Grafische Mailclients für Linux

06.09.2001 von OLIVER DREES 
E-Mail-Clients gehören zum wichtigsten Handwerkszeug auf dem Desktop. Wir untersuchen fünf aktuelle Kandidaten auf ihre Praxistauglichkeit.

In der heutigen durch E-Mail geprägten Zeit stellen die Anwender differenzierte Anforderungen an Mailclients. Die klassischen textbasierten Programme für die Konsole genügen vielen Usern nicht mehr. Sie fordern grafische Clientprogramme, die leistungsfähig und zudem einfach zu bedienen sind.

Unser Beitrag stellt Ihnen die fünf wichtigsten Vertreter dieser Gattung vor. Die Testriege umfasst

Alle Programme wurden in einem lokalen Netz getestet, das die notwendigen Server (IMAP, POP3, S/IMAP, S/POP) bereitstellte. Als Betriebssystem diente SuSE 7.2 Professional mit GNOME-Update auf Version 1.4 und der KDE-2.2-Aktualisierung von SuSE.

Evolution 0.11

Der Mailclient Evolution findet sich im aktuellen GNOME-Paket der Version 1.4. Das Programm fungiert als persönliches und Informations- und Managementtool. Dazu kombiniert es E-Mail, Terminplaner, Adressbuch und eine Aufgabenliste. Ferner soll ein Datenabgleich mit einem Palm möglich sein. In seiner Darstellung erinnert Evolution an Outlook.

Ein Executive Summary informiert auf einen Blick über die für den aktuellen Tag anstehenden Termine und Aufgaben. Auch neue Mails in der Inbox und andere Informationen finden sich hier. Es können mehrere POP3-, IMAP- oder lokale Accounts konfiguriert werden. POP-Mails landen zunächst grundsätzlich in der Inbox. Von hier aus lassen sie sich mit Hilfe von Filtern direkt beim Eingang auf andere Ordner verteilen, wobei Evolution die Mail-Bodys automatisch indiziert. Einmal definierte Filter können auch manuell auf die Nachrichten in beliebigen Ordnern ausgeführt werden.

Evolution 0.11: Nachrichten lesen

Sowohl lokal als auch im IMAP-Postfach kann der Anwender seine Mails in Ordnern organisieren. Diese dürfen wiederum Subfolder enthalten, was eine hierarchische Gliederung ermöglicht. Dabei erhöht die Möglichkeit zur Anzeige der Nachrichten nach Threads die Übersichtlichkeit.

Aus eingegangenen Nachrichten lässt sich bequem der Name des Absenders in das eigene Adressbuch übernehmen. Antworten können sowohl an den Sender als auch an alle Adressaten der Nachricht erfolgen. Über eine Antwort setzt Evolution dabei einen Text in der Struktur "Am ... schrieb ... <sendername>". In der getesteten Version lässt sich weder dieser Text modifizieren, noch das "<"-Zeichen als Zitateinleitung verändern. Allerdings kann die Anzeigefarbe der Originalpassagen verändert werden, so dass diese besser auffallen. Die Farbe bezieht sich jedoch auf alle Ebenen zitierter Nachrichten, verschiedene Farben für unterschiedliche Ebenen beherrscht Evolution nicht. Auch Links zu Webadressen hebt der Client farbig hervor.

Evolution 0.11: Nachrichten verfassen

Beim Schreiben von Nachrichten können verschiedene Identitäten von den konfigurierten Accounts verwendet werden. Die Empfänger-Adressen (To, CC, BCC) lassen sich bequem aus dem Adressbuch übernehmen. Auch den Zugriff auf LDAP-Verzeichnisse beherrscht Evolution prinzipiell.

Allerdings ist nicht jede Binärdistribution mit den entsprechenden Optionen übersetzt worden. Benötigen Sie diese Funktion, sollten Sie das Programm sicherheitshalber neu kompilieren. Hier gilt es zu beachten, dass dazu gegebenenfalls einige zusätzliche Pakete installiert werden müssen, um alle notwendigen Abhängigkeiten aufzulösen.

Zwar lassen sich Nachrichten sowohl im Textformat als auch als HTML-Mail verfassen, eine Rechtschreibprüfung bietet Evolution derzeit jedoch noch nicht an. Dafür können die Mails via GNU Privacy Guard signiert oder auch verschlüsselt werden.

