Intranator Business Server der Tübinger Intra2net AG ist als Groupware-Server konzipiert und bietet abgesehen von Security-Services keine weiteren Funktionen, auch keinen File-Server und keine Active Directory Services. Das Produkt adressiert primär kleine Unternehmen bis 50 Benutzer.
Ebenso ist Intranator Business Server kein Community-Projekt, sondern wird vollständig von Intranet2net entwickelt und vertrieben. Es gibt eine 30-Tage-Testversion von Intranator Business Server sowie des Intranator Groupware Clients für die Outlook-Anbindung zum Herunterladen. Die Preise für die Software sowie drei optional angebotene Hardwareversionen der Appliance finden sich in der Preisliste. Intranator Business Server wird nicht im Subskriptionsmodell vertrieben.
In der Staffelung für 10 bis 24 Nutzer kostet die Lizenz einschließlich zwölf Monate Updates, Antivirus und Spamfilter 48 Euro pro Nutzer und Jahr; zwolf weitere Monate Updates kosten 40 Euro pro Nutzer und Jahr. Damit fallen für die Lösung beispielsweise für zehn Nutzer einschließlich drei Jahren Updates 1.280 Euro an. Ergänzend zum Endkunden-Support durch Vertriebspartner bietet Intra2net auch direkt Endkundenunterstützung per E-Mail. Wer nur die Software erwerben möchte, findet online die unterstützte Hardware. Weitere Details liefern die Datenblättern und Handbücher.
Funktionen von Intranator Business Server
Intranator Business Server basiert vollständig auf Open-Source-Komponenten. Fundament ist die eigene 32Bit-RPM-Distribution mit PAE-Kernel. Intra2net baut sämtliche RPM-Pakete selbst auf Basis von Quellpaketen aus dem Red-Hat-Umfeld (Fedora, CentOS), verwendet einen individuell angepassten Kernel und pflegt ein eigenes Paketdepot. Regulär veröffentlicht Intra2net alle sechs Wochen ein Update, sicherheitskritische Updates sind innerhalb von 48 Stunden verfügbar.
Da die Software als Appliance konzipiert ist, hat der Systemverwalter während der Installation mit Ausnahme der Netzwerkeinstellungen und der Wahl des root-Passworts keinen Einfluss auf die Konfiguration; eine vorhandene Festplatte wird vollständig für Intranator Business Server veranschlagt. Die weitere Konfiguration findet über das ansprechende Web-Interface statt, das per Default via SSL unter der angegebenen IP-Adresse erreichbar ist. Nach dem Einstellen der Art der Internetverbindung über ein Profil im Menü Netzwerk / Provider / Profile (z.B. "über einen Router im lokalen Netzwerk") ist Intranator Business Server einsatzbereit.
Das Web-Interface bietet auf der Hauptseite Statusinformationen zum laufenden Betrieb und erlaubt das direkte Auswählen von Profilen für Internetzugang oder VPN. Das Web-Interface offeriert darüber hinaus die Möglichkeit zum Anlegen und Verwalten von Benutzern, zur vollständigen Kontrolle der Netzwerkeinstellungen (Internet, Intranet, Firewall, DNS, Netzwerkkarten) und zum Einrichten des Fernzugriffs sowie für das Verwalten der von Intranator Business Server zur Verfügung gestellten Dienste.
Deren Anzahl ist mit Mail, Spam, Antivirus, Proxy, Fax, DynDNS, VPN, Monitoring und Zeitserver relativ übersichtlich. Im Menü System kann der Administrator zudem Backups einleiten, von Intran2net bereitgestellte Updates einspielen, Diagnosefunktionen ausführen, seine Zertifikate verwalten, RAID- und USV-Systeme konfigurieren oder einen Fernzugang für Mitarbeiter von Intra2net freischalten. Außerdem können Nutzer über das Menü "Groupware" auf das Web-Interface des auf dem Horde-Framework basierenden Groupware-Systems zugreifen.
