SSD-Raid

High-Speed-Linux: So bauen Sie sich eine Workstation

01.02.2016 von Thorsten Eggeling
Linux auf High-End-Hardware? Kein Problem. Mit einem SSD-Raid sorgen Sie für mehr Geschwindigkeit, so dass Linux auch für anspruchsvollste Aufgaben taugt.

Wer viel Geld in einen besonders schnellen Rechner investiert, will damit in der Regel auch besondere Aufgaben erledigen. Meist geht es um PC-Spiele, Video-und Audiobearbeitung oder Software-Entwicklung. Bei derartigen PCs lesen Sie oft die Bezeichnung „Workstation“, was den Unterschied zum handelsüblichen Büro-PC hervorheben soll. Orientiert man sich an den Angaben der Hersteller, steckt in einer Workstation mindestens ein Intel Core i7 oder besser. Die RAM-Ausstattung startet bei 16 GB; SSD und/oder ein Raid-Verbund sind Pflicht, und auch die Grafikkarte sollte aus dem High-End-Segment stammen. Der Preis solcher Rechner beginnt bei etwa 2000 Euro.

Welche Linux-Distribution ist die richtige?

Prinzipiell ist jede Linux-Distribution für jede Art von Aufgaben geeignet. Unterschiede gibt es jedoch bei der Software-Vorauswahl und beim verwendeten Desktop. Wer vor allem auf den Multimedia-Bereich Wert legt, kann zu Ubuntu Studio greifen. Bei der Installation können Sie die Paketgruppen Audio, Grafik, Video, Fotografie und Publishing aktivieren. Das Setup-Programm richtet dann Programme wie Ardour (Digital Audio Workstation), Openshot (Videoschnitt) und Darktable (RAW-Bildbearbeitung) ein. Als Desktop-Umgebung kommt das übersichtliche Xfce zum Einsatz. Ubuntu Studio verwendet standardmäßig einen LowLatency-Kernel, der für die zeitgenaue Verarbeitung von Audiosignalen nötig ist. Alle genannten Software-Pakete stehen auch für andere Ubuntu-Varianten bereit. Installieren Sie etwa „ubuntustudio-video“ für die Sammlung von Anwendungen zur Videoerstellung und -bearbeitung.

Wer einmal etwas anderes als Ubuntu ausprobieren möchte, kann auch zu Gentoo Linux greifen. Dieses System eignet sich für Profis, die ein optimiertes und individuelles System aus den Quelltexten selbst kompilieren möchten.

Multimedia-Produktion: Ubuntu Studio bietet direkt nach der Installation zahlreiche Werkzeuge für Audiobearbeitung, Videoschnitt, Fotografie, Grafik und Publishing.

Linux auf neuer Hardware

Standardkomponenten, Chipsätze und SATA-Adapter auch neuester Desktop-PCs werden von jeder aktuellen Linux-Distribution gut unterstützt. Bei Grafikkarten sollte man sich eher für ein Modell von Nvidia als von AMD entscheiden. Die auf www.nvidia.de angebotenen Linux-Treiber werden häufig aktualisiert und unterstützen meist auch die neuesten Grafikadapter. Bei USB-Geräten, Druckern oder Scannern sollten Sie sich vor dem Kauf über die Linux-Kompatibilität informieren.

Ubuntu Studio hat zahlreiche Werkzeuge für Audio-Bearbeitung, Videoschnitt, Fotografie, Grafik und Publishing an Bord.

Das richtige Notebook für Linux zu finden, ist nicht ganz so einfach. Hier gibt es Besonderheiten, welche die Linux-Installation erschweren. In Notebooks stecken oft hybride Grafiklösungen etwa von Nvidia mit einer sparsamen Chipsatzgrafik plus einem leistungsfähigeren Grafikchip. Standardmäßig wird beim Linux-Setup meist der Open-Source-Treiber für den Nvidia-Chip eingerichtet, was zu höherer Stromaufnahme führt. Die Lösung ist jedoch einfach: Installieren Sie unter Ubuntu über „Zusätzliche Treiber“ den proprietären Nvidia-Treiber. Danach schalten Sie über das Tool „Nvidia X Server Settings -> „PRIME Profiles“ bei Bedarf zwischen den beiden Grafikchips um.

