Intels neue 945er-Business-Plattform im Detail

30.05.2005 von Bernhard  Haluschak
Der Intel-Chipsatz 945P/G soll im Business-Umfeld für frischen Wind sorgen. Wir erläutern, mit welchen neuen Features die Plattform aufwartet und welchen Nutzen sie dem Anwender bringt.

Intel hat den 915P/G-Chipsatz überarbeitet und daraus den neuen 945P/G-Chipsatz, Codename "Lakeport", kreiert. Neben einem schnelleren Frontside-Bus und Speichersupport unterzog der Hersteller auch den integrierten Grafik-Core der G-Chipsatz-Version einem Facelifting. So soll der Graphics Media Accelerator 950 jetzt für genügend 3D-Power sorgen. Zusätzlich stellt Intel für die Peripherie einen neuen I/O-Controller-Chip zur Verfügung. Mit erweiterter RAID-Funktionalität und leistungsstärkeren SATA-Interfaces soll die 945-Plattform für zukünftige Anwendungen gewappnet sein.

Der Chipsatzhersteller adressiert mit dem 945P/G-Chipsatz in erster Line den Business-Bereich. Hierfür hat Intel das "Stable Image Platform Program" parat. Es beinhaltet einheitliche Treiber sowohl für Desktop-PC als auch für Notebooks, so dass dadurch die Administration dieser Geräte vereinfacht wird. Darüber hinaus bietet die Plattform optional die "Intel Active Management Technologie". Diese hilft per Netzwerkzugriff bei der Wartung und Fehlerdiagnose des PCs.

In unserem Artikel stellen wir den 945P/G- und den 955X-Chipsatz detailliert vor. Einen Test der für diese Chipsätze vorgesehenen Single- und Dual-Core-Prozessoren finden Sie in unserem Beitrag Test: Intels neue Mainstream-Dual-Core-CPU Pentium D.

Intel 945P/G

Intels neue 945-Express-Chipsatzfamilie mit LGA775-Sockel und DDR2-Unterstützung, Codename "Lakeport", soll langfristig die 915-Modelle ablösen. Intel adressiert mit dem Lakeport speziell den Business-Bereich und bietet ihn in den Varianten 945P und 945G an.

Technisch gesehen ist der 945-Chipsatz ein "abgespeckter" 955X-Chipsatz. Die entscheidenden Unterschiede zum Highend-Chipsatz 955X liegen im Verzicht auf die Optimierung der Speicherzugriffe (IMPT) sowie im fehlenden ECC-Support des Speichers. Der Dual-Channel-Speicher-Controller kann bis zu 4 GByte DDR2-667-SDRAM ansprechen, dabei stehen ihm je zwei DIMM-Sockel pro Kanal zur Verfügung. Alle Versionen des 945-Chipsatzes unterstützen die Flex-Memory-Technologie und verfügen über einen bis zu 1066 MHz schnellen FSB.

Im Gegensatz zum 945P- besitzt der 945G-Chipsatz einen integrierten Grafik-Core. Intel nennt ihn "Graphics Media Accelerator 950". Zur Standardausstattung der 945-Familie zählt die Unterstützung der Hyper-Threading-Technologie und das obligatorische PCI-Express-x16-Interface. Um einen Flachbildschirm und ein TV-Gerät an die integrierte Grafik-Hardware anzuschließen, bietet Intel eine so genannte Media-Expansion-Karte an, die im PCI-Express-x16-Slot eingesteckt wird. Als Chip-Interconnect zwischen MCH und ICH7 verwendet Intel wie beim 955X die 2 GByte/s schnelle DMI-Technologie.

Intel 955X

Intel adressiert mit dem 955X-Express-Chipsatz alias "Glenwood" das Performance-Segment. Bei einem 1000er Stückpreis von 50 US-Dollar kostet der Chipsatz so viel wie die Vorgänger 925X/XE. Der 955X Express unterstützt LGA775-CPUs mit 800 oder 1066 MHz schnellem Prozessorbus. Sein Dual-Channel-Speicher-Controller erlaubt DDR2-DIMMs mit 533 und 667 MHz Taktfrequenz - wahlweise mit ECC. Insgesamt kann der 955X Express 8 GByte Arbeitsspeicher adressieren.

