Für das Internet gilt mittlerweile das Dreiklang-Prinzip: everybody, everywhere, everything. Denn Menschen im Internet (Internet of People) treffen sich im Internet der Orte (Internet of Places) und sie nutzen dabei das Internet der Dinge (Internet of Things).
In den vergangenen Jahren standen vor allem die Social Media im Mittelpunkt der Diskussionen rund um das Thema Internet. Denn das Internet der Menschen hat sich innerhalb von wenigen Jahren in nahezu allen demografischen Schichten etabliert. Die jüngere Generation ist schon lange fast vollständig im Social Web vertreten und selbst unter den über 60-jährigen gibt es mittlerweile mehr Nutzer als Verweigerer von Social Media.
Hinzu gesellt sich das Erfordernis der Mobilität - ein Internet der Orte ist entstanden. Denn die rein stationäre Nutzung des Internets gilt längst als obsolet. Durch den Siegeszug der Smartphones, Tablets und Handhelds ist ein mobiler Zugang zum Netz Standard und auch das Angebot von WLAN stellt keinen Zusatznutzen mehr dar, sondern wird als selbstverständliche Leistung von den Kunden in Restaurants, Hotels oder öffentlichen Einrichtungen gefordert.
Parallele Entwicklungen vollziehen sich an Arbeitsplätzen. So wird das Einchecken im Unternehmen via Smartphone und das Platzieren der Check-ins in den sozialen Netzwerken auch im Berufsleben für die Generation der sogenannten Digital Natives immer selbstverständlicher. Zudem trägt das Prinzip Bring Your Own Device (BYOD) trotz der in deutschen Unternehmen vielfach bestehenden Vorbehalte zu einer weiteren Mobilisierung des Internets bei.
Die nächste Entwicklungsstufe der Durchdringung aller Lebens- und Arbeitsbereiche durch das Internet steht unmittelbar bevor. Durch das Internet der Dinge zeichnet sich bereits jetzt eine weitere revolutionäre Entwicklungsstufe ab, durch welche die Reichweite des digitalen Wandels nochmals erheblich erhöht wird.
Geräte werden durch den direkten oder indirekten Zugang zum Internet zunehmend intelligent und eröffnen damit eine weitere Dimension der voranschreitenden Digitalisierung. Sie stellen sich dabei zunehmend auf die Bedürfnisse der Menschen im Sinne einer Umgebungsintelligenz (Ambient Intelligence) ein.
In der Konsequenz lassen sich durch die Vernetzung von Menschen, Orten und Dingen schon heute Anwendungen realisieren, die vor ein paar Jahren noch als pure Science Fiction abgetan oder sogar verlacht worden sind. Und die Entwicklung neuer Anwendungen und neuer Geschäftsmodelle schreitet in einer unglaublichen Geschwindigkeit weiter voran.
Einsatz von Wearable Devices
Eine wichtige Rolle werden in Zukunft die Wearable Devices in der privaten wie auch in der kommerziellen Nutzung spielen, also tragbare Geräte wie beispielsweise Datenbrillen, Datenhandschuhe, smarte Kontaktlinsen und Uhren sowie Fitnessbänder. Hierbei handelt sich nicht lediglich um nette Gadgets im Sinne von Spielereien: Durch Wearable Devices wird ein neuer Technologiezyklus eingeleitet, der das bis vor kurzem noch dominierende Desktop Internet Computing und das sich jetzt immer stärker durchsetzende Mobile Internet Computing in absehbarer Zeit durch ein Everywhere Computing mittels tragbarer Geräte ablösen wird.
Im Mittelpunkt steht dann nicht mehr die Beschäftigung des Menschen mit dem Internet. Vielmehr wird der Mensch bei seinen Tätigkeiten in der realen Welt durch die integrierten Systeme unterstützt. Mittels Wearable Devices erfolgt also eine mehr oder weniger unsichtbare und störungsfreie Unterstützung der Kerntätigkeiten. So lassen sich die Anwendungen im Konsumentenbereich vor allem durch die Datenbrille von Google oder die Smart Watch und künftig auch die smarte Kontaktlinse mit Location Based Services verbinden und durch weitere Informationen zum Beispiel über QR-Codes, RFID oder die neue iBeacon-App derart anreichern, das eine für alle Menschen leicht zugängliche und ubiquitär verfügbare, erweiterte Realität (Augmented Reality) entsteht.
Die Anwendungen von Wearable Devices sind bereits im privaten Bereich äußerst vielfältig. Vor allem in der Sport- und Freizeitwelt finden intelligente Puls- und Herzfrequenzmessgeräte eine zunehmend breite Akzeptanz. Insbesondere Fitnessbänder sind von den Absatzzahlen her Vorreiter der neuen Form tragbarer Geräte. Ein weiterer großer Anwendungsschwerpunkt liegt im Gesundheitswesen: In der Medizintechnik wird mittlerweile immer häufiger mit Wearable Devices gearbeitet, so zum Beispiel mit Datenbrillen bei Operationen. Google entwickelt derzeit elektronische Kontaktlinsen für Diabetiker, mit deren Hilfe die Blutzuckerwerte gemessen und der Träger bei Schwankungen gewarnt werden kann.
