Geldeintreiber im Hotspot

11.03.2003
Derzeit ist es en vogue, kommerzielle Funknetze an öffentlich zugänglichen Orten aufzubauen, etwa in Messezentren - wie auf der CeBIT - oder auf Flughäfen und in Hotels. Dazu sind jedoch spezielle Gateways notwendig, die Funktionen für das Abrechnen der Dienste bereitstellen, etwa "Miranda" von Bluesign und "i250 Access" von Garderos.

Von: Bernd Reder

In der Abflughalle oder dem Kongresszentrum einfach ein paar Access Points zu montieren und über sie einen Zugang zum Internet anzubieten, ist schön und gut. Doch wer mit diesem Zusatzservice Geld verdienen will, muss ein vernünftiges Geschäftsmodell aufsetzen, die dazu passende Netzinfrastruktur aufbauen und vor allem ein Abrechnungssystem installieren. Dieses "Billing" und "Accounting" lässt sich nur mithilfe von Gateways durchführen.

Mehrere Firmen haben sich auf solche Produkte spezialisiert. Dazu zählen Nomadix und deren deutsche Partner Brainworks, Garderos, Bluesign und Service Factory. Im vorliegenden Artikel stellen wir die Lösungen der beiden Anbieter Garderos und Bluesign vor.

Garderos, ein Spin-off von Siemens ICN, hat die Software "i250 Access Gateway" entwickelt. Sie ist auf drahtlose und drahtgebundene Netze zugeschnitten, über die IP-Daten transportiert werden. Daher ist es gleich, welches Endgerät der User verwendet, sei es einen digitalen Assistenten, ein Notebook mit WLAN-Anschluss oder ein Smartphone. Das Gerät muss nur IP "sprechen". Das Gateway leitet die Anfrage des Benutzers zu einem Portal um, das einen Überblick über die Dienste und Tarife gibt.

Der Betreiber eines Netzes hat mit i250 die Möglichkeit, für jede Spielart von IP-Datendiens-ten separate Abrechnungsmodelle zu konzipieren. Das funktioniert unabhängig vom Übertragungsmedium, seien es WLANs, ein kabelgestütztes lokales Netz oder der LAN-Zugriff über DSL-Leitungen. "Unsere Software unterstützt im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten selbst den Netzzugang über GSM- oder UMTS-Verbindungen, inklusive des Abrechnens der Dienste", so Hans Christensen, Geschäftsführer von Garderos.

Eine Besonderheit von i250 ist nach Angaben von Christensen, dass es als Standalone-System oder in einer verteilten Umgebung eingesetzt werden kann. Die Einzelplatz-Variante kommt beispielsweise für Hotels in Frage, die ihren Gästen IP-Dienste über Wireless LANs anbieten möchten. Der dezentrale Ansatz ist dagegen für die Betreiber von Netzwerken interessant. Er erlaubt es ihnen, über Settop-Boxen, die an vielen Standorten stehen können, IP-Services beziehungsweise Inhalte (Content) an den Mann zu bringen. Die "Intelligenz" des Netzes, inklusive der Informationen über die Nutzer, Tarife und Servicemodelle, ist in diesem Fall in einem Network Operation Center angesiedelt.

Auch für den Transfer sensibler Daten ist das System gerüstet: Es verfügt über dynamische Firewalls, unterstützt dynamische IP-Adressen und erlaubt die Kommunikation über Virtuelle Private Netze.

Hotspots miteinander verbinden

Ebenfalls um eine Software-Lösung handelt es sich bei "Miranda" von Bluesign. Die zentralen Komponenten sind "Miranda.Local" für den Aufbau eines öffentlichen Funknetzes an einem Standort sowie "Miranda.Cent-ral", mit dem sich mehrere WLAN-Hotspots zu einem logischen Netz verbinden lassen. Meldet sich ein User nun in einem Hotspot an, werden seine Zugangsdaten und Abrechnungsinformationen, etwa die Kreditkartennummer, dort geprüft. Ist der Nutzer dem lokalen System nicht bekannt, stellt es eine Anfrage bei Miranda.Central und erlaubt nach Abgleich der Daten den Zugang zum Internet.

Miranda ordnet jeden Hotspot einem Provider zu, ebenso die entsprechenden Nutzerdaten. Mit dem System lassen sich somit die Hotspots mehrerer Betreiber verwalten und Abrechnungsdaten erstellen. Es unterstützt zudem ein zentrales Kartenmanagement. Solche Karten kann ein User in allen autorisierten Hotspots verwenden, um sich zu authentifizieren. Je nach Zeittarif werden zwei Arten von Karten erstellt:

- Prepaid Passed Time Central: Die Abrechung erfolgt auf Grundlage der vergangenen Zeit. Das bedeutet, nachdem sich der Kunde zum ersten Mal angemeldet hat, läuft das Zeitkontingent ab;

- Prepaid Used Time Central: Nur die effektive Online-Zeit wird berechnet.

Miranda.Central läuft auf Rechnern unter Windows 2000 Server, auf denen der Internet Information Server installiert ist.

Dieselben Abrechungsmodelle auf Basis von Prepaid-Karten wie die zentrale Variante unterstützt auch Miranda.Local. Die Software wird auf einem Linux-Server installiert, der als Gateway zum Internet fungiert. In-tegriert ist zusätzlich ein lokaler Apache-Webserver, über den ein Hotspot-Betreiber eigene Inhalte anbieten kann.

In einer späteren Ausgabe stellen wir die Gateways von Nomadix sowie die "Orbyte"-Systeme von Service Factory vor.