Ratgeber für die Gehaltsverhandlung

In sechs Schritten zu mehr Gehalt

21.11.2010
Sie wollen mehr verdienen? Gehaltscoach und Verhandlungsexpertin Claudia Kimich hat eine Methode entwickelt, wie Sie Ihr Ziel erreichen können. Mit etwas Vorarbeit können bei Gehaltsverhandlungen viel besser argumentieren.

Ob Führungskraft, Freiberufler oder Mitarbeiter, die Münchner Informatikerin Claudia Kimich hat in den vergangenen zwölf Jahren schon viele Klienten in Sachen Eigen-Marketing, Neuorientierung oder Gehaltsverhandlung gecoacht.

Ihre Erkenntnisse in Sachen Verhandlungsgeschick hat sie kürzlich zu einem kompakten Ratgeber (Um Geld verhandeln. Honorare, Preise und Gehalt: So bekommen Sie, was Sie verdienen, erschienen im Beck Verlag) verarbeitet. Für unsere Leser erklärt Kimich, wie sie in sechs Schritten zum Erfolg beziehungsweise zu einem höheren Gehalt kommen.

gehälter nach berufen
Gehälter 2010: Eine Frage von Job, Alter und Region
Unter IT-Profis sind die Gehaltsspannen groß. Wer wieviel verdient, hängt von Ausbildung, Job, Alter, Region und Größe des Unternehmens ab. Das zeigen einige Beispieldatensätze aus der aktuellen Gehaltsstudie von CW und Personalmarkt. (Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
verdient....
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...der IT-Leiter
Alter: 42 Jahre; Ausbildung: Diplom- Mathematiker (Universität); Unternehmen: Konzern, Autoindustrie; Sitz des Unternehmens: Raum Köln (Foto: Fotolia.de)
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...der IT-Abteilungsleiter
Alter: 32 Jahre; Ausbildung: Diplom- Informatiker (FH); Unternehmen: größeres Medienhaus; Sitz des Unternehmen: Baden Württemberg; (Foto: Fotolia.com/nyul)
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....der SAP-Berater
Alter: 39 Jahre; Ausbildung: Diplom- Wirtschaftsinformatiker (FH); Unternehmen: kleines IT- Systemhaus (12 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmen: Nürnberg;
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der DV-Trainer....
Alter: 41 Jahre; Ausbildung: Diplom- Ingenieurwissenschaftler (Universität); Unternehmen: IT- Systemhaus (14 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Wiesbaden; (Foto: Fotolia.de/Y.Arcurs)
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...die IT-Projektleiterin
Alter: 35 Jahre; Ausbildung: Master in Informatik; Unternehmen: mittleres IT-Systemhaus (75 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmen: in der Pfalz; (Foto: Fotolia.de/D.Baker)
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...die Support Consultant
Alter: 23 Jahre; Ausbildung: kaufmännische Ausbildung; Unternehmen:Dienstleistungskonzern; Sitz des Unternehmens: Hamburg;
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...der Datenbank-Administrator
Alter: 58 Jahre; Ausbildung: kaufmännische Ausbildung; Unternehmen: IT- Systemhaus (17 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Ruhrgebiet;
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....die Softwareentwicklerin
Alter: 28 Jahre; Ausbildung: Diplom- Mathematikerin (Uni); Unternehmen: kleines Softwareunternehmen (32 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Rostock;
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...der Web-Entwickler (ColdFusion)
Alter: 30 Jahre; Ausbildung: High School; Unternehmen: mittleres Telekommunikationsunternehmen; Sitz des Unternehmens: Raum Düsseldorf; (Foto: Fotolia.com/Peter Albrektsen)

Bevor Sie mit Ihrem Chef über Geld sprechen, müssen sie einige Vorarbeit leisten. Sie wollten wissen, was Sie wollen und ihre Ziele kennen. Dazu einige Anregungen von Kimich:

Teaserbild: Gresai / Fotolia.com

Schritt 1: Werden Sie konkret

Konkret bedeutet: Genau, detailliert und auf den Punkt gebracht. Was wollen Sie? Für welche Leistung wollen Sie es? Was ist der Nutzen für Ihr Gegenüber?

Konkret bedeutet auch, dass Sie sich Ihrer Leistungen bewusst sind oder werden. Bedenken Sie, dass eine Geldverhandlung ein klares Gegengeschäft ist: Sie erhalten den Gegenwert für Ihre Leistung. Gehören Sie zu den Menschen, die noch an das Märchen glauben, dass Ihr Chef Ihre Taten sieht und entsprechend würdigt? Wie soll er denn? Und vor allem wann? Ihr Chef hat seine eigenen Aufgaben und verlässt sich darauf, dass seine Mitarbeiter arbeiten. Für Sie bedeutet das:

Erstellen Sie Ihre Leistungsliste

Konkrete Übung: Papier und Stift in die Hand und werden Sie konkret!

Schritt 2: Vertrauen Sie Ihrer Intuition

Wenn wir Entscheidungen treffen, vor allem, wenn es schnell gehen muss, dann treffen wir sie meist aus dem Bauch heraus. Oft sind das die besten Entscheidungen.

