HP baut 14.500 Stellen ab

19.07.2005
Hewlett-Packard hat schon vor den angesetzten Analysten- und Pressekonferenzen Details zur geplanten Restrukturierung des Unternehmens mitgeteilt. Der Konzern will 14.500 Stellen oder rund zehn Prozent der aktuellen Belegschaft abbauen und bei den US-amerikanischen Pensionen streichen. Damit will er pro Jahr rund 1,9 Milliarden US-Dollar an Kosten einsparen.

Der Personalabbau soll im Laufe der kommenden eineinhalb Jahre erfolgen. Die geplanten Einsparungen sollen mit 1,6 Milliarden US-Dollar über die Personalkosten erzielt werden, die Änderung der Pensionspläne steuert die restlichen 300 Millionen US-Dollar bei. Im Geschäftsjahr 2006 sollen bereits 900 Millionen bis 1,05 Milliarden US-Dollar eingespart werden. Rund die Hälfte der eingesparten Kosten sollen reinvestiert werden, der Rest in den operativen Gewinn einfließen.

Beginnend mit dem vierten Fiskalquartal 2005 wird HP über sechs Quartale hinweg geschätzte 1,1 Milliarden US-Dollar für die Restrukturierung in seiner Bilanz abschreiben. Nicht eingerechnet ist hier eine schon zuvor angekündigte Sonderbelastung in Höhe von 100 Millionen US-Dollar, die im dritten Quartal als Restrukturierungsaufwand verbucht wird.

Vorsichtig gezielter Stellenabbau

Beim Personalabbau werde man "vorsichtig gezielt" vorgehen, erklärte HP. Der Vertrieb werde nur minimal betroffen sein, da man weiterhin guten Service bieten und die Kundschaft nicht in Mitleidenschaft ziehen wolle. Gleiches gelte für Forschung und Entwicklung, um sicherzustellen, dass das Unternehmen weiter eine führende Rolle bei technischen Innovationen spielen könne. Der Löwenanteil der Stellenstreichungen werde daher in unterstützenden Bereichen wie Informationstechnik, Personal- und Finanzwesen erfolgen.

Der Rest entfalle auf die Business Units in Bereichen, wo sich durch verbesserte Prozesse und Neupriorisierung bestehender Aufgaben der Arbeitsaufwand verringern lasse. Altgedienten Mitarbeitern in den USA will HP das Ausscheiden durch eine incentivierte Vorruhestandsregelegung schmackhaft machen. Von Land zu Land soll der Stellenabbau unterschiedlich ausfallen, abhängig von den örtlichen Anforderungen und, so geboten, nach Verhandlungen mit Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern.

Zum Januar kommenden Jahres werden die Pensionspläne und die Pläne zur medizinischen Altersversorgung der aktuellen Belegschaft für Mitarbeiter eingefroren, die nicht bestimmte Voraussetzungen an Alter und Betriebszugehörigkeit erfüllen. Als Ausgleich stockt HP bei den meisten Mitarbeitern seine Beteiligung an den 401k-Sparmodellen zur Altersversorgung von vier auf sechs Prozent auf. Mitarbeiter, die kurz vor dem Ruhestand stehen, werden von den Änderungen ausgeklammert. Und was bereits angespart ist, bleibt den Mitarbeitern erhalten.

„Hervorragende Firmen wachsen und senken ihre Kosten“

Die bisher für den Vertrieb an Unternehmenskunden, kleine und mittlere Anwender sowie die öffentlichen Hände zuständige Customer Solutions Group (CSG) wird aufgelöst, ihre Sales- und Marketing-Funktionen wandern direkt in die drei Geschäftsbereiche Technology Solutions Group (TSG), Imaging and Printing Group (IPG) und Personal Systems Group (PSG). Damit soll die Firmenstruktur vereinfacht und die Vertriebsmannschaft kundennäher werden. Die Sparten sollen so außerdem mehr finanzielle und operationale Kontrolle über ihr Geschäft erhalten.

Der bisherige CSG-Chef Michael Winkler zieht sich nach zehn Jahren bei Compaq und HP sowie 35 Jahren in der Branche von seinem Posten als Executive Vice President zurück; jede Sparte soll eigene leitende Vertriebspositionen erhalten. Ansonsten meldet HP noch bereits bekannte Personalien, nämlich die Ernennung der Firmenveteranin Cathy Lyons zur Executive Vice President und Chief Marketing Officer, des früheren palmOne-Chefs Todd Bradley zum EVP der PSG sowie von Randall Mott, zuvor in gleicher Position bei Dell, zum Chief Information Officer (CIO).

"Wir wollen diese Maßnahmen reibungslos umsetzen und unser Geschäft so wenig wie möglich stören", erklärte Hurd. "Hervorragende Firmen wachsen und senken ihre Kosten. Wir werden beides tun." (Thomas Cloer/ala)