Mit dem Dual-Channel-DDR2-667-Speicher ermöglicht der Memory Controller Hub MCH des 955X Express eine theoretische Speicherbandbreite von 10,6 GByte/s. Werden 533er Module verwendet, sind es maximal 7,95 GByte/s. Intels Memory Pipeline Technology (IMPT) soll bei beiden Speicherkonfigurationen die Latenzzeiten zwischen dem Speicher und der CPU reduzieren. Für die Grafikkarte bietet der 955X Express eine PCI-Express-x16-Schnittstelle.

Den Chip-to-Chip-Interconnect zwischen MCH und ICH übernimmt das Direct Media Interface (DMI). DMI ist vergleichbar mit einer PCI-Express-x4-Schnittstelle. Allerdings setzt Intel auf ein proprietäres Übertragungsprotokoll. Die vier dualen, unidirektionalen Lanes erreichen eine rechnerische Bandbreite von 1,0 GByte/s (Basis 1000) pro Richtung. Intel verwendete DMI bereits bei den 915/925er Chipsätzen.

Intel ICH7

Für die I/O-Aufgaben steht dem 945/955er Chipsätzen der neue ICH7/R mit der Bezeichnung 82801GB/R zur Verfügung. Dieser besitzt wie der MCH ein DMI-Interface, über das der Datenaustausch zwischen den Bausteinen mit einer Bandbreite von 2 GByte/s stattfindet.

Der ICH7 verfügt über sechs Busmaster-fähige PCI-2.3-Slots und über acht Highspeed-USB-2.0-Ports. Zusätzlich verwaltet der Peripheriebaustein vier PCI-Express-x1-Schnittstellen, in der ICH7R-Version sogar maximal sechs. Allerdings werden in der Praxis nicht alle als Slots rausgeführt, da der Chip einige Express-Schnittstellen für Onboard-Erweiterungen nutzt.

Gegenüber dem Vorgänger ICH6 beherrschen die vier integrierten Serial-ATA-Ports eine Bandbreite von je 300 MByte/s - statt 150 MByte/s (jeweils 1000er Basis). Ein Standard-IDE-Interface steht für den Anschluss von zwei Ultra-ATA/100-Laufwerken zur Verfügung. Die ICH7R-Version erlaubt den Serial-ATA-Festplatten den Betrieb im RAID0-, RAID1-, RAID5- oder RAID-10-Modus. Darüber hinaus unterstützt der Baustein einen speziellen Matrix-RAID-Modus im Zwei-Festplatten-Betrieb. Native Command Queuing inklusive Native Hotplug zählt ebenfalls zu den Features des ICH7R. Zusammenfassend bezeichnet Intel diese Funktionen als Matrix-Storage-Technologie.

Die Sound-Ausgabe übernimmt ein High-Definition-Audio-Controller. Über einen entsprechenden externen Codec lassen sich Multi-Channel-Audio-Streams nach dem neuen HD-Standard erzeugen und im Multistream-Modus verarbeiten.

Zusätzlich erweitern ein SMBus-2.0-Interface und ein Gbit-LAN-Controller den Funktionsumfang des ICH7. Letzterer benötigt für die vollwertige 10/100-Mbit-Ethernet-Funktionalität einen externen PHY-Baustein. Die Kontrolle von Seriell-, Parallel- und Midi-Ports sowie Joystick, Tastatur und Floppy-Disk übernimmt ein LPC-Bus-I/O-Chip, der über ein LPC-Interface (Low Pin Count) mit dem ICH7-Baustein verbunden wird.

Intel-Chipsätze im Vergleich

In der folgenden Tabelle finden Sie alle wichtigen Intel-Chipsätze für Performance- und Mainstream-PCs im Feature-Vergleich aufgelistet.

