Integration als wichtigste Aufgabe

26.07.2002
In den meisten Unternehmen sind Drucker von verschiedenen Herstellern anzutreffen, die sich mit unterschiedlichen Betriebssystemen auf Netzwerk- und Client-Seite sowie den jeweiligen Druckersprachen verstehen müssen. Um über das Netz erfolgreich drucken zu können, ist deshalb eine enge Integration dieser Komponenten nötig.

Von: Jürgen Grimmer

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Anwendern über das Netzwerk Drucker zur Verfügung zu stellen. Zu den am häufigsten eingesetzten zählen interne oder externe Printserver. Sie sollten mit leistungsfähiger Hardware ausgestattet sein, damit sie alle eintreffenden Aufträge reibungslos bearbeiten können. So ist zum Beispiel eine ausreichende Festplattenkapazität nötig, da etwa Postscript-Printfiles schnell Größenordnungen von 40 MByte und mehr erreichen können. Da die Anwender den Drucker gleichzeitig nutzen können, kann es auch vorkommen, dass mehrere derartige Jobs gleichzeitig bearbeitet werden müssen.

Druckmechanismen

Die für das Verarbeiten von Druckaufträgen über das Netzwerk eingesetzten Mechanismen unterscheiden sich - je nach Betriebssystemplattform - zum Teil deutlich. Hier ist insbesondere zwischen konzeptionellen, lokalen und netzwerkspezifischen Besonderheiten zu differenzieren. So setzt Unix auf deutlich andere Verfahrensweisen als beispielsweise Windows. Der Druckprozess unter Windows und OS/2 dagegen ähnelt sich sehr. Sobald eine Anwendung Print-Output erzeugt, generiert Windows mittels GDI (Graphical Device Interface) beziehungsweise OS/2 durch GPI (Graphical Programming Interface) einen Printjob. Ein so genannter Spooler übernimmt ihn in eine Spool-Datei (Puffer/Zwischenspeicher). Diese lässt sich dann entweder an einen Drucker weiterleiten oder erneut einlesen und aufbereiten, was auch als Rendering bezeichnet wird.

Sind in einem Netzwerk unterschiedliche Plattformen vorhanden, ist für eine erfolgreiche Integration eine gemeinsame Kommunikationsebene nötig. Unter der Windowsplattform beschreibt der Begriff "Drucker/Printer" nicht den eigentlichen Drucker, sondern die Schnittstelle zwischen dem Druckwerk und der Betriebssystemplattform. Bei Netware und OS/2 heißt dies Druckerwarteschlange oder Print Queue (PQ). Eine PQ lässt sich auch mit mehreren Schnittstellen (Ports) verbinden. Ist ein Druckausgabegerät bereits belegt, werden die auszugebenden Daten an den nächsten freien Drucker weitergeleitet. Umgekehrt ist es auch möglich, eine Reihe von PQs auf einen einzigen Drucker auszurichten. Dies bietet sich zum Beispiel an, wenn ein Drucker für mehrere Abteilungen zugänglich sein soll. Bei PQs ist es nicht notwendig, dass eine Verbindung zu einem lokalen Port besteht. Auch müssen die PQs nicht auf dem lokalen Rechner liegen. Stattdessen wird der Drucker meist direkt an eine Server Queue (SQ) angekoppelt oder die Local Print Queue (LPQ) wird auf eine SQ umgeleitet.

In reinen Windows- und OS/2-Umgebungen bereitet das Drucken vergleichsweise wenig Schwierigkeiten. Dies gilt unabhängig davon, ob TCP/IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol) oder NetBEUI (Netbios Extended User Interface) eingesetzt wird. Beide Betriebssystemplattformen können die vorhandenen Druckerressourcen gegenseitig nutzen. Auch reine Macintosh-Netzwerke werfen normalerweise keine Probleme auf.

Sehr viel komplexer wird es dagegen bei Unix und in gemischten Umgebungen. Unix-Administratoren nutzen häufig TCP/IP in Verbindung mit dem LPR-LPD-Protokoll (Line Printer Remote, Line Printer Daemon) - sofern nicht "Samba" zum Einsatz kommt, um die Unix-Systeme in OS/2- oder Windows-Netzwerke zu integrieren.

Damit ein Arbeitsplatzrechner, der unter OS/2 läuft, einen Drucker eines NT-Clients nutzen kann, sind entsprechende Treiberprogramme auf beiden Arbeitsplatzrechnern notwendig. Auch das Zusammenspiel mit Linux setzt passende Druckertreiber voraus. Bei Netware sind auf der Clientseite spezielle Druckertreiberprogramme notwendig, wogegen das Serversystem lediglich Print Queues offeriert. Auch Windows 9x setzt Treiberprogramme voraus. Hier wird bei der Druckereinrichtung überprüft, ob Druckertreiber benötigt werden. Ist dies der Fall, werden die Treiber auf dem Arbeitsplatzrechner installiert.

Beim Einsatz externer Printserver ist zu beachten, dass einige dieser Geräte mittels DLC (Data Link Control) adressierbar sind. Dadurch ergibt sich eine Art direktes Application Interface zum Netzwerk. Hierfür ist jedoch TCP/IP oder NetBEUI als Transportprotokoll nötig, da DCL zwar unter OS/2 und Windows verfügbar ist, aber nicht zu den allgemein nutzbaren Protokollen zählt.

Internet Printing Protocol

Das von der Internet Engineering Task Force (IETF) entwickelte Internet Printing Protocol (IPP) eröffnet völlig neue Möglichkeiten, Drucker zu nutzen. Mit IPP kann zum Beispiel ein Anwender in den USA über das Internet einen Druckauftrag (Print Request) absetzen und damit eine Druckausgabe auf einem Printer in Deutschland veranlassen. IPP ist ein auf TCP/IP beruhendes Client-/ Server-Protokoll, das aus dem IPP-Serversystem und dem IPP-Clientrechner besteht. Das Serversystem ist vergleichbar mit dem Printserver beziehungsweise einem netzwerkfähigen Drucker. Das Protokoll erlaubt es dem Benutzer, über das Internet Drucker zu identifizieren, Print-Jobs zu initiieren, den laufenden Status von Druckaufträgen zu überwachen und diese abzubrechen. Voraussetzung hierfür ist eine entsprechende Zugriffsberechtigung.

Wichtig beim IPP-Drucken sind das Objekt "Druckauftrag" und der Drucker selbst. Die Objekte werden mithilfe eines Attribut- und Operationensets näher definiert. Der Kommunikationsprozess zwischen dem Arbeitsplatzrechner und dem Serversystem basiert auf Druckanfragen und -antworten (Requests und Responses). IPP setzt auf dem HTTP-1.1-Post-Verfahren auf. Dabei ist der Printer durch wenigstens eine URL (Uniform Resource Locator) adressierbar, die folgende Form hat: ipp://print.server/anwenderprinter/anwenderprintrequest. Das IPP-Serversystem, das die Print Requests erhält, agiert im übertragenen Sinne als ein Ausgabegerät, was bedeutet, dass sowohl konventionelle Drucker als auch Faxgeräte für die Druckausgabe genutzt werden können. Die von IPP bereitgestellten neuen Druckmöglichkeiten sind unter anderem für die Teamarbeit und die gemeinsame Nutzung von Ressourcen interessant. (cl)

Zur Person

Jürgen Grimmer

ist IT-Direktor im internationalen Bankwesen, Fachautor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zu Netzwerk, Internet, Unternehmensführung und Organisation.