Evolution 0.11: Import und Export

Zum Import von Nachrichten aus anderen Mailclients stehen Filter für Outlook Express 4 und für Dateien im mbox-Format zur Verfügung. Dabei erfolgt der Import in einen definierbaren Ordner. Ferner übernimmt Evolution auf Wunsch Kontaktdaten im vCard-Format, wie sie beispielsweise Netscape Messenger oder GnomeCard erzeugen.

Der Import selbst großer Dateien im mbox-Format verläuft stressfrei. Ein Outlook-Express-Postfach für die Version 4 stand für den Test nicht zur Verfügung. Ein expliziter Nachrichtenexport existiert zwar nicht, aber Evolution speichert die Mails ohnehin im textbasierten mbox-Format. Zudem lassen sich einzelne Nachrichten gezielt in Textdateien speichern.

Kontakte können als vCard exportiert oder aus dem Adressbuch heraus per E-Mail versendet werden. Falls man eine solche Nachricht erhält, bietet Evolution die Möglichkeit, die Kontaktinformationen direkt ins Adressbuch zu übernehmen.

Evolution 0.11: Nachrichten suchen

Für die Suche nach bestimmten Nachrichten steht ein ausgeklügelter Mechanismus zur Verfügung. Als Standard-Suchkriterien dienen Absender, Headertext und Mail-Body sowie beliebige Kombinationen daraus. Wem diese Möglichkeiten nicht ausreichen, der kann für sich selbst umfangreichere Filterregeln definieren, etwa nach allen Nachrichten für einen bestimmten Empfänger, die Anhänge enthalten.

Im Normalfall bezieht sich die Suche auf den aktuellen Ordner. Alle Suchergebnisse legt Evolution in virtuellen Foldern ab, die sich sowohl einzeln als auch beliebig gruppiert durchforsten lassen. Kommen neue Nachrichten hinzu, die den Suchkriterien entsprechen, passt das Programm die Anzeige der virtuellen Ordner dynamisch an. Dieses Evolution-eigene Feature ermöglicht den bequemen und schnellen Zugriff auf bestimmte Informationen.

Zu guter Letzt lassen sich Nachrichten natürlich auch ausdrucken. Das entsprechende Programm-Modul bietet die Möglichkeit einer Druckvorschau und gibt seine Daten nicht nur direkt auf Printer, sondern auch als PDF, in eine Datei oder über gfax aus.

Evolution 0.11: Fazit

Trotz seines Beta-Status beeindruckt Evolution als leistungsstarker Mailclient. Vor allem jene Anwender, die auf eine integrierte Lösung mit Kalender und Adressbuch Wert legen, werden an Evolution schnell Gefallen finden. Auch die virtuellen Ordner, die den schnellen Zugriff auf wieder benötigte Suchergebnisse bieten, möchte man bald nicht mehr missen. Mobile Nutzer wissen zu schätzen, dass Evolution die Mail-Header sowie die bereits gelesenen Nachrichten auf dem lokalen Computer für den Offline-Betrieb speichert. Die Schnittstelle zu GNU Privacy Guard zum Verschlüsseln bzw. Signieren von Nachrichten rundet den positiven Gesamteindruck ab.

Nur wenige Wermutstropfen trüben die Freude an der Evolution-Beta. So lassen sich Nachrichten momentan noch nicht per Drag-and-drop verschieben, und auch die Änderung von Eigenschaften über Kontextmenüs funktioniert an vielen Stellen noch nicht.

Quickinfo

Produkt

Evolution 0.11

Hersteller

Ximian

Preis

kostenlos

Download

www.ximian.com (je nach Distribution rund 30 MByte)

Vorraussetzungen

Hardware

keine Angabe

Betriebssystem

Linux 2.x, Sun Solaris ab 7

Alle Details und die Wertung finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

KMail 1.3

Das Programm KMail zählt zum offiziellen Fundus des KDE-Pakets. Der kompakte Mailclient kann auf mehrere POP3-, IMAP- oder lokale Mailboxen zugreifen. Die Nachrichten lagert er in Ordnern, die wiederum Unterordner zum Aufbau einer hierarchischen Struktur enthalten dürfen. Die Accounts lassen sich so einstellen, dass eingehende Nachrichten in separate Verzeichnisse in der Ordnerstruktur einsortiert werden und nicht alle in einem Eingangskorb landen.

