IE8 im Test

Internet Explorer 8 : Komfortabler für Surfer und Entwickler

29.08.2008 von Mike Hartmann
Der Internet Explorer 8 macht Fortschritte. Laut Microsoft ist die Vorabversion „feature complete“, es kommen also keine neuen Funktionen mehr hinzu. Zeit also für einen ersten Blick auf die nächste Browser-Generation aus dem Hause Microsoft.

Wichtigste Ziele bei der Entwicklung des Internet Explorer 8 waren laut Microsoft die Sicherung der Privatsphäre und eine effizientere Nutzung von Webseiten. Ersteres will man durch Features wie „Private Browsing“ oder „Private Blocking“ erreichen. Letzteres durch Funktionen wie „Accelerators“, „WebSlices“, „Visual Search“ oder „Categorized Search“. Auch für Entwickler tut sich einiges. Die „Internet Explorer Developer Tools“ bieten – ähnlich wie Firebug für den Firefox - eine unentbehrliche Hilfe für jeden JavaScript-Programmierer oder Web-Designer. In Sachen Stabilität und Sicherheit will Microsoft ebenfalls einiges erreicht haben.

Die Beta2: Laut Microsoft kommen bis zur Release keine zusätzlichen Features mehr dazu.

Der Smartscreen Filter ist eine Weiterentwicklung gegenüber dem Anti-Phishing von IE7. Er soll die URL erheblich genauer untersuchen und die Resultate über eine Reputations-Datenbank abgleichen. Zudem warnt er, wenn der Benutzer eine Site besucht, die bekanntermaßen Malware verbreitet. Gegen Cross-Site-Scripting schützt ebenfalls ein entsprechender Filter.

Eine kleine aber nicht unerhebliche Verbesserung besteht darin, dass Microsoft den Domainnamen – also beispielsweise tecchannel.de – hervorhebt, so dass der Versuch eines Phishers fehlschlagen muss, über extralange URLs die tatsächliche Site zu verschleiern. Beim Löschen des Browser-Verlaufs kann der Benutzer nun festlegen, dass die Daten von Webseiten in den Favoriten nicht gelöscht werden.

Die immer wieder negativ auffallenden ActiveX-Controls bleiben auch im IE8 erhalten, werden aber noch stärker eingeschränkt. So kann beispielsweise nur die Site auf Controls zugreifen, die sie auch installiert hat. Bei anderen Sites erscheint die „Informationsleiste“, die sich in IE8 ohnehin deutlich häufiger bemerkbar macht als noch im IE7, und bittet den User um Interaktion. Damit soll unter anderem verhindert werden, dass Lücken in von Drittanbietern erstellten Controls einfach ausgenutzt werden können. Das war in der Vergangenheit beispielsweise bei Online-Malwarescannern der Fall.

Bildergalerie: Internet Explorer 8 Beta 2
Internet Explorer 8 Beta 2: Laut Microsoft kommen keine weiteren Features mehr hinzu.
Wenig Auswahl: Die Installation des IE8 verlangt dem Anwender nur wenig ab.
Augenfällig: Dass der Benutzer sich im "Private Browsing"-Modus befindet, ist deutlich zu erkennen.
Nicht ganz nachvollziehbar: Die Kriterien, die der IE8 zur Einstufung eines Elements heranzieht, sind nicht zwingend offensichtlich.
Wäre eine gute Basis: Anhand des "Privacy Report" könnte ein Anwender sehr gut festlegen, welche Elemente für ihn unerwünscht sind.
Passiert nur selten: Bei dieser Website liefert der IE8 gar keine Ausgabe.
Zum Glück: Mit dem Kompatibilitätsmodus, sieht die Seite aus wie vorher.
Nicht aktualisiert: Selbst Microsoft-Seiten nicht noch nicht komplett für den IE8 angepasst.
So ist es richtig: So sollte das Developer Network eigentlich aussehen.
Übersichtlich: Zusammengehörende Tabs sind farblich markiert.
Gruppen: Gruppierte Tabs lassen sich komfortabel auf einen Klick schließen.
Gründliche Suche: Das Autocomplete in der Adressleiste zieht auch die Favoriten, RSS-Feeds und den Verlauf in die Suche ein.
In Rente: Der alte modale Dialog für die Siche auf einer Webseite ist endlich passe.
Hell: Das Herausheben aller Fundstellen vereinfacht das Suchen erheblich.
Schlaue Suche: Wenn die Website das unterstützt, sieht das Suchergebnis so aus.
Schnell zur Karte: Der "Live Maps Accelerator" blendet gleich die gefundene Karte zur Adresse ein.
XING: Das Business-Netzwerk bietet einen Accelerator für Namen an - allerdings werden die Ergebnisse nur in einem neuen Tab angezeigt - nicht inline.
XING-Liste: Das neue Browser-Fenster mit den Ergebnissen ist automatisch mit dem vorherigen Fenster gruppiert.
Web-Slice: Kleine Bröckchen des Web lassen sich "abonnieren" und bei Veränderung erhält der Nutzer ein visuelles Feedback.
Galerie: In der entsprechenden Galerie sind alle verfügbaren Web-Slices aufgelistet.
Abonnieren: Über einen speziellen Tag lassen sich Web-Slices per Mausklick abonnieren.
Auch ohne IE: Der Internet Explorer muss nicht laufen, damit das System Web-Slices und RSS-Feeds überwacht.
Management: Addons lassen sich komfortabel und übersichtlich verwalten.
Praktisch: Beim Löschen des Verlaufs können Sie die Informationen zu Favoriten außen vor lassen.
Übersicht: Endlich kann man schnell feststellen, welche CSS-Klassen einen Einfluss haben - und welchen.
Wer war's? Welche Eigenschaften gelten endgültig und wer ist verantwortlich. Das sind häufige Fragen beim CSS-Design.
Boxmodell: Wie groß das Element ist und welche Rahmenbedingungen gelten, zeigt dieser Dialog.
Bemaßung: Hilfreich bei der Positionierung von Elementen.
Debug: Endlich lassen sich diese nervigen Javascript-Fehler beheben.

