Intel 2000: Alle Desktop-CPUs

21.02.2000 von NICO ERNST 
Die tecChannel-Roadmap für das nächste Jahr reicht vom Celeron bis zum Pentium IV. Im September 2000 will Intel die 1-GHz-Schranke durchbrechen, ein Celeron II steht an, der Pentium III wandert in den Sockel und in Design-PCs.

Prozessor-Primus Intel hat ein schweres Jahr hinter sich. Nach dem Ausstieg aus dem Geschäft mit Grafikkarten kam der zur Zukunftstechnologie erkorene Rambus einfach nicht ins Laufen. Nach mehrfachen Verspätungen macht den Kaliforniern jetzt zu schaffen, dass die DRDRAM-Module kaum zu bezahlen sind und einige RAM-Hersteller ihre Unterstützung zurückgefahren haben. Wer Rambus wirklich braucht, ist auch nach ersten Tests nicht klar.

Intel muß der immer stärker werdenden Konkurrenz durch AMD und VIA Paroli bieten. Dazu werden seit Dezember ständig Termine nach vorne gezogen - zwar sind die jeweils schnellsten CPUs nur schlecht lieferbar, aber auf dem Papier hat AMD nur immer einige Wochen die Nase in puncto Taktfrequenz vorn.

CPU-Trends

Neben den klassischen und immer schnelleren Desktop-Prozessoren für den Slot 1 zeichnen sich drei Trends klar ab:

Die Angaben in der folgenden Grafik stammen zum größten Teil aus inoffiziellen Quellen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Diese Vorhersage von Intels Desktop-Prozessoren wurde dennoch mit größter Sorgfalt zusammengetragen. Und so sieht Intels 2000er-Kollektion im Überblick aus:

Die technische Evolution der einzelnen Prozessorfamilien wird im nächsten Abschnitt erläutert.

Pentium III - zurück in den Sockel

Bis April hofft Intel das ursprüngliche Katmai-Design vollständig durch den Coppermine-Kern ersetzt zu haben. Für den Mai ist noch eine Super-Lowcost-Ausgabe des Pentium III/Katmai mit 550 MHz für den Massenmarkt geplant.

Der Katmai-Kern mit 0,25 Mikron Strukturbreite ist ohne aufwendige Kühlung nicht höher als 600 MHz zu takten, außerdem groß und damit teuer. Der kleinere Coppermine Core mit 0,18 Mikron hat den Cache von 256 KByte auf der Chipfläche, was die Herstellung verbilligt. Damit lässt sich die Performance eines Pentium III auch in den Sockel 370 stecken. So hat Intel die FC-PGA-Versionen des Pentium III seit Januar auf den gleichen Takt wie die Slot-Varianten gebracht. Von 500 bis 850 MHz ist der PIII vorerst in beiden Bauformen zu haben.

Da Intel an PC-Hersteller und Distributoren schon ab Februar mehr Sockel-CPUs als Slot-1-Modelle verkaufen will, dürfte der Slot 1 bis Mitte des Jahres aussterben. Ein weiteres Indiz ist das Fehlen der Modelle mit 900 und 950 MHz auf der Roadmap: Der Pentium III mit 850 MHz dürfte das letzte Modell sein, das in einem Mainboard mit BX-Chipsatz funktioniert. Alle schnelleren Intel-CPUs brauchen statt der 100 MHz des BX 133 MHz Takt auf dem FSB - und damit ein neues Board. Im vierten Quartal schliesslich will Intel nur noch CPUs mit 133-MHz-FSB ausliefern.

Ganze 1000 MHz will Intel bis September 2000 aus der Kupfermine schürfen - im November 1999 waren noch maximal 933 MHz geplant. Die vorgezogene Markteinführung der Modelle von 750 bis 866 MHz hat die Planung durcheinander gebracht.

Bereits der ursprünglich nicht geplante 600-MHz-Katmai hat 1999 gezeigt, dass Intel je nach Marktlage fähig ist, die Produktionsprozesse etwas weiter auszureizen. Der Pentium III darf jedoch leistungsmäßig keinesfalls mit der Willamette-Plattform konkurrieren, die für Oktober mit 1400 MHz geplant ist und wahrscheinlich "Pentium IV" heissen wird. Wir haben der Architektur des Pentium IV einen eigenen Artikel gewidmet. Der Übergang vom Pentium III zum Pentium IV wird eine der spannendsten Produkteinführungen in der Intel-Geschichte. Es gilt für Intel, das moderne Design von AMDs Athlon zu schlagen, der bisher bei gleichem Takt dem Pentium III je nach Anwendung ebenbürtig oder schneller ist. Neue Modelle des Athlon mit On-Die-Cache werden Intel im Jahr 2000 zu schaffen machen.

