Sicherheitsrisiko und unnötige Kosten

Herrenlose Benutzerkonten en masse

24.02.2010
Firmenchefs glauben, dass die meisten Unternehmen jedem Benutzerkonto auch eine existierende Person zuordnen können. Da irren sie sich gewaltig, wie eine deutsche Studie beweist.

Unternehmen sehen ihre Datenqualität offensichtlich zu optimistisch, wenn es um die Vergabe von Benutzeraccounts und IT-Berechtigungen geht. Diesen Schluss lassen die Ergebnisse einer vom Identity-Management-Spezialisten Völcker Informatik in Auftrag gegebenen Umfrage zu. Knapp ein Fünftel der befragten Unternehmenslenker geht davon aus, dass mehr als die Hälfte der mittelständischen Betriebe in der Lage ist, sämtliche in Active Directory, Lotus Notes, SAP oder weiteren geschäftskritischen Anwendungen existenten Benutzerkonten auch einer existierenden und noch im Unternehmen beschäftigten Person zuzuordnen. Weitere 23 Prozent glauben, dass die Quote zwischen einem Viertel und der Hälfte liegt, 35 Prozent sind der Ansicht, dass dies in 10 bis 25 Prozent aller Betriebe möglich ist.'

Herrenlose Benutzerkonten en masse
Völcker Informatik AG
Die veröffentlichte Studie legt dar, dass in vielen Unternehmen keine Sorgfalt bei der Vergabe und Verwaltung von Benutzerkonten und -zugängen herscht. (Quelle: Völcker)
Völcker Informatik AG
Die Völcker Informatik AG ist ein Anbieter von Identity-Management- und Auditing-Systemen. (Quelle: Völcker)
Völcker Informatik AG
Nur ein Bruchteil aller Unternehmen kann Firmenaccounts auch real existierenden Personen zuordnen. (Quelle: Völcker)
Völcker Informatik AG
Der Hauptgrund für die Probleme in der Datenqualität sei in der Personalabteilung zu suchen. Ausserdem führe die manuelle Abarbeitung aller Personaländerungen zu einer hohen Fehlerquote. (Quelle: Völcker)

"Dieses Ergebnis geht vollkommen an der Realität vorbei", lautet dazu der trockene Kommentar von Peter Weierich, Unternehmenssprecher von Völcker Informatik. Dagegen sprechen nämlich die nackten Fakten. Der Anbieter von Identity-Management- und Auditing-Systemen hat bei einer Überprüfung von siebzig Unternehmen festgestellt, dass gerade einmal zwei von ihnen wirklich alle Konten einer reellen und noch im Betrieb tätigen Person zuordnen konnten. "Geschäftsführer und Vorstände müssen dringend umdenken und eine lückenlose Überprüfung ihrer Daten veranlassen", fordert Weierich. "Eine schlechte Datenqualität kann fatale Folgen haben. Erstens entstehen riesige Sicherheitslücken, zweitens geht jegliche Transparenz hinsichtlich durchgeführter Aktionen und Genehmigungen verloren - was bei Wirtschaftsprüfern auf immer weniger Verständnis stösst. Dazu kommt der finanzielle Schaden, schliesslich kosten beispielsweise auch gar nicht benötigte SAP-Lizenzen Geld."

Eine realistischere Einschätzung haben die IT-Anwender, wenn es um die Frage nach den Ursachen für die schlechte Datenqualität geht. Für 27 Prozent fängt die "Schlamperei" schon in der Personalabteilung an, weil Personalveränderungen entweder gar nicht oder zu spät an die IT gemeldet werden. Für weitere 21 Prozent müssen nach wie vor zu viele Prozesse manuell vorgenommen werden, was eben eine hohe Fehlerquote zur Folge hat. "Das sind auch die beiden Hauptgründe, die wir in unserer Überprüfung festgestellt haben", bestätigt Weierich. Zu den weiteren Gründen zählen: unsaubere Reorganisationen (16 Prozent), die Vergabe mehrerer unabhängiger Accounts an Personen (15 Prozent), unklare Zuständigkeiten (13 Prozent) und fehlende Monitoring-Systeme (8 Prozent). (cvi)