Hosting stellt hohe Anforderungen

06.06.2003
Wer Websites, Server oder Applikationen an einen externen Dienstleister übergibt, erhofft sich neben Einspareffekten meist auch eine bessere Ausfallsicherheit und Performance. Doch welche Kriterien sind zu berücksichtigen, wenn man den besten Anbieter finden will?

Von: Dietmar Keßler, Dr. Thomas Hafen

Hosting bedeutet, den Betrieb oder die Internetpräsenz an einen Dienstleister auszulagern. Leistungsfähigkeit und Sicherheit spielen dabei eine große Rolle. Bevor man jedoch die technische Ausstattung eines Anbieters überprüft, sollte man sich die wirtschaftliche Situation des Providers genau betrachten. Bilanzen, Gesellschafterstruktur und Investorenmitteilungen bieten erste Anhaltspunkte für den wirtschaftlichen Zustand eines Unternehmens. Dabei kommt es weniger auf absolute Umsatzzahlen an als auf die Ertragssituation und deren Entwicklung. Die Höhe der Barreserven gibt darüber hinaus wichtige Aufschlüsse darüber, ob ein Provider bei kurzfristigen Umsatzeinbrüchen handlungsfähig bleiben kann. Kundenanzahl und Referenzen sind weitere Kriterien für die wirtschaftliche Gesundheit eines Dienstleisters. Wer nur wenige Geschäftspartner angeben kann oder sich auf sehr kleine Marktsegmente beschränkt, ist anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Unabhängig davon, wie solide ein Anbieter ist - zu jedem Vertrag gehört auch ein Notfallplan, der bei einem Konkurs zum Tragen kommt. Er regelt den Übergang zu einem anderen Provider, der die Website ohne lange Ausfälle weiter betreibt.

Redundanz ist entscheidend

Ist eine Vorauswahl getroffen, kann der potenzielle Hosting-Kunde nun die im Rennen verbliebenen Anbieter genauer unter die Lupe nehmen. Für die Hochverfügbarkeit von Websites ist eine redundante Infrastruktur unabdingbar. Empfehlenswerte Datenzentren verfügen über eine doppelte Hauszuführung und eine Anbindung an mehrere Carrier. Idealerweise erreichen die beiden Kabel das Rechenzentrum von verschiedenen Seiten und sind unabhängig voneinander an das Weitverkehrsnetz angeschlossen. Fällt eine Leitung aus, muss die andere sofort einsatzbereit sein. Ein guter Hosting-Anbieter hat eine große Anzahl Peerings, das heißt Netzzusammenschaltungen mit anderen Carriern oder Internet-Serviceprovidern, oder er ist zumindest an einen großen Internetknoten wie den Deutschen Commercial Internet Exchange (DE-CIX)in Frankfurt angeschlossen.

Zur technischen Ausstattung des Rechenzentrums gehört eine unterbrechungsfreie, redundante Versorgung über zwei interne unabhängige Stromkreise. Ein bis zwei Umspannwerke in der Nähe und ein eigenes Notstromaggregat erhöhen die Ausfallsicherheit. In den vertraglich festgelegten Service Level Agreements (SLA) sollte der Anbieter Werte von 99,99 Prozent bei der Netzverfügbarkeit und 99,999 Prozent bei der Stromversorgung garantieren.

Schutz vor Hitze und Feuer

Empfindliche IT-Systeme müssen aber nicht nur mit Strom versorgt werden, sie sind auch empfindlich gegen Temperaturschwankungen. Eine leistungsfähige, ebenfalls redundant ausgelegte Klima-anlage sorgt deshalb für die Kühlung der Systeme. Brandschutzmaßnahmen und ein Frühwarnsystem minimieren die Folgen eines Feuers. Der Kunde sollte unbedingt darauf achten, dass der Anbieter systemschonende Löschtechniken verwendet. Statt Sprinkleranlagen müssen also Vernebelungsmaschinen, Kohlendioxid oder Stickstoff zum Einsatz kommen. Ist die Verkabelung halogenfrei, können bei Feuer keine gefährlichen Toxine entstehen. Es spricht darüber hinaus für den Betreiber, wenn er seine Schutzvorrichtungen von unabhängigen Stellen überprüfen lässt. Zertifikate in diesem Bereich vergeben beispielsweise die Technischen Überwachungsvereine (TÜV).

Überwachung rund um die Uhr

Wenn er alle physikalischen Maßnahmen überprüft hat, kann sich der Kunde auf das Monitoring konzentrieren. Ein guter Anbieter lässt Systeme und Netz rund um die Uhr von qualifiziertem und zertifiziertem Personal überwachen. Dieses muss Fehlermeldungen nicht nur registrieren, sondern auch für den Kunden nachvollziehbar dokumentieren. Hierbei sollte der Anbieter die Integrationsleistung erbringen und sie nicht dem Kunden aufbürden. Statt einer Vielzahl von Logfiles, Statistiken und Grafiken erhält dieser also aussagekräftige Übersichten.

Der Hoster muss die IT-Systeme jedoch nicht nur überwachen und am Laufen halten, er sollte ihren Einsatz darüber hinaus intelligent steuern. Um die Verkehrslast sinnvoll auf das vorhandene Equipment zu verteilen, kommen meist Loadbalancing-Systeme zum Einsatz. Sie verteilen entweder den Verkehr gleichmäßig über alle vorhandenen Server oder lenken ihn so, dass ein bestimmter Server optimal ausgelastet ist.

Trotz ausgeklügelter Sicherungssysteme lassen sich Datenverluste nie völlig ausschließen. Ursachen können Hard- und Softwareprobleme, Naturkatastrophen, Diebstahl, Vandalismus oder Brandstiftung sein. Der Betreiber des Rechenzent-rums muss deshalb über eine Backup-Strategie verfügen. Die Datensicherung sollte automatisch und nach definierten Parametern erfolgen. Empfehlenswert ist eine hierarchische Vorgehensweise, bei der die wichtigsten Daten vorrangig gesichert werden. Wichtig ist auch, wie der Dienstleister mit den Backups umgeht. Am besten ist es, wenn er die Bänder oder Festplatten mit den Kopien an einem sicheren Ort außerhalb des Data Center aufbewahrt. Für sehr sensible Daten, die immer aktuell sein müssen, bietet sich eine komplette Spiegelung an. Das so genannte "Remote-Copy"-Verfahren generiert dabei zeitgleich auf einem zweiten Server eine Kopie und aktualisiert Änderungen fortlaufend. Diese Installation gewährleistet die Datenvollständigkeit, falls das System vor dem normalen Backup ausfällt. Im Schadensfall lassen sich die Server mit den identischen Datenbeständen in weniger als einer Stunde wieder hochfahren.

Fazit

Wer besonderen Wert auf Ausfallsicherheit und Hochverfügbarkeit legt, muss bei der Wahl des Dienstleisters vor allem auf die vorgestellten Kriterien achten. Dabei sollte er sich nicht nur auf die Ausführungen des Anbieters verlassen. Gutachten und Zertifikate unabhängiger Prüfstellen und von Herstellern sind von Vorteil. Auch das Gespräch mit den Kunden des potenziellen Geschäftspartners kann Aufschluss darüber geben, wie dieser die versprochene Leistung in die Realität umsetzt.

Zur Person

Dietmar Keßler

ist Merketing Manager bei IX Europe.