Ferner stehen Filter zur Verfügung, mit deren Hilfe Nachrichten direkt beim Nachrichteneingang bearbeitet werden können. So lassen sie sich beispielsweise in einen bestimmten Ordner verschieben oder direkt an einen anderen Empfänger weiterleiten. Das funktioniert nicht nur für eingehende Nachrichten, sondern bei Bedarf auch für manuell markierte Mails.

KMail 1.3: Nachrichten lesen

Die Nachrichten-Anzeige in den Ordnern kann nach Mail-Threads erfolgen, so dass sich Diskussionen bequem verfolgen lassen. Ungelesene Nachrichten jüngeren Datums hebt KMail in roter Farbe hervor, ältere markiert das Programm in Blau.

In den Einstellungen kann der Anwender verschiedene Farben für die ersten drei Zitatebenen vorgeben. Zum Sammeln der Kontaktdaten dient üblicherweise das KMail-eigene Adressbuch, es steht aber auch eine Schnittstelle zum externen KAddressBook zur Verfügung. Leider lassen sich die Absenderinformationen nicht automatisch zum Adressbuch hinzufügen.

Ein nettes Feature stellt die Möglichkeit dar, einem Ordner eine Mailingliste in Form einer eigenen Adresse zuzuordnen. So kann man direkt an die Liste antworten, ohne den Empfänger manuell ändern zu müssen.

KMail 1.3: Nachrichten verfassen

Beim Erstellen neuer Nachrichten operiert KMail mit der vordefinierten Standard-Identität, die sich jedoch beliebig wechseln lässt. Das kann nicht nur manuell, sondern auch automatisch erfolgen. So kann man beispielsweise zu jedem Ordner eine eigenes Alias vergeben. Wird eine Nachricht von einem solchen Ordner aus erstellt, verwendet KMail per Default die entsprechende Identität. Die Empfängeradressen übernimmt der Client auf Wunsch aus dem Adressbuch. Den Zugriff auf einen LDAP-Verzeichnisdienst beherrscht KMail nicht.

Beim Beantworten von Nachrichten steht die bereits erwähnte farbige Hervorhebung der ersten drei Zitatebenen nicht zur Verfügung. Die Verschlüsselung oder Signierung von Nachrichten per PGP und GNU Privacy Guard dagegen nimmt KMail bei Bedarf vor. Über die entsprechende Schnittstelle lassen sich zudem auch öffentliche Schlüssel auf einfache Art und Weise an eine Nachricht anhängen. Auch umgekehrt funktioniert das: Beim Lesen einer verschlüsselten Nachricht fordert KMail automatisch zur Eingabe der Passphrase auf.

Für die Rechtschreibprüfung greift der Client auf Ispell oder Aspell zurück. HTML-Mails lassen sich mit KMail nicht erstellen, eingehende Nachrichten im Webformat zeigt das Programm als reine Textnachrichten an. Die HTML-Nachricht hängt es als Attachment an, das bei Bedarf per Browser betrachtet werden muss.

KMail 1.3: Import und Suchfunktionen

KMail importiert Nachrichten aus Outlook Express 4 und 5 sowie Pegasus Mail. Ferner bietet der Client Übernahmefilter für Adressen von MS Exchange, Netscape und Eudora Light. Ordner im mbox-Format können aus anderen Programmen einfach ins Mailverzeichnis kopiert werden und stehen beim nächsten Programmstart automatisch zur Verfügung. Da KMail die Ordner ohnehin im textorientierten mbox-Format speichert, ist ein expliziter Folderexport nicht vonnöten. Die meisten Linux-Mailclients können solche Ordner direkt einlesen.

Die Suche nach Nachrichten kann über verschiedene Felder der Nachrichten erfolgen, beschränkt sich jedoch auf zwei Suchkriterien. Dabei schränkt KMail wahlweise die Suche auf den aktuellen Ordner ein oder nimmt sie global vor.

