Ins Netz, bitte!

23.12.1998
Gerade kleine Betriebe und Selbständige stehen oft vor der Frage, wie und wo sie möglichst kostengünstig ihre Web-Sites unterbringen, betreiben und unterhalten. Unsere kleine Tip-Sammlung entstammt der praktischen Erfahrung eines frischgebackenen Webmasters.

Von: Henrik Heigl

Ohne eigene Web-Präsenz zu bleiben, kann sich ein Unternehmen in manchen Branchen schlichtweg nicht leisten. Wer beispielsweise Produkte der Kommunikationselektronik anbietet, wird schnell mit der Erwartung konfrontiert, Service und Support auch per Internet bereitzustellen. Für andere Geschäftsfelder gelten andere zwingende Gründe - und sei’s, daß die jeweiligen Mitbewerber nicht schlafen und jeden Wettbewerbsvorteil dankbar ergreifen. Also muß das Datennetz erschlossen werden. Wer dann aus Kostengründen nicht auf Profi-Dienstleister zurückgreifen mag, sieht sich mit vielen kleinen und größeren Einzelfragen konfrontiert, die der eigenständige Aufbau eines Web-Angebots mit sich bringt.

Die wichtigste Entscheidung vor einem Internet-Auftritt ist die Wahl des Domain-Namens, unter dem die Site einmal zu finden sein soll. Mit einfachen Suchanfragen bei den Domain-Vergabestellen DE-NIC (http://www.nic.de) und Inter-NIC (http://www.internic.net) erfahren Sie, ob ein gewünschter Name noch zu haben ist. Wenn die betreffende Domain als .de- und .com-Adresse zur Verfügung steht, sollten Sie doppelt zuschlagen. Auch phonetisch ähnliche Domains sollten Sie überprüfen und gegebenenfalls zusätzlich für sich sichern, beispielsweise radiospezi.de, wenn Ihre eigentliche Adresse radio-spezi.de heißen soll. So können Sie sichergehen, daß ein Internet-Anwender auch dann bei Ihnen landet, wenn er sich vertippt haben sollte. Außerdem verhindern Sie dadurch, daß sich jemand anders die betreffenden Domains sichert und später möglicherweise als "Trittbrettfahrer" Konkurrenzprodukte oder gar zweifelhafte Inhalte anbietet. So etwas ist beispielsweise bei jennicam.com geschehen – einer Domain, die sich die wachsende Popularität der Site www.jennicam.org zunutze gemacht hat. Es gibt noch viele weitere Fälle dieser Art.

Von Maschinen

und Anschlußleitungen

Das Aufstellen eines Web-Servers im eigenen Hause kann gerade kleine Betriebe oder Freiberufler überfordern. Zum einen sind Hard- und Software teuer und Installation und Wartung aufwendig, zum anderen erweist sich die unbedingt erforderliche Standleitung ins Internet als besonders kostenintensiv. Ihr Mietpreis hängt von der Entfernung zum jeweiligen Provider und von der bereitzustellenden Bandbreite ab. Eine einfache oder gebündelte ISDN-Standleitung erreicht schnell die Grenzen ihrer Kapazität, wenn auch nur eine Handvoll Besucher gleichzeitig Daten vom Server abruft.

Darüber hinaus muß jeder Serverbetreiber Vorkehrungen schaffen, um sein System vor Angriffen von außen zu schützen: Die Installation eines Firewalls ist fällig.

Die Frage nach dem eigenen Server gerät somit zum Rechenexempel. Wenn bereits eine Standleitung und ein hauseigenes Netzwerk mit Internet-Anschluß für E-Mail und Web-Nutzung bestehen, vielleicht sogar Know-how für die Serverwartung im Hause vorhanden ist, bleibt der Aufwand überschaubar. Denn natürlich hat die hausinterne Lösung auch viele Vorteile: Die wichtigsten Stichworte heißen hier Flexibilität und Skalierbarkeit. Sie können die von Ihnen angebotenen Dienste selbst konfigurieren, kontrollieren und regeln. Das ist unter anderem dann nützlich, wenn man eine oder mehrere Subdomains (nach dem Adreßmuster http://www.subdomain.domain.de) einrichten will. Außerdem können externe Mitarbeiter leicht Zugriff auf verschiedene Dienste und Daten erhalten; dynamische Seiten können aus der hauseigenen Datenbank kontinuierlich aktualisiert werden. Hinzu kommt, daß sich bei lokaler Server-Administration der Web-Space leicht aufstocken läßt, wenn die Firmen-Site wächst.

