Infineon: VDSL2-Chip mit 100 Mbit/s

30.05.2005 von Christian Vilsbeck
Infineon hält für den gerade verabschiedeten neuen Highspeed-DSL-Standard VDSL2 mit dem VINAX-Chipsatz bereits eine entsprechende Lösung bereit. VINAX bietet eine Datentransferrate von 100 Mbit/s (Down- und Upstream).

Der neue VINAX-Chipsatz ist laut Infineon der industrieweit erste Chipsatz, der vollständig kompatibel zu dem von der International Telecommunications Union (ITU) gerade verabschiedeten neuen DSL-Standard VDSL2/ G.993.2 (Very-High-Bit-Rate Digital Subscriber Line 2) ist. VDSL2 ist laut Infineon die Schlüsseltechnologie für die Bereitstellung von Triple-Play-Diensten mit mehreren hoch auflösenden TV-Diensten (HDTV), Online- und On-Demand-Spielen, Video-Applikationen, Voice over IP (VoIP) und schnellem Internet-Zugriff.

Der VINAX-Chipsatz nutzt das gesamte VDSL2-Frequenzspektrum bis zu 30 MHz aus und erreicht damit laut Infineon symmetrische Datenraten von 100 Mbit/s über mehr als 350 m Kupferkabel - das ist mehr als die doppelte Distanz im Vergleich zu bisherigen VDSL-Lösungen. Allerdings hat die Sache einen Haken: Über größere Entfernungen als 350 m sind nur Transferraten von bis zu 12 Mbit/s möglich. Dies entspricht in etwa den Datenraten von ADSL2, mit dessen Einführung die Carrier jetzt beginnen. Die flexible VDSL2/ADSL2+ Architektur des VINAX-Chipsatzes ermöglicht es Systemherstellern allerdings, ihre Breitband-Zugangslösungen mit nur einer Hardware-Plattform zu adressieren und Triple-Play-Dienste für den Massenmarkt anzubieten.

"Wir sind sehr stolz darauf, den industrieweit ersten voll standardkompatiblen VDSL2-Chipsatz vorstellen zu können", sagte Christian Wolff, Vice President des Geschäftsbereichs Kommunikation und Leiter des Geschäftsfelds Wireline Access von Infineon. "Die volle Standardkompatibilität ist eine Grundvoraussetzung für Interoperabilität und daher der Schlüssel für den breiten Einsatz der Technologie. Auf Basis unserer umfassenden Expertise bei der ADSL2+-Technologie, mit allein sechs Millionen ausgelieferten Ports in 2004, bietet der VINAX-Chipsatz die erforderliche ADSL2+-Rückwartskompatibilität und Interoperabilität für eine nahtlose VDSL2-Implementierung. Mit VINAX können Betreiber ihre bestehenden DSL-Netzwerke stufenweise aufrüsten, indem sie Linecards in den Vermittlungsstellen und Schaltschränken auf VDSL2 umrüsten, während die Endanwender weiter ADSL2/2+-Modems nutzen können", wie Wolff weiter angibt.

Stark wachsender VDSL-Markt

Der neue VDSL2-Standard erfüllt die drei wesentlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung im Massenmarkt: erweiterte ADSL-ähnliche Reichweite, sehr hohe Datenraten über kurze Entfernungen und fortschrittliche Quality of Service (QoS)-Merkmale wie Dual-Latency, Dual-Interleaving oder Pre-Emption.

"Wir begrüßen es sehr, dass standardisierte VDSL2-Technologie so schnell auf dem Markt verfügbar ist, da dies als ein wesentlicher Faktor zum Erfolg von DSL beiträgt", sagte Tom Starr, Board Member des DSL-Forum. "VDSL2 bietet eine Kombination aus höheren Bitraten, verbesserter QoS-Funktionalität und ADSL-ähnlicher Reichweite. Damit ist dieser neue Standard prädestiniert für die Anforderungen des dynamischen Telecom-Markts und ermöglicht Betreibern beziehungsweise Service Providern die Bereitstellung umsatzträchtiger Triple-Play-Services, insbesondere Video über DSL", führt Starr ergänzend an.

