Investitionen in Software Defined Storage

IBM baut mit Spectrum Storage sein Speichersoftware-Portfolio um

19.02.2015 von Martin Bayer
Mit „Spectrum Storage“ verspricht IBM ein effizienteres Daten-Handling mit mehr Leistung und zu geringeren Kosten. Zudem will der Konzern in den nächsten Jahren eine Milliarde Dollar in Software Defined Storage (SDS) investieren

Es braucht einen neuen Ansatz, um Kunden bei der Bewältigung des immensen Datenwachstums zu helfen", sagte Ralf Colbus, Senior Storage Experte bei IBM anlässlich der jüngsten Storage-Ankündigung. Traditionelle Speicher seien heutzutage nicht mehr effizient. Der IBM-Manager stellt seinen Kunden in Aussicht, mit der neuen Spectrum-Speichersoftware den geschäftlichen Wert ihrer Daten besser erschließen zu können.

Grundprinzip in IBMs Storage-Strategie ist es, die Speicherverwaltungssoftware stärker von der dahinter liegenden Hardware zu trennen. Anwenderunternehmen sollen in der Lage sein, mit Hilfe der Storage-Software Speicherinfrastrukturen auf unterschiedlichste Art und Weise zu nutzen - beispielsweise as-a-Service, als vorintegrierte Appliance oder als reine Softwarelösung.

Im Rahmen seiner neuen Spectrum-Strategie hat IBM die Software seiner Highend-Storage-Appliance XIV von der Hardware entkoppelt und bietet sie nun als "Spectrum Accelerate" an. Die Software läuft IBM zufolge künftig auch auf Commodity-Hardware wie Standard-x86-Servern. Spectrum Accelerate erfordert mindestens drei Server und skaliert aktuell bis zu 15 Server. Auf jedem dieser Rechner läuft eine virtuelle Maschine unter VMware vSphere ESXi 5.5. Dafür empfiehlt IBM in seinen Spezifikationen jeweils vier Rechenkerne, 48 GB Arbeitsspeicher, vier 10-GBit Ethernet-Ports, zwölf Festplatten mit zwei, drei oder vier TB Kapazität - es dürfen nur Platten mit der gleichen Speicherkapazität verwendet werden - sowie eine SSD mit 800 GB.

Storage-Pools auch aus der Cloud

Anwenderunternehmen könnten mit Hilfe von Spectrum Accelerate ihre Datenhaltung über verschiedene Infrastrukturen wie dem eigenen Rechenzentrum sowie Cloud-Ressourcen hinweg steuern. Innerhalb dieser Speicherlandschaften ließen sich Kapazitäten flexibel und dynamisch neu hinzufügen. Zu den weiteren Funktionen gehören Snapshots, synchrone wie asynchrone Replikation, Mandantenfähigkeit sowie verschiedene Automatisierungs-Features. Administratoren bietet die Storage-Lösung ein Management-Dashboard, über das sich der gesamte Speicher-Pool verwalten lassen soll. Das Graphical User Interface (GUI) könne auf jedem Browser-fähigen Gerät ablaufen, vom Desktop bis hin zu iOS und Android-Mobilgeräten. Mit Hilfe des "Hyper-Scale-Manager" sei es zudem möglich, technische und administrative Aufgaben über ein Mobile-Dashboard abzuwickeln.

Jamie Thomas, General Manager für die Bereiche Storage und Software Defined bei IBM, demonstriert, wie sich mit Hilfe des in Spectrum intergrierten Dashboards Speicherinfrastrukturen auch über mobile Endgeräte steuern lassen.
Foto: IBM

Der IT-Konzern will darüber hinaus noch im Laufe des Jahres einen Multi-Cloud-Connector für sein Spectrum-Softwareportfolio herausbringen. Anwender sollen damit Daten flexibel zwischen verschiedenen Cloud-Infrastrukturen hin- und herbewegen können. Zunächst wird das Werkzeug die IBM-eigene Softlayer-Cloud sowie Cloud-Anlagen, die mit IBM-Technik laufen, unterstützen. Man werde allerdings auch in der Lage sein, Clouds anderer Anbieter einzubinden, versprach Jamie Thomas, General Manager für Storage und Software Defined bei IBM.

Neben Accelerate gehören weitere Komponenten zum neuen Spectrum-Portfolio. "Spectrum Scale" ist eine Daten und File-Management-Lösung, die auf dem IBM General Parallel File System (GPFS) basiert, ehemals bekannt als Elastic Storage. Anwender könnten damit regelbasiert und automatisiert Storage-Tiering über verschiedene Plattformen vom schnellen Flash-Speicher bis hin zu Bandlaufwerken betreiben. IBM stellt den Kunden damit eine Kostenreduktion von bis zu 90 Prozent in Aussicht. Auch mit "Spectrum Virtualize" sollen sich vorhandene Storage-Kapazitäten effizienter auslasten lassen. Die Funktionen basieren auf dem IBM SAN Volume Controller.