Web-Space-Provider

Wer den Aufwand und die Kosten für einen eigenen Web-Server scheut, sieht sich nach einem Web-Space-Provider um. Die gibt es mittlerweile in jeder Kleinstadt. Sie bieten eine weitgehend standardisierte Palette von Diensten zu stark unterschiedlichen Konditionen. Wer eine Firmen-Web-Site bei einem externen Dienstleister unterbringt, geht damit eine nicht zu unterschätzende Partnerschaft ein. Bevor Sie sich auf die Suche nach dem geeigneten Partner begeben, sollten Sie sich Gedanken über die wichtigsten Kriterien machen:

Wieviel Speicherplatz wird benötigt? Wie viele Benutzer werden ungefähr pro Monat auf die Seiten zugreifen? Wie viele Mitarbeiter sollen E-Mail empfangen und versenden dürfen?

Die Größe des Speicherplatzes hängt in erster Linie von Art, Umfang und Anzahl der abzulegenden Seiten ab. Viele Low-Cost-Anbieter vergeben winzige Web-"Spielplätze" von 1 oder 2 MByte Größe. Nach oben sind beim Platz wie auch beim Preis kaum Grenzen gesetzt.

Einfache Web-Auftritte mit Werbetexten, Firmendaten und Produktpräsentation kommen mit 20 bis 30 MByte gut aus. Für größere Vorhaben inklusive Datenbank, dynamisch wechselnden Seiten und Multimedia-Beigaben wie Sound- oder Videodateien sollte man über 100 MByte oder mehr verfügen.

Rush-hour im Datennetz

Die Frage nach der Zahl der möglichen Zugriffe ist zunächst schwer zu beantworten. Allerdings berechnen viele Anbieter den anfallenden Traffic zusätzlich zur grundsätzlichen Bereitstellung des Web-Platzes. Wenn jedes MByte, das abgezapft wird, Geld kostet, empfiehlt es sich, einige Dinge auf jeden Fall zu unterlassen: So sollten Elemente, die für den eigentlichen Gegenstand des Web-Auftritts belanglos sind, aber auf die breite Masse eine Magnetwirkung haben, auf den Seiten möglichst nicht auftauchen. Das gilt insbesondere für Erotik-Bilder, aber auch für witzige Sound-Schnipsel. Wer den Traffic gern auf qualifizierte Besucher einschränkt, vermeidet auch "magnetische" Begriffe auf seinen Seiten. Man setze beispielsweise die Namen "Sandra Bullock" und "Jenny McCarthy" auf die Web-Site, dazu noch einen Begriff wie "Screen-Saver", "Animation" oder "Newsticker" - und schon kann sich der Server vor Zugriffen kaum noch retten.

Die nüchtern aufgemachte Web-Site einer lediglich national agierenden Firma, die brauchbare statische Inhalte bietet, wird in der Regel auf durchschnittlich 0,5 bis 1 GByte im Monat kommen. Bei größeren Angeboten mit täglich aktualisierten Daten oder einem umfangreichen Download-Bereich liegen die Traffic-Raten schnell über 2 GByte. Unverbindliche Angebote von Providern oder eine freundliche Anfrage bei einem Wettbewerber gibt meist genaueren Aufschluß. Wenn Sie die Konditionen der einzelnen Anbieter vergleichen, sollten Sie unbedingt darauf achten, was passiert, wenn die monatliche Traffic-Rate kurzzeitig überschritten wird. Bei vielen rutscht man dann gleich in eine höhere Tarifstufe, was sich drastisch im Preis niederschlägt.

Adresse als Visitenkarte

Wer eine Web-Site unterhält, muß auch per E-Mail erreichbar sein. Passende Adressen für verschiedene Bereiche des Unternehmens, die alle mit dem Domain-Namen der Firmen-Site enden, sind unbedingt empfehlenswert. Mit einer Sammeladresse nach dem Muster firma@t-online.de macht man sich nur lächerlich.

