Kostenlose Anti-Malware mit USB-Boot-Funktion

Gratis-Tool Windows Defender Offline in der Praxis

22.12.2011 von Moritz Jäger
Microsoft gibt Admins mit dem Windows Defender Offline ein neues Tool an die Hand, mit dem sich Viren, Spyware sowie Rootkits aufspüren und entfernen lassen. TecChannel stellt die Software im Detail vor und prüft, wie sich der Windows Defender Offline in der Praxis schlägt.

Rechner sind oft nicht mehr nur von "normalen" Viren infiziert, immer häufiger setzen die Malware-Autoren auf Rootkits, um die Präsenz der jeweiligen Schadprogramme zu verbergen. Da Rootkits normalerweise vor dem Betriebssystem gestartet werden, können sie sich und anderen bösartigen Code vor dem Zugriff durch Sicherheitsprogramme schützen. Microsoft reagiert mit einer Offline-Version des Microsoft Defender auf diesen Trend. Beim Windows Defender Offline wird die Scan-Engine komplett mit den aktuellen Signaturen auf einem Boot-fähigen Medium untergebracht.

Windows Defender Offline: Das Sicherheits-Tool kann Startmedien erstellen und verseuchte Windows-Installationen säubern.

Download: Windows Defender Offline

Aktuell ist die Software noch in der Beta-Phase. Microsoft bietet das Windows-Offline-Defender-Programm auf dieser Seite zum Download an. Und hier ist auch schon die erste Hürde, denn Defender Offline gibt es in einer 32- und einer 64-Bit-Version. Wichtig dabei: Die Bezeichnung bezieht sich nicht auf das Betriebssystem, von dem aus man das Boot-Medium vorbereitet, sondern auf das Zielsystem, also den Windows-Rechner, der später mit dem Tool überprüft werden soll.

Der Installer ist dabei lediglich 800 KByte groß. Nach einem Doppelklick startet der eigentliche Installationsvorgang. Zunächst wird das Zielmedium definiert. Zur Auswahl stehen eine in einem Brenner eingelegte DVD oder CD, ein am System angeschlossenes USB-Medium und das Erstellen einer ISO-Datei. Wichtig dabei: Entscheidet man sich für den USB-Stick, wird dieser vor dem Erstellen des Mediums komplett gelöscht - wer darauf also wichtige Daten speichert, sollte diese vorher sichern. Der USB-Stick oder der Datenträger muss mindestens 250 MByte Speicherplatz bieten.

Der Assistent holt sich anschließend sämtliche Daten inklusive der aktuellen Signaturen von den Microsoft-Servern und speichert diese auf dem jeweiligen Medium. Mit dem neu erstellten Medium wird der zu säubernde Rechner anschließend gestartet.

Installation des Windows Defender Offline
Windows Defender Offline
Der Startbildschirm der Installation
Windows Defender Offline
Die EULA
Windows Defender Offline
USB-Laufwerke sind eine praktische Alternativen zu CD/DVDs
Windows Defender Offline
Entscheidet man sich für die USB-Variante, wird das USB-Medium zuvor komplett formatiert.
Windows Defender Offline
Wird die ISO-Variante gewählt, kann man hier den Zielpfad festlegen.
Windows Defender Offline
Auch wenn hier die ISO-Variante beschrieben wird, der Weg ist für alle anderen Optionen gleich: Die Software lädt die aktuellen Signaturen herunter und integriert sie ins jeweilige Medium.
Windows Defender Offline
Das Medium wurde erstellt und ist einsatzbereit.

Scanvorgang

Bestätigt man während des Boot-Vorgangs den Start von CD/DVD, lädt das System automatisch den Windows Defender Offline. Microsoft nutzt für das Tool offensichtlich die hauseigene Pre-Boot-Umgebung. Diese unterstützt aber nur den Windows Defender Offline, eine Kommandozeile oder Funktionen zur Windows-Reparatur sind nicht enthalten.

Versionskonflikt: Nur wer das System mit der richtigen Version des Windows Defender Offline startet, erhält Zugriff.

Direkt nach dem Start kann man das lokale System durchsuchen, zur Auswahl stehen dabei Quick, Full oder Custom. Quick durchsucht dabei nur die Bereiche des Dateisystems, die eine Malware wahrscheinlich infizieren würde. Full durchsucht alle gespeicherten Dateien und alle Programme auf dem jeweiligen System, benötigt aber deutlich mehr Zeit als ein Quick-Scan. Wer Custom wählt, kann selbst auswählen, welche Bereiche der Windows Offline Defender durchsuchen soll.