Private Browsing

Auf den ersten Blick scheinen Private Browsing und Private Blocking sehr spannende Features zu sein. Ersteres lässt sich durch den Aufruf des Menus „Safety / inPrivate Browsing“ aktivieren. Dazu öffnet der Browser eine neue Instanz von iexplore.exe. Damit ist eine weitere Hürde zwischen der normalen Browser-Sitzung und der privaten Sitzung geschaffen.

Augenfällig: Dass der Benutzer sich im "Private Browsing"-Modus befindet, ist deutlich zu erkennen.

Während der privaten Sitzung angefallene Cookies, temporäre Dateien Formulardaten und der Verlauf werden nach Beendigung der Session automatisch wieder gelöscht, so dass keine Spuren zurückbleiben. Während der Sitzung funktionieren Features wie Auto-Completion der Adressleiste und Suche im Verlauf natürlich.

Private Blocking

Ein zusätzlicher Bestandteil des Private Browsing ist das Private Blocking. Hierbei kann der IE8 beispielsweise Zugriffe auf Tracking-Pixel von anderen Seiten als der eigentlich aufgerufenen blockieren. Zunächst hatten manche Nutzer gehofft, man könnte damit auch einfach das Nachladen von Anzeigen auf Webseite blockieren.

Nicht ganz nachvollziehbar: Die Kriterien, die der IE8 zur Einstufung eines Elements heranzieht, sind nicht zwingend offensichtlich.

In der derzeitigen Ausprägung des Private Blocking geht das allerdings nicht so einfach, denn der IE8 lässt dem Benutzer wenig Optionen. So kann man beispielsweise nicht einfach festlegen, welche URLs blockiert werden sollen. Stattdessen analysiert der IE8 Webseiten, die während einer normalen Browser-Sitzung (also nicht beim Private Browsing) aufgerufen werden. Werden bestimmte Elemente über mehr als zehn verschiedene Websites hinweg genutzt (z.B. das IVW-Zählpixel von ivwbox.de), klassifiziert der IE8 diese als blockierbar. Und nur solche kann der Benutzer dann tatsächlich blockieren – und das auch nur innerhalb des Private Browsing.

Wäre eine gute Basis: Anhand des "Privacy Report" könnte ein Anwender sehr gut festlegen, welche Elemente für ihn unerwünscht sind.

Welche weiteren Kriterien der IE8 anwendet, um einen Abruf als blockierbar einzustufen, ist nicht bekannt. Es muss aber weitere Kriterien geben, ansonsten wäre die Liste erheblich länger. Dass man Sites nicht einfach aus dem „Privacy Report“ heraus als blockierbar markieren kann, ist in diesem Zusammenhang aus Nutzersicht unverständlich. Hier könnte man vermuten, dass Werbung eben nicht so einfach blockierbar sein soll.

Schneller und übersichtlicher surfen

Eine Reihe von Abkürzungen und Hilfen hat Microsoft in den neuen Internet Explorer eingebaut, die tatsächlich das Surfen vereinfachen. Die wichtigste Hilfe dürfte vorerst die „Kompatibilitäts-Ansicht“ sein. Hiermit kann der Benutzer festlegen, dass der IE8 sich genauso verhält wie der IE7 – bei manchen Seiten bekommt man nämlich andernfalls gar nichts zu sehen. Der Normalfall dürfte allerdings sein, dass die Seite nicht ganz so dargestellt wird wie gewohnt.

Passiert nur selten: Bei dieser Website liefert der IE8 gar keine Ausgabe.
Zum Glück: Mit dem Kompatibilitätsmodus, sieht die Seite aus wie vorher.