Einzelne Nachrichten gibt das Programm wahlweise direkt auf einem Drücker aus, versendet sie über KDEPrintfax als Fax, schreibt sie im Postscript- oder PDF-Format in eine Datei oder verschickt sie als PDF-File.

KMail 1.3: Fazit

Das nahtlos in den KDE-Desktop integrierte KMail entpuppt sich als einfach zu bedienender und dennoch sehr leistungsfähiger Mailclient. Die Einarbeitung geht dank übersichtlicher Menüs und Drag-and-drop-Fähigkeit schnell vonstatten.

Die guten Filterfunktionen sowie die Mailinglisten-Option für Ordner bieten für den Umgang mit Diskussionslisten hervorragende Möglichkeiten. Als Manko bleibt zu verzeichnen, dass KMail das Anlegen von Verzeichnissen auf IMAP-Servern nicht unterstützt.

Quickinfo

Produkt

Kmail 1.3

Hersteller

KDE

Preis

Kostenlos

Download

www.kde.org

Vorraussetzungen

Hardware

keine Angabe

Betriebssystem

FreeBSD, HP-UX, IBM AIX ab 4.3.3.0, Linux 2.x, SGI Irix, Sun Solaris

Alle Details und die Wertung finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

Mozilla 0.9.2

Das Mozilla-Projekt entstand ursprünglich aus der Veröffentlichung der Netscape-Quellcodes. Diese verwandtschaftlichen Beziehungen sind der Benutzeroberfläche, dem Funktionsumfang des Browsers sowie den integrierten Mailclients noch immer deutlich anzumerken. Inzwischen fungiert Mozilla als "großer Bruder", die aktuellen Netscape-6-Versionen entstammen seinen Milestones.

Mozilla ist multikontenfähig und verwaltet sowohl POP3 - als auch IMAP -Accounts. Auf Wunsch überprüft er alle zugehörigen Postfächer in regelmäßigen Abständen auf neue Nachrichten. Diese stellt er automatisch in die Inbox des jeweiligen Accounts. Von dort aus lassen sie sich bei Bedarf über Filter automatisch in andere Ordner verschieben.

Mozilla 0.9.2: Nachrichten lesen

Die Ordneransicht kann so eingestellt werden, dass Mozilla zu einer Diskussion gehörende Nachrichten optisch zu Mail-Threads gruppiert. Aus den gelesenen Nachrichten extrahiert das Programm automatisch die Absenderdaten und nimmt sie in die Kategorie "Collected Addresses" des Adressbuchs auf.

Dieser Bereich wird bis zu einer in den Optionen festgelegten Höchstgrenze gefüllt, ältere Einträge löscht Mozilla bei Überschreiten der Kapazität. Daneben kann der Anwender Adressen auch durch Anklicken des Mailheaders manuell erfassen, wobei sich zusätzliche Adressinformationen, wie etwa Postanschrift oder Telefonnummer, zusätzlich mit eingeben lassen.

Beim Lesen von Nachrichten kennzeichnet Mozilla die einzelnen Zitatebenen durch vorangestellte blaue Striche. Über die Optionen kann der Anwender zudem je nach Geschmack die Einstellungen für Schriftart und Schriftgröße dieser Passagen verändern. Ungelesene Nachrichten markiert das Programm in der Ordneransicht durch Fettung.

Mozilla 0.9.2: Nachrichten schreiben

Beim Schreiben von Nachrichten können Sie aus den Identitäten der konfigurierten Accounts auswählen. Auch beim Antworten wird den Zitatebenen ein blauer Strich vorangestellt, so dass die Übersichtlichkeit auch beim Schreiben erhalten bleibt. Die Empfänger-Adressen lassen sich aus dem Adressbuch übernehmen oder Sie können die Auto-Vervollständigung beim Schreiben der Adresse nutzen, sofern sie diese Möglichkeit in den globalen Einstellungen aktiviert haben. Gemäß der Funktionsbeschreibung soll der Zugriff auf LDAP-Verzeichnisse möglich sein, im Test gelang das jedoch nicht, wenngleich Mozilla noch einmal selbst mit den entsprechenden Schaltern kompiliert wurde. Eine Verschlüsselung bzw. eine Signierung einer Nachricht mit GNU Privacy Guard aus Mozilla heraus ist nicht möglich.