Intuitions-Übung: Befragen Sie Ihren Bauch zu Ihrem Ziel:

Erzeugt die Vorstellung ein gutes Gefühl? - Perfekt, dann nix wie los!

Erzeugt die Vorstellung ein schlechtes Gefühl? - Gehen Sie dem Grummeln auf den Grund. Nehmen Sie das Grummeln wahr und ernst!

Schritt 3: Messen Sie Ihren Erfolg

Gestalten Sie Ihr Verhandlungsziel mit Zahlen und Daten messbar.

Messbarkeits-Übung:

Schritt 4: Ergreifen Sie die Initiative

Initiativ sein bedeutet, von sich aus in Aktion zu treten. Aktion kann auch bedeuten, dass Sie sich bewerben, damit Ihren Marktwert feststellen und sich mögliche Alternativen schaffen.

Es ist sehr situationsabhängig, wann Sie persönlich am besten verhandeln. Haben Sie gerade einen guten Auftrag an Land gezogen, einen Reklamationskunden zurückgeholt oder für positive Schlagzeilen gesorgt? Hat Ihr Kunde durch Ihre Leistungen selbst mehr Umsatz gemacht? Dann nichts wie ran an den Chef oder Kunden! Machen Sie Ihren Mehrwert sichtbar! Von allein bekommen Sie nur im Tarifvertrag Erhöhungen.

Bewerbungstipp: Bewerben Sie sich bei zwei bis drei Stellen, die Nachteile für Sie haben, beziehungsweise die zweite bis fünfte Wahl sind: weite Anfahrt, andere Branche, Befristung oder was Ihnen sonst nicht gefällt. Sie werden merken, dass Sie zum einen Übung in Bewerbungssituationen erlangen. Zum anderen hängt Ihr Herz nicht an diesen Bewerbungen, und Sie können viel freier agieren. Wenn Sie es dann noch schaffen, das lockere, leichte Gefühl daraus in die anderen wichtigen Gespräche mitzunehmen, haben Sie schon gewonnen.

Überlegen Sie bitte, bevor Sie den Bewerbungstipp durchführen, ob Sie an Ihrem jetzigen Arbeitsplatz glücklich sind. Wenn das auch bei Ihnen so ist, ist das völlig in Ordnung. Es wird nur die Verhandlung erschweren, wenn Sie diese Zufriedenheit aus allen Poren ausstrahlen. Dann ist es noch wichtiger, dass Sie Ihre Leistung sichtbar machen und Ihrem Verhandlungsgegenüber einen Mehrwert bieten.

Initiativ-Übung:

Schritt 5: Seien Sie Creativ

Creativ sein bedeutet, etwas zu entwickeln oder die Perspektive zu wechseln.

Wenn Ihnen der Kunde oder der Chef mit einer Nullrunde oder dem Argument "Mehr Geld geht nicht!" kommt, seien Sie auf der Hut. Wenn Sie sich jetzt damit zufrieden geben oder ohne Gegenleistung herunterhandeln lassen, leidet Ihre Glaubwürdigkeit und Sie zeigen, dass es bei Ihnen grundsätzlich Verhandlungsspielraum gibt.

Wenn Sie Ihr Gehalt verhandeln und Ihre Vorstellung ist wesentlich höher als die des zukünftigen Chefs, dann können Sie ihm folgendes Angebot machen: "Die Probezeit arbeite ich zu Ihren Konditionen und danach geht es zu meinen Bedingungen weiter."

Achtung! Schriftlich fixieren! Lassen Sie sich auf diesen Deal nur ein, wenn es bereits jetzt im Vertrag schriftlich festgehalten wird. Geben Sie sich nicht mit der Aussage zufrieden: "Dann reden wir nach der Probezeit noch mal darüber." Das funktioniert nicht!

Creativ-Übung "Nehmen Sie andere Standpunkte ein."

Schritt 6: Nehmen Sie die Herausforderung an

Stapeln Sie gerne tief? Womöglich noch, ohne es selbst zu merken? Dann ist jetzt der Zeitpunkt zu entscheiden, ob Sie das weiter wollen oder einen anderen Weg gehen.

Erstgebotstipp: Steigen Sie Ihren Leistungen entsprechend ein. Ein zu niedrig ausgehandeltes Anfangsgehalt oder -honorar holen Sie nie wieder auf. Die Nummer: Jetzt hab ich den Job oder den Auftrag erstmal und dann sehen die schon, was ich kann und geben mir freiwillig mehr Geld, klappt in den seltensten Fällen. Stellen Sie im Zweifel klar, dass das ein Beschnupperungsangebot ist und wie Ihr Gehalt oder Honorar danach aussieht. Am besten schriftlich!

Claudia Kimich: "Um Geld verhandeln"
Foto: Verlag C.H. Beck

Noch mehr Verhandlungstipps finden Sie in Claudia Kimichs Ratgeber Um Geld verhandeln. Honorare, Preise und Gehalt: So bekommen Sie, was Sie verdienen, Beck: juristischer Verlag 2010.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche. (cvi)