Privat vs. dienstlich

Generation Mobile plagt schlechtes Gewissen

25.05.2015 von Christiane Pütter
Die Gen M fühlt sich zwar unwohl, wenn sie am Arbeitsplatz privat mobile Endgeräte nutzt. Bei einem Verbot würden sie allerdings kündigen, so eine Studie von Harris Poll.

Der Marktforscher Harris Poll ruft eine neue Generation aus: die "Gen M" für mobile. Gemeint sind damit junge Männer zwischen 18 und 34 Jahren sowie Mütter Minderjähriger. Sie alle nutzen mobile Endgeräte für ihre Arbeit und zeichnen sich durch eine besonders starke Vermischung von beruflichen und privaten Aktivitäten aus.

Diese Bezeichnung geht auf eine Studie unter 3500 Angestellten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien sowie Japan und USA. Dokumentiert sind die Ergebnisse unter dem Stichwort "Gen-M" beim Auftraggeber der Befragung, dem Anbieter Mobilelron.

Shadow Tasking

Die Studienautoren führen einen zweiten Begriff ein: "Shadow Tasking". Das heißt: Die Gen M erledigt während der Arbeitszeit auf dem Smartphone persönliche Angelegenheiten sowie berufliche Aufgaben am Feierabend oder Wochenende.

Mobilelron über die Generation Mobile
Die Gen M
Der Marktforscher Harris Poll hat im Auftrag von Mobilelron 3500 Arbeitnehmer aus sechs Ländern befragt. Die Studie gibt Auskunft über die sogenannte Generation Mobile (Gen M).
Shadow Tasking
Die Gen M betreibt „Shadow Tasking“: sie erledigt während der Arbeitszeit auf dem Smartphone persönliche Angelegenheiten sowie berufliche Aufgaben am Feierabend oder Wochenende.
Privates während der Arbeit
So wird während der Arbeit privat gemailt, telefoniert und per SMS kommuniziert.
Dienstliches in der Freizeit
Ebenso werden in der Freizeit berufliche Mails gecheckt oder Telefonate geführt.
Nationale Besonderheiten
Glaubt man der Studie, haben deutsche Vertreter der Gen M besonders häufig ein schlechtes Gewissen wegen der Vermischung von Arbeit und Freizeit.
Kündigung
Nicht nur die deutschen, auch die anderen Gen M-Vertreter fühlen sich mit dem privaten Mailen am Arbeitsplatz unwohl. Dennoch bestehen sie darauf. Würde es der Arbeitgeber verbieten, reichten sie die Kündigung ein, erklären sie.
Wearable Devices
42 Prozent der Gen M-Vertreter haben bereits eine Smartwatch oder ein ähnliches Device beziehungsweise planen den Kauf. Über Wearables wollen sie auch auf das Intranet zugreifen.

Eben dieses Shadow Tasking bereitet den Arbeitnehmern jedoch ein schlechtes Gewissen. Zumindest erklären 58 Prozent der Befragten, sie fühlten sich unwohl, wenn sie im Büro Nachrichten von Freunden erhalten. Bei dienstlichen Mitteilungen, die sie in der Freizeit bekommen, reagieren 61 Prozent mit Schuldgefühlen.

Würden kündigen bei Verbot

Das führt jedoch nicht zu der Konsequenz, Privates und Dienstliches künftig stärker zu trennen. Ganz im Gegenteil: Eine klare Mehrheit von 60 Prozent der Befragten würde kündigen, sollte der Arbeitgeber solche privaten Aktivitäten verbieten.

Ein Vergleich der einzelnen Länder zeigt einige wenige nationale Besonderheiten: Franzosen erledigen mobile Aktivitäten gern während der Autofahrt, Spanier sitzen statistisch gesehen öfter im Bus oder der Bahn. Briten überwachen via Mobile am häufigsten ihr Zuhause. US-Amerikaner erledigen mobile Tasks gern im Badezimmer.

Waerables am Arbeitsplatz

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Mehr als vier von zehn Vertretern der Gen M (42 Prozent) besitzen bereits Waerables wie Smartwatches oder planen den Kauf. Fast jeder von ihnen (95 Prozent) will das Wearables auch am Arbeitsplatz nutzen, und zwar für folgende Aktivitäten: Annehmen von Telefonaten (58 Prozent), Lesen/Schreiben von Mails (56/45 Prozent) SMS (44 Prozent) sowie Kalender-Zugriff (40 Prozent) und Surfen im firmeneigenen Intranet (30 Prozent).

Zugriff aufs Intranet erfordert neue Arbeitsbestimmungen

Insbesondere Punkte wie der Zugriff auf das Intranet dürfte IT-Entscheider aufhorchen lassen. Bob Tinker, der CEO von Mobilelron, nutzt die Studie denn auch als Appell. Unternehmen benötigten zur Unterstützung der Gen M eine Neufassung ihrer Arbeitsbestimmungen, mahnt er. Das sei sowohl eine Aufgabe der Personalentwicklung als auch eine Technologie-Initiative.

So gibt Tinker zu bedenken, dass nächtliche Mails des Firmenvorstands die Mitarbeiter unter Druck setzen. Sie können solche Nachrichten als inakzeptable Störung ihres Privatlebens empfinden.

In puncto BYOD (Bring your own Device) rät Tinker zu einem finanziellen Ausgleich. Grundsätzlich sollten alle Mitarbeiter die Tools benutzen können, die sie für am besten geeignet halten.