Features

945P/G

955X

925X/XE

915P/G

Prozessor (empfohlen)

Pentium 4, Pentium D

Pentium 4 Extreme Edition

Pentium 4, Pentium 4 Extreme Edition

Pentium 4

FSB [MHz]

1066, 800, 533

1066, 800

800/1066, 800

800/533

Hyper- Threading

ja

ja

ja

ja

Speichersockel

2 DIMMs x 2 Kanäle

2 DIMMs x 2 Kanäle

2 DIMMs x 2 Kanäle

2 DIMMs x 2 Kanäle

Max. Speicher

4 GByte

8 GByte

4 GByte

4 GByte

Memory Acceleration Technology

nein

ja

ja

nein

Speichertyp

DDR2-667/533/400

DDR2-667/533

DDR2-533/400

DDR2-533/400 DDR400/333

FSB/Speichersupport

667, 533, 400

667, 533

800/DDR2-533 800/DDR2-400 / 1066/DDR2-533 1066/DDR2-400 800/DDR2-533 800/DDR2-400

800/DDR2-533 800/DDR2-400 800/DDR400 533/DDR400 533/DDR333

ECC/Parity

nein

ja

ja

nein

Integrierte Grafik

nein/Intel Graphics Media Accelerator 950

nein

nein

nein/Intel Graphics Media Accelerator 900

Grafikschnittstelle

PCI Express x16

PCI Express x16

PCI Express x16

PCI Express x16

PCI Express

4 x1 (1 x4), ICH7R: 6 x1

4 x1 (1 x4), ICH7R: 6 x1

4 x1

4 x1

PCI-Busmaster

6

6

6

6

USB-Ports

8 x USB 2.0

8 x USB 2.0

8 x USB 2.0

8 x USB 2.0

IDE/ATA- Support

1 x PATA 100, 4 x SATA 300

1 x PATA 100, 4 x SATA 300

1 x PATA 100, 4 x SATA 150

1 x PATA 100, 4 x SATA 150

LAN MAC/PNA

ja

ja

ja

ja

Audio

HD Audio 24 Bit 192 KHz, AC97 2.3 Audio

HD Audio 24 Bit 192 KHz, AC97 2.3 Audio

HD Audio 24 Bit 192 KHz, AC97 2.3 Audio

HD Audio 24 Bit 192 KHz, AC97 2.3 Audio

ICH-Support

ICH7, R

ICH7, R

ICH6, R, W, RW

ICH6, R, W, RW

Northbridge

82945P/G

82955X

NG82925X/XE

NG82915P/G

Northbridge- Bauform

1202 FCBGA

1202 FCBGA

1210 FCBGA3

1210 FCBGA3

Southbridge

FW82801GB/R

FW82801GB/R

FW82801FB/R/W/RW

FW82801FB/ R/W/RW

Southbridge- Bauform

652 mBGA

652 mBGA

609 mBGA

609 mBGA

Graphics Media Accelerator 950

Im Gegensatz zum 955X und 945P besitzt der 945G-Chipsatz einen integrierten Grafik-Core im GMCH-Baustein. Intel bezeichnet ihn als "Graphics Media Accelerator 950". Die Anbindung im GMCH erfolgt über einen PCI-Express-x1-Datenpfad.

Der GMA950 unterstützt Hardware-Beschleunigung unter DirectX9 und OpenGL 1.4 und besitzt wie sein Vorgänger GMA 900 über vier Pixel-Pipelines. Allerdings beschleunigte Intel den Core von 333 auf 400 MHz. Somit erreicht die Grafik-Hardware eine Füllrate von bis zu 1,6 GTexel/s. Der GMA900 musste sich mit 1,3 GTexel/s begnügen. Darüber hinaus unterstützt der Grafik-Core das Pixel-Shader-Modell Version 2.0 in Hardware und Vertex Shader 3.0 in Software sowie Shadow Maps, Volumetric Textures, Slope Scale Depth Bias und Two-Sided Stencil.