Gemäß der Prognosen des Marktforschungsunternehmens In-Stat/MDR (November 2004) soll der Umsatz mit VDSL-ICs bis 2008 ein Volumen von 440 Millionen US-Dollar erreichen, mit jährlich fast 70 Millionen ausgelieferten Ports. Zum Vergleich: 2004 wurden 12 Millionen Ports mit einem Wert von 117 Millionen US-Dollar ausgeliefert.

Details zu VDSL2

Der neue, gerade von der ITU-T verabschiedete VDSL2 (G.993.2)-Übertragungsstandard basiert auf der Discrete Multi-tone Modulation (DMT)-Technologie. Er kombiniert die große Reichweite von ADSL2+ mit den hohen Datenraten von VDSL (70/30 Mbit/s), steigert diese jedoch auf 100 Mbit/s in beide Richtungen. Um diese hohen Datenraten über eine Entfernung von bis zu 350 m zur Verfügung stellen zu können, wurde das VDSL2-Spektrum von 12 auf 30 MHz erweitert.

Damit auch die steigenden Anforderungen der Betreiber bei mittleren und längeren Entfernungen erfüllt werden können, wurde die Übertragungsleistung auf 20 dBm erhöht und Techniken zur Echounterdrückung eingesetzt - so wird eine ADSL-ähnliche Reichweite erreicht. Eine möglichst effiziente Nutzung der Bitrate wird durch Methoden für flexibles Framing und Online-Rekonfigurierung wie Seamless Rate Adaptation (SRA) und Dynamic Rate Repartitioning (DRR) erreicht.

Geschwindigkeit und Flexibilität

Der VDSL2-Chipsatz von Infineon ist als komplette End-to-End-Lösung für die volle Bandbreite von 30 MHz ausgelegt. Der mehrkanalige Chipsatz für das Central Office (CO) basiert auf einer 2-Chip-Architektur und ermöglicht komplexe Linecards mit bis zu 48 Fullrate-VDSL2-Ports in CO- und Remote Terminal (RT)-Anwendungen. Schnittstellen wie MII, R-MII, S-MII, SS-SMII, POSPHY-L2 und Utopia-L2 sorgen für höchste Anschlussflexibilität auf der Backplane. Mit der integrierten AAL5-Funktionalität können Systemanbieter und Betreiber VDSL2/ADSL2+-Linecards in bestehende Ethernet- und ATM-Netzwerke installieren.

Um die Geschwindigkeit und Reichweite für Dienste zu erhöhen, unterstützt die neue Chipsatzlösung 2-Port-Bonding. Damit können Diensteanbieter laut Infineon bis zu 100 Prozent ihrer Kundenbasis erreichen. Die ADSL-ähnliche Reichweite wird laut Hersteller durch den Einsatz eines leistungsfähigen Algorithmus zur Echounterdrückung, Time-Domain-Equalization und die maximale Leitungstreiberleistung von 20 dBm erreicht. Alle Service-Profile und spezifischen regionalen Anforderungen können mit einer gemeinsamen Hardware-Plattform durch entsprechende Software-Konfiguration erfüllt werden, wie Infineon angibt.

Für Endkundengeräte (Customer Premises Equipment, CPE) bietet Infineon eine VDSL2-kompatible Ein-Chip-Lösung, die sowohl für einfache Modems als auch integrierte Gateway-Anwendungen eingesetzt werden kann. Der VINAX-CPE kann zusammen mit dem neuen WildPass-Netzwerkprozessor von Infineon für ein komplettes VDSL2 /ADSL2+-Gateway-Referenzdesign genutzt werden.

Der VINAX-CO wird in einem BGA/TSSOP-Gehäuse angeboten, während der VINAX-CPE in einem LBGA-Gehäuse verfügbar ist. Muster sind jetzt erhältlich, der Beginn der Serienproduktion ist laut Infineon für das dritte Quartal 2005 geplant. (cvi)

tecCHANNEL Preisvergleich & Shop

Produkte

Info-Link

(DSL-)Router

Preise und Händler