"Spectrum Control" bietet den Nutzern ein Werkzeug für das Management der Storage-Umgebungen. Damit sollen sich beispielsweise das Provisioning sowie das Kapazitäts-Management steuern lassen. Außerdem bietet das Tool Funktionen für das Monitoring und Reporting. Mit "Spectrum Protect" erhalten Anwender verschiedene Sicherheitswerkzeuge für den Schutz der Daten beispielsweise rund um Backup und Recovery. Zuguterletzt lassen sich mit Hilfe von "Spectrum Archive" wenig genutzte Daten automatisiert auf Bandlaufwerke auslagern und damit Speicherkosten senken. Die Funktionen basieren auf dem IBM Linear Tape File System.

Neben der Neuausrichtung ihres Storage-Softwareportfolios haben die IBM-Verantwortlichen weitere massive Investitionen angekündigt. In den kommenden fünf Jahren will der Konzern mehr als eine Milliarde Dollar in die Hand nehmen, um sein Speicherportfolio weiter auszubauen. Dabei geht es dem Hersteller zufolge vor allem um Software-Defined-Storage-Plattformen. Man werde sich in der Forschung in erster Linie auf neue Cloud-Storage-Software, Object-Storage, sowie Open-Standard-Technologien inklusive OpenStack konzentrieren, hieß es. Mit dem Fokus auf die Softwareseite dürfte die Storage-Hardware weiter in den Hintergrund rücken. Das passt in die allgemeine IBM-Strategie, sich vom immer schwieriger werdenden, margenschwachen Hardware-Business zu verabschieden. Erst im vergangenen Jahr hatte der Konzern sein Geschäft mit Standard-Servern an den chinesischen Anbieter Lenovo verkauft.

Software macht Storage intelligenter

Auch aus Sicht der Analysten wird die Softwarekomponente im Storage-Umfeld immer wichtiger. Nach Einschätzung der Marktforscher von Gartner werden bis 2019 rund 70 Prozent aller Speicherprodukte auch als Software-only-Versionen verfügbar sein. Rund drei Viertel alle polystrukturierten Daten würden in fünf Jahren durch SDS-Lösungen verwaltet. Noch ist der Markt allerdings relativ überschaubar. IDC taxierte den Anteil von SDS-Plattformen im zweiten Quartal 2014 auf 3,5 Prozent des gesamten Marktes für Storage-Software (3,8 Milliarden Dollar) - das sind 133 Millionen Dollar. Allerdings wächst der SDS-Markt bedeutend schneller als das Gesamtgeschäft mit Storage-Software. Im zweiten Quartal betrug das Plus bei den SDS-Lösungen im Vergleich zum Vorjahresquartal 15,7 Prozent. Ein Quartal später lag die Wachstumsrate schon bei 39,4 Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahr wollen 2015 deutlich mehr Unternehmen ihre Speicherausgaben erhöhen.
Foto: ESG

Der Markt für Software-Defined-Storage-Plattformen profitiere von dem Wunsch der Anwender, Standard-Hardware für den Aufbau von Storage-Systemen zu verwenden und so die Kosten zu senken, sagte Jingwen Li, Analystin und Storage-Expertin bei IDC.

Anbieter setzen auf Software Defined Storage

Das Thema Software Defined Storage (SDS) steht bei vielen Anbietern weit oben auf der Agenda. Um die kommende Datenflut verwalten zu können, müsse die Komplexität der Infrastruktur entzerrt und der Betrieb automatisiert werden, sagt Daniel Pelke, CTO von EMC. Dafür müssten Server, Netzwerk und Storage abstrahiert und neu in Gruppen organisiert werden. Diese Gruppen effizient zu verwalten, sei der Schlüssel eines Software-Defined Datacenter (SDDC). Software-Defined Storage (SDS) bedeutet aus Sicht Pelkes nicht nur ein Layer, über den die Speicherkapazität transparent und herstellerneutral zur Verfügung gestellt wird. Es gehe zudem darum, zusätzliche Data Services anzubieten.

Auch Hewlett-Packard verknüpft seinen SDS-Ansatz eng mit dem Prinzip des SDDC. Dabei seien drei Komponenten entscheidend: Standardisierte x86-Hardwareplattformen, Storage-Services, die viele Systeme im Scale-Out- oder Grid-Verbund zusammenzuschalten, sowie Schnittstellen für eine einheitliche Verwaltung. Auch andere Anbieter werden hier aktiv. So hat gerade erst Suse mit "Suse Enterprise Storage" eine SDS-Lösung vorgestellt. Damit sollen sich Standard-Server zu einem Cluster aus Storage-, Monitoring- und Management-Nodes zusammenschalten lassen.