Der Groupware Server im Detail
Im Detail kommt die Horde-Groupware-Suite als Webmailer, Kalender, Kontakt-Datenbank, Task-Manager und Notiz-Verwalter auf Basis des Kolab-XML-Format und einem Cyrus-IMAP-Server als Speicher-Back-End zum Einsatz.
Das Horde-Framework zählt zu den funktionsreichsten Webmailern, auch wenn Bedienung sowie Look&Feel trotz Drag&Drop-Support nicht an die modernen HTML5/ExtJS-Clienten von Zarafa oder Open-Xchange heranreicht. Optional steht ein von Intra2net selbst entwickelter MAPI-Connector für den Einsatz von MS Outlook als Client zur Verfügung, der das optisch nicht ganz zeitgemäße Web-Interface wettmacht. Dieser (inzwischen steht Version 2.2.2 parat) unterstützt alle Outlook-Versionen von 2003 bis 2013 (auch ein Mischbetrieb ist problemlos möglich), läuft sehr stabil und weist gegenüber einem echten Gespann mit Exchange/Outlook kaum Defizite auf. So fehlt etwa eine Journalfunktion.
Der Connector ist wie gewohnt als EXE-Datei auf dem Windows-Client-Arbeitsplatz zu installieren und stellt den MAPI-Provider auf der Client-Seite zur Verfügung. Beim Intranator Business Server ist beim Anlegen eines entsprechenden Outlook-Profils darauf zu achten, dass der Admin als Servertyp nicht "Zusätzliche Servertypen", sondern "IMAP" wählt, weil das Horde-Framework über das Kolab-XML-Format sämtliche Funktionen in einem IMAP-Server als Speicher-Back-End abbildet.
Outlook- und Smartphone-Unterstützung
Ansonsten steht der Funktionsumfang dem eines Exchange-Server kaum nach, im Gegenteil: Nutzer können mit Intranator Groupware Client individuelle Ordnerstrukturen aus beliebigen Serverordnern kombinieren. Das klappt sowohl mit persönlichen Ordnern als auch mit Freigaben. Nutzer können Ordner außerdem lokal speichern und nach Bedarf synchronisieren.
Die Synchronisation lässt sich jederzeit unterbrechen und wird automatisch an der richtigen Stelle fortgesetzt, wobei die jeweils neuesten Objekte zuerst synchronisiert werden, sodass externe Nutzer mit den aktuellen Daten arbeiten können, während ältere Daten noch im Hintergrund übertragen werden. Ferner können Nutzer innerhalb eines E-Mail-Profils mehrere Konten von unterschiedlichen Servern über separate Datendateien verwalten. Zusätzlich werden Outlook-Kontaktgruppen automatisch synchronisiert.
Seit Version 6.1 beherrscht Intranator Business Server auch die Datensynchronisation via ActiveSync für iOS, Android und Windows Phone. Die Push-Technologie basiert auf einer Open-Source-Implementierung von ActiveSync 14.1 und sorgt für eine automatische Synchronisation von E-Mails, Kalendern und Kontakten.
Fazit, Pro und Contra
Unternehmen, die in erster Linie einen Ersatz für MS Exchange suchen, sollten durchaus einen Blick auf Intranator Business Server werfen. Der bietet kleinen Unternehmen eine funktionierende Groupware mit Outlook- und ActiveSync-Anbindung, basiert auf einem stabilen Kernel, versorgt Anwender zeitnah mit Patches und lässt sich als Appliance out-of-the-box einsetzen.
Pro und Contra Intranator Business Server
Vorteile
als Appliance (sehr einfache Installation), auf Wunsch auch mit zertifizierter Hardware, verfügbar
viele Sicherheitsfunktionen einschließlich Antivirus, Antispam und VPN
integrierte Groupware mit guter Outlook-Anbindung und ActiveSync-Support
Nachteile
Funktionsumfang auf Groupware und UTM beschränkt, kein Active Directory, keine Datei-Services
nicht ganz zeitgemäßes Web-Interface
keine Community-Version verfügbar (mje)