Zensur nach negativem Testbericht

Gelöscht - Apple bringt iPhone-Kritiker zum Schweigen

15.07.2010 von pte pte
Apple löscht nach Veröffentlichung eines Consumer Reports negative Stimmen zum iPhone 4 aus seinen Online-Foren. Der US-Verbraucherschutzbericht rät explizit vom Kauf des neusten iPhone-Modells ab und sorgt für Diskussionsstoff.

Kurz nach Bekanntwerden der schlechten Testergebnisse entbrannte in den Support-Foren des Unternehmens eine Debatte um die technischen Mängel des iPhone 4 und den genannten Consumer Report. Apple gefiel das wenig, kritische Beiträge wurden umgehend wieder entfernt, wie mehrere US-Medien berichten.

Nicht alle Diskussionsstränge wurden gelöscht. Allerdings verlief die Suche nach vielen Postings in Verbindung mit dem Testbericht schon bald ergebnislos. Dabei konnten unterschiedliche Webseiten und Blogs zunächst festhalten, dass es mindestens zwei Diskussionsstränge zum Thema gab. Auch im Cache-Speicher der Suchmaschine Bing wurden die Beiträge erfasst, was wiederum bestätigt, dass Apple hier zensiert hat. Ein ähnliches Ergebnis liefert die Googlesuche. Klickt man auf einen gelisteten Beitrag aus den Foren, führt der Link laut Boy Genius Report ins Nichts.

iPhone 4
Apple iPhone 4
Das Display des iPhone 4 basiert nun auf der IPS-Technologie und weist eine Auflösung von 960 x 640 Pixel auf. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Mit der höheren Auflösung des 3,5-Zoll-Displays geht eine Pixel-Dichte einher, die über dem vom menschlichen Auge wahrnehmbaren Bereich liegen soll. Das Resultat: Ein bisher unerreichter Schärfegrad. Apple tauft die Technologie "Retina Display". (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Das iPhone 4 verfügt über eine Front- sowie eine Rückenkamera. Die Kamera an der Vorderseite wird für Videotelefonie genutzt; auf der Rückseite des Gerätes befindet sich eine 5-Megapixel-Kamera die Videos in 720p aufnimmt. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Der Videochat-Dienst des iPhone 4 heißt FaceTime. Ohne extra Einrichtung und ohne extra Kosten können iPhone-Besitzer die Videotelefonie nutzen. Technische Finessen wie die H.264-Kodierung des Video-Streams sollen für eine hohe Qualität des Services sorgen. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Von den Multitasking-Funktionen des iOS4 profitiert das iPhone 4 besonders auf Grund des neuen A4-Prozessors von Apple. Der gleiche CPU-Typ fand bereits im iPad Verwendung. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Apple bleibt seiner Tradition treu und verkauft das neue iPhone in schwarz und weiß. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
iPhone 4 wird ab dem 24.6. unter anderem in Deutschland erhältlich sein. Weitere Länder zum Verkaufsstart sind: USA, UK, Frankreich und Japan. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Wie bereits beim iPhone 3G S, wird die vierte iPhone-Generation mit 16 GByte und 32 GByte Flash-Speicher ausgestattet. Eine Erweiterung durch Speicherkarten ist jedoch nach wie vor nicht möglich. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Vorder- und Rückseite des neuen iPhone sind aus Glas gefertigt und soll eine Vielfaches der Stabilität von modernen Kunststoffen aufweisen. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Der Rahmen des iPhone 4 ist aus Edelstahl und dient nicht nur der Dekoration: Er fungiert als Antenne der integrierten UMTS-, WLAN- Bluetooth- und GPS-Empfänger. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Die Buttons für die Lautstärke sowie der Mute-Switch sind nun - wie beim iPad - aus Aluminium gefertigt. Spielerei: Plus- und Minussymbol wurden in die Lautstärkeregler eingraviert. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Auch an der Unterseite des iPhone befinden sich - wie gewohnt - der Dock-Connector sowie ein Lautsprecher samt Mikrofon. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Der neue LED-Blitz findet direkt neben der Kameralinse Platz. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
Gewohntes Bild: Der 3,5 mm Klinkenstecker. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
(Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
(Quelle: Apple)

"Apple hat sich vom Nischenprodukt zum Massenprodukt entwickelt. Eine kleine Fangemeinde verzeiht schneller Fehltritte und ist oft toleranter. Ein Massenmarkt verzeiht dagegen nicht so schnell Fehler - auch nicht Apple, da die tiefe Identifikation mit der Marke in solchen Märkten oft nicht so stark ausgeprägt ist", meint Marketing- und Social-Media-Experte David Nelles von von virtual identity gegenüber pressetext. "Viel schlimmer ist es dann noch, wenn die kritischen Stimmen zu dem Produkt im Web gelöscht werden - ein Sündenfall im Bereich Social Media."

Laut Nelles ist es offensichtlich, dass Apple ganz am Anfang einer Lernkurve steht. "Steve Jobs wird sich in Zukunft daran gewöhnen müssen, mit Kritik umzugehen. Das Löschen von Konsumentenmeinungen würde auf Dauer der Marke sicherlich schaden." Der Experte glaubt nicht, dass es sich um einen Trend handelt, vielmehr gehe es hier um einen Lernprozess, den auch andere Unternehmen durchmachen. "Zensur in diesem Umfang wird sicherlich keine Zukunft haben", ist Nelles überzeugt.

Allerdings greift Apple nicht zum ersten Mal zur Zensur. In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Fälle, in denen Beiträge aus den Foren gelöscht wurden. Viele Kritiker gehen sogar so weit, zu sagen, dass die "Zensur zur Unternehmensstrategie bei Apple dazu gehört". Auch bei seinen Produkten fällt Apple immer wieder mit Zensurmaßnahmen auf. Besonders rigoros ging das Unternehmen zuletzt beispielsweise bei Apps mit nackter Haut vor. Im Februar dieses Jahres wurden über 5.000 Anwendungen aus dem App Store gelöscht. Selbst Bikini-Fotos waren dem Konzern zu gewagt. (pte/cvi)