Herausforderung Workspace-as-a-Service

Hürden auf dem Weg zu virtuellen Desktops

31.10.2013 von Michael  Groß
Technologien wie "Bring Your Own Device" (BYOD) oder Virtual- Desktop-Infrastructure (VDI) sind Sorgenkinder in den IT-Abteilungen kleiner und mittelständischer Unternehmen. Um ein IT-Chaos zu vermeiden, müssen sich die IT-Verantwortlichen bewusst nicht nur mit den Vor-, sondern auch mit den Nachteilen virtualisierter IT-Umgebungen auseinandersetzen.

Die beiden Trends "Bring Your Own Device" (BYOD) und "Bring Your Own Application" (BYOA) sind aus den Unternehmen nicht mehr wegzudenken und bereiten vielen IT-Verantwortlichen offensichtlich Sorgen. Eine Studie von Unisys über die Konsumerisierung der IT im vergangenen Jahr hat gezeigt: 55 Prozent der europäischen Befragten gaben an, persönliche Geräte und Consumer-Anwendungen für ihre Arbeit zu verwenden, weil ihr Unternehmen keine Alternative anbietet. Wie aber bleibt da die Sicherheit der Unternehmensdaten gewährleistet? Was passiert bei Diebstahl oder Verlust privater Endgeräte? Wie schafft man es, eine potenziell chaotische IT-Umgebung zu managen und einer ungeduldigen Belegschaft alles schnell und sicher zur Verfügung zu stellen? Das sind nur ein paar Fragen, denen sich die Unternehmens-IT in dem Zusammenhang stellen muss.

Dazu kommen weitere Herausforderungen: von Budgetkürzungen und Betriebssystem-Upgrades bis hin zu fragmentierten Anwendungs- und Sicherheitsumgebungen sowie Richtlinien und Protokollen für das Gerätemanagement einer wachsenden Zahl von Mobiltelefonen, Tablets und Laptops. Viele IT-Fachleute sehen sich zudem im Zuge der weltweiten Konsolidierung durch Fusionen und Übernahmen in einem Wettbewerb mit neuen Geschäftseinheiten und Unternehmensstandorten. All diese Herausforderungen rufen nach einer ganzheitlichen, virtualisierten Computerumgebung für mehr Flexibilität, bessere IT-Versorgung, ein zentralisiertes Management und eine straffe Kontrolle der Sicherheit für die Erfüllung der steigenden Anforderungen des Unternehmens.

Virtual Desktop Infrastructure
Details zur Virtual Desktop Infrastruktur
Eine VDI oder Centralized-Virtual-Desktop-Umgebung verfolgt eine zentralistischen Ansatz: Die Desktop-Umgebungen und Daten lagern zentral im Firmenrechenzentrum und werden über das Netzwerk zu den Endgeräten transferiert.
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Architekturvergleich zwischen einer herkömmlichen und virtualisierter Desktop-Infrastruktur.
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Die Elemente einer Desktop Virtual Machine (DVM): Desktops, Daten und persönliche Einstellungen. Der Nutzer kann die Desktop-Umgebung an seine Anforderungen anpassen, etwa indem er zusätzliche Anwendungen hinzufügt.
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Laut einer Studie von Intel von 2011 bevorzugen die meisten Unternehmen, die derzeit Desktop-Virtualisierung einsetzen, den Virtual-Desktop-Infrastructure Ansatz.
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Die Virtual-Software-Appliance ILIO von Atlantis reduziert den Umfang von virtualisierten Desktops um bis zu 90 Prozent. Die DVM lassen sich dann sogar im Arbeitsspeicher von Server-Systemen vorhalten oder auf schnellen, aber derzeit immer noch teuren Solid State Drives (SSDs) speichern.
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Cloud-Service-Provider wie beispielsweise das Kölner Unternehmen Pironet NDH bieten mittlerweile VDI auch aus Cloud-Service an ("Desktop as a Service", DaaS). In diesem Fall lagern die virtualisierten Desktops beim Provider und werden den Kunden über Weitverkehrsverbindungen zur Verfügung gestellt.
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Eine VDI ist im Jahresschnitt kostengünstiger als eine herkömmliche PC-Client-Infrastruktur. Noch geringere Kosten versprechen Anbieter von Desktop-as-a-Service-Angeboten wie Desktone.
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Betrachtet man nur die Software-Kosten, ist eine VDI teurer als der klassische PC oder ein DaaS-Angebot.

