Google und IBM promoten Cloud Computing

09.10.2007
Google und IBM kooperieren mit einer Reihe von Universitäten, um das so genannte Cloud Computing voranzutreiben.

Die beiden Konzernchefs Eric Schmidt und Samuel Palmisano kündigten in einem gemeinsamen Telefoninterview an, ihre Firmen würden jeweils zwischen 20 und 25 Millionen Dollar für Hardware, Software und Services locker machen, die dann Informatik-Professoren und deren Studenten nutzen können.

Beim Cloud Computing, für das sich auch schon andere Branchenschwergewichte wie Microsoft oder Sun Microsystems interessieren, werden in einem entfernten Rechenzentrum parallelisierte Rechner mit zusammen hoher Leistung bereitgestellt. In dieser "Wolke" können viele Anwendungen ("traditionell" so genannte Rich Internet Applications mit AJAX-Technik) gleichzeitig laufen und von vielen gleichzeitigen Nutzern verwendet werden.

Das Konzept verspricht Universitäten, aber auch Unternehmen die Möglichkeit, Ressourcen gemeinsam zu nutzen, statt ihre teuren, eigenen Rechenzentren immer weiter auszubauen. Auf der Gegenseite stellen sich natürlich Fragen nach Sicherheit, Verfügbarkeit und Benutzerfreundlichkeit.

Google und IBM wollen im Rahmen ihrer Kooperation anfänglich rund 400 und später 4000 Computer an verschiedenen Standorten installieren. Darauf können dann sechs US-amerikanische Universitäten zugreifen, angeführt von der University of Washington in Seattle, wo einige der beim Cloud Computing benutzten Programmiertechniken entwickelt wurden. Weitere Pilot-Unis sind die Carnegie Mellon University, das Massachusetts Institute of Technology (MIT), die Stanford University, die University of California at Berkeley sowie die University of Maryland.

Wettbewerb gegen Microsoft

Nach Angaben von IBM-Chef Palmisano wurde der Grundstein für die Zusammenarbeit bei einem Treffen zwischen ihm und Eric Schmidt im "Googleplex" in Mountain View im vergangenen Dezember gelegt. IBM und Google hätten ähnliche Ansichten hinsichtlich der Zukunft von Cloud Computing, das im Übrigen auch die technische Basis der Architektur für Googles populäre Internetsuche bildet.

Beide Unternehmen verfügten über spezielle Fachkenntnisse, so Palmisano, die sich hervorragend ergänzten - IBM beim Betrieb von Rechenzentren und der Verwaltung von Rechnersicherheit, Google in Sachen Webcomputing und massiv skalierende Cluster.

Aus Sicht von IBM und Google wird in der Informatikausbildung noch immer viel zu sehr die Programmierung eines einzelnen Servers gelehrt; den Studierenden würden zu wenig Angebote im Bereich der parallelen Programmierung gemacht.

Der IDC-Analyst Frank Gens ergänzt, beide Firmen vereine natürlich auch der Wettbewerb gegen Microsoft, und sie wollten "die Zukunft des Online-Geschäfts beeinflussen, bevor Microsoft sich dort stärker ausbreitet". Google und IBM betonten passenderweise, dass ihre geplante Cloud-Infrastruktur in vielen Bereichen frei verfügbare Open-Source-Software nutzen werde und nicht proprietäre Programme, wie sie Microsoft verkauft.

Logischer Marktführer beim Cloud Computing

Sowohl Microsoft als auch Hewlett-Packard (HP) arbeiten nach eigenen Angaben an Cloud-Computing-Techniken. Microsoft will nach Aussagen seines Managements dabei vor allem seine Erfahrung im Betriebssystembereich nutzen, um Wege zur Verwaltung der großen Computermengen zu entwickeln, die beim Cloud Computing zum Einsatz kommen.

Mervyn Adriaan, Analyst bei Forrester Research, kommentiert: "Dies ist die nächste Generation der Rechnerarchitektur, und IBM will sich an deren Spitze setzen." Viele Studenten nutzten ohnehin Google-Applikationen, und das wolle sich Big Blue zu Nutze machen.

Google-CEO Schmidt sagte, die "IBM bekommt kein Ansehen für ihre Architektur, weil sie vom Mainframe-Image ausgebremst wird". Die Erfahrung der IBM beim Betrieb von Rechenzentren und der Entwicklung von Software, auf der viele Unternehmen ihre Computerinfrastruktur aufsetzten, mache den Partner "zum logischen Marktführer beim Cloud Computing". Palmisano war sogar zu Scherzen aufgelegt und ergänzte, im Rahmen des Projekts würden die jungen Ingenieure von Google und die "fetten alten Säcke" bei der IBM kombiniert. (Computerwoche/mje)