Komplizierter wird es, wenn der Lautsprecher stumm bleibt oder die Tasten für Helligkeit oder Tastaturbeleuchtung keine Funktion haben. Dann sind zusätzliche Kernel-Parameter oder tiefe Eingriffe in die Konfiguration nötig. Auch hier gilt: Suchen Sie vor dem Kauf im Internet nach Erfahrungen anderer Linux-Nutzer mit dem gewünschten Notebook. Eine Alternative sind Händler, die Geräte mit vorinstalliertem Linux anbieten.

Linux auf einem Raid installieren

Mehr Geschwindigkeit lässt sich mit einem Raid 0 („Striping“) aus zwei identischen SSDs herausholen. Im optimalen Fall verdoppelt sich die Transferrate. Dabei ist jedoch zu beachten, dass bei Ausfall einer SSD alle Daten unwiederbringlich verloren sind. Regelmäßige Backups wenigstens der persönlichen Dateien sind daher dringend anzuraten.

Sie können – wenn vorhanden – die Raid-Funktion des Bios nutzen oder ein Software-Raid verwenden. Letzteres ist der von uns empfohlene Weg, weil ein Software-Raid sich auf jedem PC oder Notebook mit zwei Laufwerken identischer Größe einrichten lässt und ohne zusätzliche Treiber auskommt. Bei Ubuntu ist allerdings die Installation über das Standard-Live-System nicht ohne komplizierte Eingriffe möglich. Verwenden Sie daher besser das Ubuntu Netboot Image. Laden Sie etwa die Datei „mini.iso“ für Ubuntu 14.04 LTS herunter (etwa 40 MB), brennen Sie das ISO auf CD oder erstellen einen Setup-Stick:

dd if=mini.iso of=/dev/sdX

„sdX“ ersetzen Sie durch den Gerätenamen des USB-Sticks. Prüfen Sie die Angabe genau, damit Sie nicht versehentlich eine Festplatte überschreiben. Der USB-Stick eignet sich nur für die Installation im Bios-Modus, eine CD unterstützt auch Uefi.

Booten Sie den PC vom Setup-Medium. Wir gehen davon aus, dass sich im PC zwei leere Festplatten befinden. Für eine Parallelinstallation neben Windows ist das Verfahren nicht geeignet. Folgen Sie den Anweisungen des Installations-Assistenten. Im Fenster „Festplatten partitionieren“ wählen Sie „Manuell“.

Erstellen Sie dann auf beiden SSDs zwei primäre Partitionen – jeweils eine kleinere für den Swap-Speicher und den Rest für das System. Bei alle Partitionen wählen Sie hinter „Benutzen als“ den Eintrag „physikalisches Volume für RAID“, bei den Systempartitionen setzen Sie zusätzlich das „Boot-Flag“. Gehen Sie dann auf „Software-RAID konfigurieren -> MD Gerät erstellen“, und definieren Sie jeweils ein Raid 0 für die Swap-Partitionen und die Systempartitionen. Danach gehen Sie auf „Partitionierung beenden und Änderungen übernehmen“.

Videoschnitt unter Linux

Für Linux gibt es vier nennenswerte Open-Source-Programme für Videoschnitt: Openshot und Pitivi sind einfach zu bedienen und daher auch für Einsteiger interessant. Kdenlive() bietet viele Effekte und erlaubt auch den direkten Import von Camcorder oder Webcam. Das Programm ist intuitiv bedienbar, hat aber auch das Potenzial für Profis. Cinelerra wendet sich ebenfalls an Profis, ist aber umständlich zu bedienen. Alle Programme sind über den Paketmanager der Linux-Distribution oder als direkter Download erhältlich.

Wer möchte, kann auch das kommerzielle Programm Lightworks ausprobieren. Die kostenlose Variante erfordert eine Registrierung und kann nur Videos bis 720p exportieren. Die Jahreslizenz von Lightworks Pro kostet 134,99 Euro.

Sie interessieren sich für 3D-Animationen und Trickfilme? Das Open-Source-Programm Blender kommt auch bei professionellen Videoproduktionen zum Einsatz. Im Download-Bereich gibt es Demodateien, mit denen Sie Blender ausprobieren und die Leistungsfähigkeit Ihres PCs testen können.

(PC-Welt/ad)