Das Konzept einer virtuellen IT-Umgebung ist mittlerweile bestens bekannt, und die Technologie, die hinter dem virtuellen Arbeitsplatz steht, gibt es nunmehr seit mehreren Jahren. Trotzdem: Nur 4 Prozent der Unternehmen haben ihre Desktops unternehmensweit virtualisiert, 42 Prozent zumindest einen Teil davon mit einem durchschnittlichen Implementierungsgrad von 35 Prozent.

Bedenkt man die weitreichenden Vorteile - warum setzen sich VDIs (virtuelle Desktop Infrastrukturen) nicht stärker in den Unternehmen durch?

Das hindert Unternehmen an der Umsetzung von VDI

Eine Umfrage von Dimensional Research unter IT-Profis hat ergeben: Netzwerkbandbreite, Nutzerakzeptanz und Leistungsfähigkeit sind die Hauptherausforderungen, wenn es um VDI geht.

Die Nutzerfreundlichkeit von VDIs kann von der verfügbaren Bandbreite abhängen. Kennt man aber den Bandbreitenbedarf der Anwender in etwa, lässt sich diese entsprechend der Anforderungen verteilen. Zusätzlich hilft es zu wissen, welche Nutzer auf das Netzwerk über eine feste Verbindung am Standort oder mobil von außen zugreifen.

Um die Netzwerk-Performance aufrechtzuerhalten, können virtuelle Desktops mit einem Lastenausgleich versehen, von Server zu Server verschoben und zentral in Minuten anstatt in Stunden eingesetzt werden. So ist die Serverschicht flexibel, aber es kommt die Frage einer flexiblen Speicherung auf. Der Speicher für die Unterstützung virtueller Desktops kann nicht direkt mit einer installierten Festplatte verglichen werden. Hier ist es entscheidend, dass Unternehmen und IT-Manager die verschiedenen Datenebenen identifizieren und feststellen, was jeweils für die Unterstützung des Betriebssystems, der persönlichen Daten der Mitarbeiter, die Betriebs- und die Archivdaten erforderlich ist, und die entsprechende Speicherkapazität vorhalten. Es ist wichtig, zwischen Daten mit einem hohen und solchen mit einem niedrigen Wert zu unterscheiden und diese dementsprechend zu priorisieren.

Innerhalb einer VDI kann man zum Beispiel das Betriebssystem auf einer Hochleistungsplatte ablegen, während für Archivdaten und Anwendungen ein anderer Speicher mit geringeren Kosten ausreicht. Auf nur 10 Prozent der gespeicherten Daten wird mehr als einmal wöchentlich zugegriffen - das macht die zu großen Ausgaben für die Speicherung deutlich, und hier kann mit den richtigen Storage-Lösungen viel gespart werden. Beispielsweise lassen sich virtuelle Speicher-Arrays mit Lösungen wie VSPEX von EMC wesentlich leichter verwalten. Mit ihr kann man zwölf verschiedene virtuelle Zentren über eine zentrale Ansicht betreiben.

Kosten und Komplexität als weitere Herausforderungen

Zu den genannten Hürden kommen noch zwei wichtige Punkte dazu: Kosten und Komplexität bei der Implementierung. Eine unabhängige technische Analyse von Concentrated Technology fand 19 getrennte Komponenten, die richtig integriert werden müssen, um eine VDI zu schaffen. Diese Komplexität ist oftmals schlichtweg zu viel für eine durchschnittliche IT-Organisation. Außerdem befürchten viele IT-Abteilungen, dass mit der Technologie die Anfragen für die verschiedenen Endgeräte, Services und Social Media noch mehr werden. Um die Komplexität zu verringern, sollten IT-Administratoren die Technologie auf modularer Basis aufsetzen. Damit kommt man auf der Kostenseite von den hohen Investitionskosten weg. So können ganze Abteilungen schnell mit der neuesten Technologie ausgestattet werden, indem die Anwender lediglich das bekommen, was sie auch wirklich brauchen. Nur dafür wird dann auch Geld ausgegeben. Das Ergebnis ist ein anwender- anstelle eines endgerätezentrierten Modells, das als Workspace-as-a-Service (WaaS) bezeichnet wird.

Gemäß der CEB werden IT-Verantwortliche dieses Jahr vermehrt Geld für Projekte ausgeben, die die Produktivität der Mitarbeiter durch mehr Einblick, Zusammenarbeit und Mobilität verbessern und die Flexibilität sowie die Wirtschaftlichkeit der IT steigern. Eine VDI kann der IT nicht nur helfen, die Mobilität und Effizienz zu erhöhen, sondern sie kann Budgets für andere Aufgaben freisetzen. Werden Applikationen in einer virtuellen Umgebung nur aktiv, wenn sie gebraucht werden, lassen sich 10 Prozent der Lizenzierungskosten einsparen. Bedenkt man, dass die meisten Unternehmen Hunderte von Unternehmensanwendungen einsetzen, sind die Kostenvorteile hier beträchtlich.