Auch im Bereich der Touristik gibt es ein großes Potenzial. So können umfangreiche Informationen über individuelle interessierende Orte den Informationsgehalt erheblich steigern und auf diese Weise deutlich zum Infotainment, das heißt einer Mischung aus Information und Entertainment beitragen. Der Erlebniswert wird wiederum durch eine Verbindung mit Informationen aus dem sozialen Netzwerk erhöht - beispielsweise: Wer meiner Freunde ist jetzt auch hier oder war bereits hier und hat dabei welche Erfahrungen gemacht?
Im industriellen Bereich sind robustere Varianten der Datenbrillen in Verbindung mit Informationen aus der erweiterten Realität (Augmented Reality) zum Beispiel in der Automobilindustrie bereits im testweisen Einsatz. Hier leistet die Überlagerung beziehungsweise Erweiterung der menschlichen Wahrnehmung um rechnergenerierte visuelle Informationen ein unermessliches Potenzial des Aufbaus neuer Informationswelten zur Unterstützung, zur Beschleunigung und zur Effizienzsteigerung von Geschäftsprozessen.
Vor allem in der Lagerlogistik und Kommissionierung ermöglichen die neuen Datenbrillen in Verbindung mit Smartphones bereits jetzt nachweisbare Effizienzsteigerungen durch die Einbindung virtueller Informationen. Mitarbeiter im Lager können mit der Datenbrille äußerst flexibel interagieren. Denn der Lagerarbeiter wird durch die integrierten Systeme mittels speziell auf seine Tätigkeiten abgestimmten Informationen wirkungsvoll unterstützt. Er kann sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren und behält beide Hände hierfür frei. Ähnliche Effizienzsteigerungen werden durch Datenhandschuhe erreicht.
Digitale Mensch-Maschine-Schnittstellen
Bereits jetzt ist absehbar, dass sich Wearable Devices noch schneller als vorangegangene, innovative Entwicklungen durchsetzen werden. So existieren bereits jetzt Wartelisten für die Google Glasses in den USA und es werden Überlegungen geäußert, die Datenbrille für Konsumenten zum Beispiel auch über Optikergeschäfte zu vertreiben. Im industriellen Einsatz ist man schon weiter: Hier gibt es mehrere Anbieter, die in unterschiedlichen Bereichen die Einsatzmöglichkeiten von Datenbrillen bereits seit einigen Jahren vorantreiben.
Eine zunehmend breitere Distribution von Wearable Devices trägt wiederum zur Kostendegression und über den damit verbundenen Preisverfall zu einer nochmals beschleunigten Diffusion bei. Ähnliches wird sich auch bei anderen tragbaren Multifunktionsgeräten vollziehen. Es entsteht - noch schneller als es beim Mobile Computing der Fall gewesen ist - ein Massenmarkt.
Bereits die dynamische Entwicklung von Mobile Devices hat eindrucksvoll gezeigt, wie schnell aus einem Trend eine grundlegende Änderung bestehender Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle resultieren kann. Ähnliches ist in nochmals deutlich beschleunigter Form durch die Wearable Devices zu erwarten. Damit eröffnet sich mit der Einführung von Wearable Devices die Perspektive ein erneutes Game-Changing in unserer zunehmend digitalisierten Welt.
Unternehmen sollten sich hierauf jetzt bereits einstellen, um den Anschluss an die sich beständig beschleunigende Entwicklungen in der digitalen Transformation nicht zu verlieren. Smarte Datenbrillen und Datenuhren werden schon bald ebenso selbstverständlicher Bestandteil der Unternehmens-IT sein wie heute PC, Tablets und Smartphones. Durch die Wearable Devices zeichnet sich folglich ein disruptiver Wandel ab: Die Wertschöpfung verlagert sich unaufhaltsam in die virtuelle Welt und verändert bestehende Systeme fundamental. Es kommt in absehbarer Zeit zu einem explosiven Wachstum der neuen digitalen Mensch-Maschine-Schnittstellen.
Für den erfolgreichen Einsatz von Wearable Devices sind neue Prozesse, Kompetenzen und Qualifikationen erforderlich. Denn nicht allein die Technik, sondern vor allem die bedarfsorientierte Anwendungen durch den Menschen bilden die Grundlage für den künftigen Erfolg. Komplexes und nicht kompliziertes Denken ist hierfür erforderlich.
Die Technik der Wearable Devices bildet nur einen Enabler für den digitalen Wandel. Entscheidend für den Erfolg ist der Aufbau von neuen digital-vernetzten und kollaborativ ausgerichteten Systemen und hieraus abgeleiteten Strukturen. Unternehmen sollten sich mit diesen neuen Spielregeln der Digitisation frühzeitig vertraut machen - siehe cio.de. Denn immer mehr Waren, Dienstleistungen und Prozesse werden virtualisiert und durch Wearable Devices gesteuert.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von CFOworld.de. (mhr)