Mozilla 0.9.2: Import und Suche

Der Import von Nachrichten war im Test nicht möglich. Zwar findet sich ein entsprechender Punkt in den Menüs, dort steht aber lediglich ein Text-Import-Filter zur Adressübernahme zur Verfügung. Man kann sich jedoch dadurch behelfen, dass man aus Mozilla heraus einen Ordner anlegt und an die Stelle der erzeugten Datei die zu importierenden Nachrichten im mbox-Format kopiert. Nach einem Neustart des Programms hat man dann Zugriff auf die Nachrichten. Die Exportmöglichkeiten für Nachrichten beschränken sich auf die Speicherung der Nachrichtenordner im mbox-Format und die Ausgabe einzelner Mails als .eml-File.

Die Suche nach Mails kann über beliebige Kriterien erfolgen, wie etwa Datum, Absender oder Alter der Nachricht. Dabei durchforstet Mozilla jeweils einen kompletten Account oder dessen einzelne Folder. Eine globale Suche über alle Accounts und Ordner beherrscht der Client nicht. Über den Print-Dialog lassen sich Nachrichten direkt auf einen Drucker oder optional in eine Datei ausgeben. Dabei zeigt Mozilla eine Druckvorschau. Ferner können Sie Nachrichten als Text- oder HTML-Datei abspeichern.

Mozilla 0.9.2: Fazit

Mozilla ähnelt weitgehend den aktuellen Netscape-6.x-Versionen. Daher bietet es den gleichen Funktionsumfang mit den gleichen Beschränkungen. Der Hauptvorteil dieses Mailclient liegt in seiner plattformübergreifenden Verfügbarkeit, so dass die Arbeit unter verschiedenen Betriebssystemen keine Umgewöhnung erfordert. Mobile Anwender schätzen die Möglichkeit, IMAP-Ordner auf der lokalen Festplatte zu speichern, so dass offline gearbeitet werden kann.

Quickinfo

Produkt

Mozilla 0.9.2

Hersteller

Mozilla

Preis

Kostenlos

Download

www.mozilla.org

Vorraussetzungen

Hardware

keine Angabe

Betriebssystem

Apple MacOS, BeOS, BSD/OS, Digital OpenVMS, FreeBSD, HP-UX, IBM AIX, IBM OS/2, Linux 2.x, SGI Irix, Sun Solaris, Tru64, Windows

Alle Details und die Wertung finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

Balsa 1.0.0

Balsa ist der offizielle Mailclient für den GNOME-Desktop der Version 1.4. Es handelt sich um ein einfaches Programm, mit dessen Hilfe sich mehrere POP3-Postfächer abgefragen lassen. Auch auf IMAP-Konten kann Balsa zugreifen, gibt sich dabei jedoch derzeit noch recht unkomfortabel: Es gilt, jeden einzelnen IMAP-Ordner manuell hinzuzufügen, wozu man den genauen Ordnernamen auf dem Server kennen muss.

Balsa organisiert alle Nachrichten in als "Postfächern" bezeichneten mbox-Files, die aus dem Programm heraus angelegt werden können. Über die "Postfächer" kann man auch auf Dateien anderer Programme zugreifen, sofern diese im mbox-Format vorliegen. Eine mehrstufige Ordnerstruktur kann das Programm nicht anlegen.

Solche hierarchische Strukturen lassen sich nur durch manuelles Eingreifen realisieren, indem im Balsa-Postfachverzeichnis andere Verzeichnisse angelegt und die entsprechenden Postfachdateien dorthin verschoben werden. Beim nächsten Programmstart erkennt Balsa immerhin die Unterordner und fügt sie in die Ansicht ein. Auf Filter, die eingehende Nachrichten direkt beim Eingang behandeln, muss der Anwender verzichten.

Balsa 1.0.0: Nachrichten lesen

Zwar lässt sich die Ordneransicht nach den verschiedenen Feldern sortieren, eine Anzeige nach Mail-Threads beherrscht Balsa hingegen nicht. Beim Lesen von Nachrichten stellt das Programm Zitate auf Wunsch farbig dar, unterscheidet dabei jedoch nicht nach verschiedenen Zitatebenen.