Der IE7 sucht im Browserverlauf nach passenden URLs, sobald der Benutzer in der Adressleiste tippt. Allerdings sind beim IE7 die Suchkriterien sehr eng gefasst – der Nutzer muss also www.tecc tippen, damit www.tecchannel.de aus der History gefunden wird. Beim IE8 reicht auch tec, damit www.tecchannel.de als Ergebnis angezeigt wird. Zudem sucht er auch in den Favoriten und RSS-Feeds und zwar jeweils in im Titel und der URL.

Gründliche Suche: Das Autocomplete in der Adressleiste zieht auch die Favoriten, RSS-Feeds und den Verlauf in die Suche ein.

Tabs, die miteinander in Zusammenhang stehen, werden nun farblich markiert, so dass der Benutzer gleich im Blick hat, welche Reiter zusammengehören. Alle Reiter einer Gruppe lassen sich zudem auf einen Schlag schließen.

Übersichtlich: Zusammengehörende Tabs sind farblich markiert.

Endlich hat Microsoft den „Finden“-Dialog in Rente geschickt. Anstatt ein modales Fenster zu öffnen, arbeitet der IE jetzt wie der Firefox. Man gibt den Suchbegriff in eine Suchbox ein und kann komfortabel auf einer Seite suchen. Zudem markiert der IE alle Fundstellen farblich.

In Rente: Der alte modale Dialog für die Siche auf einer Webseite ist endlich passe.

Accelerator und Web-Slices

Ein so genannter Accelerator soll eine häufig auftretende Arbeitsweise im Web beschleunigen. Sehr oft findet man beispielsweise auf einer Webseite einen unbekannten Begriff, den man dann in Wikipedia nachschlagen will. Bis dato hieß das

Ein Accelerator verkürzt das enorm. Man muss nur noch das Wort markieren und den Accelerator auswählen. Je nach Art des Accelerators öffnet sich ein neues Browser-Tab (das natürlich entsprechend gruppiert wird) oder man erhält sogar ein einem kleinen Fenster die Antwort angezeigt. Bei Adressen zeigt der Live-Maps-Accelerator beispielsweise sofort ein kleines Kartenfenster.

Schnell zur Karte: Der "Live Maps Accelerator" blendet gleich die gefundene Karte zur Adresse ein.

Beschleuniger sind für eine Reihe von Diensten verfügbar, etwa Suche nach Auktionen auf Ebay, Verschicken von Mails oder Bloggen via Windows Live, Suche in Wikipedia, Google, Windows Live Search oder Übersetzen des markierten Textes.

RSS-Feeds enthalten mehr oder weniger eine Liste mit Beiträgen auf einer Website, beispielsweise alle News. Taucht ein neuer Beitrag im Feed auf, zeigt der RSS-Reader das an. Web-Slices dagegen beobachten nicht einen Feed sondern ein Element einer Webseite, beispielsweise den aktuellen Preis bei einer Auktion. Ändert sich dieses Element, gibt der IE8 einen visuellen Hinweis.

Web-Slice: Kleine Bröckchen des Web lassen sich "abonnieren" und bei Veränderung erhält der Nutzer ein visuelles Feedback.

Developer Tools

Lange Zeit war das Entwickeln von Web-Designs für den Internet Explorer eine ziemliche Qual. HTML und CSS bearbeiten, speichern und per Internet Explorer überprüfen, und dann das Ganze wieder von vorne. Ähnliches bei Javascript – ein vernünftiges Debugging-Tool gab es höchstens als Bestandteil von Visual Studio oder (gut versteckt) bei Office 2003. Mit dem Firefox und den entsprechenden Addons wie der Web Developer Toolbar und Firebug dagegen hatten Designer und Entwickler komfortable Tools zur Hand.

Übersicht: Endlich kann man schnell feststellen, welche CSS-Klassen einen Einfluss haben - und welchen.

Das hat sich mit den Internet Explorer Developer Tools nun hoffentlich erledigt. Microsoft hat sich viele Funktionen anderer Debug- und Developertools für den Firefox abgeschaut und diese teilweise sogar verbessert. So ist nun ein Leichtes festzustellen, wieso ein bestimmter CSS-Stil nicht oder nicht so wie gedacht angewendet wird. Grund könnte beispielsweise sein, dass er über eine andere Regel überschrieben wird.

Mit einem Mausklick kann man nun Stile abschalten und sieht sofort das Ergebnis. Per „Trace Style“ erhält man eine Liste der Attribute und sieht auf einen Blick, von welcher Definition die letztgültig angewandte Regel stammt.

Debug: Endlich lassen sich diese nervigen Javascript-Fehler beheben.

Auch das Debuggen von Javascripts ist mit dem Tool jetzt problemlos möglich. Man kann Haltepunkte setzen, schrittweise durch den Code gehen und endlich diesen Fehlern auf den Grund gehen, die bis dato immer nur ein kleines Icon in der Statusleiste erzeugt haben oder eine kurze Meldung des Browsers. (mha)