Heim-Sicherheit

Günstige Überwachungskamera für daheim einrichten

31.12.2015 von Markus Mizgalski
Bis vor einigen Jahren war Kamera-Überwachung vor allem etwas für Firmen, weil sehr aufwändig und teuer. Heute genügt im Prinzip eine Webcam, aber selbst anspruchsvolle Lösungen sind vergleichsweise günstig realisierbar.

Wer sein Hab und Gut schützen möchte, hat mehrere Möglichkeiten. Eine Alarmanlage beispielsweise, aber die meldet bestenfalls, dass sich jemand unbefugt Zutritt verschafft, zeigt aber nicht, um wen es sich handelt. Video-Überwachung hingegen zeigte lange Zeit nur, wer sein Unwesen trieb, konnte aber ohne zusätzliche Alarmsysteme oder einen Wachdienst kaum aktiv reagieren. Erst der Einsatz von computerbasierten Auswertungsalgorithmen ermöglicht die Verknüpfung aus Video-Überwachung und Alarmierung. Und das dank Netzwerktechnik ohne allzu großen Verkabelungsaufwand oder immense Hardware-Investitionen.


Überwachungskamera: Minimal-Lösung

Die simpelste Variante der Überwachung ist tatsächlich die Webcam, per USB am Rechner angeschlossen. Eine leistungsfähige Software wie beispielsweise Ispy dazu, und schon ist die Überwachung möglich. Beim Einsatz von zwei oder drei Webcams sogar rundum, inklusive Bewegungserkennung und Alarmierung etwa per Mail oder SMS. Und natürlich mit automatischer Speicherung der Bild-/Videodaten zum Zeitpunkt eines Ereignisses.

Dezentrale Kameras

Der Nachteil der Kamera am Rechner ist offensichtlich: Sie taugt nicht wirklich für eine dauerhafte Installation. Abgesehen davon, dass USB-Kabel nicht gerade für Unterputz-Verlegung konzipiert sind, ist es vor allem die maximale Länge von nur drei Metern, die eine Platzierung der Kamera etwa in einer Ecke an der Zimmerdecke problematisch machen. Hinzu kommt, dass der Rechner ständig laufen muss, was selbst bei einem Notebook auf Dauer für merkliche Stromkosten sorgt. Insofern bietet sich also eine Kamera mit eigener Logik an, die sich idealerweise per Netzwerk – entweder mittels Kabel oder per Funk – ansprechen lässt.

Zahlreiche Freeware-Tools lassen hier eine automatische Bewegungserkennung zu.

Hier gibt es verschiedenste Lösungen: Eine besonders simple besteht aus einem Raspberry mit einer USB-Webcam. Dieses System lässt sich dann von jedem Rechner über das Netz mittels Browser ansprechen. Um dieses Konzept zu realisieren, benötigt man lediglich den Raspberry mit installiertem Raspbian, eine Kamera und die Software Motion. Der Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass sie günstig umzusetzen ist. Der Nachteil allerdings darin, dass sie sich nicht für den Außenbereich eignet, sofern man kein individuelles Wetterschutzgehäuse darum herumbaut, weil es so etwas im Handel leider nicht gibt. Hier empfiehlt sich dann der Griff zu einem entsprechenden Fertigmodell. Die kosten in einer WLAN-fähigen Ausführung ab etwa 140 Euro.

Etwas teurer, aber auch leistungsfähiger sind dabei sogenannte Dome-Kameras, wie sie etwa von Samsung oder Abus angeboten werden. Die können mittels Steuertasten über den Browser gedreht werden. In der Regel bieten diese Kameras auch noch die Möglichkeit, eigenständig einen vorher definierten Bereich abzuschwenken, also zu „patrouillieren“. Je aufwändiger Kameras werden, desto mehr Möglichkeiten bieten sie dann auch. Das beginnt bei Schaltausgängen und endet bei auswechselbaren Objektiven oder Wärmebildtechnik. Mobotix etwa bietet hier entsprechende Modelle an.

Auch Panorama-Kameras, die 360° im Blick haben, sind in der Oberklasse der Netzwerkkameras anzusiedeln. Falls Sie sich übrigens fragen, warum Schaltausgänge ein wichtiges Thema sind: sie ermöglichen der Kamera, direkt Einfluss auf Alarm- oder Haussteuerungskomponenten zu nehmen. Etwa, indem sie Lampen einschalten, Türschlösser verriegeln oder andere Ereignisse auslösen.

