Inventarisierungslösungen

07.01.2004 von Ronald Wiltscheck
Eine 100-prozentige Automatisierung der IT-Wartungsprozesse ist in vielen deutschen Unternehmen noch nicht erreicht. Dabei bietet sich hier eine klare Möglichkeit, Kosten zu sparen.

Der immer stärker werdende Druck, bei den unternehmensinternen IT-Kosten zu sparen, führt zu sinkenden Lizenzumsätzen. Doch es gibt auch Software-Hersteller, die bei diesem Spartrend mehr verdienen, zum Beispiel Anbieter von Software-Verteilungslösungen. Einer von ihnen, die Starnberger On Technology GmbH, beauftragte die Unternehmensberatung Maisberger & Partner, den deutschen Markt in diesem Bereich zu beleuchten.

Befragt wurden insgesamt 104 deutsche Unternehmen mit mehr als 500 installierten PCs. Das erste überraschende Ergebnis: Fast jede zehnte dieser großen Firmen setzt immer noch kein Werkzeug zur automatischen Software-Verteilung ein.

Im Klartext bedeutet dies, dass in diesen Unternehmen beim Roll-out Systemadministratoren mit CDs durch die Gänge laufen und die neue Software auf jeden PC einzeln aufspielen - ein Potenzial, das es für die Systemanbieter und deren Vertriebspartner zu erschließen gilt. Denn immerhin jedes fünfte Unternehmen mit einer PC-Anzahl zwischen 500 und 1.000 kennt immer noch keine automatische Software-Verteilung.

Der Anbietermarkt ist heterogen

Bei den in Deutschland eingesetzten Produkten für Software-Distribution herrscht eine große Vielfalt. Selbstverständlich spielen die großen Anbieter von System-Management-Lösungen wie Computer Associates mit "Unicenter" und IBM mit "Tivoli", aber auch Microsoft mit "SMS" dort eine Rolle. Ansonsten wird dieser Markt von Spezialisten beherrscht. Denn auch Hewlett-Packard hat das Thema Client-Verwaltung aus der eigenen System-Management-Lösung "Open View" herausgelöst und kooperiert auf dem Gebiet Backup und Recovery mit Altiris.

Von den Spezialisten in Sachen Software-Verteilung hat der Maisberger-Studie zufolge derzeit On Technology mit knapp 20 Prozent Marktanteil die Nase vorn, dicht gefolgt von Novell und dem württembergischen Microsoft-Partner Net Support. Das Produkt der einstigen Intel-Tochter Landesk Software setzen nur 2,2 Prozent der untersuchten Unternehmen ein.

Interessant fallen auch die Antworten aus, wenn man IT-Leiter nach Art und Häufigkeit von Software-Upgrades befragt. Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen kommt mit fünf oder weniger derartigen Updates pro PC und Jahr aus, doch fast ein Fünftel von ihnen muss öfter als 20-mal jährlich die PCs auf den neuesten Stand bringen. Hier könnte ein Patch-Management-Modul sicherlich wertvolle Dienste leisten und Kosten einsparen helfen.

Technische Möglichkeiten nicht ausgeschöpft

Von einer 100-prozentigen Automatisierung der IT-Wartungsprozesse ist man in deutschen Unternehmen aber noch weit entfernt, so ein Fazit der Maisberger-Studie. Vor allem bei der kompletten Neuinstallation eines PCs wird der Vor-Ort-Besuch eines Mitarbeiters aus der IT-Abteilung oft notwendig - immerhin ist es bei mehr als 40 Prozent, die ein automatisches Software-Verteilungswerkzeug einsetzen, der Fall. Nicht einmal ein Drittel dieser Firmen vermag seine PCs komplett remote zu warten.

Auch die Installation von neuen Betriebssystemen nehmen noch viele IT-Abteilungen manuell vor - trotz vorhandener Distributions-Software ist das bei mehr als einem Drittel der Unternehmen der Fall. Ein BIOS-Update vermag nur jedes Fünfte durchzuführen. Weniger zimperlich, was die Remote-Installation betrifft, zeigen sich die Systemadministratoren beim Hinzufügen von Treibern; dies wird in neun von zehn Fällen automatisch erledigt. Je tiefer der IT-Mitarbeiter ins Betriebssystem eingreifen muss, umso eher zeigt er sich bereit, persönlich vor dem zu wartenden PC zu sitzen. Die Festplatte aus der Ferne formatieren kann nicht einmal die Hälfte der von Maisberger untersuchten Unternehmen - obwohl es technisch möglich wäre.

Dennoch ergeben sich durch den Einsatz (halb-)automatischer Software-Distribution deutlich messbare Einsparungseffekte. So können Systemadministratoren damit 37 Prozent mehr PCs betreuen, als dies vor der Einführung solcher Werkzeuge der Fall war. Und immerhin 83,7 Prozent der von Maisberger befragten Unternehmen gaben an, durch den Einsatz dieser Systeme weniger Geld für die PC-Wartung ausgegeben zu haben. Die Kostenersparnisse bewegen sich dabei zwischen 10 und 40 Prozent. Jedes achte Unternehmen gab an, die Ausgaben für Systemadministration um mehr als 40 Prozent nach unten gedrückt zu haben.

Und die technischen Möglichkeiten lassen sicherlich noch mehr Spielraum zu: Denn die Vor-Ort-Neuinstallation eines PCs kostet rund 226 US-Dollar, während beim automatischen Ablauf lediglich Kosten von 90 US-Dollar entstehen, das will das Marktforschungsunternehmen Gartner herausgefunden haben. Und wenn man berücksichtigt, wie stiefmütterlich derzeit Notebooks beim Thema automatische Software-Verteilung behandelt werden - laut der Maisberger-Studie beziehen fast 30 Prozent der befragten Unternehmen die mobilen Rechner in dieses Konzept gar nicht ein -, ergeben sich noch zusätzliche Einsparungspotenziale. Immerhin stiegen die Notebook-Abverkäufe im zweiten Quartal 2003 um 38 Prozent - gegenüber einem moderaten Zuwachs von 5,4 Prozent bei den herkömmlichen Desktop-PCs, so die Zahlen der IDC-Marktforscher.

Fazit

Bei der automatischen Pflege und Wartung von PCs gibt es noch einen Nachholbedarf. Hier tut sich für Systemintegratoren ein lukratives Geschäftsfeld auf. Allerdings sollten sie sich bei der Einführung der entsprechenden Lösungen sputen. Derzeit dauert noch über die Hälfte derartiger Projekte länger als ein Vierteljahr.

Dieser Beitrag stammt von unserer Schwesterzeitschrift ComputerPartner, der Fachzeitschrift für den ITK-Handel.