IBM-Forscher erreichen Weltrekord in der Schreibdichte auf Magnetband

17.05.2006
Die Forscher im IBM Almaden Research Center in San Jose packten Daten auf ein Test-Magnetband bei einer Dichte von 6,67 Milliarden Bits pro Quadrat-Inch - das entspricht etwa dem Fünfzehnfachen der Schreibdichte bei den heutigen Industriestandard-Magnetbandprodukten.

Um diesen Fortschritt zu erreichen, haben die Forscher mehrere neue Datenaufzeichnungstechnologien entwickelt und mit der japanischen Fuji Photo Film, Co Ltd, kooperiert, um ein zweifach-beschichtetes Magnetband der nächsten Generation zu entwickeln, das in der Lage ist, Daten in hoher Schreibdichte zu speichern. Diese Untersuchung zeigt, dass magnetische Bandspeicher voraussichtlich in der Lage sind, ihren Kostenvorteil gegenüber anderen Speichertechnologien für die nähere Zukunft auch weiter aufrechtzuerhalten.

Wenn diese neuen Technologien und Bänder in Form von Produkten verfügbar werden - denkbar in ungefähr fünf Jahren - könnte eine Bandkassette in der Größe einer Industriestandard-LTO-Bandcartridge (Linear Tape Open) bis zu acht Billionen Bytes (Terabytes) an unkomprimierten Daten aufnehmen. Dies entspricht ungefähr dem Zwanzigfachen der Kapazität heutiger LTO-Kassetten der dritten Generation, die ungefähr die halbe Größe einer VHS-Video-Kassette haben. Zur Veranschaulichung: Acht Terabyte Daten entsprechen der Textmenge in circa acht Millionen Büchern. Um diese aufzubewahren, würde man ein Bücherregal in einer Länge von über hundert Kilometern benötigen.

"Die heutige Ankündigung signalisiert unseren Kunden, dass IBM die Technologien hat, um die vorhandenen Bandspeicherprodukte analog zu den steigenden Anforderungen an bezahlbare und robuste Datenspeicherung weiter zu entwickeln", sagt Cindy Grossmann, Vice President, IBM Bandspeichersysteme. "Höhere Datendichte und Kassettenkapazität ermöglicht Anwendern, höhere Datenmengen bei geringerem Platzbedarf zu speichern. Dies bewirkt, dass das Magnetband die kosteneffektivste Form der Datenspeicherung bleibt."

Archivierung und Authentizität von Daten ist kritisch

Langzeitspeicherung bei verhältnismäßig geringen Kosten ist ein absolutes Muss für Anwender geworden. Das anhaltende Wachstum vorhandener Unternehmensanwendungen wie CRM-Systeme, die fortlaufende Digitalisierung von Informationen im Betrieb und die intensive Nutzung von E-Mail zur Unternehmenskommunikation sorgen dafür, dass die benötigte Speicherkapazität in Unternehmen laut Forrester im Schnitt um jährlich 15 bis 25 Prozent steigt.

Die Notwendigkeit, Daten zu archivieren und die Authentizität von Daten sicherzustellen, um mit Regierungsauflagen wie dem Sarbanes-Oxley-Act (SOX) aus dem Jahr 2002 Schritt zu halten, verschärft die Situation noch. SOX verlangt von den Unternehmen, die an US-Börsen gelistet sind, und deren Tochtergesellschaften, dass Daten in einer nicht gefilterten Weise gesammelt und gespeichert werden. Unternehmensregulierungen in Europa bewegen sich derzeit ebenfalls in eine SOX-ähnliche Richtung. Die Europäische Union hat eine Serie von Vorgaben herausgegeben, die die Gesetzgebung hierzu innerhalb der Mitgliedsstaten harmonisieren soll. Spezifisch die vierte, siebte und achte EU-Direktive betreffen Unternehmensauflagen für die Datenspeicherung. Auch die Debatte über ein neues Gesetz in der EU, das von Telekommunikationsunternehmen verlangt, Verbindungs- und Webseitendaten für bis zu zwei Jahre aufzubewahren, verstärkt die Nachfrage nach erhöhter Speicherkapazität.