Verwalten und speichern

Einige hochpreisige Kameras bieten eigenen Speicher und können sogar mittels SD-Karten aufgerüstet werden. Andere Modelle sind jedoch so konzipiert, dass sie ihre Aufzeichnungen im Alarmfall auf eine Netzwerkfreigabe legen oder die Bilder direkt per Mail verschicken. Es bietet sich also an, in irgendeiner Form ein NAS zu verwenden. Das braucht viel weniger Strom als ein PC und bietet im Idealfall mehr Ausfallsicherheit, sofern es im RAID-1-Modus oder höher arbeitet. Allerdings kann eine ganze Reihe von NAS-Systemen im Hinblick auf Überwachung mehr, als nur stupide Daten auf einer Freigabe zu speichern. Das Problem beginnt nämlich dann, wenn es darum geht, mehrere Kameras zu verwalten, weil man beispielsweise die Haus- und die Gartentür im Blick haben möchte. Dann kann man natürlich mit zwei Browsertabs arbeiten, aber das ist umständlich. Einfacher ist ein sogenannter Surveillance-Server. Den bringen heutzutage viele NAS-Systeme bereits mit, zu finden sind sie etwa bei Geräten von Buffalo, Synology oder auch Qnap. Diese Server sind in der Lage, IP-Kameras zu erkennen, die im Netz befindlich sind, und können diese dann im Idealfall auch so verwalten, dass die Funktionen, die die Kamera bietet, zumindest partiell gesteuert werden.

Highend-Kameras, hier ein etwas älteres Modell von Mobotix, arbeiten nicht nur mit mehreren Objektiven, sondern auch mit komplexer Bildanalyse.

So kann die Surveillance Station von Qnap beispielsweise die Zeitsteuerung für die Ereigniserfassung und den Speicherort für die Ereignisaufzeichnung von sich aus konfigurieren, das Kamera-eigene Interface muss im Wesentlichen dann nur einmalig für die Festlegung von Erfassungsbereichen und für die Einstellung der Bildparameter genutzt werden. Prinzipiell funktioniert das auch mit einem Raspberry, der sowohl Webcam-Server als auch NAS sein kann. Das kann durchaus Sinn ergeben, weil der Kleincomputer sich so wunderbar verstecken lässt und quasi geräuschlos arbeitet.

Allerdings ist die Performance gerade bei HD-Aufnahmen nicht die allerbeste und auch die Konfiguration lässt sich nicht unbedingt als komfortabel bezeichnen. Trotzdem spricht etwas für die Kombination aus Raspberry und USB-Webcam: die geringe Größe. Prinzipiell ist es damit möglich, eine kleine Videoüberwachung für ein Hotelzimmer zu realisieren und das dortige (W)LAN zu nutzen, um eine Alarmierung zum Beispiel auf das Handy zu schicken.

So etwas wiederum ist mit einer klassischen IP-Kamera schwieriger, weil sie in der Regel über das Netzwerk für das Netzwerk konfiguriert werden muss. Für Haus und Hof dagegen ist sicherlich die Auf- oder Einbau-Variante die bessere Lösung.

Einrichten einer Überwachungskamera

1. Kamera konfigurieren

1. Kamera konfigurieren

Das Prinzip der Überwachungskameras ist immer ähnlich. Zunächst wird die Kamera so eingestellt, dass Farbe, Bildausschnitt und Farbe passen. Voraussetzung ist natürlich, dass sie zuerst auf das Netzwerk konfiguriert wurde, in dem sie betrieben wird. Zumindest sofern es sich um einem IP-Kamera handelt.

2. Einstellung der Sensorik

2. Einstellung der Sensorik

Dann erfolgt die Einstellung der Sensorik, als der eigentlichen Grundlage für die Überwachung. Je nach Kamera und Software lassen sich innerhalb des Bildes Bereiche und Empfindlichkeiten definieren, auf die die Bewegungserkennung ansprechen soll.

3. Zeitplan und Aktionen festlegen

3. Zeitplan und Aktionen festlegen

Bei einfacheren Kameras werden dann in der Regel schon der Zeitplan sowie die Aktionen festgelegt, die im Falle einer Bewegungserkennung ausgeführt werden. Komplexere Systeme lassen auch eine sogenannte Ereignislogik zu, die es erlaubt, verschiedene Ereignisse zu verknüpfen. Auch die Ereignisdauer kann oft definiert werden, damit nicht ein vorbeifliegender Vogel gleich die ganze Alarmprozedur in Gang setzt.