Der Reiter "Update" ist selbsterklärend: Ist der Rechner per Ethernet-Kabel mit einem Netzwerk und dem Internet verbunden, kann die Software die neuesten Virensignaturen von Microsoft herunterladen und nutzen. Dies sollte man beispielsweise dann durchführen, wenn das Medium bereits vor längerer Zeit erstellt wurde - die Signaturen sind dann unter Umständen veraltet. "History" zeigt alle auf dem System gefundenen Einträge. In den "Settings" schließlich kann man bestimmte Bereiche und Dateitypen vom Scan ausnehmen oder den Windows Offline Defender mit dem Cloud-Schutz "Microsoft Active Protection Service" koppeln. Sobald man das Schließen-Symbol oben rechts drückt, startet die Software den Rechner neu.

In der Praxis konnten wir mit dem Medium erfolgreich Windows-7-Systeme mit 32- und 64-Bit starten. Anders sieht es dagegen bei Windows XP aus. Während wir verschiedene Laptops mit unterschiedlichen Konfigurationen starten und scannen konnten, schlug der Start von mehreren virtuellen Maschinen mit einer Fehlermeldung fehl, derzufolge das System die Windows-Partition nicht öffnen konnte.

Windows Defender Offline in Aktion
Windows Defender Offline
Windows Defender nach dem Start - die Software bietet drei verschiedene Suchoptionen, richtig Sinn macht aber nur die Option Full.
Windows Defender Offline
Windows Defender Offline in Aktion.
Windows Defender Offline
Der Scan ist abgeschlossen, die Software hat die Testdatei aufgespürt
Windows Defender Offline
Nachdem der Virus gefunden ist, stehen verschiedene Funktionen zur Verfügung. Dateien können entfernt oder unter Quarantäne gestellt werden.
Windows Defender Offline
Das Tool zeigt Details zum gefundenen Virus an, ein Klick auf den Link führt aber zu einer Fehlermeldung.
Windows Defender Offline
Windows Defender Offline hat den Eicar-Testvirus gefunden und erfolgreich entfernt.
Windows Defender Offline
Findet die Software keine Netzwerkverbindung, schlägt das Update fehl.
Windows Defender Offline
32- oder 64-Bit: Microsoft bietet zwei verschiedene Versionen der Software an, die zum jeweiligen Zielsystem passen müssen.
Windows Defender Offline
Diese Fehlermeldung hatten wir im Test mehrfach, wenn wir die Software auf einem virtuellen Windows XP testeten.

Fazit

Klar, der Windows Offline Defender befindet sich aktuell noch in einer Beta-Phase, allerdings hätte man von Microsoft durchaus eine flexiblerer Software erwarten können. Auch wenn sich die 32- und 64-Bit-Systeme unterscheiden, so sollte es doch möglich sein, beide Scan-Engines unter einer Oberfläche zu vereinen - oder zumindest nach dem Boot-Vorgang die passende Funktion auswählen zu können.

Langfristig sollte Microsoft dem Defender Offline noch ein paar Funktionen spendieren. So wäre es etwa hilfreich, wenn man nicht nur per Ethernet-Kabel, sondern auch über im PC oder Notebook integrierte Funkmodule die Signaturen aktualisieren könnte. Außerdem wäre es praktisch, wenn man über die Software auch gleich Zugriff auf den PC erlangt, etwa um wichtige Daten zu kopieren. Auch eine Screenshot-Funktion oder die Möglichkeit, Scan-Berichte abzuspeichern, wären gut, um die Reinigung des PCs zu dokumentieren.

Ein Vorbild könnten etwa die Notfall-CDs von Antivirenherstellern wie F-Secure oder Kaspersky sein. Diese setzen statt auf Windows auf ein abgespecktes Linux-System und beinhalten verschiedene Zusatzfunktionen. Dennoch ist der Windows Defender Offline eine praktische Software, die in den Werkzeugkasten eines Admins gehört. (mec)

Kurzinformation: Windows Defender Offline

Version:

Beta

Hersteller:

Microsoft

Download Link:

Microsoft-Seite

Sprache:

Englisch

Preis:

Kostenlos

System:

Windows

Alternativen:

Rettungssysteme von AV-Herstellern