Magnetbänder sind im Vergleich preisgünstig

Unternehmen nützen typischerweise Magnetband, um große Mengen wichtiger Daten zu speichern, die nicht regelmäßig genützt werden müssen oder keine Zugriffssekunden im Bereich unter einer Sekunde benötigen. Diese Anwendungsbereiche schließen Datenarchive, Backup-Dateien, sowie Kopien für die Wiederherstellung im Schadensfall ein, ebenso wie die Bereitstellung von Informationen, die für regulatorische Auflagen benötigt werden. Solche Daten werden häufig in automatisierten Bandbibliotheken aufbewahrt, in denen eine oder mehrere Schreib-Lese-Einheiten Dutzende bis Tausende Bandkassetten verwalten. Bandbibliotheken können heute Petabytes an Daten beinhalten - das entspricht Millionen von Gigabytes.

Auf der Basis eines Kostenvergleichs pro Gigabyte verursachen gegenwärtig Bandsysteme nur ein Fünftel bis ein Zehntel der Kosten heutiger Festplattenspeichersysteme, abhängig von ihrer Größe. Darüber hinaus verursachen Bandkassetten keinen Stromverbrauch, bis auf sie zugegriffen wird - im Gegensatz zu rotierenden Festplatten, die regelmäßige Nutzung verlangen, um überhaupt betriebsbereit zu bleiben - ein weiteres Potenzial für Kosteneinsparungen.

IBMs Forscher bleiben am Ball

IBMs aktuelle Demonstration übertrifft die im Jahr 2002 erreichte Aufzeichnungsdichte von einem Terabyte an Daten auf einer einzelnen Bandkassette im 3592-Format bei einer Schreibdichte von ca. einer Milliarde Bits pro Quadrat-Inch deutlich. In den vergangenen zwei Jahren haben die IBM Forscher in Almaden eng mit Ingenieuren von Fuji Photo Film zusammengearbeitet bei der Entwicklung eines neuen zweifach beschichteten Magnetbands, das sich für Aufzeichnungen bei sehr hoher Datendichte eignet. Die Forscher in Almaden haben dazu auch Technologien entwickelt, um die Eigenschaften von Schreib-Leseköpfen deutlich zu verbessern. Ebenso wurden die Methoden für die Positionierung der Köpfe und die Bandführung weiterentwickelt, um Datenspuren zu ermöglichen, deren Breite gerade einmal einem Zehntel derer gegenwärtiger Produkte entspricht. Wissenschaftlicher aus dem IBM-Forschungslabor Zürich haben eine neue Coding-Methode entwickelt, die die Genauigkeit beim Lesen der winzigen magnetischen Bits weiter erhöht.

"Diese Vorführung unterstreicht IBMs engagierte Rolle bei magnetischer Bandtechnologie", sagt Spike Narayan, Senior Manager Advanced Technology Concepts bei IBM in Almaden. "Dies ist ein Meilenstein in unserem Programm und gibt dem Magnetband den Schub in der Erhöhung der Speicherdichte, den wir den Festplattenlaufwerken in den 1990er Jahren geben konnten."

IBM hat eine lange Geschichte der Innovation in der Bandspeichertechnologie. Das erste kommerzielle IBM-Bandspeicherprodukt, die IBM-726-Magnetbandeinheit, wurde vor etwa 54 Jahren angekündigt. Es benutzte Bandrollen mit einer Bandbreite von etwa einem halben Inch, wobei eine Kapazität von etwa zwei Megabytes erreicht wurde. Im Jahr 2002 führte IBM Speicherkapazitäten, die eine halbe Million Mal größer waren, in Form ihrer 1-Terabyte-Kassette vor. Laut IDC war IBM im Jahr 2005 Marktführer nach Umsatz im weltweiten Bandspeicher- und Bandarchiv-Automatisierungsmarkt, der ein Volumen von etwa 4,82 Milliarden Dollar hatte.

Technische Details der aktuellen Vorführung:

Die Weltrekord-Vorführung greift auf bemerkenswerte Verbesserungen in fünf Gebieten eines Magnetbandsystems zurück:

Die Vorführung wurde bei Bandgeschwindigkeiten von ca. vier Metern pro Sekunde durchgeführt und erzielte lediglich geringe Fehlerraten dank Nutzung fortgeschrittener Fehlerkorrekturtechniken, um die strengen IBM-Spezifikationen für eigene LTO-3-Produkte erreichen zu können. (hal)

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