4. Aufzeichnung und Speicherort

4. Aufzeichnung und Speicherort

Die Zeitsteuerung ist praktisch selbsterklärend, aber die Aktionen im Ereignisfall können unterschiedlich komplex ausfallen. Nahezu alle Kameras speichern entweder Bildfolgen oder auch Bewegtbilder, der Speicherort kann, wie schon erwähnt, auch eine Netzwerkfreigabe sein. Premiumkameras sind übrigens zudem in der Lage, nachts mit Infrarotlicht aufzuzeichnen und generell einen gewissen Zeitraum zu cachen. Das ermöglicht nämlich auch die Speicherung von Bildern kurz vor dem Ereigniseintritt, sodass die Ereignisaktion besser nachzuverfolgen ist.

5. Steuerung von Alarmaktionen

5. Steuerung von Alarmaktionen

Neben der Bildspeicherung als Hauptaktion können viele Kameras aber auch noch Alarmmails verschicken, Alarmanrufe tätigen und über die schon angesprochenen Schaltausgänge weitere Aktionen steuern. Dabei ist der Schaltausgang so zu verstehen, dass hier Niederspannung anliegt, die eigentlich dazu dienen soll, ein Relais oder einen elektronischen Schalter zu betätigen. Der schaltet dann beispielsweise vier Scheinwerfer auf dem Gelände und/ oder eine Sirene ein. Auch ein Wählgerät zu einer Wachdienstzentrale kann so aktiviert werden, falls so etwas schon vorhanden sein sollte.

6. Verbindung mit einem Server

6. Verbindung mit einem Server

Hat man seine Kamera eingerichtet, kann sie auch mit einem Surveillance-Server verbunden werden. Ob das sinnvoll ist, hängt schlussendlich von mehreren Faktoren ab. Die bessere Verwaltbarkeit mehrerer Kameras wurde schon angesprochen, aber letztlich geht es vielleicht auch darum, nicht zu viele Netzwerkgeräte offen in einer DMZ hängen zu haben. Denn wer beispielsweise sein NAS ohnehin schon mit einer Portweiterleitung für den Zugriff von außen konfiguriert hat, der umgeht mit einem dort laufenden Server die Notwendigkeit, auch die Kamera noch für den Internetzugriff zu öffnen. Die Einrichtung des Servers ist im Prinzip auch sehr unkompliziert, wie wir hier am Beispiel von Qnap zeigen. Das NAS findet automatisch im Netz befindliche Kameras.

7. Modell zuweisen

7. Modell zuweisen

Man weist ein entsprechendes Modell zu; der Server bringt eine nicht zu verachtende Auswahlliste mit.

8. Konfiguration von Zeitraum und Speicheraktion

Dann konfiguriert man den Scharfschaltungszeitraum und die Speicheraktionen – im Prinzip ist das schon alles.

9. Nutzung der Kameras über Webinterface

9. Nutzung über das Webinterface

Nun lassen sich über das Webinterface des Servers alle eingebunden Kameras nutzen.

Rechtliche Aspekte bei der Videoüberwachung

Videoüberwachung kann sehr hilfreich sein, sei es, um Straftaten zu verhindern, aufzuklären oder aber, um Maschinen, unzugängliche Bereiche oder hilfsbedürftige Personen im Auge zu behalten. Und im Prinzip kann man in seinen eigenen vier Wänden diesbezüglich auch einigermaßen tun und lassen, was man will. Allerdings werden die Grenzen vor allem durch die Persönlichkeitsrechte anderer gezogen. Niemand darf also gegen seinen Willen oder unwissentlich beobachtet werden. Gibt es in einem Gebäude oder auf einem Grundstück Videoüberwachung, muss dies gekennzeichnet sein. Zudem muss man sicherstellen, dass die Kamera(s) den öffentlichen Verkehrsraum nicht mit im Visier haben. Denn hier ist eine Überwachung absolut unzulässig, weil es keine Möglichkeit gibt, die Zustimmung der Passanten einzuholen. Es kann allerdings sein, dass man eine Ausnahmegenehmigung bekommt, wenn in das zu überwachende Objekt schon mehrfach eingebrochen wurde. Hier sollte man sich allerdings unbedingt vor der Installation mit dem Ordnungsamt in Verbindung setzten.

(Macwelt/ad)