Intelligenter Switch

11.10.2002
Einen anderen Weg als seine Mitbewerber geht Symbol Technologies bei funkgestützten lokalen Netzen. Die Firma entwickelte mit "Mobius Wireless System" einen Ansatz, der die Kosten drastisch senken soll. Im Gegensatz zu klassischen WLANs ist die "Intelligenz", sprich Kontroll- und Managementfunktionen, nicht im Access Point untergebracht, sondern in einem Switch.

Von: Bernd Reder

Ein klassisches Wireless LAN, das auf Standards wie IEEE 802.11b oder 802.11a aufsetzt, besteht aus zwei Komponenten: zum einen den Funkadapterkarten in den mobilen oder fest installierten Rechnern, Druckern oder digitalen Assistenten (PDA), zum anderen aus den Zugangsknoten. Diese Access Points dienen als Bindeglied zwischen den Funkadaptern und dem drahtgebundenen Netz. Die Verbindung erfolgt auf der MAC-Ebene (Media Access Control). Weitere Aufgaben der Zugangsknoten sind die Verschlüsselung der Daten, etwa mittels Wired Equivalent Privacy (WEP), Temporal Key Integrity Protocol (TKIP) oder herstellerspezifischen Techniken. Hinzu kommen Funktionen im Zusammenhang mit der Übertragung der Funksignale, die auf der physikalischen Schicht (PHY) angesiedelt sind, außerdem das Management der Stationen in einem Wireless LAN.

Die Vielzahl der Aufgaben, die ein Access Point erfüllen muss, hat Auswirkungen auf dessen Aufbau und die Kosten. Dies gilt vor allem für Dual-Band-Systeme, die so gut wie alle führenden Anbieter in ihr Portfolio aufgenommen haben. Diese Geräte unterstützen neben dem vorherrschenden WLAN-Standard IEEE 802.11b auch 5-GHz-Netze mit Datenraten bis 54 MBit/s gemäß der Norm IEEE 802.11a oder lassen sich zumindest auf die neuen Wireless-LAN-Techniken aufrüsten. Das schlägt sich allerdings im Preis nieder: Der Access Point "Aironet 1200" von Cisco beispielsweise kostet rund 1000 Dollar, der AP 2000 von Proxim an die 900 Dollar.

Intelligenter Switch und dumme Zugangsknoten

Einen völlig anderen Ansatz stellte nun Symbol Technologies vor. Statt auf hoch gerüstete Access Points setzt das Unternehmen auf eine WLAN-Struktur mit einem zentralen Wireless Switch und "dummen" Zugangsknoten - in der Nomenklatur von Symbol "Access Ports". Der "Axon"-Switch stellt alle Funktionen eines normalen Layer-2/4-Switches bereit, darunter das Priorisieren von Daten nach IEEE 802.1p, 802.1q (Quality of Service) und Differentiated Services (Diffserv). "Wir haben außerdem Unterstützung für Virtuelle LANs, Load Balancing und Paketfilter-Funktionen eingebaut", so Ray Martino, Vice President der Netzwerksparte bei Symbol, "zudem ein Netzwerkmanagement, das es dem Administrator erlaubt, Policies zu definieren, die zeitkritischen Verkehrsarten Vorrang vor anderen einräumen." Speziell diese Eigenschaften sind für neue Anwendungsfelder im WLAN-Umfeld entscheidend, beispielsweise das Telefonieren über Funknetze (Voice over IP over Wireless LAN).

Der "Mobius Axon Wireless Switch" steht in Versionen mit 6, 12, 24 und 30 Ports zur Verfügung. Damit lassen sich bis zu 30 WLAN-Access-Points ansteuern, die für die beiden Standards IEEE 802.11b (11 MBit/s) oder 802.11a (54 MBit/s) ausgelegt sind. Als Betriebssystem setzt Symbol "Lynx" ein, das auf Linux basiert. In den Kernel eingebettet sind WLAN-typische Applikationen, etwa für den Transfer von Paketen vom Funknetz zu kabelgestützten lokalen Netzen und Virtuellen LANs oder für das Sammeln statistischer Daten über den WLAN-Verkehr. In das kabelgestützte LAN wird der Mobius Axon über zwei 10/100-Ethernet-Anschlüsse eingebunden. Er lässt sich jedoch auch auf Gigabit-Ethernet aufrüsten.

Die Access-Ports sind bei Mobius im Prinzip Netzwerkadapter, in die keine aufwändigen Management- und Kontrollmechanismen integriert sind. Die Sicherheitsfunktionen, etwa das Verschlüsseln der Datenpakete, sowie das Netzwerkmanagement hat Symbol auf dem Wireless Switch konzentriert. Der Zugangsknoten dient damit nur als Bridge, die Datenpakete mithilfe einer 3,5-dBi-Antenne über die Luftschnittstelle an die Stationen im Funknetz weitergibt. Der Switch identifiziert automatisch die Access Ports im Netz und ermöglicht es dem Netzwerkverwalter, diese von einer zentralen Stelle aus zu konfigurieren. Die Zugangsknoten benötigen keine eigene IP-Adresse.

Mit Strom werden die Access Ports mittels "Power over Ethernet" (POE) versorgt. Neben dem Standard IEEE 802.3af unterstützen die Systeme auch die proprietären Verfahren von Cisco und Symbol. Die Stromversorgung über das Datenkabel ist deshalb wichtig, weil dort, wo Access Points installiert werden müssen, nicht immer ein Stromkabel in Reichweite ist. Mit 250 Dollar sind Symbols Access Ports deutlich preisgünstiger als klassische Access Points. Bei Lösung kommt allerdings noch der Preis für den Switch hinzu, der sich je nach Version zwischen 2900 Dollar für die Version mit sechs Ports und 6200 Dollar für das 30-Port-Gerät bewegt. Dennoch, so Ray Martino, rechne sich "Mobius" für Betreiber von großen Wireless LANs sowie von Hotspots oder anderen öffentlich zugänglichen Funknetzen: Das System lasse sich einfacher erweitern und die Unterhaltskosten seien niedriger.

Ein Kernproblem klassischer WLANs liegt Martino zufolge darin, dass die Hersteller in der Vergangenheit ständig neue Generationen von Geräten auf den Markt brachten. Für den Anwender bedeutet dies, dass er stets seine Infrastruktur nachrüsten musste, wenn er neue Funktionen nutzen wollte. Dank "Mobius" sollen diese Zeiten passé sein: "Neue Features werden zentral auf dem Switch installiert. Es ist somit nicht notwendig, jeden einzelnen Access-Point aufzurüsten", so Ray Martino.

Eine Schwachstelle des Mobius-Konzepts ist allerdings, dass mit dem Switch ein "Single Point of Failure" vorhanden ist. Wer diesen ausmerzen möchte, wird nicht umhin kommen, eine redundante Infrastruktur aufzubauen, also mehrere Switches einzusetzen. Das gilt vor allem für Anbieter von Wireless-LAN-Diensten an Hotspots, die sich Ausfälle des Netzes nicht leisten können, aber auch Anwender wie etwa Krankenhäuser, die Patientendaten über Funknetze transferieren.

Auf der anderen Seite erlaubt "Mobius" neuartige Applikationen, etwa das Telefonieren über Wireless LANs. Die Grundlage dafür sind die Quality-of-Service-Funktionen, die im Switch integriert sind.