Darauf müssen Sie bei BYOD und VDI achten

Sicherheit ist immer noch eine der Schlüsselerwägungen von IT-Verantwortlichen, insbesondere wenn man die Punkte gesteigerte Mobilität, Telearbeit und BYOD sowie BYOA in Betracht zieht. Mehr Access Points zum Netzwerk klingen zunächst nach mehr potenziellen Sicherheitsangriffspunkten. Aber in Verbindung mit einem virtuellen Desktop oder einer Workspace-as-a-Service-Umgebung (WaaS) ist es leicht, viele tausend Endnutzer mit zentralisierten Management-Tools sicher zu verwalten. Neue Software-Upgrades, Sicherheitsprotokolle und -anwendungen können innerhalb von Minuten anstatt von Stunden mit weit weniger IT-Personal verteilt werden. Stattet man die Endgeräte der Belegschaft mit den neuesten biometrischen Authentifizierungs- und Identity-Access-Lösungen aus, steht eine leistungsfähige Sicherheitslösung zu Verfügung.

Unternehmen, die Thin-Client-Terminals oder -Geräte einsetzen, die in einer virtuellen Umgebung operieren, müssen außerdem sicherstellen, dass die User keine Spuren auf der Hardware hinterlassen, wenn sie sich abmelden. Dies bietet mehr Sicherheit auf allen Plattformen und ermöglicht es Remote-Nutzern, sicher zu agieren - egal zu welcher Zeit und an welchem Ort. Selbst wenn der Netzzugang eines Endnutzers kompromittiert wurde, kann die IT-Abteilung schnell und einfach den Zugriff auf alle Tools, Anwendungen oder Datenbestände des Unternehmens sperren.

Das WaaS-Modell ermöglicht es der IT-Abteilung, Probleme zentral zu managen, Services zu automatisieren und Selbsthilfe-Tools einzusetzen. So lässt sich sicherzustellen, dass die Ausfallzeit des Nutzers auf ein paar Minuten beschränkt ist. Das minimiert den Produktivitätsverlust. Das Einsparpotenzial ist hier beträchtlich: Beim herkömmlichen IT-Support-Management-Modell rechnet man im Durchschnitt eine Person zur Unterstützung von jeweils 100 Desktops.

So profitieren IT-Abteilungen von virtualisierten Modellen

In einer WaaS-Umgebung hingegen kann jeder IT-Administrator im Durchschnitt bequem 1000 Plätze unterstützen. Dieses Niveau an zentraler Kontrolle stellt sicher, dass sogar dann, wenn Laptops oder mobile Devices ersetzt werden müssen, die Geräte innerhalb nur weniger Minuten mit den Anmeldedaten, Apps, Verknüpfungen, Favoriten und Einstellungen des Nutzers ausgestattet sind. Das schließt einen Produktivitätsverlust aus.

Zusammengefasst kann das konvergierte System komplexe Umgebungen handhaben - solche mit einer großen Anzahl an individuellen Anwendungen, einer großen installierten Serverbasis und einer großen Änderung im Geschäftsvolumen. Die Vorteile sind verringerte Ausfallzeiten, ein automatisches Desktop- und Daten-Backup, eine vereinfachte Cloud- und Dateninfrastruktur sowie ein dynamischer Anwender-Support für die Verbesserung der Produktivität. Zusammen mit einer Thin-Client-Hardware, die ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis, eine längere Nutzungsdauer und einen niedrigeren Energieverbrauch hat, kann die Technologie mit WaaS schneller den ROI schaffen - zu insgesamt niedrigeren Betriebskosten.

Um all diese beträchtlichen Pluspunkte zu erreichen, sollte man die Gewohnheiten der einzelnen Nutzer mit den am besten geeigneten Technologien zusammenbringen und die Technologie anpassen, um der Nutzererfahrung eine persönliche Note zu geben. Für die IT-Abteilung schafft das WaaS-Modell skalierbare, flexible Kostenmodelle, die auf die Erfüllung von Geschäftsanforderungen ausgelegt sind.

Auch künftig entstehen neue Technologien. Aber haben Unternehmen ein ausreichend flexibles Geschäftsmodell, um von ihnen zu profitieren? Unternehmen sollten sich heute der virtuellen Herausforderung stellen, um auch morgen noch Wettbewerbsvorteile erzielen zu können. (hal)