Die GMA-950-Grafik verfügt durch den DDR2-667-Speicher über eine Speicherbandbreite von 9,93 GByte/s gegenüber GMA900 (DDR2-533) mit 7,95 GByte/s (Basis 1024). Der Grafikbeschleuniger greift über eine Shared-Memory-Architektur dynamisch auf den Arbeitsspeicher des PCs zu. Intel nennt dieses Verfahren "Dynamic Video Memory Technology". Der Grafiktreiber weist der Anwendung je nach Speicherbedarf bis zu 192 MByte zu. Laut Intel soll der GMA 950 gegenüber dem Vorgänger die doppelte Performance erreichen.

Zusätzlich unterstützt die interne Grafik-Engine einen unabhängigen Dual-Display-Betrieb und die HDTV-Formate1080i und 720p sowie das 16:9-Breitbandformat. Um einen zweiten Flachbildschirm oder ein TV-Gerät an die integrierte Grafik-Hardware anzuschließen sowie PVR-Funktionalität zu ermöglichen, bietet Intel ADD2-Erweiterungskarten an, die im PCI-Express-x16-Slot eingesteckt werden. Je nach Ausführung stellt diese Steckkarte die entsprechende Schnittstelle zur Verfügung. Die korrekte Einstellung der Auflösung der angeschlossenen Displays erfolgt automatisch per so genanntem Dynamic Display Detect. Die maximale VGA-Auflösung beträgt 2048 x 1536 Bildpunkte.

Intel Active-Management-Technologie

Für Bürocomputer entwickelte Intel die "Active-Management-Technologie". Die Basis bildet der von Intel entwickelte Gbit-Netzwerk-Controller PRO/1000 PM. Dieser ist mit einer speziellen Firmware und einem externen Flash-Speicher ausgestattet, die es ermöglichen, jeden damit ausgestatteten Rechner in einem Netzwerk zu überwachen und zu warten, auch wenn dieser außer Betreib ist oder seine Festplatte defekt beziehungsweise das Betriebssystem abgestürzt ist. Zusätzlich lassen sich unabhängig vom Zustand des Computers jederzeit eine Fehlerdiagnose betreiben, Sicherheits-Patches installieren oder entsprechende Inventarlisten erstellen.

Der optionale Netzwerk-Onboard-Controller wird über die Hilfsspannung des Netzteils ständig mit Energie versorgt, so dass er autark arbeiten kann. Mit einer speziellen Management-Software, wie sie zum Beispiel LANDesk mit der LANDesk-Suite anbietet, lassen sich per Fernzugriff alle relevanten Daten des PCs über die Netzwerkschnittstelle auslesen.

Fazit

Wirklich neue technische Innovationen bringt die 945P/G-Plattform nicht. Allerdings wurde sie im Vergleich zum 915-Vorgänger vielfältig überarbeitet. So unterstützt der 945P/G-Chipsatz Prozessoren mit 1066-MHz-FSB und Speichermodule bis DDR2-667. Auch die überarbeitete integrierte Grafik-Engine dürfte mit dem 400 MHz schnellen Core-Takt und der Speicheranbindung zu DDR2-667 einen deutlichen Performance-Sprung zeigen.

Das Storage-System des neuen I/O-Controllers ICH7/R wurde renoviert. So arbeiten die SATA-Ports mit einer Geschwindigkeit von 300 MByte/s doppelt so schnell wie beim ICH6/R. Zusätzlich bietet die neue RAID-5-Funktion mehr Datensicherheit. Weitere Vorteile für den Einsatz der 945-Plattform im Office-Bereich verspricht Intel durch das Stable Image Platform Program und die Active-Management-Technologie.

Wer jetzt auf ein Mainboard mit 945-Chipsatz umsteigen will, sollte darauf achten, ob er die neuen Features wirklich braucht oder zukünftig nutzen will. Je nach Ausstattung kosten die Mainboards etwa 175 Euro. Die Vorgänger mit 915-Chipsatz sind rund 20 Euro billiger. (hal)