Übernahmegerüchte

IBM bietet mindestens 6,5 Milliarden für Sun

18.03.2009
Das Wall Street Journal will erfahren haben, dass sich IBM für Sun interessiert. Als Kaufpreis sind mindestens 6,5 Milliarden Dollar genannt. Doch der Kauf an sich ist noch ungewiss.

Das "Wall Street Journal" beruft sich in seinem Beitrag auf Insider. Als Kaufpreis werden mindestens 6,5 Milliarden Dollar genannt. Das entspräche einem Aufgeld von mehr als 100 Prozent auf den Sun-Schlusskurs von gestern. IBM wolle mit der Übernahme seine Position im Internet-Bereich, bei Software sowie in den vertikalen Märkten Finanzdienstleistungen und Telekommunikation stärken, heißt es.

Beide Firmen haben wichtige Gemeinsamkeiten: Sowohl IBM als auch Sun Microsystems bieten Computersysteme für Unternehmenskunden an, die nicht mit Microsoft Windows arbeiten; beider Produktlinien sind weniger als die von Wettbewerben abhängig von der Prozessortechnologie von Intel, beide Firmen sind zudem starke Befürworter von Linux und Java.

Die Informanten des "WSJ" warnen allerdings, dass die laufenden Übernahmegespräche nicht unbedingt erfolgreich verlaufen müssten und auch noch im Sande verlaufen könnten. Der IBM-Sprecher Ian Colley lehnte der US-Wirtschaftszeitung gegenüber jegliche Stellungnahme zu den Verhandlungen ab; ein Sprecher von Sun reagierte nicht auf die telefonische Bitte um einen Kommentar.

Sollte der Deal aber durchgehen (was bereits in dieser Woche der Fall sein könnte), dann würde definitiv eine schwierige Integration unterschiedlicher Firmenkulturen bevorstehen. IBM, ein Ostküstenanhänger, der die Computerindustrie miterfunden hat, ist mit einem Button-Down-Stil und der Philosophie groß geworden, das zu liefern, was die Kundschaft wünscht. Sun auf der anderen Seite ist in der Go-go-Umgebung des Silicon Valley der 1980er Jahre entstanden und ein technikgetriebener Eigenbrötler, der viele interessante Techniken erfunden hat, diese aber speziell in der jüngeren Vergangenheit nicht unbedingt zu Geld machen konnte.

Hintergründe zu Sun

Unter Mitgründer Scott McNealy, einem der unverblümtesten CEOs der Branche, war Sun das perfekte hochfliegende Start-up. Es begann mit Computer-Workstations und wandelte sich in der ersten Internet-Boom-Phase in den späten 1990er Jahren zu einem der führenden Anbieter von Server-Systemen. Seit dem Platzen der Internet-Blase aber kämpft das Unternehmen aber mit Problemen. Es sprang spät auf den Trend zu preisgünstigen Servern mit Prozessoren von Intel und AMD auf.

Unter der neuen Ägide des pferdeschwanztragenden McNealy-Nachfolger Jonathan Schwartz fokussiert sich das Unternehmen verstärkt auf Innovationen in den Bereichen Software und Datenspeicherung. Der Aktienkurs von Sun ist im letzten Jahr aber weiter gefallen, weil die Firma noch immer vom Verkauf ihrer Highend-Server und Kunden im Finanzsektor abhängt, die von der gegenwärtigen Krise besonders heftig gebeutelt wurden.

Sun habe in den vergangenen Monaten bereits verschiedene andere Unternehmen angesprochen in der Hoffnung auf eine mögliche Übernahme, schreibt das "Wall Street Journal" weiter. Der weltgrößte IT-Konzern Hewlett-Packard (HP) habe dieses Ansinnen abgelehnt, so eine Quelle. Ein Sprecher des weltweit drittgrößten Server-Anbieters Dell wollte die Angelegenheit nicht kommentieren. (ComputerWoche/mja)