Eine Suchfunktion zum Auffinden bestimmter Informationen existiert nicht. Ungelesene Nachrichten hebt Balsa nicht optisch hervor, sondern kennzeichnet sie lediglich über ein Symbol in der Ordneransicht. Immerhin markiert der Client Postfächer farbig, für die neue Nachrichten abgeholt wurden. Auch zeigt er die Anzahl der ungelesenen Nachrichten in den Postfächern an.

Balsa 1.0.0: Nachrichten schreiben

Nachrichten erstellt Balsa ausschließlich im Textformat, eine Schnittstelle zum Verschlüsseln oder Signieren von Nachrichten existiert nicht. Weder lässt sich der Text für Zitateinleitungen modifizieren, noch beherrscht der Client die farbige Hervorhebung zitierter Passagen. Obwohl das Programm auch mehrere Accounts verwalten kann, fehlt eine Möglichkeit zum automatischen Wechsel der Identität. Stattdessen muss der Anwender beim Verfassen einer Mail das Headerfeld "Von" einblenden und modifizieren.

Dabei kooperiert Balsa immerhin mit dem als Adressbuch eingesetzten GnomeCard. Dies übernimmt auf Knopfdruck auch Adressen aus eingegangenen Mails oder beliefert Balsa mit Empfängerdaten. Letzeres funktioniert bei entsprechender Konfiguration sogar inklusive Auto-Vervollständigung. Falls Balsa mit den entsprechenden Optionen kompiliert wurde, sollte auch der Zugriff auf LDAP-Verzeichnisse möglich sein. Jedoch klappte die Übersetzung aus den Quellen in unseren Tests auf Grund verschiedener Fehler nicht.

Balsa 1.0.0: Import und Druck

Als Speicherformat für die Nachrichten setzt Balsa ganz auf den mbox-Standard. Entsprechend beschränkt sich der Nachrichtenimport aus anderen Programmen auf existierende Daten im mbox-Format, andere Importfilter stehen nicht zur Verfügung. Auch auf Exportfunktionen verzichtet der Client, so dass sich nur mit mbox-fähigen Programmen Mails austauschen lassen.

Das Druckmodul bietet verschiedene Möglichkeiten zum Ausgeben von Nachrichten und verfügt zudem über eine Vorschaufunktion. Je nach Bedarf lassen sich Mails direkt auf den Drucker ausgeben, im Postskript- oder PDF-Format in eine Datei schreiben oder unmittelbar über gfax verschicken.

Balsa 1.0.0: Fazit

Mittlerweile liegt Balsa bereits als Version 1.1.7 vor, allerdings nur in Source-Form. Da mit den GNOME-Binärpaketen bislang Balsa 1.0.0 geliefert wird und die Übersetzung der aktuellen Version aufgrund der notwendigen Abhängigkeiten nicht gerade komfortabel ist, haben wir dennoch die ältere Version getestet. Diese kann in der vorliegenden Form nicht überzeugen, da sie zum vernünftigen Betrieb zu viele manuelle Eingriffe erfordert.

Die Version 1.1.7 verspricht in manchen Details einen verbesserten Funktionsumfang. Dazu zählen ein einfacherer Zugriff auf IMAP-Postfächer, flexibel wechselbare Identitäten, Gruppierung der Mails nach Threads sowie die farbliche Hervorhebung von Links und bis zu sechs Zitatebenen. Wer in den Genuss dieser Vorteile kommen will, muss bislang jedoch zum Compiler greifen.

Quickinfo

Produkt

Balsa 1.0.0

Hersteller

Balsa

Preis

Kostenlos

Download

www.balsa.net

Vorraussetzungen

Hardware

keine Angabe

Betriebssystem

FreeBSD, HP-UX, IBM AIX, Linux 2.x, NetBSD, OpenBSD, SGI Irix, Sun Solaris

Alle Details und die Wertung finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

ICEMail 3.0.5

Als plattformunabhängige Applikation haben seine Entwickler den Mailclient ICEMail implementiert. Er wurde komplett in Java2 geschrieben und kann somit auf jedem System zum Einsatz kommen, für das eine Java-VM existiert. Allerdings fällt der Funktionsumfang des Clients recht schmal aus. Immerhin kann ICEMail sowohl mit POP3- als auch IMAP-Accounts umgehen. Per POP abgeholte Mails landen grundsätzlich im Eingangsordner des ersten konfigurierten Accounts, obwohl für jedes Konto ein separates Symbol in der Ordneransicht erscheint.