Celeron II mit bis zu 733 MHz und SSE

Der bisherige Celeron, der mit dem Mendocino-Kern schon in seiner zweiten Variante vorliegt, hat mit seinem 0,25-Mikron-Die laut Intel nicht mehr als 533 MHz verdient. Doch ohne die "Internet Streaming SIMD Extensions" (ISSE, SSE), die laut Intels Werbung fürs Internet lebensnotwichtig sind, kommt freilich auch Intels Lowcost-Chip nicht mehr aus. Mit dem 0,18-Mikron-Kern für den Celeron gibt's also nicht nur mehr Takt, sondern auch die SSE-Befehle. Das Ganze nennt tecChannel vorläufig "Celeron II", aber vielleicht kommen Intels Marketingmacher auch auf die Idee, dass ein "Celeron III" neben einem "Pentium III" besonders gut aussieht.

Die im Verlaufe des Jahres 1999 vielerorts geäußerten Spekulationen, Intel wolle den Celeron II auch mit einem FSB von 100 oder gar 133 MHz aufwerten, erscheinen zunehmend unrealistisch. Zum einen würde damit der Leistungsunterschied zum Pentium III weiter schwinden, zum anderen widersprechen die Daten der Roadmap solchen Annahmen: Nur die Modelle mit 500 und 600 MHz würden mit herkömmlichen Board-Designs zu 100 MHz kommen. Frequenzteiler wie 7,33 mal 100 für den schnellsten geplanten Celeron II sind bisher noch nicht gesichtet worden.

Es ist aber zu vermuten, dass Intel mit dem Celeron II einen Kniff anwendet, der 1999 schon beim mobilen Pentium II und dem mobilen Celeron funktioniert hat. Diese beiden CPUs basieren nämlich auf dem selben Die, nur dass dem "mobile Celeron" die Hälfte des Caches abgeschaltet wurde. Da Pentium III und Celeron II im nächsten Jahr beide auf dem Coppermine-Die basieren, dürfte Intels "Differenzierung" der Produkte ähnlich funktionieren.

Doch neben dem Kommando "zurück in den Sockel!" und alten Tricks, hat Intel auch noch zwei komplette Neuentwicklungen für 2000 in der Schublade.

Timna für Billig- und Designer-PCs

Den Begriff "System-on-a-chip" (SoC) hört Intel für Timna, das erste derartige Projekt, inzwischen gar nicht mehr gern - das sollen andere, wie National Semiconductor mit ihrem Geode machen. Intel jedenfalls will einen Celeron-II-Kern mit Grafiklogik und der Northbridge samt Speicher-Interface auf einem Chip unterbringen. Damit ließen sich dann nicht nur richtige PCs von sehr geringer Größe herstellen, sondern auch leistungsfähigere "Appliances" als bisher. Das können beispielsweise Set-Top-Boxen zum Internetsurfen auf dem Fernseher sein.

Das Referenz-Moterboard "Cape Arago" ist dafür ein Indiz: Mit VGA, USB, TV-Out und IDE-Anschluß hat es im Format von drei übereinandergelegten CD-Hüllen alles, was ein PC braucht. Dieses Design passt ideal in Geräte wie Web-Fernseher.

Von einem billigen Notebook für Schüler, noch günstiger als Apples iBook, darf man aber wohl nur träumen - Intels erstes Timna-Produkt ist ein Desktop-Prozessor. Dass Intel den Timna nicht als SoC bezeichnet haben will, dürfte an dessen erhoffter Leistungsfähigkeit liegen: Auch im Jahre 2000 sind 600 MHz, die Timna zum Start erreichen soll, für viele Einsatzbereiche ganz schön fix. Vielleicht wird damit der Billig-PC im Designergehäuse, der neue Kunden ins Internet bringen soll, endlich auch in Deutschland eine Realität. Bisherige Versuche, wie Dells WebPC, scheinen wie tecChannel berichtete, für den deutschen Markt nicht geeignet.

P6-Nachfolger Willamette

Hinter diesem Codenamen verbirgt sich Intels erste komplett neue 32-Bit-Architektur seit vier Jahren. Auch ein heutiger Pentium-III-Coppermine gehört noch zur P6-Familie, die 1996 mit dem Pentium Pro eingeführt wurde. Der P7-Kern des Willamette, später Pentium IV genannt, soll AMDs Athlon in all seinen Erscheinungsformen im Jahre 2000 auf ganzer Linie schlagen. Schon zum Start sind 1400 MHz angepeilt, außerdem soll der Chip mit dem zugehörigen Chipsatz Tehama einen 400-MHz-schnellen Frontside-Bus erhalten. Intel plant, noch 2000 "Hunderttausende", 2001 dann "Millionen" Pentium IV auszuliefern. Dies gab Senior Vice President Albert Yu auf dem Intel Developer Forum Mitte Februar 2000 bekannt.

Die technischen Details zum Pentium IV, den Intel sogar schon mit 1500 MHz zeigen konnte, finden sich in einem eigenen Artikel.

Intels Neuvorstellungen zur CeBIT waren angesichts der Roadmap im Dezember noch schleierhaft. Inzwischen steht fest, dass am 27. Februar der Pentium III mit 850 und 866 MHz vorgestellt wird. (nie)