Hype Cycle 2006: Gartner beurteilt Reifegrad neuer IT-Techniken

10.08.2006
Der diesjährige "Hype Cycle for Emerging Technologies" nennt Web 2.0, Real World Web und Softwarearchitekturen als wichtigste Trendthemen der nächsten Jahre.

Die Analysten von Gartner ordnen bereits seit einigen Jahren neue IT-Entwicklungen entlang ihres Hype Cycles ein, eine Kurve, auf der abzulesen ist, ob sich eine Technik auf dem „Gipfel der überzogenen Erwartungen", im anschließenden „Tal der Enttäuschung" oder bereits auf der Ebene der "alltäglichen Nutzung" befindet. Zugleich schätzen die Experten den Zeitraum ab, den eine Technik ihrer Meinung nach noch bis zu einer weit verbreiteten Nutzung benötigt.

Gartners Hype Cycle for Emerging Technologies 2006.

In seiner diesjährigen Hype-Cycle-Auflage nennt Gartner an erster Stelle der Trendthemen das Web 2.0. Hierunter bündelt man diverse leichtgewichtige Internet-Techniken, neue Formen der Content-Erstellung und des Informationsaustauschs sowie neue Geschäftsmodelle in diesem Bereich.

Typische Technikvertreter, die einen großen Einfluss auf Web 2.0 haben und bereits in weniger als zwei Jahren marktreif sein sollen, sind den Analysten zufolge Social Network Analysis (SNA) und Ajax. Unter SNA versteht Gartner neue Formen der Kommunikation und Informationsbeschaffung, wie sie sich zum Beispiel schon mit Weblogs, Wikis oder Corporate Blogs etabliert haben.

Europa bei Real World Web vorne

Da es hier um die Nutzung zahlreicher Datenquellen und damit zwangsläufig um die Sammlung großer Datenmengen geht, sind sowohl geeignete Mining- als auch Analyseverfahren gefragt, mit denen Anwender aus dem kaum noch überschaubaren Angebot die für sie relevanten Informationen herausfiltern können. Ein Geschäftsmodell dahinter könnte sein, dass Unternehmen solche Kommunikationsnetze beobachten, bislang nicht bekannte Marktbedürfnisse identifizieren und entsprechend reagieren.

Bei Ajax (Asynchronous Javascript and XML) handelt es sich um eine Basistechnik für das Web 2.0. Es dient der Entwicklung dynamischer und schneller Browser-Anwendungen, die in ihrem Komfort und ihrer Usabilty den klassischen Desktop-Anwendungen bereits sehr nahe kommen. Gartner ist vom Erfolg dieser Client-seitigen Programmiertechnik überzeugt und würde diesen noch höher einstufen, wenn sich entsprechende einfach zu handhabende Entwicklungsverfahren auf dem Server etablieren.

Die zweite Kategorie der Trendthemen, das Real World Web, hob Gartner schon in seinem Hype Cycle 2005 hervor. Hier geht es um die Verknüpfung des Web-Potenzials mit realen standortbezogenen Applikationen. Als Anwendungsbeispiele nennen die Analysten die Steuerung von Außendienstmitarbeiter, das Flotten-Management und die Warenlogistik. Seinen technischen Ausdruck findet dieser Bereich etwa im Global Positioning System (GPS) mit seinen Varianten, in Navigationsgeräten oder im WLAN-Equipment. Dieser Markt befindet sich laut Gartner noch in einer frühen Adaptionsphase, wobei Europa aufgrund der besseren Mobilfunkabdeckung und einer höheren Standardisierung leicht vor den USA liegt.

SOA braucht noch fünf bis zehn Jahre

Das Thema Service-orientierte Architekturen (SOA) wird die Unternehmen laut Gartner ebenfalls nachhaltig beschäftigen. Als Technikvertreter für SOAs werden ereignisgesteuerte (Event-driven) und modellgetriebene (Model-driven) Architekturen genannt. Beide haben auf der Hype-Kurve den „Gipfel der übertriebenen Erwartungen" noch vor sich und werden fünf bis zehn Jahre brauchen, bis von einer verbreiteten produktiven Nutzung die Rede sein kann.

Unter einer EDA verstehen die Analysten eine Softwarelandschaft, in der Programmfunktionen gekapselt vorliegen und sich flexibel zu Geschäftsobjekten oder Anwendungskomponenten verknüpfen lassen. Ihr Aufruf erfolgt über Message-Trigger und kann von anderen Applikationskomponenten, Adaptern oder Softwareagenten ausgelöst werden. Beispiele für frühe EDA-Implementierungen gebe es bereits, so etwa im Finanzwesen, der Telekommunikationsbranche und in der Logistik von Lieferketten.

Mit der Model-driven Architecture mahnt Gartner die Unternehmen erneut, sich mit einem lange verfügbaren Standard der Object Management Group (OMG) zu beschäftigen. Denn in Zeiten der Serviceorientierung sei es besonders wichtig, Geschäftsmodelle mit seinen Funktionen, Regeln und Rollen anhand von Modellierungsstandards wie der Unified Modeling Language (UML) zu entwerfen - und zwar losgelöst von der späteren technischen Implementierung. Erst auf diesem Weg sollen sich SOA-Konzepte in die Praxis umsetzen lassen. (Stefan Ueberhorst / ala)

Kennen Sie tecCHANNEL-Premium schon? Dort erhalten Sie neben zusätzlichen exklusiven tecCHANNEL-Beiträgen und Artikel-eBooks auch kostenlos jeden Monat ein eBook aus dem Programm des Pearson-Verlags zum Download. Mehr Infos zu tecCHANNEL Premium finden Sie hier. Ein Monatsabo ist beispielsweise schon für 6,90 Euro zu haben.

tecCHANNEL Shop und Preisvergleich

Links zum Thema Client/Server

Angebot

Bookshop

Bücher zum Thema

eBooks (50 % Preisvorteil)

eBooks zum Thema