige Tastatur integriert.

Bei Abdeckungen mit integrierter Tastatur von Drittherstellern, war bisher immer die Frage, ob die Tasten nach außen zeigen, was sie anfällig für Beschädigungen macht, oder nach innen, wo sie am Display reiben und den Poliereffekt durch die Innenseite der Abdeckung verhindern. Das Smart Keyboard umgeht diese Probleme, indem es Tasten hat, die nach innen ausgerichtet sind und eine zusätzliche Schicht zum Display hin. Allerdings wirkt die Abdeckung dadurch recht dick.

Im Endeffekt ist es ein Smart Cover, das statt drei vier klappbare Teile besitzt und der vierte Teil ist eine vollwertige Tastatur. Je nachdem wie man es umklappt, kann man das Smart Keyboard als Ständer ohne Tastatur nutzen, als Ständer mit Tastatur oder zusammengelegt wie ein dickeres Smart Cover. Die Tastatur ist mit Stoff überzogen und da die Spannung des Stoffes für die Federung der Tasten sorgt, gehen einige Tester davon aus, dass das Smart Cover den Schmetterlings-Mechanismus des 12-Zoll-Macbook nutzt, wenn auch mit einem gänzlich anderen Design.

Ein weiterer US-Kollege von uns hat das Smart Cover ausführlich getestet und kommt zu dem Schluss: „Die Tastatur selbst fühlt sich ziemlich gut an, wenn man bedenkt, wie dünn sie ist und wie wenig Bewegungsspielraum es gibt, wenn man eine Taste drückt. Es war möglich ohne große Probleme einige Test-Absätze zu tippen. Die Tastatur hat fünf Reihen, inklusive Pfeil-Tasten und Sonder-Tasten, wie man es von einer richtigen Tastatur erwartet. iOS 9 bringt einige Funktionen mit, die den Einsatz von Tastaturbefehlen erleichtern – und nun wissen wir auch weshalb.

„Es ist in jedem Fall ein Wunder, dass so dünne Tastaturen existieren. Und es gibt wenig an einer Tastatur zu kritisieren, die so dünn ist, dass sie gleichzeitig als Bildschirmschutz dient. Natürlich bewegen sich die Tasten nicht wie bei einer richtigen physischen Tastatur. Aber wenn ich mit meinem iPad unterwegs bin, muss ich immer daran denken eine separate Bluetoot-Tastatur einzupacken; das Smart Keyboard wird immer mit dabei sein.“

Damit kommt Apple offensichtlich Geschäftskunden entgegen, allerdings ist die Tastatur nicht im Kaufpreis enthalten. Das Smart Keyboard kostet zusätzlich 169 US-Dollar (in den USA). Die Preise in Deutschland stehen noch nicht fest.

Für wen eignet sich das iPad Pro?

Es gibt Argumente für und gegen ein großformatiges iPad. Spanndender ist die Frage: Wer genau soll das iPad Pro kaufen und wie beeinflusst (oder verwirrt es) potenzielle Kunden?

Apple beschäftigt sich ständig mit unterschiedlichen Monitorgrößen. Jony Ive hat in der Vergangenheit den Design-Ablauf für iPods und iPhones beschrieben und wie der damalige Chef (Steve Jobs) sich Schaumstoff-Dummys in zahlreichen Größen angeschaut habe, um danach die weitere Richtung vorzugeben. Man kann davon ausgehen, dass Apple, als die Firma das erste iPad entwickelte, bereits ein 12-Zoll-Gehäuse als Prototyp hatte, der grob dem iPad Pro entsprach.

Der Unterschied zwischen Apple und einer Firma wie Samsung ist, dass Apple nur einen Bruchteil seiner Prototypen auf den Markt bringt. Man befürwortet Einfachheit, nicht nur beim Design, sondern auch bei den Produktlinien. Es gab einen Zeitpunkt, da bot Apple nur zwei Bildschirmgrößen für seine Mobilgeräte an: 3,5 Zoll für die Smartphones und 9,7 Zoll für sämtliche Tablets.

