Zusammen mit Windows 8 führt Microsoft auch den Internet Explorer 10 offiziell ein. Dieser wird nicht nur für das neue Betriebssystem verfügbar sein, auch Nutzer von Windows 7 werden eine Version erhalten. Wer dagegen noch auf Windows XP oder Windows Vista setzt, geht leer aus. Diese Systeme bleiben maximal beim IE8 beziehungsweise Internet Explorer 9.
Optisch unterscheidet sich der Internet Explorer 10 kaum vom IE9. Unter der Haube gibt es allerdings einige Neuerungen, darunter eine ganze Reihe von Webtechniken. Diese umfassen unter anderem:
HTML5 (darunter Asynchronous Script Execution, AppCache API, Drag-and-Drop APIs, Rechtschreibüberprüfung oder WebSockets)
Cascading Style Sheets, Level 3 (Advanced Layout, visuelle Effekte, Panning und Zooming)
Document Object Model
Indexed Database API
Scalable Vector Graphics (SVG, filters)
Microsoft hat eine ganze Reihe von Tests veröffentlicht, mit denen die neuen Funktionen ausprobiert werden können. Wie bereits beim Vorgänger sammelt der Konzern diese auf der Testdrive-Seite. Zusätzlich zum neuen Browser liefert Microsoft eine neue Version des Internet Explorer Administration Kit. Dieses liefert IT-Profis verschiedene Werkzeuge, mit denen sich der IE10 innerhalb eines Unternehmens ausrollen, anpassen und verwalten lässt (siehe auch IEAK - Internet Explorer 9 optimal installieren und anpassen).
Aktuell kann man den IE10 nur auf Windows 8 ausprobieren. Spätestens mit dem offiziellen Starttermin von Windows 8 dürfte Microsoft aber auch den Veröffentlichungstermin des IE10 für Windows 7 bekannt geben.
Gruppenrichtlinien im IE10
Microsoft integriert eine ganze Reihe von neuen Gruppenrichtlinien in den Internet Explorer 10. Der Großteil davon ist in allen Versionen des IE 10 enthalten, einige setzen allerdings spezifisch Windows 8 voraus. Microsoft listet alle neuen Gruppenrichtlinien auf dieser Webseite auf.
Administratoren können wie gehabt einen Großteil der Funktionen des Browsers anpassen oder beeinflussen. Ein paar praktische Beispiele dafür sind etwa das Verbieten von automatischen Updates, die Steuerung der von ActiveX oder die Entscheidung, ob der Browser Informationen an verknüpfte Online-Dienste schicken darf, Webseiten als Tiles im Metro-Menü öffnet oder standardmäßig die Do-Not-Track-Option nutzt.
Dazu ändern sich auch einige der bisherigen Gruppenrichtlinien mit dem neuen Browser. Das liegt vor allem daran, dass Microsoft eigentlich zwei verschiedene Internet Explorer im neuen Betriebssystem installiert. Der Internet Explorer 10 bezieht sich auf die Browser-Variante, die auf dem Windows Desktop läuft, während sich die Bezeichnung "Internet Explorer" auf die Integration innerhalb der Metro-Oberfläche bezieht.
Eine weitere Neuerung ist die tiefe Integration von Adobe Flash. Microsoft liefert eine eigene Variante des Plug-Ins für den IE mit. Da es hier in der Vergangenheit zu Sicherheitslücken und diversen Attacken kam, integriert Microsoft verschiedene Gruppenrichtlinien zur Steuerung des Plug-ins. Mithilfe dieser Funktionen können Admins Flash komplett abschalten oder Add-Ons deaktivieren und nur spezielle Add-Ons auf einer Whitelist ausführen.
Unterschiede der Windows-UI-App
Der Browser in der Metro-Oberfläche, die von Microsoft in Windows-UI umbenannt wurde, setzt auf die gleiche technische Grundlage wie der Desktop-Browser, unterscheidet sich aber optisch deutlich von der Desktop-Variante. So ist beispielsweise die Eingabeleiste am unteren Ende platziert, und die offenen Tabs werden als Miniaturansicht im oberen Bereich des Browsers angezeigt.
Der Metro-Browser weist noch einen weiteren Unterschied auf: Diese Variante unterstützt keine Plug-Ins und Add-Ons. Einzige Ausnahme ist Adobe Flash: Über die von Microsoft integrierte Erweiterung lassen sich diese Inhalte normalerweise ausführen. Normalerweise deswegen, weil Microsoft eine Whitelist von Webseiten führt. Nur Seiten auf dieser Liste können Flash-Inhalte innerhalb der Metro-Oberfläche ausführen.
Eine neue Technik, die vor allem auf Touch-basierten Geräten zum Einsatz kommen dürfte, ist Flip Ahead. Microsoft will damit das Lesen längerer Beiträge erleichtern. Ist die Funktion aktiviert, lädt der IE automatisch die nächste Seite eines Beitrags. Wischt man nun von links nach rechts, "flippt" der Browser ohne merkbare Ladezeit auf die folgende Webseite. Die Funktion ist standardmäßig deaktiviert, sie lässt sich aber über die Einstellungen des Metro-IE aktivieren.
Fazit
Der Internet Explorer 10 führt die Neuerungen des IE9 weiter und verbessert diese vor allem unter der Haube. Administratoren profitieren von den neuen Gruppenrichtlinien, können sie damit doch den Browser gezielt steuern und besser an ihre Umgebung anpassen als die Konkurrenten. In HTML-Benchmarks schneidet der IE10 bereits gut ab, und auch mit der abgespeckten Metro-Oberfläche kann man gut arbeiten und surfen.
Allerdings wird es für Microsoft nun Zeit, den Internet Explorer 10 auch optisch aufzufrischen. Denn installiert man etwa eine externe Browser-Erweiterung wie LastPass, muss dafür eine komplette Toolbar aktiviert werden. Das ist weder zeitgemäß, noch sieht es wirklich gut aus. Auch wenn man tiefer in die Optionen des Browser einsteigt, landet man bald in dem unabsichtlichen Untermenü, das mindestens seit Version 7 Teil des Browsers ist.
Ein weiterer verbesserungsbedürftiger Bereich sind die Tracking-Protection-Listen. Diese sind noch immer ein guter Ansatz, allerdings fehlt eine intuitive Möglichkeit, mit der man die Daten selbst erstellen oder anpassen kann. So wäre etwa ein zusätzliches Programm praktisch, das eine Webeite lädt und die verschiedenen Bereiche markiert, die von externen Seiten geladen werden. Anschließend könnten Nutzer genau definieren, welche Bereiche auf Listen gesetzt werden. Dennoch ist der IE10 eine gute Weiterentwicklung, mit der Microsoft einige Schnitzer von Browsern wie dem IE6 ausgleichen kann. (mje)