IDC-Studie beleuchtet Green-IT-Strategien in Europa

Green IT: Erfreuliches Öko-Engagement bei deutschen Unternehmen

19.11.2008
Das Marktforschungsunternehmen IDC befragte 459 IT-Verantwortliche in europäischen Unternehmen, wie sie mit der Green-IT-Thematik aktuell umgehen. Laut den Marktforschern liegen die deutschen Unternehmen beim Green-IT-Engagement deutlich über dem europäischen Durchschnitt.

Ein Ergebnis fällt positiv aus: Deutsche Unternehmen sind in Sachen Öko-Bewusstsein im europäischen Vergleich vorne. Die Mehrheit der befragten IT-Verantwortlichen in Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern - 80 Firmen stammten aus Deutschland - verfügt bereits über Green-IT-Strategien oder arbeitet zumindest daran.

Die IDC-Studie ergab, dass 49 Prozent der deutschen Unternehmen bereits über eine Umweltstrategie verfügen, weitere 13 Prozent wollen eine solche noch innerhalb der nächsten 24 Monate aufsetzen. Aus diesen Ergebnissen folgert IDC, dass sich Green IT mittlerweile als Thema in den Unternehmen etabliert hat.

Im Detail: Übersicht über geplante Green-IT-Strategien. (Quelle: IDC)

IDC erhob die Untersuchung im Auftrag von Dell. Der Computerhersteller will mit dem so genannten Green-IT-Barometer einen europaweiten Maßstab etablieren, der es erlaubt, den Fortschritt der IT beim Thema Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit in regelmäßigen Abständen zu überprüfen.

Green IT: Ziele und Strategien

Wer in Green IT investiert, hat dafür laut IDC drei Motive: Mit einer Green-IT-Strategie wollen 70 Prozent der Befragten Kosten einsparen. Gut über die Hälfte aller Interviewten (57,7 Prozent) haben bei ihren Öko-Initiativen Recycling-Strategien im Blick. Genauso viele Unternehmen geben sich einen grünen Anstrich, weil Gesetzesvorschriften sie dazu anhalten. Eine vergleichsweise weniger wichtige Rolle spielen beim Umwelt-Engagement die Erwartungen von Kunden (47,5 Prozent) und von Mitarbeitern (48,8 Prozent).

Green-IT-Faktoren: Die Übersicht verdeutlicht, welche Motivation Unternehmen haben, um in Green IT zu investieren. (Quelle: IDC)

Um Umweltziele in der IT zu erreichen, setzen CIOs verschiedene Techniken ein. Eine wichtige Rolle spielt das System- und Server-Management. Dieses nutzen 71 Prozent der Befragten. Beliebt ist auch der Einsatz von Software für die Temperaturkontrolle in Rechenzentren (67 Prozent), sowie Änderungen im Design des Rechenzentrums (58 Prozent). Virtualisierung nutzen immerhin 56 Prozent der Unternehmen - was ein etwas überraschend niedriger Wert ist, denkt man an die mit dieser Technik zu erzielenden Energieeinspareffekte. Von großer Bedeutung für öko-konforme Konzepte ist laut IDC das Verhalten der Anwender (69 Prozent).

Green IT mit Hindernissen

IDC erkundigte sich auch nach den Hürden bei der Umsetzung einer Green-IT-Strategie. Das Haupthindernis stellt danach die mangelnde Zeit dar, sich um das Öko-Thema zu kümmern. Fast jeder Zweite (49 Prozent) nannte diesen Grund. Hinderlich ist zudem, dass zwei von fünf Unternehmen über fehlendes Wissen klagen, wie Green IT realisiert werden kann. Immerhin 43 Prozent aller Antwortenden bemängeln ferner, dass verbindliche Standards und Benchmarks für Öko-Strategien fehlen. In der Tat schälen sich erst seit einigen Wochen erste Zertifizierungsangebote von unabhängigen Organisationen wie dem TÜV Rheinland oder Dekra heraus.

Übersicht: Das Diagramm zeigt, mit welchen Hindernissen die Unternehmen bei der Einführung von Green-IT-Programmen rechnen. (Quelle: IDC)

Nicht ganz überraschend verhindern bei 40 Prozent der Befragten "Konflikte mit anderen Unternehmensvorgaben" Öko-Initiativen für die hausinterne ITK, schreibt IDC. Einer dieser Konflikte dürfte sein, dass die Einführung von Green-IT-Konzepten erst einmal Geld kostet, bevor die Früchte solch einer Öko-Strategie geerntet werden können.

Eine Erkenntnis der IDC-Umfrage ist ebenfalls sehr interessant: Das Management ist bei Überlegungen zur Einrichtung einer ökologisch korrekten ITK nicht der Bremsklotz. Lediglich 24 Prozent aller befragten IT-Verantwortlichen fühlt sich von den Entscheidern in einem Konzern in Sachen Green IT unzureichend unterstützt.

Green-IT-Thematik noch entwicklungsfähig

Etwas überraschend ist ein weiteres Ergebnis der IDC-Studie: Zwei Drittel aller Unternehmen (67 Prozent) in Deutschland sehen keine Anreize zu Einsparungen beim Stromverbrauch in der IT. Das Marktforschungsinstitut kommentiert dieses Ergebnis mit der Aussage, hier müsse "noch nachgebessert werden, wenn man beispielsweise die geplanten Kosteneinsparungen auch tatsächlich realisieren will."

Das Ergebnis überrascht auch insofern, als das Borderstep-Institut aus Berlin einmal vorgerechnet hat, dass sich hier zu Lande die Stromkosten aufgrund der gestiegenen Energiepreise allein vom Jahr 2000 bis 2006 mehr als verdreifacht haben.

Die IDC-Studie zeigt schließlich, dass sich die meisten Firmen zurzeit "nur mit einzelnen Aspekten" des Themas befassen. Um Green IT in ganzer Breite in der Unternehmens-IT zu etablieren, müssen noch erhebliche Anstrengungen unternommen werden.

Thomas Meyer, Vice President der IDC European System and Infrastructure Solution Group, ist allerdings optimistisch: "Man kann davon ausgehen, dass Unternehmen in naher Zukunft ihre Green-IT-Investitionen steigern werden." Deutsche Großkonzerne hätten schon 3,9 Prozent ihres IT-Budgets in Green-IT-Projekte investiert. Meyer: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass in zwei Jahren die Investitionen in Green-IT 4,8 Prozent der IT-Budgets ausmachen werden." (Computerwoche/hal)