Apple hat sein Angebot seitdem ausgebaut (momentan gibt es drei iPhone-Größen und drei unterschiedliche Display-Größen für das iPad.) Doch Apple ist sich darüber im Klaren, dass jede weitere Option für zusätzliche Verwirrung bei den Kunden sorgt.

Welche Gründe gibt es also für ein großformatiges iPad? Ein Wort bringt es auf den Punkt: Produktivität.

Fünf Jahre nach seiner Einführung, gibt es noch immer Zweifel, ob das iPad als primäres Arbeitsgerät dienen kann, denn sein Display ist kleiner als das der meisten Laptops, iOS ist in vielen Bereichen eingeschränkt und das iPad unterstützt kein Multitasking. Einige oder alle diese Schwächen kann das iPad Pro ausräumen. Es ist groß und leistungsfähig genug, um mehrere Apps gleichzeitig laufen zu lassen und es gibt eine ansprechende Tastatur als Zubehör, die mobile Geschäftskunden anspricht. Und Microsoft ist mit seinen Office-Lösungen ebenfalls mit an Bord.

Handelt es sich also um ein Produkt fürs Geschäftsumfeld? Nicht nur: Apple hat die kreativen Aspekte stark hervorgehoben, mit Demos von Adobe zu Layoutmöglichkeiten und Bildbearbeitung. Und es gibt Videos von Künstlern, die mit dem Apple Pencil kreative Werke erstellen. Auch Spiele-Fans werden vom super-schnellen A9X-Prozessor begeistert sein (und weniger begeistert vom halbherzigen 32-GB-Speicherangebot).

Apple hat bisher die iPads mit Recht als Multifunktionsgeräte für jedermann beworben. Die Fokussierung auf bestimmte Kunden birgt Risiken: Mir scheint es, dass Geschäftskunden kein so leistungsstarkes Gerät benötigen (oder es zu teuer finden); dass Profi-Spieler, die den A9X-Chip benötigen, lieber eine Konsole oder ein Laptop kaufen, wenn sie ein größeres Display als das des iPad Air 2 wollen, da das iPad Pro nicht besonders mobil ist. Und Kreativ-Anwender könnte es irritieren, dass dies ein Gerät ist, für welches Microsoft Apps entwickelt. (Andererseits: viele Kreative mögen das Surface Pro).

Preisgerüchte

Apple hat die US-Preise der drei Konfigurationen des iPad Pro bekanntgegeben. Es gibt Gold, Silber und Space Grey als Farboptionen, die den Preis nicht beeinflussen. Die Preise für Europa werden zum Verkaufsstart veröffentlicht. Hier sind die US-Preise:

32 GB (nur WLAN) 799 US-Dollar

128 GB (nur WLAN) 949 US-Dollar

128 GB (WLAN und Cellular) 1,079 US-Dollar

Basierend auf dem aktuellen Wechselkurs entspräche das folgenden Preise in Deutschland: 512 Euro, 610 Euro und 693 Euro. Da Apple in Deutschland jedoch eine andere Preisstruktur verfolgt, sind folgende Schätzungen wahrscheinlicher:

32 GB (nur WLAN) 859 Euro

128 GB (nur WLAN) 1039 Euro

128 GB (WLAN und Cellular) 1199 Euro

Gerüchte zum Verkaufsstart

Wir wissen aktuell nur, dass das iPad Pro im November auf den Markt kommt, die zuverlässigsten Quellen sprechen von einem Datum gegen Ende des Monats. Man kann annehmen, dass Apple bemüht ist den Verkaufsschub des Schnäppchenfreitag in des USA zu nutzen (das wäre der 27. November in diesem Jahr).

Unsere Einschätzung

Wir sind von der Prozessorleistung des iPad Pro beeindruckt, von der Bildschirmtechnik und davon, wie die Designer es geschafft haben, so viel Display in einem so dünnen und leichten Gerät unterzubringen. Aber es bleiben einige Fragen offen – etwa wie sich der Balance-Effekt der vier Lautsprecher unter Alltagsbedingungen macht und wo die Zielgruppe ist, die Apple ansprechen möchte. All das wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

(Macwelt/ad)