ICEMail verwaltet die Nachrichten einer hierarchischen Ordnerstruktur und lagert dabei jede Mail in einem separaten File. Das Programm sortiert die Ordneransicht auf Wunsch nach verschiedenen Feldern, was bei umfangreichen Ordnern jedoch geraume Zeit in Anspruch nimmt. Ungelesene Nachrichten kennzeichnet ICEMail mit roter Hinterlegung. Eine Gliederung nach Mail-Threads oder die farbige Hervorhebung von Zitaten beherrscht der Client ebenso wenig wie die Suche nach einzelnen Mails.

ICEMail 3.05: Funktionen

Mit ICEMail können Sie zwar verschiedene Postfächer abfragen. Es gibt jedoch nur eine Standard-Identität, die Sie manuell verändern müssen. Ein Adressbuch bietet der Client nicht, alle Adressen sind manuell einzutragen. Beim Verfassen von Nachrichten unterstützt ICEMail lediglich das Textformat. Auch eingehende Nachrichten stellt der Client nur als Text dar, kann sie jedoch zur Betrachtung an den HotJava-Browser weiterleiten. Über Java-Komponenten von Drittanbietern soll laut Hilfedateien auch ein Verschlüsseln, bzw. Signieren von Nachrichten möglich sein.

Mails exportiert ICEMail auf Wunsch in separate Dateien. Diese entsprechen quasi dem mbox-Format, wenngleich sich nicht mehrere Nachrichten in eine Datei exportieren lassen. Ein Importfilter zum Nachrichtenimport existiert hingegen nicht. Die Druckfunktionen beschränken sich auf die Möglichkeit zur Ausgabe von Nachrichten direkt auf den Drucker oder in eine Datei.

ICEMail 3.0.5: Fazit

Insgesamt bietet ICEMail den schmalsten Funktionsumfang im Testumfeld. Zwar offeriert der Mailclient zumindest die grundlegenden Funktionen wie Multikontenfähigkeit für POP3- und IMAP-Accounts. Das Arbeiten mit dem Programm gestaltet sich jedoch an manchen Stellen etwas umständlich, zudem gibt es sich vor allem beim Sortieren wenig performant. Damit erscheint der Einsatz von ICEMail lediglich in solchen Fällen interessant, wo ein einheitlicher Mailclient für verschiedenste Plattformen benötigt wird.

Quickinfo

Produkt

ICEMail 3.0.5

Hersteller

ICEMail

Preis

kostenlos

Download

www.icemail.org

Vorraussetzungen

Hardware

keine Angabe

Betriebssystem

jedes Betriebssystem mit Java2-Support

Alle Details und die Wertung finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

Fazit

Alle vorgestellten Clients stellen zumindest die grundlegenden Funktionen bereit und können zudem Nachrichten von verschiedenen POP3-Postfächern abholen. Auch IMAP-Accounts integrieren bis auf Balsa alle Testkandidaten gut. Als einziges getestetes Programm erlaubt Evolution separate Ausgangsserver für jeden Mailaccount, so dass man nicht auf SMTP-Relaying durch den Provider angewiesen ist.

Beim weiteren Funktionsumfang allerdings scheiden sich die Geister. ICEMail 3.0.5 und Balsa 1.1.0 können hier nicht überzeugen. KMail 1.3 und Mozilla 0.9.2 dagegen bieten weder hinsichtlich der Fähigkeiten noch des Bedienkomforts Grund zur Klage. Speziell wer für heterogene Rechnerlandschaften einen einheitlichen Mailclient sucht, ist mit Mozilla bestens bedient.

Als weitaus interessantester Kandidat imTestfeld positioniert sich jedoch Evolution 0.11. Obgleich noch in der Betaphase und an manchen Stellen noch nicht völlig einsatzreif, bietet das Programm einen überzeugenden Funktionsumfang und clevere Lösungen. Wer auf eine integrierte Lösung mit Kalender und Adressverwaltung Wert legt, sollte die weitere Entwicklung von Evolution genau im Auge behalten. (jlu)