Die Auswahl des richtigen Partners für Web-Space und Internet-Zugang fällt nicht leicht. Neben allen anderen Details ist auch die Frage wichtig, ob für Störungsfälle eine 24-Stunden-Hotline zur Verfügung steht. Es lohnt sich auch, zu vergleichen, welche Leistungen bei verschiedenen Anbietern in einem bestimmten Paketpreis bereits enthalten sind. Welche Informationen bietet der Provider seinerseits über die von ihm verwendete Hard- und Software? (Das ist unter anderem für die Frage der Sicherheit von Belang.) Die meisten bekannten Provider können mit einem Sortiment vorgefertigter Leistungspakete aufwarten, die auf bestimmte Zielgruppen oder auch Branchen zugeschnitten sind. So erhalten etwa Auto-Shops bei Schlund & Partner (http://www.schlund.de) eine fertige Lösung für die Präsentation im Netz.

Fußangeln

Die Erfahrung zeigt, daß große, namhafte Provider oft in Sachen Betriebssicherheit und auch beim Preis die Nase vorn haben. Kleinere lokale Anbieter können dafür eher individuelle Sonderwünsche realisieren. Dennoch ist Vorsicht geboten: Wie in fast allen Bereichen gibt es auch hier schwarze Schafe, die mit unsauberen Geschäftsmethoden ihre Kunden für viele Jahre binden wollen. Eine gängige Methode besteht zum Beispiel darin, daß Domains nicht auf den Namen des jeweiligen Kunden, sondern auf den des Providers registriert werden. Das nimmt dem Domain-Nutzer die Möglichkeit, später den Provider zu wechseln und seine Domain mitzunehmen.

Wenn Sie schließlich nur noch zwei oder drei Provider in der engeren Wahl haben, sollten Sie sich deren Homepages einmal aufmerksam ansehen. Versuchen Sie auch, den angebotenen Service zu testen, etwa die 24-Stunden-Hotline oder den technischen Support. Neben den allgemeinen Informationen und Prospekten sollten Sie auch genauere Geschäftsdaten erbitten und sich nach Firmen erkundigen, die ihre Sites bereits bei dem betreffenden Dienstleister untergebracht haben. Über häufige Serverausfälle oder Mängel beim Kundensupport erfährt man so nämlich am schnellsten etwas. Sehen Sie sich auch ein paar Kunden-Sites an, die von dem Provider betreut werden. Suchen Sie nach "toten Links", und achten Sie auf Übertragungsengpässe.

Viele Web-Dienstleister begnügen sich nicht mit dem reinen Hosting (das in der Praxis kaum Geld einbringt), sondern machen ihr eigentliches Geschäft mit der Entwicklung und Wartung von Kunden-Sites. Solche Services erfordern, wenn sie etwas taugen sollen, den Einsatz von Fachleuten. Diese wiederum liefern aber nicht nur eigene Komplettlösungen ab, sondern lassen sich durchaus auch zu Rate ziehen, wenn man als Kunde bei Detailproblemen der Seitenherstellung Rat braucht.

Zusätzlicher Service gefragt

In vielen Fällen stellt sich auch die Frage nach weiteren Diensten und Protokollen, die der Provider unterstützt. Wer eine moderne Site mit Abfragemasken oder Datenbankzugriff realisieren möchte, ist auf Unterstützung des Providers angewiesen. Ist ein Daten-Up- und Download per FTP möglich? Steht ein Zugriff über Telnet zur Verfügung? Wie sieht es mit der Auswertung der Besucherzahlen aus? Läßt sich die "geparkte" Web-Site problemlos aus der Ferne administrieren, am besten über eine Web-Oberfläche? Stehen einfache Online-Formulare zum Einrichten von E-Mail-Adressen zur Verfügung? Wie sieht es mit der Unterstützung von CGI-Scripts aus? Zunehmende Bedeutung gewinnen auch Frontpage-Erweiterungen, ASP, Cold Fusion und andere fortgeschrittene Web-Techniken. Es lohnt sich zu fragen, ob der jeweilige Server damit zurechtkommt. (sz)